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Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - Druckversion

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RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - ThomZach - 21.03.2014

Was Ihr da erzählt ist ja alles sehr komisch. Aber damit zeichnet Ihr doch
kein realistisches Bild der Senioren-LA sondern veräppelt und verhöhnt nur
all die Teilnehmer, die ernstzunehmenden Sport treiben. Was soll das? 

Nachdem Carlo Thränhardt (als 2m40-Springer) mit ernsthaftem, langfrstigem (19 Monate)
Training mit 56 gerade mal eben 1m90 geschafft hat, ist doch allseits klar, wie der Mensch
durch das Altern sportlich abbaut. Soll er deshalb auf seinen Sport verzichten
und sich nicht mit allen Anderen seiner Zunft und AK messen dürfen?!

Der Anreiz von Meisterschaften und Rekorden ist eine wunderbare Motivationshilfe
um sich bis ins Grab fit zu halten. Und ich danke den Verbände und ihren Funktionären
von Herzen dafür, dass sie dafür gesorgt haben.
Ich habe mir und einigen Freunden geschworen, nie wieder mit dem Hochspringen
aufzuhören. Und wenn ich mich mit 90 über 1m quälen muss - Ich werde mir
nicht lächerlich dabei vorkommen. Obwol ich schon heute vor 1m70 stehend
denke: "Welch lächerliche Höhe!"

Erst Ende der 60er gab es die ersten Europäischen Hallen-LA-Spiele.
1970 in Wien durfte pro Nation und Disziplin nur ein Athlet starten.
Erst 1983 gab es die erste WM.
Waren Leichathleten bis dahin keine ernst zu nehmenden Sportler?

Ich finde es ja gut, wenn Ihr über Eure eigenen Eskapaden lacht.
Aber zieht da doch bitte nicht Menschen mit hinein, die mehrheitlich
alles andere als Spott verdient haben.


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - Javeling - 21.03.2014

ThomZach [Bild: buddy_offline.gif]
RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage
Was Ihr da erzählt ist ja alles sehr komisch. Aber damit zeichnet Ihr doch
kein realistisches Bild der Senioren-LA sondern veräppelt und verhöhnt nur
all die Teilnehmer, die ernstzunehmenden Sport treiben. Was soll das? 

Thomas, man darf doch wohl mal darauf hinweisen, was es gab, um letztendlich den Senioren-Leistungssport - darum geht es ja hier ! - nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Darauf hatte sich auch H. Axmann berufen. Niemand hatte hier die Absicht, 'all die Teilnehmer zu veräppeln und zu verhöhnen'.
Das Gegenteil ist der Fall.

Ich habe den Eindruck - kann mich auch irren -, dass Du allen Menschen die Möglichkeit geben willst, an Welt- und Europa - Meisterschaften teilnehmen zu können. Wie würden dann eigentlich die Wettkampfregeln und alle anderen Bestimmungen, die ja einen Wettkampfsport erst ermöglichen, aussehen ? Wir dürfen nicht nur von uns, die viele Jahre Training und Wettkampferfahrung auf dem 'Buckel' haben, ausgehen, sondern müssen auch an die Menschen denken, die derartige WMs/EMs als eine 'Spielwiese für Körperertüchtigung' ansehen. Wollen wir das ?
Deshalb hatte ich auch diesen Thread-Titel gewählt.


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - ThomZach - 21.03.2014

Meine Philosophie ist: Dass alle emsigen Sportler,
die im Geiste Olympia stehen, auch O-Teilnehmer sind,
auch wenn sie nicht gut genug sind, um zugelassen zu werden. 
Und solange es geht, ist ja so auch jeder Senior bei EM und WM
startberechtigt. In ein paar Jahren ist das vorbei.
Dann wird sich schon ergeben, was sinnvoll ist...


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - MZPTLK - 21.03.2014

Ich würde schon Grenzen ziehen wollen. Ich bin zwar auch dafür, dass alle die wollen und können, an den 'Meisterschaften' teilnehmen sollten. Lass sie schnuppern, sich vom Spirit infizieren lassen und zu Protagonisten werden, indem sie sich im Nachgang steigern und/oder motiviert/er werden, Trainer, Kampfrichter, oder Fürsprecher der Leichtathletik zu werden. Das darf man alles nicht unterbewerten.

Der Spass hört für mich aber spätestens dann auf, wenn sie traurige Figuren abgeben oder mit grausamen 'Leistungen' Medaillen holen.
Und die Faxen habe ich dann sofort dicke, wenn - wie bei der EM in Zittau geschehen - ein zwar durchaus sporttlich gestählter, aber den Wettkampf eher als Kaffeekränzchen oder Kegelabend verwechselnder Mitmacher die Konzentration der ambitionierten Medaillenkandidaten gefährdete. Angry


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - Sotomenor - 22.03.2014

EM und WM sind heute kunterbunte Veranstaltungen mit einigen Wettbewerben, die die Welt- bzw. die Europaspitze so halbwegs abzubilden versuchen, dann gibts viel Mittelmaß und viel Breitensport.
Endlose Wettbewerbe mit sehr wenigen Zuschauern, die keine Teilnehmer sind.

Ich bin schon sehr oft im Gespräch mit Leuten (außerhalb aktiver LA) gefragt worden nach den Mindestleistungen bei WM, EM, wenn ich denen z. B. von meiner Teilnahme erzählte.
In dem Moment, wo ich sagte, es gibt überhaupt keine Mindestleistungen, spürte ich wie es bei denen innerlich einen Ruck tat. "Ach so ..." war dann oft nur zu hören. Aber man spürte was sie dachten: "Vergiß es in sportlicher Hinsicht, das ist nur doch eine Kindergarten-Spielstunde für Erwachsene".

Das Problem: WM und EM BEI Ü30 NIMMT HEUTE SPORTLICH NIEMAND RICHTIG ERNST. Jedenfalls viele nicht.

Warum taucht sonst neben Ursain Bolt nicht ein strammer 29-jähriger Anlageberater auf mit einer Bestzeit von 11,8 sec? Warum wird in einer ambitionierten Bergwandergruppe der konditionsschwache Neuling höflich aber konsequent gebeten nicht mit auf die Tour zu gehen?
Die Besten bleiben immer unter sich, egal ob bei Karate, Fechten und wo auch immer. Das ist kein Blattschuß gegen die Philanthropie, das hat schon alles seine guten Gründe.

Ich denke es ist so:
Hinz und Kunz bei EM und WM ziehen diese Begriffe ins Lächerliche. Wer hier eine Goldmedaille gewinnt hat bei etwas Pech nicht viel mehr Reputation, als hätte er in der Schießbude einen großen Stoffaffen geschossen.

Hinz und Kunz bei EM und WM heißt auch endlose Einzelwettkämpfe, die, weil besonders Interessantes für viele von vorne herein kaum ersichtlich ist aus Starterlisten mit 5000 Einträgen, bei Zuschauern von außerhalb auf Interesse nahe Null stoßen.

Oder noch kürzer, die Medaillien sind kaum was wert, es interessiert niemanden sonst und 5000 Sporttreibende sind im Wesentlichen glücklich mit sich selber beschäftigt.

Bin gerne nach Porto Alegre gefahren und darf sagen, daß meine Augen im Stadium auch immer wieder wohlgefällig auf die vielen Athletinnen aus dem südamerikanischen Raum zu ruhen kamen (ganz ohne Nebengedanken) jedenfalls tauchen die auf meinen Fotos und in der Erinnerung immer wieder auf, während ich eher verzweifelt mein Gedächnis quäle, was sich denn auf dem Tartan so alles tat. An meinem Wettkampftag war ich sowas von unbeteiligt, sowas von lasch & lau ... Das muß einfach dieses Kirchentagsklima gewesen sein, nee ich weiß wirklich nicht.


Ich persönlich würde bei EM, WM die strenge Leistungsschiene fahren mit knallharten Mindestleistungen mit allen möglichen Konsequenzen. Damit die, die sich abrackern und Spitzenleistungen bringen, diese auch entsprechend gewürdigt sehen. Lieber ein ehrenhafter, metallloser 4. Platz in der Welt als eine goldige Jux-Medaille um den Hals baumeln haben.
Wenn ich im Callroom Platz nehme, möchte ich mir lieber vor Ehrfurcht in die Hosen machen wollen, weil ich mich zwischen einem ehemaligen Weltmeister und einem Olympiavierten setzen muß. So ist das.
Ich ringe ja darum WM und EM wieder die Würde geben, die diese Events verdient haben.

Für die nicht so Leistungsstarken gibts doch diese Fun-Spiele, die sich Masters nennen. Warum nicht Siegerurkunden für alle Plazierungen. Und dann gibts viele Sportfeste im ganzen Jahr. Dran kommt jeder.
Natürlich lassen wir niemand draußen stehen der mitmachen will. Notfalls Fangnetze um Stabhochanlagen und die Ständer aus Schaumgummi sowie die Stäbe aus Silikon mit Griffmulden. Oder Hürden mit Querlatten aus Haribo. Und Speere aus Polyäthylenvinylacetat.


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - hzehnkampf - 22.03.2014

So dann macht dochmal Vorschläge für Mindestleistungen.
Bin auch dafür!
Huh


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - Hellmuth K l i m m e r - 22.03.2014

(22.03.2014, 02:06)Sotomenor schrieb: Ich denke es ist so:
Hinz und Kunz bei EM und WM ziehen diese Begriffe ins Lächerliche. Wer hier eine Goldmedaille gewinnt hat bei etwas Pech nicht viel mehr Reputation, als hätte er in der Schießbude einen großen Stoffaffen geschossen.

... die Medaillien sind kaum was wert, es interessiert niemanden sonst und 5000 Sporttreibende sind im Wesentlichen glücklich mit sich selber beschäftigt.

Ich persönlich würde bei EM, WM die strenge Leistungsschiene fahren mit knallharten Mindestleistungen mit allen möglichen Konsequenzen. Damit die, die sich abrackern und Spitzenleistungen bringen, diese auch entsprechend gewürdigt sehen. Lieber ein ehrenhafter, metallloser 4. Platz in der Welt als eine goldige Jux-Medaille um den Hals baumel haben.

Mein lieber Sotomenor 
es erstaunt mich, wie du (als 2013 erstmals Beteiligter ?) nüchtern und sachlich das Treiben bei den intern. "Meisterschaften" der Senioren ein schätzt. Deine Forderung nach Niveauerhöhung und Mindestleistungen sind berechtigt.
Allerdings habe   i c h   bei vielen Teilnahmen (seit 1990) auch viel mehr Akzeptables, geradezu erstaunlich Positives erlebt (etwa die beindruckenden Sprints des Briten Ron Taylor oder des blinden Deutschen F. Assmy, auch des ewig junge LJ Pericles Pinto, meines Rivalen.) Dass sich noch viel zu wenige ehem. sehr gute Leistungssportler beteiligen, stimmt - aber es wird sich zunehmend verbessern (auch durch deine Teilnahme! Smile ) Ob es möglich ist, die sehr Leistungsschwachen zu bremsen, wird sich zeigen, und die Mindestleistungen (ML) zur Teilnahmeberechtigung   k ö n n t e n   es bewirken. 
Die   P r o b l e m e   die ich sehe:
1. Die WMA / EVAA wollen das nicht (denn sie sind merkantil orientiert);
2. Wer soll die Korrektheit der gemeldeten ML objektiv überprüfen? (Schon jetzt sieht sich z.B. unser nationale Verband mit der Bearbeitung der Meldungen überfordert Wink und verlangt dafür Gebühren Angry ; wie soll man die angegebene ML des Starters etwa von Russland, Afghanistan, Kenia, Albanien, ... ermitteln? Huh )

Es bedarf noch vieler Modernisierungen in den Intern. Seniorensport-Verbänden (auch in anderen Sportarten, z.B. Schwimmen).

H. Klimmer / sen.


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - Javeling - 22.03.2014


ZITAT
- Auszug aus einem Beitrag von Karl-Heinz Marchlowitz - Sportlehrer und erfolgreicher Aktiver im Sprint, Sprung, 400m-Hürden -, damals verantwortlich für den DLV-Breitensport, "Leistungs-Breitensport oder Freizeitsport" in Heft 2/1977 (SPORT AKTIV).

......in diesem Zusammenhang möchte der Verfasser auch kurz seine Meinung zu den im Sommer anstehenden "Weltmeisterschaften der Veteranen" (HE: Göteborg) kundtun. Derartige internationale Wettkämpfe sind grundsätzlich zu begrüßen, ja sie sollten das Ziel insbesondere der nationalen Leichtathletik-Verbände sein, die eine intensive Wettkampftätigkeit für diesen Bereich pflegen.

Doch eines muß deutlich gesagt werden, eine Weltmeisterschaft muß weltmeisterschaftswürdig sein.
Das heißt, der Teilnehmerkreis muß so ausgewählt werden (Mindestleistungen), daß es echte Weltmeisterschaften sind und nicht - wie jetzt für Göteborg ausgeschrieben - das Treffen von älteren und alten Aktiven, die an dieser sogenannten "Weltmeisterschaft" teilnehmen, weil sie einmal zufällig von dieser Veranstaltung gehört haben, weil sie das Geld für die Fahrt aufbringen können und weil die dort angesetzten Mindestleistungen zum Teil unter den Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen liegen !
Teilnahmeberechtigt wären aufgrund der Ausschreibung wohl einige zigtausend (!) Aktive aus allen Ländern der Erde. Das kann nicht Sinn einer Weltmeisterschaft sein.

Auch muß es bedenklich stimmen, daß man bisher erst eine Weltmeisterschaft in einer olympischen Disziplin ausgetragen hat, hier aber auf einen Schlag rund 220 Weltmeisterschaften vergeben werden sollen. -

Dieser Beitrag (1977) könnte z.T. auch heute (2014) geschrieben worden sein. Das Zitat nur für die LeserInnen, die die Anfänge aus dieser Zeit nicht kennen - nur zur Information -.

Heinz Engels, Mainz


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - ThomZach - 22.03.2014

Das wird mit der Zeit alles so wie Ihr Euch das durchaus zu Recht wünscht. 
Alle Verbäne des Sports sind markantil orientiert. Alle Großereignisse haben
finanzielle und politische Hintergründe. 
DAs hat mit dem derzeit noch lamentablen Durchschnittsniveau bei den
Senioren nichts zu tun. Die gibt es bei den Behinderten nämlich auch.
Nur da traut sich keiner draufzuhauen, aus der gebotenen Pietät heraus. 
Die früheren Spitzensportler fangen nach ihrer Karriere meist ein neues Leben an.

Zuerst verlieren sie die zuvor extrem geschürte Motivation, fallen in ein Loch.
Und dann verlieren sie bald auch die physische Kondition und wollen diesen
Niedergang gar nicht erleben. Erst mit 50 könnten die Jungebliebenen wieder
Lust bekommen und bei entsprechenden Leistungen Blut lecken. 
Aber da sind sie ziemlich alleingelassen, finden keine Trainingspartner, keinen
für sein Problem "Alters-Fitness" kompetenten Trainer. 

Ansonsten wird der Seniorensport von denen bestritten, die es früher eben
nicht bis in die Elite geschafft haben und jetzt ihre Chance sehen, auch mal
was zu gewinnen. Siehe Statement von McBarnett. Viele Spitzensenioren fallen
(wie auch ich) in diese Kathegorie: Ritte, Gesse, Knabe u.v.m. 

Die Frage wie man Quali-Leistungsn überprüft ist müßig. Es ist nicht nötig.
Die wenigen die sich reinmogeln, blamieren sich vorort. Und der Fall ist erledigt.
Und einer pro Land sollte ja eh zugelassen werden. 

Was die Kosten betrifft, so wird der DLV wohl nie so weit kommen, seine
Spitzensenioren zu unterstützen. Also wird weiterhin jeder selbst zahlen müssen.
Und die Besten können sich dafür ja Sponsoren suchen. Eine Agentur dafür
wäre sinnvoll.


RE: Meisterschaft oder Nichtmeisterschaft, das ist hier die Frage - sauser - 22.03.2014

Lieber Hellmuth,

du triffst den Nagel auf den Kopf. Der Wunsch indiskutable Leistungen und unwürdige Medaillisten bei den internationalen Meisterschaften zu vermeiden haben wir alle mehr oder weniger und die Gründe warum wir das noch nicht erreicht haben zeigst du auf.

Aber da muß man ja nicht den Kopf in den Sand stecken. Die merkantilen Interessen der internationalen Verbände würden nicht nennenswert beeinträchtigt, wenn durch gemäßigte Mindest Qualifikationsleistungen die wenigen (maximal 5 % der Teilnehmer), wirklich "schlimmen" Leistungen eliminiert würden. Im Gegenteil, ohne diese Exzesse würden sicher einige zusätzliche Leistungs orientierte Athleten es nicht mehr für unter ihrer Würde erachten an diesen Meisterschaften teilzunehmen.

Und was die Nachprüfbarkeit von Qualifikationsleistungen angeht so bin ich der Meinung von Thomas. Man könnte verlangen, daß ein Nachweis, Ergebnisliste oder Urkunde bereitgehalten wird und ansonsten, wen kümmert es wenn sich dennoch jemand reinmogelt und vor Ort blamiert.