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Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten (/showthread.php?tid=5231) |
RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Reichtathletik - 14.04.2023 (14.04.2023, 09:08)Diak schrieb: es gibt Leute, die mit solchen Stellen ausgestattet sehr viel mehr bewegen würden als viele viele der in den letzten Jahren inflationär installierten Bürokratenposten im Rest der Republik. Sollten wir (aus Landesmitteln, die DLV Spitze interessiert sich 0,0 für die Entwicklung des Nordens) eine weitere Teilhauptamtliche Stelle schaffen können, würde auch die für ziemlich viel Bürokratie draufgehen. Es ist in allen Sportarten das Gleiche. Der gefährliche Testunsinn verschlingt Ressourcen und gefährdet Karrieren. Im Rudern zählt die Wettkampfleistung übrigens gar nicht mehr. (wirklich: gar nicht!) Insofern kann es noch schlimmer kommen, wenn wir uns nicht wehren.Das mit den Landesmitteln ist halt auch so eine Sache. Es gibt Landesverbände, die leisten sich zahlreiche hauptamtliche Kräfte. Andere haben eine oder keine. Das ist wenn man böse sein will schon fast grundgesetzwidrig (gleiche Lebensverhältnisse). Allein deshalb sollte ein Dachtverband wie der DLV eigentlich dort stellen finanzieren, wo es das Land/ der landesverband nicht kann. Oder eine Art Landesverbandsfinanzausgleich schaffen. (wobei ich eigentlich er Meinung bin, wir sollten uns lieber rund ein Drittel der Landesverbände schenken und diese fusionieren). Dein Einwand zur Disziplin etc. ist sicher korrekt. Von der Meuwly-Debatte her bin ich noch im Sprint. Da wäre es sicher sinnvoller, alle aus der Staffel trainieren in Deutschland zusamme, statt alle trainieren wo anders und fahren dafür 20x im Jahr ins Auslan ins Trainingslager, um zusammen zu sein (ich hab den Eindruck, deutsche Sprinter begegnen sich häufiger im Ausland als im Inland). Im Lauf könnte das ähnlich sein (wobei hier der Bundesstützpunkt vielleicht sogar sinnvoll in Südafrika, Kenia oder St. Moritz aufgebaut wird). In den technischen Disziplinen wird es schwerer. Da braucht es dann vielleicht mehr Assistenzstrainer etc. Aber wenn ich mir ansehe, was viele Trainer parallel zu ihrem 40-Stunden-Job leisten frage ich mich manchmal schon, warum Trainer mit 40-Stunden-Job nicht den 20-fachen Output produzieren. Vor allem wenn sie Profiathleten trainieren. Dann trainiert halt eine Gruppe um 10, eine um 12, eine um 16 Uhr und eine um 18 Uhr. Gott, dass sind locker 20 z.B. Weitspringer, die man jeden Tag coachen kann. So viele lassen wir nicht mals zu Deutschen meisterschaften zu. RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Diak - 14.04.2023 (14.04.2023, 09:17)Reichtathletik schrieb:recht einfach: weil sie von den 40 Stunden eben nicht 40 auf dem Platz stehen, sondern die Hälfte oder so Papier beschriften, das niemand braucht, außer das System zum Zwecke seiner Rechtfertigung. Wettkampfbetreuung kommt auch noch dazu. Wenn man mir zum Beispiel eine halbe Stelle auf Honorarbasis anböte (was niemand tut...) und würde die tariflich korrekt bezahlen, dann würde ich weniger Zeit auf dem Platz verbringen als jetzt, wo ich die Zeit zu 80% ehrenamtlich und zu 20% auf Honorabasis oder so verbringe (hochgerechnet mit Wettkampfbetreuung, Lehrgängen und Trainingslagern, keine validen Zahlen, sondern educated guess).Zitat:aber wenn ich mir ansehe, was viele Trainer parallel zu ihrem 40-Stunden-Job leisten frage ich mich manchmal schon, warum Trainer mit 40-Stunden-Job nicht den 20-fachen Output produzieren. Vor allem wenn sie Profiathleten trainieren. Dann trainiert halt eine Gruppe um 10, eine um 12, eine um 16 Uhr und eine um 18 Uhr. Gott, dass sind locker 20 z.B. Weitspringer, die man jeden Tag coachen kann. So viele lassen wir nicht mals zu Deutschen meisterschaften zu. RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Gertrud - 14.04.2023 (14.04.2023, 10:47)Diak schrieb:(14.04.2023, 09:17)Reichtathletik schrieb:recht einfach: weil sie von den 40 Stunden eben nicht 40 auf dem Platz stehen, sondern die Hälfte oder so Papier beschriften, das niemand braucht, außer das System zum Zwecke seiner Rechtfertigung. Wettkampfbetreuung kommt auch noch dazu. Wenn man mir zum Beispiel eine halbe Stelle auf Honorarbasis anböte (was niemand tut...) und würde die tariflich korrekt bezahlen, dann würde ich weniger Zeit auf dem Platz verbringen als jetzt, wo ich die Zeit zu 80% ehrenamtlich und zu 20% auf Honorabasis oder so verbringe (hochgerechnet mit Wettkampfbetreuung, Lehrgängen und Trainingslagern, keine validen Zahlen, sondern educated guess).Zitat:aber wenn ich mir ansehe, was viele Trainer parallel zu ihrem 40-Stunden-Job leisten frage ich mich manchmal schon, warum Trainer mit 40-Stunden-Job nicht den 20-fachen Output produzieren. Vor allem wenn sie Profiathleten trainieren. Dann trainiert halt eine Gruppe um 10, eine um 12, eine um 16 Uhr und eine um 18 Uhr. Gott, dass sind locker 20 z.B. Weitspringer, die man jeden Tag coachen kann. So viele lassen wir nicht mals zu Deutschen meisterschaften zu. Deshalb sollte sich der Verband diese "bekloppten" Heimtrainer/innen erhalten, die nicht nach dem Honorar zu schielen brauchen. Statistik von Doha: Zwei WM-Titel wurden von Amateurtrainern erzielt. ![]() Man muss sich mal fragen, warum das so ist. Die LA macht sukzessive die Fehler, die im FB an der Tagesordnung sind. Spielt die Mannschaft schlecht, wird der Trainer gefeuert. Freiburg macht langjährige durchdachte Führung mit ihrer Mannschaft und dem Trainer vor. Bei Volker Finke waren es auch 16 Jahre in Freiburg. Wann immer ich in Freiburg selbst bei Prof. Dr. Klümper in Behandlung war, saß ich auf der Freiburger Tribüne und habe Finke bei der Arbeit zugesehen. Das war schon lehrreich. In der LA wird zunehmend schon im Jugendbereich gepowert. Das ist aus meiner Sicht nichts anderes als Arbeitsplatzsicherung. Die Tendenz hat die deutsche LA mit der unheimlich hohen Quote im Erwachsenenbereich bekommen. Ich konnte mir mit Beate Peters z.B. Zeit lassen. Ich stand finanziell nie unter Druck. Gertrud RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Reichtathletik - 14.04.2023 Nur weil Hauptamt dann offenbar schlecht gemacht wird, muss es doch nicht bedeuten, dass wir stattdessen nur auf Ehrenamt setzten sollten. Ehrenamtler trainieren i.d.R. nach ihrem Brotverdienst, nicht wenige Hauptamtler haben mir bereits gesagt, dass sie um 18 Uhr keine Zeit hätten, weil sie nach Feierabend auch mal zeit bräuchten. Als Ehrenamtlerin frage ich mich da, was machen die dann? Machen die ehrenamtlich als Hobby einen Job im Büro? ![]() Ich habe wie gesagt mit mehreren jungen Trainerinnen und Trainern gesprochen, zum Teil jüngst mit höchsten Lizenzen oder der Jungtrainer-Offensive gefördert. Die würden gerne, aber die haben nunmal nur 1-2 Stunden am Tag und das auch nur wenn Freunde und Partner das mitmachen. Fahren sie mit Athleten ins Trainingslager, ist das keine bezahlte Dienstreise, sondern dann sind das ihre Urlabstage und ihr Urlaubsgeld. Für diese Leute braucht es mehr Hauptamt, damit sie sowas leisten können und nicht nur 1-2 Jahre machen und dann das Handtuch werfen. RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - dominikk85 - 14.04.2023 Es gibt halt auch immer weniger Leute die überhaupt bereit sind ehren- oder nebenamtlich zu arbeiten weil gerade jüngeren Freizeit und work life balance wichtig ist und wenn sie sich engagieren Flexibilität gewünscht ist RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Reichtathletik - 14.04.2023 (14.04.2023, 12:48)dominikk85 schrieb: Es gibt halt auch immer weniger Leute die überhaupt bereit sind ehren- oder nebenamtlich zu arbeiten weil gerade jüngeren Freizeit und work life balance wichtig ist und wenn sie sich engagieren Flexibilität gewünscht istDas find ich etwas vorwurfsvoll gegenüber "der Jugend von heute" formuliert. Es gibt durchaus einige, die bereit sind, sich zu engagieren. Leider werden vielen auch davon abgehalten, indem sie von "Alteingesessenen" mit dem Verweis "sie sollen erstmal Erfahrung sammeln" ausgegrenzt werden. Und leider ist es Gesamtgesellschaftlich nicht sehr angesehen. Junge Menschen, die sich als Trainer engagieren und deshalb an den Trainingstagen rechtzeitig aus dem Büro wollen wird dann vorgeworfen "ihr Hobby" sei ihnen wichtiger als der Job. Dass dieses "Hobby" Verantwortung für junge Menschen übernehmen ist, wird nicht gesehen. Sowas wurde (und wird in anderen Ländern) zum Teil ganz anders gewertschätzt. Und die Vorgesetzten, die hier so kritisch sind, sind nicht "die Jüngeren". Und dann gibt es noch Hauptamtliche, die es diesen Nebenamtlichen, die sich die Zeit frei schaufeln um für die Athleten da zu sein, vorwerfen, dass sie nicht Hauptamtlich sind. RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Gertrud - 14.04.2023 (14.04.2023, 11:16)Reichtathletik schrieb: Nur weil Hauptamt dann offenbar schlecht gemacht wird, muss es doch nicht bedeuten, dass wir stattdessen nur auf Ehrenamt setzten sollten. Ehrenamtler trainieren i.d.R. nach ihrem Brotverdienst, nicht wenige Hauptamtler haben mir bereits gesagt, dass sie um 18 Uhr keine Zeit hätten, weil sie nach Feierabend auch mal zeit bräuchten. Als Ehrenamtlerin frage ich mich da, was machen die dann? Machen die ehrenamtlich als Hobby einen Job im Büro? Ich meine, dass man ruhig verstärkt auch die "Rentnerband", die mehr Zeit als die DLV-Hauptamtlichen zur Verfügung haben, integrieren sollte. Werner Späth, Gerd Osenberg, Dieter Kollark und andere haben sehr gute Leistungen in spätem Alter mit ihren Schützlingen erzielt. Ich habe das Hauptamt nie schlecht machen wollen. Auch da gibt es Topleute; nur sind sie halt abhängig. Da die Position unserer Generation im Alter nicht gerade arm wird, besteht dort ein gutes Potential. Gertrud RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Mateng - 14.04.2023 (14.04.2023, 11:16)Reichtathletik schrieb: ... nicht wenige Hauptamtler haben mir bereits gesagt, dass sie um 18 Uhr keine Zeit hätten, weil sie nach Feierabend auch mal zeit bräuchten.Ein Gedanke in diese Richtung: Es soll dann auch schon vorgekommen sein, dass Nationalkader-Athleten, die einem Beruf nachgehen mussten um zu leben, dann eben NICHT beim hauptamtlichen (Bundes)Trainer trainieren konnten, da der nur zu "Bürozeiten" Training abhielt, was mit der Arbeitszeit des Sportlers nicht kompatibel war ... Auch schräg ... RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Gertrud - 15.04.2023 Es kann viele Variationen nebeneinander geben. Es gibt nicht nur die eine Lösung. Der Verband mit seinen Vorstellungen ist eine Sache, die Familie Kaul z. B. oder ich sind die andere Seite der Medaille und auch daseinsberechtigt. So sehe ich das. Wir haben das Medaillenkonto des Verbandes im Endeffekt ganz schön bereichert. Vielfalt und Individualismus lassen sich in ganz unterschiedlichen Systemen verwirklichen. Entscheidend ist, das der Verband Personen wie die Familie Kaul und mich auch die Vorteile des Verbandes nutzen lässt. Die dortigen Personen sind auch nicht DLV-Eigentümer, sondern sollten optimal funktionierende Angestellte sein. Gertrud RE: Leistungsförderung zentral, dezentral oder mit beiden Varianten - Reichtathletik - 16.04.2023 Interssant in dem Kontext finde ich etwas, auf das mich ein Trainerkollege eben aufmerksam gemacht hat: Offenbar hat die DLV-Akademie die vergangenen Tage eine interne Fortbildung für die Bundestrainer durchgeführt (und die Trainer des Next Coaches Programm, was einmal mehr die Frage eröffnet, wie man sich z.B. dafür bewerben kann). Abgesehen davon, dass es wohl wenig externen Input gab sondern mehr Austausch untereinander, was vielleicht kritisch ist, stellt sich die Frage ob hier nicht eine (vermeintliche) Elite rangezogen wird, die zu großen Abstand zum Rest hat. Sicher hilfreicher waren doch deutlich mehr Fortbildungen, bei denen Bundestrainer und Trainer der Peripherie ins Gespräch kommen. Ich zumindest würde mir wünschen, dass solche Veranstaltungen offen gehalten werden. |