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Silvio Schirrmeister - Druckversion

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RE: Silvio Schirrmeister - MZPTLK - 16.09.2014

(16.09.2014, 11:43)Piroschka schrieb: Ich hab mal gehört, dass in den 60er Jahren Langstreckenläufer als Trainingsprogramm 100x200m gelaufen sind mit ca. 3min Trabpause. Zeiten 33 Sekunden. Das sind dann ca. 6 Stunden.Big Grin
Emil Zatopek soll auch mal lustig trainiert haben: 100 mal 400 m mit jeweils 100 m Gehpausen.
Gutes Programm zum Abnehmen, schlägt jede Diät! Big Grin


RE: Silvio Schirrmeister - alex72 - 16.09.2014

was hat das mit Schirrmeisters Problemen zu tun ?


RE: Silvio Schirrmeister - Gertrud - 16.09.2014

(16.09.2014, 10:21)Piroschka schrieb: Jetzt mal ganz ehrlich. Was macht ein 400m Hürdenläufer in 5! Trainingsstunden an 6 Tagen in der Woche. Tut mir Leid. Aber das ist entweder total übertrieben dargestellt oder es wird alles Mögliche miteinbezogen, was ich so nicht als Training verstehe. Z.B. Physiotherapie.

Er macht doch ganz sicher keine 2-2,5 Stunden Kraft+Stabilisationsübungen jeden Tag und dann zusätzlich noch jeden Tag 2,5-3 Stunden Sprints und Läufe.

Selbst mit Koordinations- und Beweglichkeitstraining halte ich sowas einfach für abwegig.
Ich nehme an, dass da Physiotherapie enthalten ist. Die Trainingszeit erscheint mir auch zu lang zu sein. 

Insgesamt ist richtig, dass die Stressbewältigung und -grenze individuell enorm differiert. Man kennt z. B. keine persönlichen Belastungen. Nehmen Sie nur mal Sabines krankheitsbedingte Belastung durch die Familie! Das kann total nach unten ziehen. Man wundert sich manchmal über die mentale Verfassung von Athleten und deren Leistung. Es war bei Sabine von 64 bis 67 nicht öffentlich gemacht worden. Sie kam damals nicht vom Fleck. Ich bin vor allem immer vorsichtig, wenn Athleten und Athletinnen so Aussetzer haben, die man einfach nicht erklären kann. Dann steckt oft mehr dahinter. Athleten wollen eben nicht alles öffentlich machen. Das ist aber auch verständlich. Ich finde es sehr mutig, wie S. Schirrmeister sich verhält. Bei manch einem Athleten bietet sich vielleicht auch mal bewusst ein Zwischenjahr an, in dem man wieder mentale Kraft tanken kann.

Gertrud


RE: Silvio Schirrmeister - lor-olli - 16.09.2014

Eines ist sicher definitv besser als in der "guten alten Zeit" - heute kann man ziemlich offen auch über eigene psychische Problem reden… früher bekam man diese oft erst mit, wenn eine Person Selbstmord beging. Das S.Braun ihre Geschichte nicht öffentlich gemacht hat passt ins Bild, heute gehen die meisten viel offener damit um und eine solche Phase bedeutet auch nicht automatisch das Karriereende!

Hoffentlich auch für Schirrmeister nicht, denn sein ganzes Potential ist doch nicht auf einmal "verflogen". Sollte es für seine Gesundheit besser sein keinen Sport mehr zu machen, sei's drum, aber ein paar Fälle die ich kenne, sind erst durch Sport (wenn auch nicht auf diesem Niveau) wieder auf die Füße gekommen.

Bei den sehr Introvertierten ist leider immer auch die Gefahr, dass die Außenwelt die Probleme nicht mal im Ansatz mitbekommt - bis es zu spät ist und nix mehr geht. Da kann man übrigens auch als Trainer drauf achten, wenn sich ein Athlet / eine Athletin plötzlich stark verändert…


RE: Silvio Schirrmeister - Gertrud - 16.09.2014

(16.09.2014, 16:04)lor-olli schrieb: Eines ist sicher definitv besser als in der "guten alten Zeit" - heute kann man ziemlich offen auch über eigene psychische Problem reden… früher bekam man diese oft erst mit, wenn eine Person Selbstmord beging. Das S.Braun ihre Geschichte nicht öffentlich gemacht hat passt ins Bild, heute gehen die meisten viel offener damit um und eine solche Phase bedeutet auch nicht automatisch das Karriereende!

Hoffentlich auch für Schirrmeister nicht, denn sein ganzes Potential ist doch nicht auf einmal "verflogen". Sollte es für seine Gesundheit besser sein keinen Sport mehr zu machen, sei's drum, aber ein paar Fälle die ich kenne, sind erst durch Sport (wenn auch nicht auf diesem Niveau) wieder auf die Füße gekommen.

Bei den sehr Introvertierten ist leider immer auch die Gefahr, dass die Außenwelt die Probleme nicht mal im Ansatz mitbekommt - bis es zu spät ist und nix mehr geht. Da kann man übrigens auch als Trainer drauf achten, wenn sich ein Athlet / eine Athletin plötzlich stark verändert…

Es ist manchmal auch besser, einfach eine Einheit wegzulassen, wenn man sich schlecht fühlt. Beate Peters hatte in der Hinsicht wahnsinnig gute Antennen. Sie hat mir sofort signalisiert, wenn die Schulter z. B. zu fest war und im Speerwurfbereich nichts ging. Wir sind dann auch schon mal in die Eisdiele gegangen. Es wurde keine Einheit absolviert, nur weil sie auf dem Trainingsplan stand.

In den USA wird der Umgang mit psychischen Problemen genauso wie mit jeder anderen Krankheit gehandhabt. Hier hatte das eine lange Zeit einen Makel. Es gibt eben Ausnahmesituationen, wo nur Hilfe von außen angebracht ist. Ein Athlet muss lernen, Grenzen zu ziehen, damit er nicht ins Abseits rutscht.

Das geht uns als Trainer/innen genauso. Ich habe damals auch keine Grenzen für mich gezogen. Ich habe 30 Jahre am Stück mit zweimal eine Woche Urlaub durchgearbeitet. Ich kannte kein Wochenende. An unserem Gymnasium war es ein geflügeltes Wort: "Lass Gertrud gewähren, sie ist ein Workaholic!" Ich habe damals manchmal in der Halle gestanden und habe gedacht: "Es kann doch nicht alles gewesen sein, nur in Hallen oder auf dem Platz zu stehen." Ich war aber nicht in der Lage, diesen Zustand zu ändern. Da hat mir ein DLV-Psychologe in einem einzigen Gespräch unheimlich geholfen. Ich erkannte auf einmal meine Schwächen ganz deutlich und habe mich von jetzt auf gleich umgestellt. Ich trenne mich heute sofort von Athleten, wenn sie mir nicht gut tun. Ich stecke heute nicht mehr mittendrin. Ich bin Betrachter von außen. Ich bin die Wegbereiterin meines Lebens, nicht die Athleten. Ich kann heute Menschen unglaublich gut einschätzen. Ich weiß, wenn bestimmte Leute anrufen und vorgeben, dass sie sich nach meiner Gesundheit erkundigen wollen, dass sie in Wirklichkeit etwas von mir wollen. 

S. Schirrmeister braucht im Grunde einen Psychologen, der ihm Strategien für sein Leben aufzeigt. Es gibt natürlich auch Athleten, die der Doppelbelastung nicht gewachsen sind. Er muss genau analysieren, ob ihn die Zeitenge in diese Position getrieben hat oder vielleicht die Aneinanderreihung harter Trainingsprogramme. Sein Kopf sollte zunächst einmal gesunden und frei werden. 

Gertrud

 


RE: Silvio Schirrmeister - MZPTLK - 16.09.2014

(16.09.2014, 12:26)alex72 schrieb: was hat das mit Schirrmeisters Problemen zu tun ?
Viel.
Fehl-, bzw. Übertraining, vor allem auch mental.


RE: Silvio Schirrmeister - alex72 - 16.09.2014

(16.09.2014, 19:41)MZPTLK schrieb:
(16.09.2014, 12:26)alex72 schrieb: was hat das mit Schirrmeisters Problemen zu tun ?
Viel.
Fehl-, bzw. Übertraining, vor allem auch mental.
Er wäre wohl keine solche Zeiten gelaufen wenn das Training falsch gewesen wäre....
das ist wie du selber sagst ein mentales Problem.


RE: Silvio Schirrmeister - Gertrud - 17.09.2014

(16.09.2014, 22:16)alex72 schrieb:
(16.09.2014, 19:41)MZPTLK schrieb:
(16.09.2014, 12:26)alex72 schrieb: was hat das mit Schirrmeisters Problemen zu tun ?
Viel.
Fehl-, bzw. Übertraining, vor allem auch mental.
Er wäre wohl keine solche Zeiten gelaufen wenn das Training falsch gewesen wäre....
das ist wie du selber sagst ein mentales Problem.

Man sollte differenzieren. Ist seine mentale Verfassung trainingsabhängig oder nicht? In der Analyse sehe ich die Ursache. Eine Bombenleistung im Vorfeld und ein nachfolgender Abschwung können auch stark mit überzogenem Training zusammenhängen. Das können nur die Beteiligten in Anbetracht des Wissens detaillierter Trainingsinhalte feststellen. Es ist durchaus möglich, auch mal andere Spezialisten einen Einblick zu gewähren, um zu klärenden Schlüssen zu kommen. Diese Trainer sollten dann möglichst aus einem anderen Lager kommen, wo man andere Trainingsinhalte favorisiert.

Ich gebe mal ein Beispiel. Wenn ich bei einer Mehrkämpferin/ einem Mehrkämpfer mit erheblichen Rücken- oder Fußproblemen auf die Trainingsinhalte schaue, dann bin ich mir sicher, dass ich fündig werde und Abhilfe schaffen könnte. 

Gertrud


RE: Silvio Schirrmeister - MZPTLK - 20.09.2014

(17.09.2014, 07:39)Gertrud schrieb: Es ist durchaus möglich, auch mal andere Spezialisten einen Einblick zu gewähren, um zu klärenden Schlüssen zu kommen. Diese Trainer sollten dann möglichst aus einem anderen Lager kommen, wo man andere Trainingsinhalte favorisiert.

Ich gebe mal ein Beispiel. Wenn ich bei einer Mehrkämpferin/ einem Mehrkämpfer mit erheblichen Rücken- oder Fußproblemen auf die Trainingsinhalte schaue, dann bin ich mir sicher, dass ich fündig werde und Abhilfe schaffen könnte.
Das erinnert mich an das Produzieren und Arrangieren von Musik:
Die Künstler kommen mit einer Idee, einer Melodie, einem Demoband zum Produzenten. Also meistens mit einer nicht elaborierten Rohfassung, wo viele das Potential (noch) nicht erkennen können.

Wenn es ein sehr guter Produzent ist, macht er den Künstlern -auch unpopuläre- Vorschläge hinsichtlich Instrumentalisierung, Tempi, Akzentuierung oder sogar Melodie-Modifikation.

Oder die Künstler selbst schrauben und probieren solange an dem Teil herum und testen es in Konzerten, holen sich Feedback vom Publikum, etc., bis das Ding ausgereift ist und viele damit glücklich sind.

Oder andere Künstler covern Stücke, arrangieren sie neu entsprechend ihren Möglichkeiten und ihrem Gusto...nicht selten kommt dabei etwas noch besseres heraus. Smile

Kurz: Sport ist Kunst!



RE: Silvio Schirrmeister - MZPTLK - 21.09.2014

(21.09.2014, 11:59)Pollux schrieb:
(20.09.2014, 16:54) Gertrud schrieb:
(17.09.2014, 16:01)MZPTLK schrieb: Es gilt daher, die letzte Entscheidung in das Gewissen des Übenden selbst zu legen.'

(Carl Diem: Wesen und Lehre des Sports, Berlin 1960, S. 147)

Ich bin der festen Überzeugung, dass man Athleten vor allem hinsichtlich Feedback, Gefühl für Bewegung und Sinn für Grenzen des Trainings anleiten sollte. Es ist sehr gut, wenn Athleten signalisieren, dass sie platt zu werden drohen oder wenn ihnen Programme nicht bekommen. Mir hat mal bei einer Athletin der Zufall geholfen. Ich habe sofort geschaltet und das Programm ab da übernommen. Dann kamen die Medaillen. Man muss als Athlet und Trainer hellwach sein. Wenn´s am schönsten ist, sollte man sehr oft aufhören. Wink Man neigt oft dazu, noch einen oben aufzusetzen. Weniger ist manchmal eben mehr!!! 

Gertrud

Und weshalb muss man dabei das Gewissen als moralische Instanz bemühen? Das Ganze ist doch eher eine Frage von ‚Besonnenheit’ als Form praktischer Klugheit. 

Leichtathletik-fernes PS: Wenn man sich auf Ethik beruft statt auf die Wissenschaftsspezies für’s Optimierungsfunktionale, sollte man besser mal in der antiken Ethik stöbern. Zumal es dort die Zentralfrage nach dem rechten Maß, einen angemessen Begriff der (inneren) Natur und noch so einiges mehr an relevanten Haltungen gegeben hat. Wer sich auf den absonderlichen Herrn D. beruft, wird zudem und augenscheinlich mit dem Umstand konfrontiert, dass auch das Gewissen korrumpierbar ist.  
Geschenkt.
Herr D.(was soll das eigentlich?)=Diem hat vielleicht kein passenderes Wort gefunden, oder hat er doch ganz bewusst den Terminus Gewissen gewählt?
Moralische Instanzen sollte man immer und überall bemühen, bittesehr.
Das ist eine Frage der Besonnenheit als Form praktischer Klugheit.

Ich berufe mich gern auf Herrn D, wenn es interessant und hilfreich ist.
Und ich berufe mich auch auf den Teufel, wenn es interessant und hilfreich ist. Ich habe null Berührungsängste, und ich bin der Erste, der den Teufel austreibt, siehe Thread: Toleranz und Respekt.

Alles ist korrumpierbar, auch Pollux.
Nur MZ.... natürlich nicht. AngelBig Grin