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Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Druckversion

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RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - beity - 20.02.2023

(20.02.2023, 16:57)TranceNation 2k14 schrieb:
(20.02.2023, 16:10)beity schrieb: Ich könnte mir vorstellen, das Bol absolut gar nicht so hohe Werte erreicht.

Das ist die Frage: Hat sie sehr hohe Laktatwerte die sie gut toleriert oder übernimmt ihre aerobe Glycolyse so früh dass die Werte gar nicht so hoch steigen?

Was ist trainierbar, was ist eine individuelle Ausprägung? Vielleicht hat Bol hinsichtlich des Stoffwechsels von Natur aus Vorteile. So wie Menschen unterschiedlich schnell z.B. Kraft- oder Ausdauerreize annehmen, warum soll es dann nicht auch hinsichtlich der Pufferkapazität Unterschiede geben, da könnte man allerdings mit Epo etwas nachhelfen. (nein wir reden nicht über Doping) möchte mich unbefangen über tolle Leistungen aus meinem Mutterland freuen....


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Reichtathletik - 06.04.2023

In den aktuellen Flash-News von leichtathletik.de:
Zitat:Bol-Trainer Laurent Meuwly im Interview mit “leichtathletiktraining”
Der Schweizer Laurent Meuwly, unter anderem Trainer von Femke Bol, gibt in der April-Ausgabe von “leichtathletiktraining” Einblicke in das Training seiner niederländischen Langsprint-Gruppe. In einem polarisierten Training werden einerseits Kraft und Schnelligkeit, andererseits die aerobe Ausdauer in den Fokus gerückt: “Wir absolvieren derzeit zwei Trainings pro Woche mit rund sieben bis acht Kilometern Umfang. Das sieht man nicht oft bei 400-Meter-Läufern“, erklärt Meuwly und spricht auch über Regeneration sowie das niederländische Trainingszentrum in Papendal. Mehr dazu in “leichtathletiktraining”.
Hat jemand das Interview gelesen?


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Diak - 06.04.2023

(06.04.2023, 08:40)Reichtathletik schrieb: In den aktuellen Flash-News von leichtathletik.de:
Zitat:Bol-Trainer Laurent Meuwly
Hat jemand das Interview gelesen?

wird mir in meinen digitalen Abo nicht angezeigt, leider, ich frag mal nach...


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Gertrud - 09.04.2023

(20.02.2023, 18:22)beity schrieb:
Zitat:
Was ist trainierbar, was ist eine individuelle Ausprägung? Vielleicht hat Bol hinsichtlich des Stoffwechsels von Natur aus Vorteile. So wie Menschen unterschiedlich schnell z.B. Kraft- oder Ausdauerreize annehmen, warum soll es dann nicht auch hinsichtlich der Pufferkapazität Unterschiede geben, da könnte man allerdings mit Epo etwas nachhelfen. (nein wir reden nicht über Doping) möchte mich unbefangen über tolle Leistungen aus meinem Mutterland freuen....

Es gibt eben AuA mit einer ungeheuren sportlichen Veranlagung und dann auch noch mit einer sehr ausgeprägten Psyche und dazu noch einem Toptrainer und Topbedingungen. Zudem redet dort warscheinlich keiner hinein. Sie können ungestört trainieren und ihre Zielvorstellungen durchsetzen. Da wird nicht die Glykolyse zerschossen, sondern die Körner für die Zielgerade werden gelegt. 

Gertrud


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Gertrud - 09.04.2023

(11.02.2023, 20:53)Stelvio2017 schrieb:
Zitat:Spannende Episode mit Laurent Meuwly!
https://open.spotify.com/episode/6yDeBjqaBgHXuvlcLT6rMi?si=sXm0KgIqTM6FHa5NoSCljg

Frizze hat kürzlich im Podcast-thread auf obiges Interview verwiesen. Ich fand die Aussagen von Meuwly ausgesprochen konkret und präzise. Der hat einen klaren Plan mit seinen Athleten wie u.a. Femke Bol und zieht den gradlinig und konsequent durch. Wettkampfplanung, Reisetätigkeit und Regeneration scheinen generalstabsmäßig durchdacht. Und natürlich erwartet er, dass für seine Athleten der Sport im absoluten Mittelpunkt ihres Lebens steht. Das ist für die heutige Zeit ungewöhnlich rigide, aber sichtlich erfolgreich.

Es geht nicht ohne totale Fokussierung. Da bleibt nicht sehr viel Zeit für andere Lebensbereiche. Das muss einfach Spaß machen. Wenn eine/r das nicht möchte hat er/sie die Wahl, sich anderen Dingen zu widmen. Das geht TuT nicht anders. Ich habe da für mich als Athletin und Trainerin nie ein Problem gesehen oder eins daraus gemacht. Hingabe ist absolute Voraussetzung. Das heißt nicht, dass man auch mal hadert. 

Gertrud


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Freaky - 10.04.2023

Es werden in dem Interview verschiedene Sachen angesprochen:
zu Papendal:
Er hat die volle Unterstützung von allen möglichen Experten und das auch sofort vor Ort, ohne das ewig oganisieren zu müssen. Er kann das Training von allen direkt steuern, ohne sich mit Trainern, die über das ganze Land verstreut sind abstimmen zu müssen. Es gibt ein sehr starkes internationales Athletenteam, die sich auch gegenseitig pushen und von den internationalen Athleten lernt er auch selber viel, was dann wieder den NL Athleten hilft. Daher ist eine internationale Gruppe wichtig.
Training in D:
Er versteht nicht, warum die Topathleten in D nicht gemeinsam an einem Ort trainieren. Es muss eine Leitung/Strategie geben, die gibt vor und das wird gemacht. Athleten in D sind zu sehr auf den Kurzspringt fokussiert und laufen dann halt bisschen längere Sprints --> zu wenig Ausdauer und Erholung über die Saison und damit nicht in der Lage z.:B bei einer WM Staffel und Einzel mit entsprechend vielen Runden in voller Leistung zu laufen.
400m & 800m gemeinsam:
hält er für keine gute Idee, in beidem gleichzeitig Weltspitze geht seiner Meinung nach nicht
Femke Bol Training:
Ansatz ist ausgelegt auf Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Mittlere Intensitäten bringen einen nicht wirklich weiter. Also hohe Intensitäten bei Kraft und Schnelligkeit und hohe Umfänge bei niedrigen Intensitäten, dazu so gut wie gar nix dazwischen.

Ich glaube, das ist mit so das wichtigste, was es in dem Interview gab.


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Gertrud - 10.04.2023

(10.04.2023, 09:08)Freaky schrieb: Es werden in dem Interview verschiedene Sachen angesprochen:
zu Papendal:

Training in D:
Er versteht nicht, warum die Topathleten in D nicht gemeinsam an einem Ort trainieren.
Man kann das kleine Land Niederlande nicht mit Deutschland vergleichen. Zudem gibt es auch im oberen Leistungssegment AuA, die einen Beruf neben dem Sport ausüben. Im Sprint z.B. gibt es zwei Topteams auf Jamaika, die bei zwei Toptrainern trainieren. Konkurrenz im eigenen Land belebt durchaus das Geschäft.
Zitat:Es muss eine Leitung/Strategie geben, die gibt vor und das wird gemacht. 
Das will man in Deutschland ja praktizieren. Nur liegt man thematisch auf der falschen Linie. Das wäre fatal, wenn das hier "gehorsam" Befolgt würde. Dann hätte z.B. eine Sabine Braun nicht eine Saison "überlebt".
Zitat:Er kann das Training von allen direkt steuern, ohne sich mit Trainern, die über das ganze Land verstreut sind abstimmen zu müssen. 
Dazu bedarf es nicht eines solchen Konstruktes. Man muss nur das Gesäß in Deutschland in der Hose haben, sein Ding durchzuziehen, wenn man auf dem richtigen Weg ist.
Zitat:Es gibt ein sehr starkes internationales Athletenteam, die sich auch gegenseitig pushen und von den internationalen Athleten lernt er auch selber viel, was dann wieder den NL Athleten hilft. Daher ist eine internationale Gruppe wichtig. 
Das wird offensichtlich zunehmend von den Schuhfirmen, die eine Menge Geld in solche Gebilde stecken, gefordert. Man kann sich als TuT autodidaktisch fortbilden und Trainingsteams besuchen, um auf dem allerneuesten Stand zu sein. Es gibt gemischte Gruppen und auch ländermäßige Gruppen. Die Gruppe von Wayde van Niekerk in SA war zum großen Teil südafrikanisch. Man kann auch bei TL andere Gruppen beobachten.
Zitat:Er hat die volle Unterstützung von allen möglichen Experten und das auch sofort vor Ort, ohne das ewig organisieren zu müssen. 
Ob es immer die besten Experten auf allen Gebieten sind, die dort agieren, ist die Frage. 
Zitat:Athleten in D sind zu sehr auf den Kurzspringt fokussiert und laufen dann halt bisschen längere Sprints --> zu wenig Ausdauer und Erholung über die Saison und damit nicht in der Lage z.B. bei einer WM Staffel und Einzel mit entsprechend vielen Runden in voller Leistung zu laufen. 
Da gebe ich ihm recht. Es gab aber auch in Deutschland schon sehr gute Viertelmeiler und Trainer mir einer sehr guten Philosophie über 400m/Hürden. Harald Schmid war top nur durch seinen eigenen Kopf. 
Zitat:400m & 800m gemeinsam:
hält er für keine gute Idee, in beidem gleichzeitig Weltspitze geht seiner Meinung nach nicht 
Das scheint so zu sein.
Zitat:Femke Bol Training:
Ansatz ist ausgelegt auf Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Mittlere Intensitäten bringen einen nicht wirklich weiter. Also hohe Intensitäten bei Kraft und Schnelligkeit und hohe Umfänge bei niedrigen Intensitäten, dazu so gut wie gar nix dazwischen.

Der Ansatz auf Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer hat sich bewährt. Das ist kein Geheimnis für solche TuT, die sich international fortbilden, indem man Ansätze und Durchführungen erfolgreicher Teams inspiziert. 

Es führen auch heute noch viele Wege in der gesamten Handhabung nach Rom. Neue Wege etablieren sich durchaus, wenn es auch unterschiedliche erfolgreiche Teams in einem Land gibt. Ich selbst favorisiere nicht für jeden einen Erfolgsweg. Es gibt ganz unterschiedlich gelagerte Erfolgsteams.

Gertrud


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Gertrud - 11.04.2023

Meuwly hat mich Sicherheit einen klaren Kopf in der Methodik; aber man muss auch anderen TuT zugestehen, den Kopf zum Denken zu haben. Warum sollte es nicht andere Trainer geben, die noch gezielter arbeiten? Ich sehe diesen Alleinstatus in der Qualität nicht als Vorschrift, wohl aber als eine gute Alternative und Bereicherung an.

Ein Wilson Kipketer hat über 800m nur allein trainiert, wobei viele AuA in der Weltklasse das "Rudellaufen" für sich praktiziert haben. Ich bin für absolute Individualität. Wenn eine Lieke Klaver einer Femke Bol hart auf den "Pelz" rücken würde und könnte, weiß man nicht, wie Femke Bol reagiert. Bleibt sie immer Sparringspartnerin oder kann sie sich aus der zweiten Rolle irgendwann befreien? 

Ich hatte unglaublich viele Zubringer für meine Gruppe. Ich habe immer nach der optimalen Lösung gesucht. Es wird immer wieder TuT mit noch besseren Lösungen geben. Wir sind natürlich auf der Lauer, an neuen Formen zu partizipieren. 

Ich bin wirklich gespannt, wie Femke Bol das unglaubliche Wettkampfprogramm orthopädisch verkraftet. Sie muss dabei schon eine absolut hervorragende Physiotherapie und ein Ärzteteam um sich haben.  

Gertrud


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Reichtathletik - 11.04.2023

(10.04.2023, 22:56)Gertrud schrieb:
(10.04.2023, 09:08)Freaky schrieb: Es werden in dem Interview verschiedene Sachen angesprochen:
zu Papendal:

Training in D:
Er versteht nicht, warum die Topathleten in D nicht gemeinsam an einem Ort trainieren.
Man kann das kleine Land Niederlande nicht mit Deutschland vergleichen. Zudem gibt es auch im oberen Leistungssegment AuA, die einen Beruf neben dem Sport ausüben. Im Sprint z.B. gibt es zwei Topteams auf Jamaika, die bei zwei Toptrainern trainieren. Konkurrenz im eigenen Land belebt durchaus das Geschäft.
 Mittlerweile auch geleesen. Gerade zu dem Punkt: "Kann man nich vergleichen" widerspricht er ja ganz vehement und betont, dass auch Deutschland (geographisch) ein kleines Land sei, was sicherlich stimmt, nur wir aus unserer nationalen Brille gerne anders sehen.  Der Witz ist ja, dass zumindest im Lauf unsere Kaderathleten eh gefühlt 366 Tage im Jahr an einem Ort trainieren, nur halt im Ausland im Trainingslager. Die paar Wochen, in denen sie in Deutschland sind könnten dann auch alle in Frankfurt, München oder von mir aus Herxheim leben.


RE: Femke Bol - ein Ausnahmetalent mit einem Ausnahmetrainer - Gertrud - 11.04.2023

(11.04.2023, 08:22)Reichtathletik schrieb:
(10.04.2023, 22:56)Gertrud schrieb:
(10.04.2023, 09:08)Freaky schrieb: Es werden in dem Interview verschiedene Sachen angesprochen:
zu Papendal:

Training in D:
Er versteht nicht, warum die Topathleten in D nicht gemeinsam an einem Ort trainieren.
Man kann das kleine Land Niederlande nicht mit Deutschland vergleichen. Zudem gibt es auch im oberen Leistungssegment AuA, die einen Beruf neben dem Sport ausüben. Im Sprint z.B. gibt es zwei Topteams auf Jamaika, die bei zwei Toptrainern trainieren. Konkurrenz im eigenen Land belebt durchaus das Geschäft.
 Mittlerweile auch geleesen. Gerade zu dem Punkt: "Kann man nich vergleichen" widerspricht er ja ganz vehement und betont, dass auch Deutschland (geographisch) ein kleines Land sei, was sicherlich stimmt, nur wir aus unserer nationalen Brille gerne anders sehen.  Der Witz ist ja, dass zumindest im Lauf unsere Kaderathleten eh gefühlt 366 Tage im Jahr an einem Ort trainieren, nur halt im Ausland im Trainingslager. Die paar Wochen, in denen sie in Deutschland sind könnten dann auch alle in Frankfurt, München oder von mir aus Herxheim leben.

Eben nicht alle, da widerspreche ich ganz vehement. Warum sollen nicht zwei Top-AuA bei unterschiedlichen, sehr guten Trainern in Deutschland trainieren? Es geht auch, wie wir es im Mehrkampf gemacht haben. Sabine hatte meine gesamte Aufmerksamkeit in Wattenscheid. Es fungierten als Sparringspartner Athleten aus anderen Disziplinen. Sie wollte nicht einmal im TL mit den Konkurrentinnen gemeinsam trainieren. Sie hat sich gut mit denen verstanden, aber ein gemeinsames TL abgelehnt. Sie wollte vor den Höchstereignissen keinen Kontakt in der Hinsicht.

Femke Bol ist die einzige absolute Topathletin bisher in der Gruppe. Klaver hat sich im 400m-Bereich toll verbessert, steht somit ante portas. Vielleicht schafft sie den Sprung im Einzel ganz nach vorne. 

Was ich absolut verstehe, ist, dass man wohl als ausländische Athletin keine Trainingsmöglichkeit in Papendal hat, wohl aber in TL mit Meuwly und seiner Gruppe. Ich habe das zumindest gehört oder gelesen. Es dringen also keine internen Sachen nach außen. Auch sie lassen sich "die Butter nicht vom Brot nehmen". Wink

Ich traue in Deutschland sogar zwei Trainern enorme Fähigkeiten im 400m-Bereich zu. Bei uns liegt der Fehler nicht am Vorhandensein von Trainerpotential in einigen Disziplinen, sondern an der Kanalisierung. Man muss nur die richtigen Leute an die richtigen Stellen lassen. 

Gertrud