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Mehrkampf Training - Druckversion

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RE: Mehrkampf Training - decathlonitis - 27.05.2014

@lor-olli, alles wird gut! :-)
@93player93, das sieht doch gut aus, da kann`ste noch was draus machen, wenn sie denn will. Müssen ja nicht alle in jungen Jahren Spitzenleistungen bringen. Manche entwickeln sich kontinuierlich weiter und siehe da!
Bei den Einzelleistungen weicht rein punktemäßig der Speerwurf deutlich nach unten ab, dann die 800, dann Weit. Ist aber nicht ungewöhnlich.
Ein Phänomen oder doch naturgemäß ist mMn die Beobachtung, dass gerade die "Mädels" im Allgemeinen  ein geringeres Bedürfnis zum Werfen haben als "Jungs". Diese ballern schon recht früh mit  Gegenständen rum, dittschen mit Steinen übers Wasser.
Wenn es aber eine packt, sie auch noch günstige körperliche Voraussetzungen mit bringt, die richtige Anleitung erhällt, dann folgen große Taten. Siehe unsere "Speerspitzen"!
Aber soweit wollen wir hier nicht gehen. Ich als Trainer würde mich intensiver mit dem Speerwurf befassen, einen Spezialisten hinzu ziehen, um hier mehr heraus zu kitzeln. Das Sprint- und Schnellkrafttraining dabei immer beibehalten, denn sie sind die Basis für den Mehrkampf. Den Ausdauerbereich hat lor-olli bereits abgesprochen.


RE: Mehrkampf Training - 93player93 - 27.05.2014

Was ich mir ab un zu denke ist folgendes. Wenn ich den Speerwurf über Wochen vertiefe und intensiviere wird da die Leistung besser undm an bekommt mehr Punkte. Dagegen bleibt der Rest bisschen auf der Strecke.
Am Ende holt man durch das Speerwerfen mehr Punkte verliert aber im Rest etwas das man auf  rauskommt.


RE: Mehrkampf Training - decathlonitis - 27.05.2014

Nein, wenn Du sie im Winter mehrkampfmäßig und physisch gut vorbereitet hast, wird sie in anderen Disziplinen nicht schwächeln. Selbst wenn ihr nur 2-3-mal wö. trainiert bleibt die Zeit für den Trainingshaupteil nach entsprechender Aufwärmung.
1.Tag: für Startübungen bei 2-3 Hürden (gleichzeitig Sprinttr.!), dann Technik Hochsprung, dann Technik Kugel. Dann könnte man noch 1-2 200m Läufe als aktives Auslaufen dran hängen.
2.Tag: Technik Weitsprung (auch da steckt Sprint drin) dann Technik der "Lieblingsdisziplin" Speerwurf.
3.Tag: Technik Speerwurf und/oder Wurfübungen Medizinball, andere Geräte mit abschließendem Langsprint/s submaximal.
Dann hast Du auch ein gekoppeltes Training des 1. und des 2.Tages (Disziplinreihenfolge)

Dies ist ja nur ein grober Vorschlag eines Trainingsplanes von mir, bei bereits angelaufener Saison. Die Belastungsfähigkeit Deiner Klientin musst Du mit ihr dabei absprechen und kontrollieren. Sportliches Training und besonders Mehrkampftraining ist bei aller physischen Belastung immer auch Willensschulung (Kopfsache) siehe auch @lor-olli (800m). Manche "wollen" manchmal zu viel!
Daraus und aus den folgenden Wettkampfergebnissen kann/muss man Schlüsse ziehen und für die kommende Saisonvorbereitung neue Zielvereinbarungen treffen.
Viel Erfolg für Euch und lasst mal zum Saisonende von Euch hören.

Immer wenn ich Mehrkampf höre, dann fang ich an zu träumen,
die zwei spannenden Tage im Kampf mit Gleichgesinnten, die möchte ich nie versäumen!
deca


RE: Mehrkampf Training - lor-olli - 28.05.2014

Eine Überlegung und Frage hätte ich noch: die aufgelisteten Leistungen sind die Resultate aus Mehrkämpfen? Gibt es signifikante Unterschiede zu den "Einzelleistungen" bzw. wurden die mal wettkampfmäßig ermittelt (Speer und 800m)?

Ich kannte da auch mal so einen Fall, die junge Dame hatte massive konditionelle Schwächen, welche sich immer am zweiten Tag auswirkten (Speer und 800m…), die Einzelleistungen in diesen Diziplinen waren deutlich besser. Für die Kondition wäre ein intensiveres / häufigeres Training wünschenswert gewesen, aber ihre Konstitution blieb einfach "zart", sie war trainingsmäßig nicht sehr belastbar (schnell verletzt) und schulisch stark eingebunden (auch da hatte sie zu kämpfen…) irgendwann war die Motivation "im Keller", die Leistung stagnierte, ein neuer Freund war kein Sportfan - das war es dann. (Schade, denn sie war eine ordentliche Sprinterin)

Bei einer U18 Athletin würde ich auch die 800m Zeit nicht überbewerten, die ist ausbaufähig, aber da sie nach Deiner Aussage erst drei Jahre lang Siebenkampf betreibt, wird dadurch Reife und Training noch einiges "von allein" kommen. (normales Training vorausgesetzt)

Beim Speer geht ohne Technik nichts und wie deca schon schrieb braucht ein schneller Anlauf eine gute Technik.
player schrieb: "...Wenn ich den Speerwurf über Wochen vertiefe und intensiviere wird da die Leistung besser und man bekommt mehr Punkte. Dagegen bleibt der Rest bisschen auf der Strecke..."
Das trifft beim Techniktraining so nicht zu, man lässt ja auch das Allgemeintraining nicht plötzlich schleifen und man wird nicht ausschließlich Speerwurf trainieren (plötzliche, starke einseitige und eintönige Belastung ist eh mit Vorsicht zu genießen).

Hast Du Erfahrung mit dem Speerwurftraining, solltest Du den Speerwurf "sezieren" (Wo liegt das Problem? Kraft, schlechte Technik, Beweglichkeit im Schulterbereich…). Hälst Du Dich nicht für ausreichend kompetent, wäre ein Speerwurf erfahrener Berater natürlich ideal - ich weiß, dass das oft nicht der Fall oder schwierig ist.

Als Alternative, zur Dokumentation und zur Erleichterung der Analyse, kann man den Speerwurf mit einer Videokamera festhalten (viele Digitalkameras liefern mit einem FullHD Bild eine gute Qualität, eine ausreichend schnelle Bildfolge wäre schön, 50/60 Bilder/s). Im Bild und mit Ruhe entdeckt man eher Fehler als im schnellen Bewegungsablauf, außerdem gibt es einiges an Vergleichsdöglichkeiten im Netz. 26-30m sollten bei einer Athletin mit den anderen Leistungen (z.B. Kugelstoß) definitiv ausbaufähig sein. Selbst eine Jessica Ennis hat mal mit 30m Würfen angefangen! 2005 mit 19 Jahren warf sie 32m, jetzt fast 50! Wink Ähnliches gilt für die Kugel!)

Vielleicht motiviert es ja > Jessica Ennis
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RE: Mehrkampf Training - 93player93 - 29.05.2014

Also zwischen Einzelwettkämpfen und Mehrkampf liegen keine Unterschiede. Angenommen der Speerwurf wird besser und alle Disziplinen sind ähnlich stark, würdet ihr dann auch noch Schwerpunkte setzen oder ein Training ohne Schwerpunkte durchführen (also alle Disziplinen im Wechsel und gleich oft?)


RE: Mehrkampf Training - MZPTLK - 29.05.2014

(29.05.2014, 13:11)93player93 schrieb: Also zwischen Einzelwettkämpfen und Mehrkampf liegen keine Unterschiede. Angenommen der Speerwurf wird besser und alle Disziplinen sind ähnlich stark, würdet ihr dann auch noch Schwerpunkte setzen oder ein Training ohne Schwerpunkte durchführen (also alle Disziplinen im Wechsel und gleich oft?)
Es gibt mehrere Strategien:
1. Trainiere alle Disziplinen in gleichem Masse
2. Trainiere bevorzugt die Disziplinen mit den grössten (Punkte-)Reserven
3. Trainiere bevorzugt die Disziplinen, die auch für andere den  meisten Nutzen bringen(Sprint, Hürden, Stab)
4. Trainiere die Diszipinen, die Dir am meisten Spass machen


Be safe,
be happy
and don't let anybody make you afraid
(David Coverdale)

And don't let the 1.500 m make you afraid...

Nach meiner Erfahrung ist es nicht vonnöten und ab einer gewissen 'Dosis' sogar kontraproduktiv, die 1.500 gezielt zu trainieren.
Das Zehnkampftraining sollte reichen, um Zeiten unter 4:40 oder 4:30 zu schaffen.

Es ist vor allem eine Frage der Einstellung.
Wenn ich vielfach Äusserungen höre und lese, dass man vor der Mittelstrecke Muffensausen (zu haben) hat, dann fällt mir nichts mehr ein, höchstens Kindergarten.
Denn was ist mit den 400 m?
Und dem Stabhochsprung?
Und dem Zehnkampf überhaupt?

Ob ich die 1.500 in 5:00 oder 4:30 laufe, kaputt bin ich in beiden Fällen.
Und wenn ich mich auf eine bestmögliche Zeit freue und damit auf einen 'runden', erfolgreichen Mehrkampf, dann fällt mir die Anstrengung auch viel leichter. Smile


RE: Mehrkampf Training - decathlonitis - 29.05.2014

Lieber MZ....,
aus meiner Erfahrung heraus würde ich von Deinen Strategien dann immer die 3.Strategie empfehlen und bei Wohlbefinden die 4. mit einbeziehen.
Dies ist dann auch meine Empfehlung an 93Player93!

Trotz meiner Wertschätzung zu Deinen sonstigen Beiträgen und natürlich insbesondere zu Deinem eigentlich druckreifem "Essay" zum Hammerwurf - hab ich sehr nach vollziehen können -, da muss ich Dir zum abschließenden 800/1500m-Lau der Mehrkämpfer aus Erfahrung widersprechen!
Klar ist es auch eine Kopfsache, aber fast alle MehrkämpferInnen haben davor eine große Portion Schiss! Ausnahmen bilden da nur einzelne, deren Spezialität der abschließende Lauf innerhalb eines Mehrkampfes ist. Da können sie noch einmal glänzen.
Fahne    


RE: Mehrkampf Training - MZPTLK - 29.05.2014

Lieber Deca,
ich danke Dir für Dein Lob für meinen Hammer-Essay!
Ich denke aber schon, den könnte ich an einigen Stellen noch nachbessern,
aber das werde ich in 10 Jahren auch sagen.


Optimal wäre es natürlich, wenn man Strategie 2,3 und 4 verbinden könnte, aber man kann nicht alles haben im Mehrkämpfer-Leben.


Was den 1.500 m Lauf angeht, eine Frage mit der Bitte um eine ehrliche Antwort:
Laufe ich mit Schiss oder mit Motivation eine bessere Zeit Huh


RE: Mehrkampf Training - decathlonitis - 30.05.2014

(29.05.2014, 16:06)MZPTLK schrieb:
Zitat:Was den 1.500 m Lauf angeht, eine Frage mit der Bitte um eine ehrliche Antwort:
Laufe ich mit Schiss oder mit Motivation eine bessere Zeit Huh
Die Frage ist zu kurz gegriffen.
Klar, Angst lähmt. Aber sie beflügelt auch, und ich kann noch schneller und ausdauernder davon laufen, wenn ich in einer (lebens)-bedrohlichen Lage bin und keine andere Wahl zur Abwehr der Situation habe.

`n Auto, "Mäuse" oder `ne Goldmedaille vor Augen motiviert und setzt auch ungeahnt Kräfte frei. Ich hab da bsw. die Bilder von Willi Holdorf beim 1500m Lauf in Tokio vor Augen.
Nicht umsonst auch der Spruch zum Zehnkampf: " 9 Mickeymouse-Übungen und ein Marathon (oder so ähnlich).
Wenn die ersten 9 Disziplinen mit einer gewissen Leichtigkeit zuvor im Training langfristig, kontinuierlich und verletzungsfrei durch geführt werden konnten, dann entwickelt sich ein selbstbewusstes Gefühl, Freude und Neugier auf den Wettkampf, da die konditionellen Fähigkeiten stimmen. Der Kopf wird frei, alles fällt leichter und ich kann einen hohen Wirkungsgrad erreichen. D.h., ich kann (will) meine Bestleistungen in den Einzeldisziplinen innerhalb des Mehrkampfes annähernd bestätigen resp. vielleicht sogar überbieten.
  
Motivation (in- u. ex-), hin oder her, Schweinehund besiegen, mendoles Draining und all so`n neumodsch `n Kram, Wink ich muss als MehrkämpferIn zuvor im Ausdauerbereich etwas getan haben. Da is nich nur mit "der Geist beherrsch die Materie" oder wo ein Willi, is auch ein Weg,
Ich muss dabei auch Testläufe probiert haben um Tempogefühl zu bekommen und um meine Grenzen zu kennen, dabei Selbstvertrauen gewinnen und kann darüber im Wettkampf hinaus wachsen.
Das aber mache ich und muss gemacht werden, in der Vorbereitungsperiode und nicht schlecht, wenn man bereits schon in der Nachsaison wieder damit beginnt.
So, nun dürfen wir uns auf die kommenden Mehrkampfveranstaltungen freuen.
deca (genannt auch Nick)
alias Chilon v.S.

Immer wenn ich Mehrkampf höre, dann fang ich an zu träumen,
an 2 Tagen mit Gleichgesinnten kämpfen, das darf man nicht versäumen.
Fahne

 


RE: Mehrkampf Training - Gertrud - 27.12.2016

(25.05.2014, 19:00)93player93 schrieb: Hallo,

ich hab mal eine Frage zum Mehrkampftraining.

Es gibt ja zwei Varianten:
- Man wechselt die Disziplinen ständig ab (keine Disziplin wird vernachlässigt)

oder

- Man trainiert eine Disziplin mal im Block stärker (Bsp. 4 Wochen intensives Weitsprungtraining, dafür rücken andere Disziplinen in den Hintergrund)

Welche der Varianten findet ihr besser und was habt ihr für Erfahrungen damit Wink

Es kommt aus meiner Sicht sehr darauf an, welche Schwächen und Stärken eine/r mitbringt. Es sind meistens einige Disziplinen dominant. Außerdem kommt es sehr stark darauf an, welche Defizite eine/r hat. Das Mehrkampftraining ist von Person zu Person enorm unterschiedlich und absolut nicht übetragbar. Nehmen Sie nur mal Jessica Ennis-Hill, Ghada Shouaa und Sabine Braun! Erst einmal sind die anthropometrischen Maße sehr unterschiedlich, die Schnelligkeitsveranlagung und das disziplinäre Vermögen sehr differenziert, so dass ein Schema nicht auf alle passt. In der Hinsicht sollte der Trainer/die Trainerin schon bereit sein, individuell maßzuschneidern.

Zudem behandele ich vor allem den Kraftbereich sehr individuell und bin in der Hinsicht absolut bekanntermaßen nicht gewichtheberisch, sondern sehr gezielt anhand der Disziplinen und Defizite immer nach dem Motto orientiert: "Was will ich erreichen?" Lustig finde ich immer die Variante, dass man beides macht, um kein Defizit einzugehen. In Wirklichkeit belastet man mindestens einmal falsch! Wink Die Muskulatur spielt im Konzert unserer Disziplinen vollkommen anders als bei den Gewichthebern, weshalb die einzelnen Teile vollkommen unterschiedlich synchronisiert werden. Ich bin der festen Meinung, das in der Hinsicht noch viel Arbeit und Forschung auf uns zukommt. Ich bin sehr gezielt orientiert und habe, wenn´s vielleicht noch einmal darauf ankommt, auch schon sehr genaue Vorstellungen des temporären Teams.  Wink Man kann mir den Zugriff auf potentielle Weltklasseathleten von oben verweigern, aber nicht das gezielte Denken meines Kopfes, der immer noch sehr intensiv arbeitet und einigen Leuten schon eine Meile voraus ist!!!  Wink

Gertrud