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RE: Medaillenspiegel Türkei - Atanvarno - 11.07.2016 (11.07.2016, 21:26)RalfM schrieb:Zitat:In der LA hängt ja das Wohl und Wehe doch extrem davon ab, bei den großen Meisterschaften (sprich: unter Landesflagge) starten zu können und da erfolgreich zu sein. Es könnte also fast einem "Berufsverbot" gleichkommen, was natürlich nicht geht und auch nicht wünschenswert sein sollte. Ich verweise nochmal auf diesen Artikel Are “country hoppers” really the problem? Die von der Türkei eingekauften Athleten hätten sich eben in den allermeisten Fällen in ihren Geburtsländern nicht für die nationalen Teams qualifizieren können und damit sinken in der LA die Verdienstchancen nahe an den Nullpunkt. Wenn man dem Countryhopping Einhalt gebieten möchte, müsste man also eventuell a u c h darüber nachdenken, wie man die Verdienstmöglichkeiten von Athleten eines Landes hinter den Top 3 einer Disziplin verbessert - Hanratty macht den Vorschlag bei Weltmeisterschaften die Beschränkung auf drei Athleten pro Nation aufzuheben. RE: Medaillenspiegel Türkei - RalfM - 11.07.2016 Zitat:Die von der Türkei eingekauften Athleten hätten sich eben in den allermeisten Fällen in ihren Geburtsländern nicht für die nationalen Teams qualifizieren können und damit sinken in der LA die Verdienstchancen nahe an den Nullpunkt. Sie könnten sich natürlich qualifizieren, wenn sie gut genug sind. Ich habe einen Startpass des DLV und habe keine Chance mich für Olympia zu qualifizieren. Unterliege ich damit einem Berufsverbot? Wenn man internationale Wettbewerbe wie etwa z.B. Europameisterschaften dem freien Spiel der Marktkräfte ausliefern will, dann werden sie zu einem reinen Marketingsektor der Diamond League etc. In diesem Falle wäre ich für Einstellung des Wettbewerbs. RE: Medaillenspiegel Türkei - longbottom - 11.07.2016 Ein Vorschlag, der zahlreiche neue Probleme bringen würde, zum Beispiel, dass die vielen neuen Athleten samt Betreuerstab irgendwo untergebracht werden müssen und der Zeitplan aus allen Nähten bricht, weil entsprechend mehr Vorläufe angesetzt werden müssen. Die Alternative, dafür die Startplätze von anderen zu streichen, wäre gleichbedeutend mit dem Versinken der Leichtathletik in die endgültige Bedeutungslosigkeit. Ein Großteil der Zuschauer schaltet nunmal bei Großereignissen wegen der nationalen Komponente ein. Das ist so. Und die Idee, weniger Nationenvielfalt in der Leichtathletik zu sehen und dafür 30 Kenianer über 3000m Hindernis, schlimmstenfalls auch noch alle im gleichen Trikot, animiert nicht gerade zum einschalten. Den Gelegenheitsschauer schon gleich gar nicht. RE: Medaillenspiegel Türkei - Josch84 - 11.07.2016 (11.07.2016, 21:56)longbottom schrieb: Ein Vorschlag, der zahlreiche neue Probleme bringen würde, zum Beispiel, dass die vielen neuen Athleten samt Betreuerstab irgendwo untergebracht werden müssen und der Zeitplan aus allen Nähten bricht, weil entsprechend mehr Vorläufe angesetzt werden müssen. Das sehe ich ähnlich. Die Leichtathletik ist in den meisten Länderrn eher eine Randsportart. In vielen Disziplinen gibt es kaum Athleten, die vom Sport wirklich leben können ohne Förderung etc. Viel mehr als in anderen Sportarten fokussiert sich hier vieles auf die großen Meisterschaften. Und diese machen in meinen Augen nur Sinn, wenn es einen Wettkampf zwischen verschiedenen Nationen gibt. Das ist ein friedlicher Wettstreiit unter den Nationen. Damit viele Nationen teilnehmen können, muss es natürlch ene Begrenzung der Starter pro Disziplin pro Land geben. Anders ginge das gar nicht. im Vergleich zu manch anderen Sportarten ist man da schon human mit drei möglichen Startern. Naürlich bleiben somit Sportler auf der Strecke, die ansonsten um Medaillen kämpfen könnten. Die Rahmenbedingungen drängen Sportler aus bestimmten Ländern dazu, sich für Geld zu Nationenwechsel zu entscheiden. Aus Sicht der Sportler durchaus nachvollziehbar. Zumal sie meist aus Ländern kommen, wo sie hoiffen durch den Sport für die Familien zu erzielen. Dennoch ist es nicht gut, wenn Länder wie die Türkei Sportler einbürgern, nur um Medaillen zu bekommen. Gegen Einbürgerung spricht natürlich nichts, wenn ein Sportler dauerhaft seinen Wohnort ändert. Das kann aber bei der Türkei weitestgehend ausgeschlossen werden. Ich finde das aktuelle Modell mit den Beschränkungen so wie es ist richtig und sehe auch keine gute Alternative. Würde die Beschränkung pro Disziplin pro Land aufgehoben, würden irgendwann in manchen Disziplinen die Sportler unter sich sein. Die große Masse an Zuschauern will das nicht sehen. Zudem würde es die Leichtahtletik kaputt machen. Viele Sportler machen doch die ganze Arbeit nur, um einmal zur WM oder besser noch Olympia zu kommen. Wenn das nicht möglich ist, dann wird es noch weniger Nachwuchs geben in vielen Ländern als heute schon. Da die Ziele fehlen. Eine Lösung muss aber auf jeden Fall gefunden werden, wie das "Kaufen" von Sportlern für Nationen verhindert oder wenigstens erschwert werden kann. RE: Medaillenspiegel Türkei - Delta - 12.07.2016 (10.07.2016, 10:43)longbottom schrieb: Was ich nicht verstehe: Wenn das mit dem Starten für eine andere Nation so reibungslos geht, warum darf Orlando Ortega dann noch nicht für Spanien starten? Die Staatsbürgerschaft hat er doch, oder? Das schon aber bei Ortega haben die Cubaner klar gemacht, dass er in Rio nicht an den Start gehen wird. RE: Medaillenspiegel Türkei - Delta - 12.07.2016 (10.07.2016, 10:19)Astra schrieb: Ich habe mir mal die Vita von ein paar der türkischen Athleten angesehen. Die wurde alle genau 1 Jahr nachdem sie (angeblich???) einen Wohnort in der Türkei hatten für die Türkei startberechtigt. Warum sollen die Holländer die Hassans einbürgern können aber nicht die Türken. Die IAAF hat das Bahrain nicht verboten obwohl das Problem schon damals akut war. Der Unterschied Bahrain war nicht in den Top-5 der Nationenwertung. Die Bedingungen in der Türkei sind um Quantitäten besser als in irgendeinem afrikanischen Land. RE: Medaillenspiegel Türkei - Atanvarno - 12.07.2016 (12.07.2016, 07:26)Delta schrieb: Warum sollen die Holländer die Hassans einbürgern können aber nicht die Türken. Hassan lebt in den Niederlanden seit sie 15 ist. RE: Medaillenspiegel Türkei - DerC - 12.07.2016 (11.07.2016, 22:36)Josch84 schrieb: Die Leichtathletik ist in den meisten Länderrn eher eine Randsportart. Bei solchen Aussagen wünsche ich mir immer eine Definition von „Randsportart“ und empirische Daten als Bestätigung. Für die Länder, die regelmäßig Medaillen in der LA gewinnen, trifft diese Diagnose in der Regel nämlich nicht zu, z. B. : USA, D, GB, F, Kenia: Sicher ist die LA nicht die Nr 1, (Das ist bis auf die USA wohl der Fußball), aber ebenso sicher keine Randsportart. (11.07.2016, 22:36)Josch84 schrieb: Damit viele Nationen teilnehmen können, muss es natürlch ene Begrenzung der Starter pro Disziplin pro Land geben. Anders ginge das gar nicht. im Vergleich zu manch anderen Sportarten ist man da schon human mit drei möglichen Startern. Naürlich bleiben somit Sportler auf der Strecke, die ansonsten um Medaillen kämpfen könnten.(...) Warum nicht vier Starter bei außerordentlicher Qualität und nur zwei bei weniger? Konkret würde das aktuell bedeuten: 4 Startplätze für deutsche Frauen und Männer bei Diskus und Speer, dafür nur zwei für die Strecken von 400m bis 10000m… Kenia und Äthiopien bekämen auf den Langstrecken dafür im Normalfall vier Startplätze. Vier Startplätze über die kurzhürden für die USA ... Bei den WMs gab es das ja auch schon mit den Wildcards. Wir hätten damit immer noch eine hohe Diversität und gleichzeitig in vielen Disziplinen eine noch höhere Leistungsdichte. Das Problem des „Athlet*inneneinkaufs“ würde sich damit allein aber nicht lösen lassen. Das Fußballmodell ist aber untauglich für die LA - da sind die Argumente aus dem von Atta verlinkten Artikel stichhaltig. Man könnte mit Sperren arbeiten, die nicht davon abhängen, ob jemand schon im Nationaltrikot gestartet ist, sondern eher von Alter und Leistung der Athlet*innen und klare Ausnahmen definieren. Allerdings sollte man das Problem nicht überbewerten und oft lohnt es sich, klarer hinzusehen: Wenn die Türkei mit zwei eingekauften drittklassigen Kenianern die Plätze 1 und 2 über 10000m Männer erreichen kann, liegt das auch am schwachen europäischen Niveau auf der Disziplin. Je höher das Niveau, desto teurer werden die nötigen Einkäufe um mithalten zu können. Auch viele Kommentare der Reporter fand ich fragwürdig. Statt zu jammern, dass die Türkei sich unfair verhalte, sollte man vielleicht fragen, welcher „nationale Minderwertigkeitskomplex“ zu so etwas führt. (Übrigens möglicherweise eine ähnliche Art von Komplex, der zu Brexit oder 15% AfD führt.) Und noch eins: Hier wird ja auch in den Sport investiert (nur meist mit einer nachhaltigeren Strategie) und dadurch hat der DLV Vorteile. Hat Kenia im Stabhochsprung dieselben Chancen wie Deutschland, wenn wir die Anzahl der geeigneten Stabhochsprunganlagen betrachten? Gruß C RE: Medaillenspiegel Türkei - icheinfachma - 12.07.2016 Mir persönlich wäre es lieb, es würde ganz abgeschafft werden, für eine Nation anzutreten. Ich finde es z.B. ungerecht, dass min den USA meinetwegen 5 Sprinterinnnen die Olympianorm schaffen, aber nur 3 (bzw. 4) hinfahren können, ähnlich im deutschen Diskuswerfen. Dafür können in anderen Ländern Athleten mit schlechteren SB starten, weil sie trotzdem die Norm geschafft haben. Um zu große Teilnehmerzahlen zu verhindern, kann man z.B. die Norm abschaffen und durch die Reglung ersetzen, dass z.B. die besten 50 der Weltjahresbestenliste hinfahren können (zum Vergleich: 56 Teilnehmer männlich über 100m in London 2012, die Preliminaries nicht eingerechnet). Dann hätten Ländern auch keine Ambition mehr, ihre Athleten hinzuschicken. Das staatliche Politisieren und Medaillenzählen und damit auch Staatsdoping fänden dann hoffentlich ein Ende. Ob dann auch die staatliche Förderung des Leistungssports ausbleiben würde hängt davon ab, ob ein Staat im L-Sport nur das Mittel der internationalen Selbstdarstellung sieht (dann würde die Förderung natürlich aus Staatssicht keinen Sinn mehr machen), oder ob er im Leistungssport gemäß dem Motto "Brot und Spiele" die Möglichkeit sieht, die Bevölkerung zu beschäftigen und damit von wirklich wichtigen Problemen abzulenken, wie es bereits im alten Rom der Fall war (dann würde eine weitere Förderung Sinn machen). RE: Medaillenspiegel Türkei - longbottom - 12.07.2016 Ich denke, man kann sagen, dass jeder hier im Forum ein größeres Interesse an der Leichtathletik hat als der Durchschnitts-Sportgucker, der zur EM oder WM mal reinschaltet. Jeder hier hat sich den (wenn auch sehr kleinen) Umstand gemacht, sich in einem Forum anzumelden um seinen Senf zur Leichtathletik abzugeben. ![]() Und selbst hier im Forum ist es doch trotzdem schon so, dass Leistungen deutscher Athleten auch abseits der Medaillenränge Beachtung finden und die von anderen Nationen nicht. Dass Giehl PB läuft und Dahm mit Top-Leistung knapp die Norm verfehlt oder die deutschen männlichen Hürdensprinter oder Stabhochspringer unter den Erwartungen geblieben sind, ist hier Thema. Der nationale Rekord des Zyprers im Hürdensprint oder die Enttäuschungen französischer Dreispringer und Stabhochspringer (Ausnahme Lavillenie als großer Name und aufgrund der Umstände) haben hier letztlich niemanden interessiert. Das ist auch völlig in Ordnung so. Irgendwohin muss man sein Interesse ja auch konzentrieren. Aber wenn das selbst hier so ist, wieviel mehr wird es dann bei denen so sein, die sich für die Leichtathletik eher am Rand interessieren? Bei Sport schwingt auch nationales Interesse mit, auf ganz anderem Niveau merkt man das selbst beim Fußball. Das EM-Finale hatte in Deutschland über zehn Millionen weniger Zuschauer als das Halbfinale Frankreich - Deutschland. Würde eine Quali für Großereignisse wirklich streng nach Leistung erfolgen, und die Anzahl der Starter pro Nation nicht mehr beschränkt werden, hätten viele Nationen gar keine oder sehr, sehr wenige Starter und die würden quasi als Zuschauer komplett wegfallen. Es wäre ja schön für die 15. beste US-Amerikanische Hürdensprinterin oder den 20. kenianischen Hindernisläufer, wenn sie sich auch bei einer WM präsentieren können. Aber auch ihnen nützt die Präsentation nichts, wenn keiner mehr zuschaut. |