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'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Robb - 12.03.2014

(12.03.2014, 16:41)lor-olli schrieb: Da es noch keiner gemacht hat, hier ein link (ein Wunder, dass ich das in einem Blatt welches ich für gewöhnlich nicht lese, gefunden hab…)
Vom Olympiastar zum Sozialfall


So etwas, sollte eigentlich ohne wirkliches Verschulden des Athleten nicht passieren, wozu taugen denn die ganzen "Berater", die sich den Top-Leuten gern aufdrängen? Leistungssport ist kein Beruf, bzw. ein Beruf auf Abruf (keine Sicherheiten, Verletzungen, Leistungsknicks etc.), DASS sollte einem Sportler immer klar gemacht werden. Klar das sieht man mit 18 oder 20 ganz anders....
Sonst liest du nur die SUN? Big Grin
Ich finde schon die Überschrift Schwachsinn, Sandra Völker ein Olympiastar? Sie hat 96 eine Silbermedaille gewonnen, dazu zwei dritte Plätze, das macht einen zum Star?
Was will ein Berater mit einer Schwimmerin? Da muß man schon Franzi van Almsieck heißen, ansonsten ist für Berater nicht viel zu verdienen und damit schwindet auch das Interesse. Sportberater verdienen wahrscheinlich an 14jährigen Fußballtalenten mehr als an den besten deutschen Schwimmern.


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - MZPTLK - 12.03.2014

@Robb: Ich könnte schwerere Geschütze auffahren als Sandra Völker. Unter Olympiasiegern scheinst du es ja nicht zu machen, ich könnte Dir einige nennen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Natürlich haben die auch mehr oder weniger selber schuld, das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Problematik.


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Atanvarno - 12.03.2014

Die Berater, die hier gefragt und gefordert sind, sind doch wohl die Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten. Athleten deren Zukunftsplanung aus "ich werd dann Motivationstrainer oder geb ein paar Schwimmkurse" besteht, müssen Möglichkeiten aufgezeigt und eindringlich nahe gebracht werden, wie sie ihre berufliche Zukunft auf sichere Füße stellen.

Trainern, die ihren Athleten raten, bestimmte Ausbildungswege zugunsten des Sports aufzugeben (ja, die gibt's und nein, ich werde sie nicht nennen), gehört die Berechtigung Bundeskaderathleten zu betreuen entzogen.
Wie oben geschrieben: etwas strecken, ein bißchen langsamer studieren, das geht, aber man darf doch um Gottes Willen nach dem Sport nicht ohne Ausbildung dastehen.


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Piroschka - 12.03.2014

(12.03.2014, 21:29)Atanvarno schrieb: Die Berater, die hier gefragt und gefordert sind, sind doch wohl die Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten. Athleten deren Zukunftsplanung aus "ich werd dann Motivationstrainer oder geb ein paar Schwimmkurse" besteht, müssen Möglichkeiten aufgezeigt und eindringlich nahe gebracht werden, wie sie ihre berufliche Zukunft auf sichere Füße stellen.

Trainern, die ihren Athleten raten, bestimmte Ausbildungswege zugunsten des Sports aufzugeben (ja, die gibt's und nein, ich werde sie nicht nennen), gehört die Berechtigung Bundeskaderathleten zu betreuen entzogen.
Wie oben geschrieben: etwas strecken, ein bißchen langsamer studieren, das geht, aber man darf doch um Gottes Willen nach dem Sport nicht ohne Ausbildung dastehen.
Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, die Förderung von Athleten von der beruflichen Entwicklung abhängig zu machen. Werden bsp. in einem Studiengang pro Semester eine bestimmte Anzahl von Scheinen gemacht. 


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - lor-olli - 13.03.2014

(12.03.2014, 19:56)Robb schrieb: Was will ein Berater mit einer Schwimmerin? Da muß man schon Franzi van Almsieck heißen, ansonsten ist für Berater nicht viel zu verdienen und damit schwindet auch das Interesse.

@Robb,
vorweg: Dies ist keine Anmache!
Hast Du jemals in der Situation gesteckt Leistungssport mit einem "zweiten Leben" zu koordinieren / finanzieren? (Ich habe dies hinbekommen so lange ich studiert habe und "nur" eine Freundin hatte, später mit Frau / Kind und Job und Sport kracht es, wenn man nicht alles auf einem Fleck hat. Eine Stunde zum Training und eine wieder zurück zusätzlich zum Training ist dem Familienleben nicht sehr zuträglich und es brauchte schon die Langmut meiner Frau, dass dies möglich war). Als Leistungssportler erhält du unterschiedlichste Beratung, Trainingsplanung, Ernährungsplanung, Saisongestaltung. Wenn Du eine gute Uni hast eine Beratung zur Gestaltung des Studien- und Stundenplanes, wenn Du gefragt bist erhälst Du oft auch Beratung zur "Selbstdarstellung" (Interviewfragen beantworten etc.).

In Basisfragen des Leistungsport mit einer Lebensplanung die auch "das darüber hinaus" bedient, sieht es dagegen mau aus - nur für die wenigsten Spitzenleichtathleten fließen die Gelder üppig - es reicht oft gerade für die aktuelle Lebenssituation (Und Leistungsport ist teuer!), aber das wars dann auch. In einigen Diziplinen / Sportarten / Konstellationen ist die Zeit so knapp, dass man nicht viel Zeit zum Nachdenken findet. Die wenige freie Zeit die man hat, kann man "besser" verwenden. Bei mir hat erst eine längere Verletzung die Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig gemacht, die Prioritäten wurden anders gesetzt und die sportliche Leistung litt natürlich darunter (aber nicht nur darunter).

Die meisten Sportler kriegen "die Kurve", aber der alternativlose, bedingungslose Leistungssport ist ein Drahtseilakt der schnell schiefgehen kann und öfter schief geht als viele ahnen - weil über die "looser" spricht kaum jemand. Zumindest bei den Kaderathleten sollte hier schon genauer hingeschaut werden - bei Völker etwa hätte man die Zeichen erkennen können / müssen.

Also die Finanzberater die Robb vorschweben, sind genau jene die einen Hoeness, eine Schickedanz und einen Zumwinkel beraten? Die braucht die Welt eher nicht. Obwohl ein Hoeness vor dem Kadi schon einen gewissen Unterhaltungswert hat Angel...


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Astra - 13.03.2014

Einige LA-Athleten (vor allem in der 2.Reihe oder ganze junge) studieren in den USA, weil Studium und Sport besser zu verbinden sind.
Was geschieht aber nach dem BA-Abschluss?
Werden die Abschlüsse hier anerkannt (oder bleiben sie wie z.B. Anne Kesselring mit einer halben Stelle in den USA hängen).
Was kann man hier mit einem USA-Abschluss machen?
Was wenn man hier einen MA oder eine Promotion anstrebt?


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - lor-olli - 13.03.2014

(13.03.2014, 16:58)Astra schrieb: Werden die Abschlüsse hier anerkannt (oder bleiben sie wie z.B. Anne Kesselring mit einer halben Stelle in den USA hängen).

Der DAAD hat darüber Informationen. Abschlüsse aus dem Ausland werden hier in Deutschland vom Institut in Heidelberg gewertet - die Abschlüsse, insbesondere in den USA werden hier sehr unterschiedlich eingeordnet.

Ein Master an einer der Elite-Universitäten kommt von der Wertigkeit her fast einer Dissertation an einer Deutschen Provinz-Hochschule gleich (nicht despektierlich gemeint). Andere Abschlüsse, von z.B. ein paar weniger prominenten Südstaaten-Unis, erreichen kein Niveau welches hierzulande anerkannt wird, selbst einem MasterAbschluss dort fehlen gewisse Qualifikationen, die hier schon beim Bachelor erwartet werden.

Ich hatte mal einen jungen Bekannten der einen "Abschluss" im Bereich Musik-Marketing hatte - der Abschluss wurde hier als "Spielerei" abgetan, was den Jungen nicht daran gehindert hat hier im Musikbusiness ordentliche Jobs zu bekommen und noch ordentlicher Geld zu verdienen. (Die Selbstvermarktung hat er jedenfalls großartig vermittelt bekommen - jeder Anlauf "traf den Balken"... Wink)


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - ThomZach - 13.03.2014

Wozu soll denn der Leistungssport heute noch gefördert werden?
Der Kalte Krieg ist vorbei. Welche Nation baut noch darauf, sich
nach innen oder außen als besonders leistungsstark darzustellen?
Das Geld wird global investiert, eingestrichen und verplempert.
Es gibt keine „patriotisch gesinnten“ Unternehmen mehr.
Den Staaten geht der Sport deshalb zunehmend am Arsch vorbei.
 
Ist denn in Deutschland jemand stolz auf den FCB? Wo die Hälfte
der Spieler gar keine Deutschen sind? Und warum sollte ich auf
Robben oder Ribéry stolz sein? Ganz zu schweigen von russischen
Eiskunstläufern oder Kenianischen Wunderkäufern, die für andere
Nationen starten als die eigene.

Es sind doch nur noch die großen Marken, die über die Berühmtheit
der Topstars ihre Marktpräsenz dokumentieren.
Und unterhalb der Top-Ebene muss jeder zusehen wie er da hochkommt
oder mit dem Misserfolg klarkommt. Das ist das Gesetz des Wettbewerbs,
welches ja als Erstes im Sport seine Geltung hatte (weil er nicht
wie heute existentiell war) und jetzt in Politik und Wirtschaft seine
asozialen, sozial zersetzenden Wirkungen zeitigt.
 
Ich habe die Förderung durch die Sporthilfe auch eher als Belastung
empfunden. Und meine Leistung hat sicher auch darunter gelitten.
Ich war plötzlich nicht mehr freiwillig leistungswillig sondern zur
Leistung verpflichtet. Und als es im Sommer 1971 bergab ging und
im Herbst vor Olympia die Sporthilfe um 50% gekürzt wurde, da war das
ein Nackenschlag gegen mein wackeliges Selbstwertgefühl.

Ich trieb Sport, um es aufzumotzen. Und nun musste ich Leistung bringen,
um es mühsam aufrecht zu erhalten. Das Resultat:
Seelisch-mentaler Totalzusammenbruch. Wieder ganz unten und dort
nochmal ganz von vorne anfangen. Erfolgssport Adé und
Sport studieren, um was Vernünftiges zu werden, war das Motto.
Das war heilsamer als der Olympische Idealismus.

Also: Glamour ist eh nur für wenige, hochtalentierte, charakterstarke,
vielleicht auch egomanische, selbstgerechte, rücksichtslose Naturen,
nicht für FairnessIdealisten wie wir hier im Forum.
Das Leben in der Postmoderne ist wieder zum Dschungel geworden.
Darwin lässt grüßen. Die Sozialschwärmer enden in einem Topf
mit der Linken und ersaufen dort. Dodgy
Wiiie schöön doch, wieder Amateur zu sein!Smile


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - Robb - 14.03.2014

@lor-olli: Du darfst mich gerne "anmachen", ich seh sowas locker und bei den "alten" Stammusern aus dem La-Forum erst recht.
Ich halte die Berater, die besonders aus dem Fußball bekannt sind, für reine Parasiten. Das Geschäftsmodell ist eine Frechheit und sollte verboten werden, denn für die Services des Beraters, der vom Spieler beauftragt wird, zahlt der Verein, den Spieler kostet der Berater nichts. Da werden dann gerne Verwandte als Berater eingestellt, die so bei jeder Vertragsänderung Millionen verdienen, obwohl ihr Beitrag ein "Unterschreib hier Sohn" nicht übersteigt.
Nur sind diese geldgeilen Berater eben vor allem am eigenen Gewinn interessiert, und der lässt sich in der Leichtathletik/Schwimmen nur schwer realisieren. Lebensberatung interessiert diese Parasiten schon zweimal nicht, mit einem Sportler ist nach Ende der Karriere selten Geld zu verdienen (wenn man nicht Magdalena Neuner heißt), also ist die Ausbildung/Studium/berufliche Zukunft irrelevant.
Ist der DLV eigentlich in irgendeiner Weise aktiv? Man redet ja gerne über das duale System, aber werden junge Sportler aktiv beraten?


RE: 'Staatsamateuere' - Rettung der Leichtathletik? - MZPTLK - 14.03.2014

Dass viele Staaten in Europa seit dem Mauerfall erheblich weniger Geld in viele Sportarten stecken, ist bekannt, die Gründe ebenso.
Zu hoffen, der Trend würde sich irgendwann wieder umkehren, könnte bedeuten, dass man den kalten Krieg wieder herbeisehnt.Angry

Was bleibt? Ganz einfach: Eigeninitiative der Leichtathletik-Bekloppten!
Dabei muss nicht nur Sachverstand und Motivation mobilisiert werden, sondern natürlich auch Geld. Wer hat Geld und steckt es in die Leichtathletik ohne garantierte, schnelle Rendite? Nur 'bekloppte' Mäzene natürlich.
Alle anderen, also Sponsoren und Investoren, wollen früher oder später ein Return on Invest sehen, es muss sich rechnen. Das ist der entscheidende Knackpunkt. Wenn wir das hinkriegen, sieht die Zukunft der Leichtathletik gut aus, siehe neuer Thread...