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Markus Rehm: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Druckversion

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RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Atanvarno - 01.08.2014

(01.08.2014, 10:36)lor-olli schrieb: Die Arbeit ist soweit ich weiß, noch nicht veröffentlicht, die Frage ist ob sie es überhaupt wird
Da frage ich mich, warum laut diesem Beitrag
http://trackandfieldnews.com/discussion/showthread.php?142821-Unfair-or-not&p=2486796&viewfull=1#post2486796
ein Pierre-Jean Vazel die komplette Arbeit vorliegen hat und daraus zitieren darf. Dann kann man das Ding doch gleich veröffentlichen, damit sich jeder ein Bild machen kann.
(man darf dann natürlich nicht wie Hellmuth anfangen zu zittern, sobald eine böse mathematische Formel auftaucht Wink )


RE: M. Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Javeling - 01.08.2014

Zitat:Gertrud schrieb:  Es ist nicht so schlimm, wenn wir es nicht wissen. Ein Biomechanik-Professor schrieb mit folgendes:
"Es tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, was ein Bilanzkoeffizient ist und wie er bestimmt wird.
Er ist in der Literatur nicht bekannt. Vielleicht etwas IAT- oder OSP-Selbstgestricktes?"
Bilanzdingsda hin oder her. Krampfhaft will man hier, sogar wissenschaftlich begründet, beweisen, dass der Start eines behinderten Athleten mit Prothese rechtens war. Meine Güte, ich wiederhole mich schon zum xtenmal. M. Rehm ist unter Vorbehalt gestartet.
Beweis : Nach dem Vorkampf kamen neun (9) statt acht (8) Teilnehmer in den Endkampf..... eigentlich ein Regelverstoß nach der IWR-Bestimmung !

Die Sachlage ist doch sowas von eindeutig, dass der Athlet (Name spielt doch keine Rolle, da die Regeln für alle Wettkampf-Teilnehmer gelten) mit einem nicht zugelassenen (selbstgebastelten ?) Sportgerät - ich nenne es mal so, da er es im normalen Alltag nicht benutzt - gestartet ist. Er durfte es sogar, nach der Regel 144 - Nationale Bestimmung DLV -, allerdings nur außer Konkurrenz !  

Die Unkenntnis der IWR-Bestimmungen in diesem Fall (man braucht ja nicht die ganze IWR im Kopp haben) bei den Beteiligten, Athlet und Trainerin (!), sind nicht zu verstehen. Gerade in dieser Konstellation, Behinderter > Nichtbehinderter, sollte man so sensibel sein und sich die Regeln genauer ansehen. Sonst wird das ganze Drumrum zur Farce.

Wenn ich heute (morgen/übermorgen kann der Wind sich ja wieder gedreht haben) lese [dpa/Kienbaum], was M. Rehm sagt : "Wenn mir nachgewiesen wird, dass ich durch die Prothese einen Vorteil hatte, lasse ich alle Weiten aus der Liste streichen und gebe den Titel zurück", dann lässt er erkennen, dass er mit der DLV-Entscheidung nicht einverstanden ist. Er nimmt nicht mal zur Kenntnis, dass er aK gestartet ist und deshalb keinen Titel gewinnen kann. Ob seine Leistung mit dieser Prothese anerkannt werden kann, darüber muss ja wohl sein Verband DBS entscheiden.

Weiter
:  Die Entscheidung, trotz aller Bedenken gegen die Studie keine rechtlichen Schritte einzuleiten, ist für ihn eine Frage des Fair Play und er wolle nicht weiter für Verwirrung sorgen und "fair" bleiben.
So schafft man 'Verwirrung' ! Thumb_down

Übrigens, ich hatte die Frage nach dem Weltrekord gestellt, niemand hat darauf geantwortet. Warum ?
Nach meiner Meinung hätte sogar ein Vertreter des DBS anwesend sein müssen, da die Möglichkeit bestand, dass hier ein neuer Behinderten-Weltrekord gesprungen werden könnte.

Ob im Behindertensport es üblich ist, eigene (vielleicht auch selbstgebastelte), nicht geprüfte Sportgeräte zu verwenden, das weiß ich nicht. Jedenfalls wäre das nach der IWR nicht möglich, da die Voraussetzungen (Spezifikationen) für Weltrekorde für alle AthletenInnen gleich sein müssen.

Heinz Engels, Mainz
 


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Pretender - 01.08.2014

Verständnisfrage:
Es geht also darum, ob Rehm Vorteile beim Absprung hat, weil die Prothese federt? (laienhaft ausgedrückt)
Zählt lediglich dieser Aspekt für die Bewertung oder zählt die Gesamtbetrachtung? Sprich Ausgleich der Nachteile, die der Sportler durch die Behinderung (langsamerer Anlauf, fehlendes Bein) hat und damit insgesamt. Gegebenenfalls kein Nachteil?
Was, wenn Rehm nun tatsächlich mit den anderen Bein abspringen würde? Vorteile gegenüber anderen Athelten beim Anlauf scheint die Prothese nicht zu bringen. Dürfte er dann starten? Dann müssten ihm aber alle Versuche, die er aus Versehen mit rechts abspringt, aberkannt werden?
Letzte Frage (utopisch): Wenn ein behinderter Athlet in einer Wurfdisziplin mit einer Armprothese werfen könnte. Wäre das ein Vorteil?


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - dominikk85 - 01.08.2014

Das stimmt nicht, er ist nicht AK, sondern unter vorbehalt gestartet. wäre er AK gestartet hätte es die ganze Diskussion nicht gegeben.


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Diskusmann - 01.08.2014

(01.08.2014, 12:26)dominikk85 schrieb: Das stimmt nicht, er ist nicht AK, sondern unter vorbehalt gestartet. wäre er AK gestartet hätte es die ganze Diskussion nicht gegeben.
Und da liegt das Problem: Rehm hätte nicht unter Vorbehalt starten dürfen, die Regel 144 ist eindeutig und von Heinz Engels bereits in epischer Breite mehrfach angeführt worden. Ich habe selbst noch einmal nachgeguckt und komme zum selben Schluss. Rehm hätte nur aW starten dürfen!

Dass der DLV die Regel offenbar nicht kannte oder sie trotz besseren Wissens nicht angewandt hat und trotz eines Juristen an der Spitze in diese medial ausschlachtbare Falle getappt ist, ist vollkommen unverständlich.

Da die Regel aus der IWR stammt, sollte sie übrigens auch schon für den Fall Pistorius gegolten haben. Aber da war der zu erzielende Aufmerksamkeitsfaktor ohne zu erwartende Folgen für die Medaillenwertung wohl ein willkommener Werbegag in Sachen Leichtathletik-Öffentlichkeitsarbeit...


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Javeling - 01.08.2014

Nachtrag : Hier ein Foto : Als Fachmann bearbeitet M. Rehm seine Prothese.
[img=1x1]<a href=[/img][Bild: kmm7-m-b6d7.jpg]


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Piroschka - 01.08.2014

Ich habe es schon weiter oben geschrieben.

Es ist völlig unerheblich, ob die Prothese einem Behindertensportler einer Vorteil gegenüber einem Nichtbehinderten bringt oder nicht.

Es ist allein entscheidend, dass sie ihm selbst einen Vorteil im Vergleich zu sich selbst bringt, würde er ohne diese im WK antreten. Folglich handelt es sich auch um ein unerlaubtes Hilfsmittel.

Zudem: Wer weiß denn schon, ob Rehm mit zwei gesunden Beinen überhaupt in der Lage wäre die Anlaufgeschwindigkeit zu erreichen, die er jetzt mit Prothese erreicht. Vlt. wäre er ja noch langsamer.


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Gertrud - 01.08.2014

Ich verstehe überhaupt nicht, dass man anscheinend mit Termini operiert, die nicht im geläufigen biomechanischen Bereich vorkommen. Selbst ein Biomechanik-Professor, den ich konsultiert habe, kannte diese Formulierung nicht. Wenn man den Begriff aber verwendet, sollte man wenigstens die Formel dafür parallel liefern. Ich werde nicht die einzige Person neben Herrn Klimmer sein, die sich dafür interessiert. Ich hätte es sehr gerne ganz exakt!!! :danke:

Gertrud


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - beity - 01.08.2014

(01.08.2014, 14:37) Piroschka schrieb: Ich habe es schon weiter oben geschrieben.

Es ist völlig unerheblich, ob die Prothese einem Behindertensportler einer Vorteil gegenüber einem Nichtbehinderten bringt oder nicht.

Es ist allein entscheidend, dass sie ihm selbst einen Vorteil im Vergleich zu sich selbst bringt, würde er ohne diese im WK antreten. Folglich handelt es sich auch um ein unerlaubtes Hilfsmittel.

Zudem: Wer weiß denn schon, ob Rehm mit zwei gesunden Beinen überhaupt in der Lage wäre die Anlaufgeschwindigkeit zu erreichen, die er jetzt mit Prothese erreicht. Vlt. wäre er ja noch langsamer.

Das würde sich relativ leicht messen lassen.
Wie lang sind die Schritte im rechts/links Vergleich, welche Zeit wird pro Wegstrecke (pro Schritt) benötigt.
Faszinierend finde ich aber mal ungesehen von der Diskussion die koordinative Leistung. Das Anlaufen ist sicherlich schwer mit zwei so unterschiedlichen "Beinen"
Dann der Absprung. Der Übergang zwischen Beinstumpf und Prothese ist sicherlich ein sehr kniffliger Bereich. Bei den Kräften beim Absprung muss dies bestmöglich fest sitzen, quasi ohne Spiel.
Dann die Flugphase und die Landung. Stelle ich mir schwerer vor als bei Nichtgehandicapten.
Diese Leistung verdient ein Publikum, es verdient auch den wohlwollenden Vergleich aber bitte außerhalb der Meisterschaftswertung.


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - lor-olli - 01.08.2014

Zitat:Ich hätte es sehr gerne ganz exakt!!!

Und genau da liegt die Crux der Sache...

Die Prothese arbeitet mit Elastizitätsmodulen, erzeugt keine Kraft aus sich selbst heraus, sondern gibt eine gespeicherte Energie wieder ab.
Das Bein "federt" nicht (nicht annähernd im gleichen Maße), kann dafür aber "aus sich selbst" (bzw. aus dem Stand) eine eigene Kraft und Bewegung erzeugen.

Zwei solch verschiedene Systeme miteinander zu vergleichen kann man nur mit einem Kunstgriff: einem Koeffizienten (gebildet aus allen Einzelfaktoren und Aspekten) wenn ich die Systeme als solche in ihrer Gesamtheit vergleichen will - oder aber wenn ich keinen Koeffizienten möchte, betrachte ich das System als geschlossen und erhebe nur die eindeutig vergleichbaren äußeren Werte (Geschwindigkeit, Winkel, Abdruckkraft, Bodenkontaktzeit etc.)...

Egal wie die biomechanische Analyse in ihrer Gesamtheit aussieht, sie kann das Problem nur für den Einzelfall lösen, ihre Teilaspekte bleiben ganz sicher diskutabel und ich wäre da, wo ich schon auf Seite 1 des threads war: Zwei verschiedene Diziplinen Wink