Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme (/showthread.php?tid=227) |
RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - lor-olli - 02.03.2022 (02.03.2022, 14:24)Atanvarno schrieb: Meine Frage war im Kontext der Analogie, aber mit Blick auf den Sport (um den es hier ja gehen sollte), durchaus Ernst gemeint.Und das ist eine durchaus berechtigte Frage, die aber leider unbeantwortet bleibt. Den "Sieger der Vernunft" nehmen wir nicht wahr (wie MZ schon anmerkte), er tut ja nur das Erwartbare, wir schauen auf die Hasardeure… Bei Kapitänen schwierig, denn der Verlust eines Schiffes ist gravierend, bei Trainern ist aber die Möglichkeit, dass ein solcher Draufgänger einen Athleten bekommt der die Tortur durchhält und "ganz groß" rauskommt, immerhin nicht Null. "The Prize of Gold"… (Wie das nach Karriereende aussieht, verdrängen wir dann mal) RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Atanvarno - 02.03.2022 Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass der, der immer alle Klippen und Eisberge mit weitem Abstand umschifft, nie der Schnellste sein wird. Manchmal muss man Risiken eingehen, um zu sehen wo die Möglichkeiten (aber auch die Grenzen liegen). Dem perfekten Kapitän gelingt das, ohne das Schiff zu versenken (=den Athleten zum Sportinvaliden zu machen). RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 07.04.2022 (02.03.2022, 21:25)Atanvarno schrieb: Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass der, der immer alle Klippen und Eisberge mit weitem Abstand umschifft, nie der Schnellste sein wird. Manchmal muss man Risiken eingehen, um zu sehen wo die Möglichkeiten (aber auch die Grenzen liegen). Dem perfekten Kapitän gelingt das, ohne das Schiff zu versenken (=den Athleten zum Sportinvaliden zu machen). Nein, da bin ich anderer Meinung. Man sollte schon antizipieren. Die Risiken durch unpassendes Übungsmaterial sind eigentlich bekannt. Es ist nur ein Weg des ungeheuren Fleißes, auch des Geldes für die Kenntnisse und gelehriger AuA. Manchmal sind nur Defekte versteckt, die man nicht auf Anhieb orten kann. Da gibt es diverse Schwachstellen, die nicht auf dem Tablett liegen. In der Hinsicht ist unser System sehr nachlässig. Wenn ich eine junge Athletin übernähme, ließe ich heute mit Sicherheit gewisse Sachen durch hervorragende Medizinerinnen abchecken. Ich glaube z. B. kaum, dass den meisten Trainern und Trainerinnen die vulnerablen Stellen, die teilweise bis zum 25. Lebensjahr bestehen, flächendeckend bekannt sind. Ich habe daher bei Sabine voraussschauend damals bestimmte Übungen für die unteren Extremitäten komplett ausgeschlossen. Ich habe diese Kenntnisse bis in die Einzelheiten oder überhaupt gegenüber meinen Athletinnen nie verbalisiert. Ich habe die Zeit für die Praxis genutzt und nur vor bestimmten Übungen gewarnt. Bei mir gibt es bestimmte strukturfeindliche Übungen, die ich nicht durchlasse. Ich sage immer: "Es gibt TuT, die schnell machen, aber auch schnell kaputt!" Das sehen oft AuA nicht (sofort) ein, weil ihnen einfach der Kenntnisüberblick und die Geduld für den schwierigeren und langfristigen Erfolg fehlt. Sabine war in der Hinsicht eine sehr gelehrige und geduldige Athletin mit einem hervorragenden Bewegungsgefühl. Nicht jede/r Olympiasieger/in führt verletzungsfreie Übungen durch. Man sollte sich von der Vorstellung verabschieden. Man muss absolut keine Risiken eingehen. Man muss nur Wissen ansammeln und umsetzen. Jede/r Trainer/in sollte einen Fehler nur einmal machen!!! Wenn z.B. zwei AuA aus "einem Stall" Patellarsehnenprobleme oder OP hatten oder haben, drängt sich doch aus meiner Sicht eine Frage auf oder?! Oft helfen neue Wege aber nicht mehr, weil die Schädigungen zu groß waren. Da unser Kontingent an Talenten immer kleiner wird, bin ich für den ganz exakten Weg von Anfang an. Auch Kreuzbandrisse bei jungen Athletinnen sind meistens, nicht immer ein Indiz für ein nicht adäquates Präparieren bestimmter Parameter. Dazu gehört Auge und nochmals Auge der TuT. Gertrud RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - RalfM - 07.04.2022 Natürlich antizipieren, aber oft steht dahinter das einfachere Wort wünschen. Dagegen ist nichts zu sagen. RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - aj_runner - 08.04.2022 Es geht ja nicht nur um das Übungspotenzial, sondern auch um die Intensitäten und Gesamtbelastungen. Und da kann es sein, dass man durchaus auch in ein Übertraining reinkommt. Ist auch Heinig mit Gesa 2018 passiert, sie war nicht verletzt aber platt. Und der Grad hier kann ganz dünn sein. Oder ein Läufer knickt um und macht in Folge dessen unbewusst Ausgleichsbewegungen, die in kurzer Zeit zu Problemen führen können. Ich bin einmal mit dem großen Zeh an der Treppen hängen geblieben, ein paar Wochen später war auf Grund minimaler Ausgleichsbewegungen das Wadenbeinkopf blockiert. RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Atanvarno - 08.04.2022 (08.04.2022, 06:53)aj_runner schrieb: Es geht ja nicht nur um das Übungspotenzial, sondern auch um die Intensitäten und Gesamtbelastungen. Und da kann es sein, dass man durchaus auch in ein Übertraining reinkommt. Um das Leistungsvermögen eines Athleten zu erkennen, muss man über die Grenze hinausgehen, weil man sonst nie erfährt, wo sie liegt. Da helfen mir auch keine wissenschaftlichen Studien, um das im Vorfeld abzuschätzen, das muss ich athletenindividuell austesten. Allerdings sollte ich als Trainer (im Austausch mit dem Athleten) dann auch in der Lage sein, schnell zu erkennen, wenn ich die Grenze überschritten habe und reagieren. RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 08.04.2022 (08.04.2022, 06:53)aj_runner schrieb: Es geht ja nicht nur um das Übungspotenzial, sondern auch um die Intensitäten und Gesamtbelastungen. Und da kann es sein, dass man durchaus auch in ein Übertraining reinkommt. Ist auch Heinig mit Gesa 2018 passiert, sie war nicht verletzt aber platt. Und der Grad hier kann ganz dünn sein.Richtig, das Orthopädie mit den strukturellen (individuellen) Erfordernissen ist die eine Seite, die Metabolik die andere. Das ist z.B. eine Frage, die man sich dringend im 400m-Bereich stellen muss. Es gibt auch da Vorsichtsmaßnahmen. Wenn man pfiffig ist, kann man auch da bestimmten Tabellen folgen, die ich immer im Verbund mit HjH angewendet habe. Es kommt zudem noch die Gesamtbelastung von Training und Lebensweise hinzu. Ein/e Athlet/in, die/der immer nur unter dem Minimum schläft, kann sich auch Verletzungen zuziehen oder in metabolische Defizite hineinrutschen. Dann gibt es AuA, die auf allen Hochzeiten tanzen wollen. Selbst wenn sie wenig Schlaf haben, möchten sie auf nichts verzichten. Zitat:Oder ein Läufer knickt um und macht in Folge dessen unbewusst Ausgleichsbewegungen, die in kurzer Zeit zu Problemen führen können. Ich bin einmal mit dem großen Zeh an der Treppen hängen geblieben, ein paar Wochen später war auf Grund minimaler Ausgleichsbewegungen das Wadenbeinkopf blockiert. Das merkt man ganz schnell an den nervalen Empfindungen. Ohne Akribie kann schnell ein "Fallfuß" entstehen, der nicht durch Läsion der WS begründet ist. Ein/e sehr guter Trainer/in kennt auch das und leitet sofort Manipulationen ein. Wir kommen immer wieder auf den Punkt des Unwissens im Trainerbereich zurück. Natürlich kann man nicht alles wissen; aber solche Sachen sind Basics für mich. Ich recherchiere fast täglich, weil ich einfach diesen Anspruch an mich habe, wirkliche Verantwortung übernehmen zu können. Ich kann auch nicht mit TuT kooperieren, die nur abkupfern wollen und das wirkliche Denken nicht beachten. Manche AuA durchschauen solche Sachen einfach nicht. Sie wählen den einfachen Weg. Im Endeffekt rutschen sie von einer Verletzung in die andere. Eine gute Karriere verlangt im Grunde kluge Maßnahmen von TuT, aber eben auch AuA. Nicht alles ist mit Geld zu lösen, vieles aber mit Köpfchen in sportlichen Dingen. Das beinhaltet nun mal akribisches Arbeiten. Daran führt kein Weg vorbei. Mir war es nie wichtig, schnell Leistungen bei meinen Schützlingen zu erreichen. Ich wollte es immer gut machen und sie gesund zu Höhen führen. Ich konnte immer warten. Das war auch ganz stark bei Sabine der Fall und Sabine war auch zum Glück so eingestellt. Diese Einstellung muss im Beruf vorrangig sein. Man muss das, was man tut, gerne und gut machen (wollen!!!) und nicht, ob man mal z. B. Medizin-Professor wird. Ein Mediziner muss primär helfen wollen und wirkliche Empathie empfinden. Ähnlich verhält es sich im Trainerberuf. Dazu muss man sehr konsequent sein. Ich lege allergrößten Wert darauf, dass ich vor der Betreuung von AuA über alle Verletzungen und Operationen informiert werde, damit ich mir ein Bild über meine Maßnahmen machen kann. Eine Sache stufe ich als sehr schwierig ein. Es geht um wahrscheinlich verschleppte Herzmuskelentzündungen wie z.B. bei Jacko Gill und auch bei einigen Todesfällen. Gertrud RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 08.04.2022 Fehler: die Orthopädie natürlich. GErtrud RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 08.04.2022 Im Grunde kann jeder das machen, was er möchte und favorisiert. Ich klinke mich heute da auch gar nicht mehr gravierend ein und behalte einfach vieles für mich, wenn es an Einsicht fehlt. In meinem Alter reibt man sich nicht mehr gerne mit anderen. Ich lasse auch heute viel früher los als damals, weil ich nicht mehr viel Zeit habe, andere zu überzeugen. Irgendwie muss jeder auch seine eigenen Fehler machen. Da schaue ich heute lächelnd zu und lehne mich zurück. Das ist keine Resignation, sondern ein guter Umgang mit meiner eigenen Gesundheit. Steffi Storp sagte mal zu mir: "Heute würde ich alles so machen, wie Sie es damals vorgeschlagen haben!" "Man muss das Eisen schmieden, wenn es heiß ist", war meine Antwort. Meine Worte dazu sind, dass es einer speziellen Begabung bedarf, diese Sachen zu erfühlen und umzusetzen. Feingefühl (in fast jeder Hinsicht) wird flächendeckend nicht mehr so geschult, habe ich den Eindruck. Zu unserer Zeit legte man noch Wert auf Feinkoordination z.B. in der Schrift. Schauen Sie sich heute die teilweise verheerenden, unleserlichen Schriften der Jugendlichen an! Sie lernen kaum noch Feinjustierung auf den unterschiedlichen Gebieten. Diese Herangehensweise fehlt oft auch in der Leichtathletik. Die Geduld in der Hinsicht wird oft nicht verlangt. Auch für Kraftübungen muss man ein gutes Feingefühl vermitteln, damit die Schützlinge es schulen und erwerben. Es geht vielfach nur um kg - und das auch in der Weltspitze. Bei einigen AuA kommt es gar nicht zu einem detaillierten Dialog über Qualität hinsichtlich struktureller Erfordernisse und ganz spezieller Arbeitsweise, die erfolgsversprechend in der LA ist. Mein Spaß hört genau da auf!!! Gertrud RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Alpha-Motoneuron - 31.01.2023 Zitat:Ich glaube z. B. kaum, dass den meisten Trainern und Trainerinnen die vulnerablen Stellen, die teilweise bis zum 25. Lebensjahr bestehen, flächendeckend bekannt sind. Ich habe daher bei Sabine voraussschauend damals bestimmte Übungen für die unteren Extremitäten komplett ausgeschlossen.Was für vulnerable Stellen meinst du? und warum das 25. Lebensjahr? Welche Übungen hältst du für ungeeignet und warum? LG |