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Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Druckversion

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RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - lor-olli - 23.02.2016

Vielen Dank werte Leichtathletik-Fachleute Wink, ihr habt genau das bestätigt, was ich vermutet habe: Selbst bei intensiv mit der Leichtathletik befassten herrscht der Tenor vor, besser nichts ändern! Unabhängig, oder gerade deswegen nicht, weil bei drei Menschen drei Meinungen (usw.) zustande kommen? Das Dilemma ist allen klar, in einer sehr stark reglementierten Sportart ist es kaum möglich "mal eben" Regeländerungen zu verändern, ja nicht einmal auszuprobieren. Der Fußball tut sich genau so schwer mit technisc aufgerüsteten Bällen, dabei werden nicht einmal die Regeln geändert…
JEDER, aber auch jeder neue Vorschlag, und seien die Veränderungen auch noch so gering, wird zuerst einmal erbittert bekämpft statt ihn auf Alternativen oder Optiimierungen abzuklopfen. Wie ich schon schrieb, ich halte viele Reformvorschläge für reine Kopfgeburten, die vor allem anderen Interessen als denen der Athleten dienen, aber deswegen jede Art der Reform kategorisch abzulehnen hilft der LA eher nicht die abnehmende Attraktivität aufzuhalten (Zuschauerzahlen, Mitgliederzahlen insbesondere bei "Nicht-Senioren", Sportstättenabbau…)

Habe ich ein Rezept? Die Sportart selbst limitiert die Möglichkeiten, Haltungsnoten, neue Diziplinen etc. sind nicht möglich um den Kern der LA nicht zu zerstören - den unmittelbaren, neutralen Leistungsvergleich der Athleten im direkten Gegeneinander. Bleiben letztlich nur die Austragunsmodi…

Der "unsportliche" Sportzuschauer, das mediale "Zählvieh", will Emotionen, Drama, den unmittelbaren Fight (weswegen bei diesen die 100m populärer sind als ein Kugelstoßwettbewerb… aber wenn man keine Ahnung hat… so wie lor-olli z.B. vom Skifahren, ich sehe halsbrecherische Abfahrten, kann mir die Kräfte die da wirken vorstellen, die Feinheiten erschließen sich mir nicht, genasowenig wie die Kommentare - aber da wären wir ja fast schon wieder bei den LA-Übertragungen Wink)


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - longbottom - 23.02.2016

(23.02.2016, 09:29)lor-olli schrieb: Der "unsportliche" Sportzuschauer, das mediale "Zählvieh", will Emotionen, Drama, den unmittelbaren Fight 



Den wird es in den technischen Leichtathletik-Disziplinen aber ohnehin nicht geben, es sei denn man lässt zwei Weitspringer gleichzeitig in zwei nebeneinander liegenden Weitsprunggruben losspringen. Ein K.o.-System ist nicht das gleiche wie der Kampf Mann gegen Mann. Es wird immer nur eine Weite geben, die man überbieten muss und sonst nichts. Das mit dem vermeintlichen Mann-gegen-Mann hat man schon im Skispringen mit dem K.o.-Springen versucht und hat sich außerhalb der Vierschanzentournee nicht etabliert.


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - gera - 23.02.2016

Hat S.Coe nicht versprochen, bis Ende 2016 die Erneuerung der La beendet zu haben ?
Mit solchen Vorschläge << k.o. System Weitsprung sicher nicht .

Ich vermisse ein Konzept zur Erneuerung der LA.

Bereits vor jahren habe ich ein solches auf meiner website unter
www.leichtathletikimwandelmitnbl-site.de
unter I/ T.1 veröffentlicht.
Einfach mal lesen, man muss ja nicht mit allem einverstanden sein.


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Robb - 23.02.2016

(23.02.2016, 09:35)longbottom schrieb:
(23.02.2016, 09:29)lor-olli schrieb: Der "unsportliche" Sportzuschauer, das mediale "Zählvieh", will Emotionen, Drama, den unmittelbaren Fight 

Den wird es in den technischen Leichtathletik-Disziplinen aber ohnehin nicht geben, es sei denn man lässt zwei Weitspringer gleichzeitig in zwei nebeneinander liegenden Weitsprunggruben losspringen. Ein K.o.-System ist nicht das gleiche wie der Kampf Mann gegen Mann. Es wird immer nur eine Weite geben, die man überbieten muss und sonst nichts. Das mit dem vermeintlichen Mann-gegen-Mann hat man schon im Skispringen mit dem K.o.-Springen versucht und hat sich außerhalb der Vierschanzentournee nicht etabliert.

Die Emotionen gäbe es schon, man zeigt sie nur zu selten. Beispiel Indoor Istaf 2016: Alexandra Wester springt über 6.90m (sah man am Laser), aber anstatt auf der Athletin zu bleiben, die sich tierisch freut und gespannt auf die Weite wartet, wird erstmal eine Zeitlupe gezeigt, während dieser wird die Weite in der Arena bekanntgegeben. Mich interessiert die Spannung und Freude der Athletin zehnmal mehr, als jede Zeitlupe, aber es wird leider stur nach Plan 0815 übertragen. Warum stimmt man das nicht ab wie beim Skispringen? Da wird nach dem Sprung die Zeitlupe gezeigt, dann folgt die Grossaufnahme des Athleten und erst dann wird die Leistung bekanntgegeben. Das ist offensichtlich so geplant, denn es dauert keine Minute, vier Zahlen zu addieren.


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Hellmuth K l i m m e r - 23.02.2016

Die Entrüstung der kenntnisreichen (und besonders der alten) Leichtathleten über das seit einigen Jahren andauernde Suchen nach einer "Modernisierung" unserer Sportart, das geradezu krampfhafte Bemühen einiger Klugscheißer und Reformierungsgeiler, finde ich berechtigt.

Es begann vor Jahren mit der Veränderung der Regeln bei den horiz. Sprüngen ("fast death") bei GP-Veranstaltungen(?) Und noch davor hatte ein "Regel'stürmer'" die Begrenzung der Anlauflänge (auf 40 Meter?) "erfunden". Big Grin
Die jetzigen Vorschläge der Leute des "Millrose G." sind keine wirklichen Verbesserungen unserer <120 Jahre alten Sportart.

Genau so wenig wurde die LA durch "Auslagerungen" von Einzeldisziplinen verbessert; LA bleibt eine im Stadion überblickbare Sportart .

H. Klimmer / sen.


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - gera - 23.02.2016

Ich glaube, bei den vielfältigen Verstrickungen der Organisationen untereinander ist ein klarer Blick auf die eigenen Schwierigkeiten garnicht mehr möglich, selbst wen nur LA-Fachleute dran wären.
Wollen große Betriebe Neuorientierungen, bedienen sie sich oft des Sachverstandes von Wirtschaftsberaterfirmen -wie Kinsey , also Leuten, die von außen auf die Sache sehen.
Das würde ich den LA-Org. auch empfehlen. Es können auch mal Leute was Gescheites zu sagen haben, die nicht zum Kreis der bisherigen Macher zählen. Das ist auch Führungsqualität.!


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Peter gridling - 23.02.2016

Hallo Leute!

Ich habe Eure Diskussion interessiert gelesen und würde gerne eine Sichtweise darlegen, die nicht unbedingt von einem Leichtathleten kommt und die ein wenig über den Tellerrand blickt:

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass nicht jede Innovation sinnvoll ist, sinnvolle Innovationen aber unbedingt getätigt werden sollen. Die Entwicklung einzelne Bewerbe aus dem Stadion raus zu den Zusehern zu bringen, halte ich für absolut sinnvoll und richtig. Viele Sportarten machen das schon lange vor und es funktioniert ja auch: Man erreicht damit ein Publikum, welches man sonst nicht erreichen würde und der eine oder andere geht danach dann wirklich mal in ein Stadion und schaut sich die "große" Leichtathletik an. Werbetechnisch absolut in Ordnung.

Die konkrete Geschichte mit dem Ausscheidungsmodus halte ich NICHT für sinnvoll, weil sie das Grundproblem der technischen Disziplinen nicht löst: Der letzte Versuch ist möglicherweise nicht der entscheidende. Dies ist sowohl für's Publikum als auch für's Fernsehen schlecht, da Du nie weißt, ob das jetzt gerade der entscheidende Sprung war oder nicht. Ganz im Gegenteil: Es kann Dir passieren, dass Du sicher weißt, dass der letzte Sprung nichts mehr entscheidet, wenn der momentan 2. (also der Vorletzte) nicht die Führung übernimmt.
Andere Sportarten wie zB. Snowboard haben das wunderschön und elegant gelöst: Die lassen im letzten Versuch den bis dato führenden zuerst springen und dann das restliche Feld in aufsteigender Reihenfolge. Dies führt dazu, dass der letzte Versuch des Bewerb auf jeden Fall der entscheidende ist. 
Das wäre eine Mini-Änderung, aber mit riesigem Effekt - bis dato ist das unmöglich. Und jedesmal kommt das Argument, dass die Leistung dann nicht gültig wäre und nicht Bestenlisten und Rekordfähig, weil - nicht den Regeln entsprechend. Daher geht's nicht :-(

Dies ist sicher nur ein Beispiel von vielen, demonstriert haber relativ gut die Blockadehaltung der Leichtathletik gegenüber Innovationen bzw. der Anpassung an geänderte Zuschauerverhalten und geänderten Ansprüchen.

Und ich denke, dass die Leichathletik ohne diese Anpassung und Weiterentwicklung keine großen Sprünge mehr machen wird. Man ist schon heute gegen viele Sportarten (und da sind komplette Randsportarten dabei) nicht mehr konkurrenzfähig oder warum glaubt ihr, dass dieses Wochenende die Deutsche Meisterschaft live auf Eurosport übertragen wird? Antwort: Weil dieses Wochenende kein Biathlon-Weltcup ist und Eurosport daher die Sendezeiten frei hat. Da sprechen wir aber von einer Sportart, die genau in 7 Nationen interessiert und gegen die die LA trotzdem überhaupt kein Leiberl hat. Wenn an diesem Wochenende Biathlon-Weltcup gewesen wäre, würde es auch keine DM im Fernsehen geben.

Biathlon ist deshalb so ein gutes Beispiel, weil Biathlon eine interessante Geschichte hat: Vor 20 Jahren war Biathlon komplett  am Ende. Die Sportart war kompliziert und unübersichtlich (seht ihr die Parallelen!) und hat weder Zuschauer noch Fernsehstationen interessiert. Und in dieser Situation hat die IBU etwas gemacht, was vorher und nachher kein Verband mehr gemacht hat: Sie gingen zum Fernsehen und haben folgendes (sinngemäß) gesagt: "Wir machen alles was ihr wollt, aber bitte haut uns nicht raus und helft uns die Zuschauer wieder zurück zu holen!".  Dann hat das Fernsehen ihnen gesagt, was sie machen sollen und der Verband hat das dann auch gemacht, trotz größter Widerstände - keine Alibi Regeländerungen oder so, die haben die komplette Sportart umgekrempelt, das Reglement auf 30% (!!) gekürzt. Zur Verdeutlichung nochmal: Nicht UM 30%, sondern auf 30% des Umfangs gekürzt. Teilweise komplette Disziplinen ersatzlos gestrichen, und, und, und....

20 Jahre später gilt Biathlon als DIE TV-Sportart schlechthin, hat Mediadaten, die sich andere Sportarten (inkl. LA) wünschen würden und kann sich vor Sponsoren kaum erwehren. Und das noch dazu in einem Umfeld, wo die Konkurrenz Wintersport enorm ist.

Innovation und Weiterentwicklung macht also schon Sinn irgendwie. Und wenn viele das Fernsehen verteufeln, dann muss ich halt auch sagen, dass es ohne TV bzw. einen ordentlichen TV-Produkt nicht geht. Denkt drüber nach!

Lg,

Peter


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Robb - 23.02.2016

@Peter: Welche anderen Stadionsportarten führen erfolgreich außerhalb der Stadien Wettbewerbe durch? Das Problem bei der Leichtathletik ist nicht das ob, sondern das wann und wie. Stabhochspringen im Einkaufszentrum, ok. Einzelwettbewerbe wie das Weitspringen in Bad Langensalza, wunderbar. Aber bei deutschen Meisterschaften eine ungetestete Weitsprunganlage zu bauen und damit zahlenden Besuchern eines der möglichen Highlights vorzuenthalten und den Athleten eine WM-Qualifikation auf einer minderwertigen Anlage zuzumuten, da hört der Spass auf.
Biathlon ist so erfolgreich im TV, weil die Deutschen seit vielen Jahren sehr erfolgreich sind und mit Athleten wie Magdalena Neuner, Uschi Disl, usw. sympathische Identifikationsfiguren vorhanden sind. Wenn allein die Regeländerungen für den Erfolg verantwortlich wären, müßte Biathlon auch in anderen Ländern ein Hit sein, wie oft läuft denn Biathlon in Ö im TV?
Beim Tennis war es doch genauso, in den Zeiten von Becker, Stich und Graf lief Tennis stundenlang in den ÖR, heute bei Ran im Livestream oder gelegentlich auf Eurosport. Die Formel 1 wurde in Deutschland erst zum Quotenrenner, als Schumacher einen Sieg nach dem anderen Einfuhr.


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - Peter gridling - 23.02.2016

Hi!

>> Welche anderen Stadionsportarten führen erfolgreich außerhalb der Stadien Wettbewerbe durch?

Tischtennis, Squash, Beachvolleyball, Eishockey, Klettern - um nur einige zu nennen. Da habe ich die Wintersport-Geschichten, die zwar kein "Stadion" haben, aber trotzdem in der Stadt durchgeführt werden (wie heute zB. Parallelslalom in Stockholm) noch gar nicht dazu gezählt.
Die Diskussionen sind auch die gleichen wie in der Leichtathletik, da brauchen wir nicht diskuttieren.  Dass die Rahmenbedingungen schon gut sein sollen, ist kein Thema und grundsätzlich auch technisch machbar. Die Rampe in Stockholm bauen ja auch keine Amateure auf und der Glashcourt der Squash-Spieler im Shoppingcenter ist ja auch offiziell zertifiziert und wird von Profis aufgebaut.
Und wenn ich mir die Beläge in vielen deutschen und österreichischen Stadien ansehe, dann könnte man auch da diskuttieren, ob das wirklich die passenden Rahmenbedingungen sind.
Und wie man mit dem Zuschauer umgeht, wie man es ihm kommuniziert, etc. da ist schon der Veranstalter dafür zuständig - das ganze gut zu lösen ist schon machbar.

Und bezüglich des Biathlon-Erfolg: Natürlich helfen nationale Erfolge eine Sportart zu promoten, aber es muss das Produkt ansich schon gut sein. Die Biathletinnen, die Du ansprichst, sind schon länger nicht mehr aktiv und die deutschen Athleten laufen gut mit, sind aber momentan nicht ganz vorne dabei und trotzdem wird Biathlon übertragen.
Nachdem Du gefragt hast: Unsere Athleten laufen momentan ca. am Niveau von Euren Athleten und auch bei uns wird jedes Biathlonrennen übertragen.

Und eines spricht noch gegen diese Theorie: Deutschland hatte meines Wissens in den letzten 10 Jahren immer Welt- und Europameister, somit waren und sind die Identifikationsfiguren eigentlich da. In der Anzahl der Übertragungen und den Quoten spiegelt sich das allerdings nicht wieder ...

Mir ist jetzt gerade noch ein Extrembeispiel eingefallen: Billiard und Dart wird im Deutschen Fernsehen sicher öfter gezeigt als Leichtathletik. Insbesondere Dart wegen der guten Quoten. Könnt ihr mir spontan einen deutschen Billiard- oder Darthelden nennen?

Die Motivation der Zuseher muss also schon eine andere sein, als die nationalen Identifikationsfiguren. American Football wäre ein weiteres Beispiel ...
Lg,

Peter


RE: Hallen WM 2016 - neues Wettkampfformat für technische Disziplinen - longbottom - 23.02.2016

(23.02.2016, 17:17)Peter gridling schrieb: Andere Sportarten wie zB. Snowboard haben das wunderschön und elegant gelöst: Die lassen im letzten Versuch den bis dato führenden zuerst springen und dann das restliche Feld in aufsteigender Reihenfolge. Dies führt dazu, dass der letzte Versuch des Bewerb auf jeden Fall der entscheidende ist. 

Das wäre zum Beispiel eine Änderung, die man locker durchführen könnte und nichts am eigentlichen System ändert. Ich frage mich hier allerdings, ob das den Snowboardern was gebracht hat. Sprich, haben die durch diese Regeländerung erhöhte Aufmerksamkeit bekommen?