Gerätturnen (Silber: Lukas Dauser) - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Archiv (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=18) +--- Forum: Großereignisse (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=19) +---- Forum: Olympische Spiele Tokio 2021 (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=35) +----- Forum: Andere Sportarten (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=37) +----- Thema: Gerätturnen (Silber: Lukas Dauser) (/showthread.php?tid=4432) Seiten:
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RE: Geräteturnen - ThomZach - 29.07.2021 (28.07.2021, 07:40)Atanvarno schrieb: Wohl doch ein KopfproblemMeine größte sportliche Niederlage (auch wegen ihrer Spätfolgen) war ja das Ausscheiden in der Qualifikation bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko. Heute, wo ich aus der Ferne miterlebe, wie die US-Turnerin Simone Biles die Nerven verliert und sich verabschiedet, bevor sie das Desaster ereilt, zu versagen, muss ich an meine bittere Erfahrung zurückdenken. Ich hätte nur die Höhe von 2m12 überspringen müssen, um im Endkampf dabeizusein. Aber anders als bei den Deutschen Meisterschaften, wo ich die Olympianominierung mit eben dieser Höhe errang oder ersprang, versagten mir die Beine, die mich zuvor noch sicher über 2m09 getragen hatten, und ich bewegte mich so wie ich mich fühlte: Wie ein nasser Kartoffelsack. Im Gegensatz zu Biles war es mir nicht erlaubt, diese Schwäche zu zeigen und zu ihr zu stehen. Ich musste da durch und mich als Versager verabschieden. Dabei war ich ja tatsächlich von Grund auf depressiv und hatte es nur nicht geschafft, meine Euphorietaste zu drücken. Bei meinen zuvor erbrachten Bestleistungen (2m14, 2m12, 2m125) war das Ambiente aber auch ganz ein anderes. In Stuttgart 14.000 Zuschauer, in Berlin ein volles Olympia-Stadion und in Flagstaff (Arizona/USA), unserem vorolympischen Trainingslager, die neu gewonnenen Freunde unter den Studenten und Studentinnen (!) der dortigen Universität applaudierend und anfeuernd direkt an der Anlage – das waren andere Bedingungen als im gähnend leeren Olympiastadion von Mexiko City mit 54 internationalen Gegnern, die auch alle ins Finale wollten und darauf nicht mir zuliebe verzichtet hätten. Anders als Kollege Gunther Spielvogel, der mich vor dem letzten Versuch noch im Vorbeigehen ermunterte. Aber da war es schon zu spät für jegliche Betreuung. Eine solche gab es nämlich für mich nicht. Die Spiele neigten sich schon dem Ende zu. Ich hatte miterlebt, wie zahlreiche Kameraden bereits in ihren Vorkämpfen und Vorläufen gescheitert waren, wie sich das Olympische Athletendorf langsam leerte, wodurch die Stimmung auf Abschied stand, auf Ermüdung, Enttäuschung, während die erfolgreichen Sportler von den Medien vereinnahmt verschwanden. Die Spiele waren praktisch vorbei, die Trainingsanlage schon abgebaut (welch ein Fauxpas der Organisatoren!), die Mensa nur noch spärlich genutzt, „die Bürgersteige hochgeklappt“. Die Trainer und Funktionäre verschwunden – aber für mich war ja eh nie einer zuständig, der Bundestrainer Werner Bähr nicht im Aufgebot. Einsam und isoliert hatte ich Ablenkung in der Stadt gesucht und mich verlaufen, wo doch Spaziergänge Gift für einen Springer sind. Kurz: Das Leben stand mir nach totaler Lustlosigkeit. Auf der Kippe zwischen Begeisterung und Enttäuschung war das Barometer auf Tiefdruck gesunken. Es gab sogar noch mehr Gründe, melancho- lisch zu sein, aber die waren noch persönlicherer Natur, hatten mit der daheimgeblie- benen Partnerin zu tun. In Berlin erwarteten mich nichts als Unannehmlichkeiten. Wie sollte ich da in Höchstform kommen?! Es war einfach nur tragisch und ich musst so tun alsob es mir nichts ausmachte. Niemand sollte sehen wie ich litt. Heute hätte ich vor den Kameras gezetert und geschluchzt. Aber das passte damals nicht in mein Selbstbild. All das gehört nun offenbar zu meinem Olympischen Schicksal, denn es hätte mir auch in München nichts genützt dabei zu sein, denn zwei Tage vor meinem Wettkampf kam ja das unsägliche Attentat. Und danach wäre ich abermals gescheitert oder hätte eben diesmal beizeiten das Weite gesucht. Wie konnten die Anderen da in Stimmung bleiben?! Ich war und bin zu sensibel für dieses Leben, für diese Welt, für den Sport und den Beruf und die Familie. Ein Astheniker durch und durch, dem es vergönnt war, ein paar Sternstunden zu nutzen, um den Kopf aus dem Sumpf zu recken. Ein Schwächling, der nicht zwei Tage hintereinander trainieren konnte ohne abzubauen und Verletzungen anzulegen. Ein Freizeitsportler und Amateur, der es nicht ertragen hat, seine Brötchen mit dem Sport verdienen zu müssen. All diese Gedanken wälzen sich durch meine Hirnwindungen, während ich gebannt vor dem modernen Fernsehschirm verfolge, was in Tokio 2020 abgeht. Großer Sport trotz Corona und anderer ärgerlicher Restriktionen. Wie gut dass mir all das erspart geblieben ist! Und dankbar bin ich dafür, so früh geboren zu sein, jene goldenen Zeiten erleben gedurft zu haben. RE: Gerätturnen - Oliver - 02.08.2021 Auf Eurosport hat Fabian Hambüchen gestern davon gesprochen, dass Biles ein Schraubenproblem hat. Bei den Turnern kann es vorkommen, dass Standardelemente von heute auf morgen nicht mehr funktionieren, da diese wenig trainiert werden. Weiter geht er davon aus, dass Biles aus diesem Grund nicht an weiteren Wettkämpfen teilgenommen hat.Er selber hat auch einmal ein Schraubenproblem gehabt und zwei Wochen benötigt, bis er das Problem in den Griff bekommen hat. RE: Gerätturnen - Delta - 02.08.2021 Biles hat vor allem ein Dopingproblem nennt sich TUE RE: Gerätturnen - Oliver - 02.08.2021 TUE = Therapeutic Use Exemptions? |