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RE: Ernährung - Hellmuth K l i m m e r - 17.04.2014

@ deca
Deinen wieder spaßigen, zu Überlegungen anregenden Ausführungen möchte ich auch Gedanken anfügen, die uns allen, bes. aber uns leistungsorientierten Sportlern, zu denken geben sollten. 
Physiologen und wohl auch Psychologen, insbes. Evolutionsbiologen haben nachgewiesen, dass vitale Triebe des Menschen und der Tiere (u.a. Essen, Sex, ...) nach ziemlich kurzer Zeit befriedigt sind. 
Ganz anders ist es mit dem Drang, erfolgreich zu sein. Wer siegt, will stets weitere Siege! Das menschliche Belohnungssystem (Hormone, Endorphine) sorgt dafür, dass wir immer mehr davon haben wollen, weitere Erfolge (auch im Beruf), Siege anstreben. Der Mensch ist in diesem einen Fall nicht gegen Eskalation, Expansion dieser Verhaltensweise gefeit. Und sie kann beim einen oder anderen in einer Sucht enden.Angry

Was Reinhard K. SPRENGER treffend kritisierte:
"In ihrer Gier nach dem Applaus der Umwelt werden manche zwar alt, aber nie erwachsen."


H. Klimmer / sen.


RE: Ernährung - MZPTLK - 05.06.2014

(17.04.2014, 22:42)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Was Reinhard K. SPRENGER treffend kritisierte:
"In ihrer Gier nach dem Applaus der Umwelt werden manche zwar alt, aber nie erwachsen."

H. Klimmer / sen.

Wozu erwachsen werden? Was heisst überhaupt erwachsen sein?
Vieles daran, jedenfalls im traditionellen Sinne verstanden, erscheint nicht nur mir nicht sehr erstrebenswert, ist meistens unnütz und (ver-)hindert das älter werden.

Denn wie sagte auch schon die grosse Denkerin Alice Schwarzer:
'Alt werden und erwachsen sein schliessen sich aus.'


RE: Ernährung - lor-olli - 05.06.2014

Ich will dann mal zum Thema zurückkommen:

Eine "optimale Ernährung für Kraftsportler / auch Sprinter,  ist nach Meinung des NICE (Abteilung des amerikanischen Gesundheitsministeriums) noch nicht wissenschaftlich geklärt, dieses sagt dazu:
Zitat:There is a general void of scientific investigation relating specifically to this unique group of athletes. Until this is resolved, sports nutrition recommendations for strength-power athletes should be directed at the individual athlete, focusing on their specific nutrition-related goals, with an emphasis on the nutritional support of training.
"Es gibt einen generellen Mangel an wissenschaftlichen Untersuchungen, speziell für diese Athletengruppe. Bis dieses Problem gelöst ist, sollten die Ernährungsempfehlungen für Kraftsportler (Anmerk: man rechnet hier die Sprinter dazu) direkt für den jeweiligen Athleten gelten, fokussierend auf die spezifischen ernährungs-bezogenen Ziele, mit einer Betonung der Unterstützung für das Training."

Mit anderen Worten: es gbt keine wissenschaftlich allgemeingültige Aussage!

Trotzdem besteht Interesse und Handlungsbedarf, weswegen z.B. das australische AIS generellere Schwerpunkte für Sporternährung setzt (hier für das Sprint-Nationalteam beginnend ab "Common Nutrition Issues") Ich werde hier jetzt nicht den ganzen Artikel übersetzen, fasse aber mal kurz die Absätze zusammen:

- Die Ernährung sollte eine hohe Energiedichte aufweisen um einerseits genug Energie zur Verfügung zu stellen, andererseits nicht mit zu viel Verdauungsarbeit zu belasten. Kohlehydrat-Energiedichte Nahrung (Brot, Pasta, Reis, Cerealien / Müsli, Früchte, stärkehaltige Gemüse, gesüßte Milchprodukte / Joghurt etc.) sollten in Abhängigkeit von der Belastung dosiert werden (Mehr bei hartem Training etc.). Moderate Eiweiß-Portionen von mageren Proteinen (fettarmes Fleisch, hautfreies Hühnchenfleisch, Linsen, Tofu, Eier, fettarme Milcherzeugnisse) gehören ebenfalls zu täglichen Ernährung vorzugsweise in mehreren Protionen. Energereiche und fette Nahrungsmittel wie Kuchen, Süssigkeiten, Alkohol, Softdrinks etc. sollten nur sehr, sehr sparsam eingesetzt werden. "Snacks" sollten deshalb aus den erstgenannten Produkten bestehen.

- Sprinter sollten einen niedrigen Körperfettanteil anstreben, dies geschieht bei jungen Männern ziemlich automatisch, bei Frauen in der intensiven Trainingsphase relativ automatisch wenn sie ihre Ernährung ein wenig anpassen (Anmerk: generell höherer Körperfettanteil). (2. Anmerk: ich bin bezüglich des reinen "Schielens auf Körperfettwerte" skeptisch - Magersucht immer im Auge behalten!, ein gutes Kraftlastverhältnis ist aber günstig)

- In der Wettkampfvorbereitung müssen Sprinter, anders als Ausdauersportler kein "Carboloading" betreiben, ihr Energieverbrauch während des Wettkampfes ist überschaubar. Essen wie gewohnt, lieber ein bisschen weniger an den Tagen vor dem Wettkampf. Bei Jugendlichen Teilnehmern in vielen Diziplinen / Mehrkämpfern gilt letzteres nicht, sie sollten so Essen, daß kein Völlegefühl entsteht.

Die Liste mit der Ernährungsempfehlung für den Wettkampf (Competition day) ist nach "Stunden vor" eingeteilt, und die sollte jeder mit einem Wörterbuch verstehen können Wink.

--------

Eine persönliche Anmerkung: Sprinter brauchen für Training und Wettkampf eine schnelle Ernergieversorung, sie muss nicht wie bei Ausdauersportlern stundenlang durchhalten, es ist daher sinnvoll leichtverdauliche Energie kurz vor den Belastungen und auch kurz danach zuzuführen, keine großen Mengen, aber die Glykogenspeicher sind schnell leer. Die "richtigen Mahlzeiten" liegen am günstigsten so, dass danach eine körperliche Ruhephase von ca. 60-90 Minuten besteht. (leichte, aber keine sportliche Bewegung / Tätigkeit ist ok.)
Schaut nicht zu penibel auf die Körperfette, die sind zum einen indiviuell recht verschieden, des weiteren nicht so einfach EXAKT zu ermitteln, letztlich besteht die Gefahr, dass das Streben nach "niedrigsten Körperfettwerten" den Blick auf die Gesamtheit des Trainings erheblich stört - bei Mädchen gern auch zu Magersucht / oder hier eher Sportbulimie (exessives Training zur Gewichtsreduktion) führen kann.

Guten Appetit!


RE: Ernährung - MZPTLK - 05.06.2014

Lor-Olli, sehr gut!
Dann kann ich mir die angekündigte Mühe einer Ausarbeitung zum Juli sparen.

Vielleicht aber doch was zum Einfluss von Glykogen auf die Leistungsfähigkeit:
Die Hauptspeicher sind die Muskeln zu etwa 85 %, dann die Leber, ganz wenig das Blut.
Wenn eine muskuläre Glykogenverarmung eintritt,
zum Beispiel durch Übertraining, merkt man das an Müdigkeit, niedrigem Blutdruck, niedrigem Puls, geringer Leistung.
Der Katecholaminspiegel(Stresshormon) ist erhöht.

Achtung: wenn man zuviel aussersportlichen Stress hat, kann man soviele KH nehmen wie man will, es nützt leider wenig.

Zur Prophylaxe sollte man einen hohen Kohlenhydratanteil in der Nahrung kalkulieren und dazu Proteine(die der Schnellkraftsportler sowieso braucht) nehmen. Die Forschung hat signifikant verbesserte Resorption von KH bei adäquater Proteineinnahme festgestellt.

Noch eine Bemerkung zum (H2O)Wassertrinken bei Hitze: 
Zuviel Wassereinnahme bringt den Natriumhaushalt in den Keller.
Also entsprechende Getränke wählen, die die Balance erhalten.

Na dann: Prost!


RE: Ernährung - Hellmuth K l i m m e r - 05.06.2014

(05.06.2014, 09:34)MZPTLK schrieb:
(17.04.2014, 22:42)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Was Reinhard K. SPRENGER treffend kritisierte:
"In ihrer Gier nach dem Applaus der Umwelt werden manche zwar alt, aber nie erwachsen."

H. Klimmer / sen.

Wozu erwachsen werden? Was heißt überhaupt erwachsen sein?
Vieles daran, jedenfalls im traditionellen Sinne verstanden, erscheint nicht nur mir nicht sehr erstrebenswert, ist meistens unnütz und verhindert das älter werden.
In einem juvenilen Zustand zu verbleiben, das ganze Leben - das wäre toll. Wink

Auf Lebenserfahrung, Altersweisheit und -milde zu pfeifen - das wäre schade (bes. für die Jüngeren).

Bei deinem Rückblick auf meine Ausführungen zur Nicht-Bremsung des Erfolgshungers erfolgreicher Menschen - einem physiologischen Phänomen - und auf SPRENGERs Zitat ("... werden zwar älter aber nicht erwachsen") hät' ich schon gern deine "philosophische" Antwort ... Huh

H. Klimmer / sen.


RE: Ernährung - MZPTLK - 05.06.2014

(05.06.2014, 14:28)Hellmuth K l i m m er schrieb:
(05.06.2014, 09:34)undefined schrieb: [quote pid='1792' dateline='1397770956']
Auf Lebenserfahrung, Altersweisheit und -milde zu pfeifen - das wäre schade (bes. für die Jüngeren).
Bei deinem Rückblick auf meine Ausführungen zur Nicht-Bremsung des Erfolgshungers erfolgreicher Menschen - einem physiologischen Phänomen - und auf SPRENGERs Zitat ("... werden zwar älter aber nichterwachsen") hät' ich schon gern deine "philosophische" Antwort ...
H. Klimmer / sen.
[/quote]

Wenn man sich geistige Unbefangenheit, Unvoreingenommenheit, Neugier und Flexibilität bewahrt, also geistig jung bleibt, ist man viel besser in der Lage, Lebenserfahrung, Weisheit und Milde zu gewinnen.
Und man sollte auch nicht einfach nur abwarten, bis sich Weisheit von allein einstellt, so alt können viele gar nicht werden.

Von Sprenger halte ich eine Menge, allerdings weiss ich nicht, wie sein Zitat gemeint ist, bitte um Erläuterung.
Gier nach Applaus ist per se nichts Schlechtes.


RE: Ernährung - Hellmuth K l i m m e r - 05.06.2014

(05.06.2014, 15:20)MZPTLK schrieb: Von Sprenger halte ich eine Menge, allerdings weiß ich nicht, wie sein Zitat gemeint ist, bitte um Erläuterung.
Gier nach Applaus ist per se nichts Schlechtes.
Das Zitat von R.K. Sprenger, seine Meinung zum Drang nach Lob, dem Bemühen in Erscheinung zu treten, sich zu profilieren wurde in einem SZ-Artikel v. Dagmar Deckstein (20.4.98 - s. dort!) mit dem Titel "Das Lob ist der Feind der Leistung" verwendet.
Auch ich glaube, dass es sich nicht ziemt, ständig nach Anerkennung zu "hecheln". Und ich stimme zu, dass es besser ist, sich "jenseits von Zustimmung und Ablehnung mit Elan und Entschlossenheit (zu) bewegen" - eben anders als die "Profilierungs-Akrobaten" (D. Deckstein).

Ein wenig mehr Bescheidenheit und Erfolgsverliebtheit fänd ich besonders bei einigen Senioren-LA gut.Blush 

H. Klimmer / sen.


RE: Ernährung - MZPTLK - 05.06.2014

(05.06.2014, 19:12)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Auch ich glaube, dass es sich nicht ziemt, ständig nach Anerkennung zu "hecheln". Und ich stimme zu, dass es besser ist, sich "jenseits von Zustimmung und Ablehnung mit Elan und Entschlossenheit (zu) bewegen" - eben anders als die "Profilierungs-Akrobaten" (D. Deckstein).

Ein wenig mehr Bescheidenheit und Erfolgsverliebtheit fänd ich besonders bei einigen Senioren-LA gut.Blush 

H. Klimmer / sen.
Das Hecheln nach Anerkennung ist natürlich in jungen Jahren, wo man sich ausprobieren, vergleichen, profilieren will und muss, ganz natürlich und notwendig.

Man muss generell unterscheiden zwischen gesundem Ehrgeiz, der gar nicht gross genug sein kann, auch bis ins hohe Alter, und narzistischer bis zwanghafter Profilierungsneurose, die sich nicht nur der Lächerlichkeit preisgibt, sondern vor allem immer wieder an Grenzen und auf Ablehnung stösst und damit den Akteur, wenn er sein Selbstverständnis und seine Ziele nicht neu aufstellt, immer wieder frustrieren muss.

Ich kenne auch diverse 'Fälle' unter den Seniorensportlern, die viele Jahre gebraucht haben, um die Kurve zum Humor, zur Relativierung ihres Tuns und zur Anerkennung ihrer Konkurrenten zu bekommen.
Das muss ja nicht unbedingt in Bescheidenheit ausarten, das nimmt ihnen aufgrund ihrer Ego-Historie wohl auch kaum einer ab und würde als Heuchelei oder Koketterie verstanden werden.

Aber Erfolgsverliebtheit als Treiber von Elan und Entschlossenheit finde ich - in jedem Alter - absolut positiv, das verträgt sich auch gut mit Bescheidenheit, wer hätte das gedacht?


RE: Ernährung - Gertrud - 28.07.2020

Ich habe wegen meines vergangenen Brustkrebses komplett meine Ernährung umgestellt. Die letzte Mammographie hat kein Rezidiv ergeben. Auch die gestrige Darmspiegelung ergab, dass mein Darm wie wahrscheinlich auch vorher komplett frei von Tumoren, Entzündungen und Divertikeln ist. Ich bin davon überzeugt, dass sich Konsequenz hier wie auch im Leistungssport lohnt. Allerdings haben die 5l Flüssigkeit vom Sonntag meinem Blutdruck und Schlafrhythmus zu schaffen gemacht. Heute ist alles wieder ohne Zutun im Lot. Der Ernährungsentzug an zwei Tagen wird auch negativ auf den Kreislauf gewirkt haben. Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich auf das erste Körnerbrötchen danach gefreut habe.

Gertrud


RE: Ernährung - TrackandField04 - 08.10.2020

Auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist, möchte ich dennoch kurz etwas dazu sagen. Ernährung spielt im Leben eines Sportlers wohl die wichtigste Rolle. Nur durch die passende Nahrungsaufnahme kann man Höchstleistungen vollbringen und voller Energie durchs Leben gehen. Außerdem spielt das richtige Essen auch bei der Regeneration eine große Rolle. Ansonsten kann der geschaffte und ermüdete Körper nur schwer wieder zu Kräften kommen. Seitdem mir das bewusst geworden ist, achte ich da viel mehr drauf!