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Doping freigeben? - Druckversion

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RE: Doping freigeben? - DerC - 27.08.2015

(27.08.2015, 14:33)Pippen schrieb: Ich stimme S. Litvinov zu. Schon heute betreiben Hochleistungssportler Raubbau an ihrem Körper, den kein Arzt gutheißen würde. Schon heute gehen Sportler über's Limit (mir fällt zB gerade R. Herms ein).
Herms passt hier gar nicht hin. Das was ihm passiert ist, ist auch schon Sportlern passiert, die weit vom Limit weggeblieben sind. Wie man auf die Idee kommen kann, dass es akzeptabel wäre Herms in diesem Zusammenhang zu erwähnen, erschließt sich mir nicht. Sad

(27.08.2015, 14:33)Pippen schrieb: ME haben wir hier ein ähnliches Problem wie bei Drogen, wo das traditionelle Denken das rationale Denken verhindert, weil "was immer so war, soll auch immer so bleiben und Drogen waren schon immer böse (weil sie aus kulturfremden Raum kommen und wir unser regionales Drogengeschäft schützen wollen (Alk))".
Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch große Unterschiede. Man sollte die verschiedenen Problemfelder trennen können - jedenfalls, wenn man des rationalen Denkens mächtig ist. Wink

Doping ist ein Problem des Sports, ein Verstoss gegen seine Regeln.
Ähnlich wie Foulspiel im Fußball.

Wenn keine Foulspiele mehr geahndet würden, würde ich mir Fußball nicht mehr ansehen wollen.

Man kann auch nicht das Abkürzen der Strecke erlauben. Der Sport funktioniert nicht ohne Einhaltung der wichtigsten Regeln.

Also muss Doping natürlich verboten bleiben. Allerdings muss das der Sport selbst Regeln, staatliche Antidopinggesetze sind überflüssig bis kontraproduktiv.

Drogen haben schon immer zum gesellschaftlichen Leben, zur Kultur dazu gehört. Hier Alkohol, andernorts Fliegenpilze, anderswo Haschisch. Da ist es idiotisch, die Nutzer zu kriminalisieren, und das vervielfacht auch den Schaden. Natürlich ist auch eine starke Ungleichbehandlung der diversen Produzenten ähnlich schwacher Drogen  kaum zu rechtfertigen. Dazu födert die aktuelle Gesetzgebung die organisierte Kriminalität und hilft Krieg und Terror zu finanzieren.

Dagegen sind die negativen Folgen der Dopingregeln im Vergleich recht gering.

Also kommen vernunftbegabte Menschen zu dem Schluß, dass Drogengesetze recht liberal sein sollten bishin zu eriner völligen Freigabe weicher Drogen ab 18 und Heroin auf Rezept. Dennoch fordern dieselben Menschen, dass Doping im Sport verboten bleiben sollte.


RE: Doping freigeben? - Flitzer - 27.08.2015

Bei Rene Herms war es kein Doping sondern ne nicht erkannte Herzmuskelentzündung.


RE: Doping freigeben? - Sergej Litvinov - 27.08.2015

(27.08.2015, 14:52)trackman schrieb: Welche Eltern wären bereit, Kinder zur LA zu geben mit der Option auf mehr (professionelle Ausrichtung)? Die wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, das Leben des Nachwuchses aufs Spiel zu setzen. In einer Diktatur mag das etwas lockerer gesehen werden (wg. Reisefreiheit oder anderer Privilegien), aber doch nicht in einer - mehr oder weniger - freien Gesellschaft.

Eher sollte man die Nachweismöglichkeiten verbessern und die entsprechenden Gremien sollten sich mehr ihrer Verantwortung bewusst sein und entsprechende Regelungen gegen Doping treffen.

Klar werden keine Eltern ihre Kinder zum Doping Sport bringen.
Deswegen haben wir auch so ein wunderschönes System wo die Eltern beruhigt sein können.
So lange die nicht wissen was ihr Kind für eine Gold Medaille tun muss ist alles in Ordnung. :sleepy:


RE: Doping freigeben? - lor-olli - 27.08.2015

Doping freigeben…
Welches Gedankengut steckt dahinter? Leistung um JEDEN Preis? Man kann mit Doping immer mehr erreichen? DAS müsste noch überzeugend bewiesen werden. Gewinnt dann der "Beste" oder der "Härteste im Nehmen"? Ich kenne ein paar Sportler der "hinteren Ränge", deren Muskel- und Kraftzuwachs (in den 70er und 80er Jahren) außerordentlich und nicht natürlich war, aber das Talent und die Fähigkeiten die man nicht erdopen kann fehlten (Technik - nicht jeder kann alles lernen! Mentale Stärke, wenn eine Wettkampf mal nicht planmäßig läuft). Fazit: eine ruinierte Gesundheit einiger und die Aussage solange man mindestens 18 ist, ist man für seinen eigenen Körper verantwortlich trift es nicht ganz…

Zwei dieser ehemaligen Doper sind Invalide und leben von Sozialleistungen - die beiden haben definitiv nicht gewusst auf was sie sich da einließen, ein Dritter hat bisher zwei Krebserkrankungen ertragen müssen (er lebt noch, der Zusammenhang mit Doping erscheint logisch, ist aber kaum zu beweiseni). Also Doping freigeben ist volkswirtschaftlich und "volksgesundheitlich" eine Schnapsidee, auch deswegen weil wir die Wirkung und Auswirkungen von Schnaps in langen "Testreihen" kennen und einschätzen können - beim Doping definitv nicht.

Ethisch das Dopen freigeben, weil wir vor dem Betrugssystem kapitulieren? Also, wenn wir die Steuerhinterziehung auch freigeben hätte man ja ein Argument (Wink), oder die Verkehrsregeln dem individuellen Gusto unterwerfen (nur wenn ich einen Panzer bekomme…). Unser Zusammenleben funktioniert überhaupt nur zivilisiert, weil wir uns Regeln unterwerfen, Regeln die bestimmt veranlagte Menschen immer zum eigenen Vorteil zu brechen versuchen, sollten wir da nachgeben?

Was wäre dann die nächste Stufe nach der Freigabe von Doping? Glaubt hier wirklich jemand damit wäre dann "das Ende" erreicht? Wir streben nach Weiterentwicklung / Verbesserung, doch wenn man sich die ungezügelte Entwicklung in einigen Lebensbreichen und Gegenden ansieht (z.B. die amerikanischen / südamerikanischen Hochburgen der Drogen- und Gangkriminalitätwo die Polizei bereits kapituliert hat), kann dies nicht die Lösung sein. Genmonster deren Arme zu kurz sind sich am Hintern zu kratzen, die aber die 100m in 8,00 sec laufen? Springer deren Beine Kängeruh-DNA enthalten und die beinahe fliegen nach dem Absprung? Gorillas im Kugelstoßring - aber halt, das hatten wir ja schon einmal Wink

Doping freigeben ist entweder die Idee eines Pharmaproduzenten, eines Medienmachers der sein Geld mit Sensationen verdient, eines zu kurz gekommen Trainers oder Funktionärs - aber nicht im Sinne des Sports oder der Sportler und es sollte auch nicht im Sinne eines informierten Zuschauers sein.

Klar, es gibt ja auch Menschen die mögen es Clips zu betrachten, wo ein Adrenalinjunkie in eine Schlucht springt und sein Fallschirm sich nicht öffnet, aber wollen wir diesen Grad der emotionalen Abgestumpftheit unseren Werten gegenüber wirklich zum Standard machen? Ich nicht…


RE: Doping freigeben? - Sergej Litvinov - 27.08.2015

Man hatt das Doping schon lange frei gegeben. Die paar Leute die erwisch wurden gehören zu der Show.
 
Eike Emrich Hatt in seinen interview alles auf den Punkt gebracht.

http://www.rheinpfalz.de/sport/artikel/doping-ist-ein-teil-des-ganzen/


RE: Doping freigeben? - alist - 27.08.2015

Danke Lor-Olli, das hast du schön formuliert.. und trifft den Kern, genau meine Meinung.. Keine Kapitulation vor den Kriminellen und Betrügern, das wäre der Anfang vom Ende, in allen Lebensbereichen.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 27.08.2015

(27.08.2015, 15:03)Flitzer schrieb: Bei Rene Herms war es kein Doping sondern ne nicht erkannte Herzmuskelentzündung.

Herms hat nach einer Erkältung (welche augenscheinlich eine Herzmuskelentzündung hervorrief) zu schnell wieder hart trainiert. Warum wohl? Weil er Druck hatte, Leistung zu bringen. Er hat genau den Raubbau am Körper begangen, der hier gegen Doping ins Spiel gebracht wird. Bei ihm ging es nicht um Doping, aber um Druck (Sponsoren, Fördergruppe,...) - und das ist genau der Grund für Doping.

@Litvinov: Dann macht es erst recht Sinn, die Verbote aufzuheben.

Das bisher beste Argument ist mE das u.g. homo sapiens. Mit der Freigabe des Dopings könnte das freie Spiel der Kräfte für "Menschen" sorgen, die keine mehr sind. Und so kann es Sinn machen, "den Anfängen zu wehren". Ich halte das aber 1. für zu weit hergeholt und 2. läßt sich das durch präzise Tests unterbinden. So wie Formel1-Wagen ein präzise vermessenes Heck haben müssen, so müßten dann auch die Sportler der Zukunft genauen Vorgaben genügen. Man hat heute bereits einen Vorläufer mit dem Männlichkeitstest bei Frauen.

Der Punkt ist nämlich, dass solche Tests präzise und (fast) schummelfrei wären, weil man quasi nur "abmessen" muss, während das ganze Dopingproblem daran krankt, dass der Nachweis nicht oder zu spät zu führen ist. Wenn Doping präzise nachweisbar wäre, dann würde auch ich ein Verbot befürworten. So aber gibt es Grauzonen, wo die WADA noch hinterherhingt, während die Topleute schon das neueste Zeug ausprobieren und dadurch entstehen dann die Spekulationen und Verdächtigungen.


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 27.08.2015

(27.08.2015, 18:09)Pippen schrieb: Wenn Doping präzise nachweisbar wäre, dann würde auch ich ein Verbot befürworten. So aber gibt es Grauzonen, wo die WADA noch hinterherhingt, während die Topleute schon das neueste Zeug ausprobieren und dadurch entstehen dann die Spekulationen und Verdächtigungen.

Und nur weil das System nicht perfekt ist, kippen wir es gleich komplett? Die Nachweismethoden werden von Jahr zu Jahr besser, Blutpass, Steroidpass, Whereabout-System, investigative Methoden.
Und jetzt, wo der Anti-Doping-Kampf langsam einen Fuß in die Tür bekommen könnte, kommst Du mit dem Vorschlag: aufgeben, freigeben? Was soll denn das? Genau in die andere Richtung müssen die Bemühungen gehen.

Im Moment kann ich sauber Sport betreiben und habe dennoch eine Chance ziemlich weit vorn zu landen (je nach Einschätzung zum Umfang des Problems sogar zu siegen).
Wird Doping freigegeben, muss ich dopen um auch nur in die Nähe einer Qualifikation zu kommen, d.h. man zwingt Menschen, die den Beruf Sportler ergreifen wollen, ihre Gesundheit zu ruinieren (v i e l  mehr und v i e l nachhaltiger und v i e l schneller als sie das jetzt unter Umständen schon tun). Das ist in keinem anderen Berufsfeld der Fall.


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 27.08.2015

(27.08.2015, 17:35)Sergej Litvinov schrieb: Eike Emrich Hatt in seinen interview alles auf den Punkt gebracht.

http://www.rheinpfalz.de/sport/artikel/doping-ist-ein-teil-des-ganzen/

Ich sehe da nicht eine Silbe, die eine Freigabe von Doping befürworten würde

Zitat:Natürlich gibt es auch ehrliche Höchstleister
[...]
Man kann vielleicht mit Milliarden einen komplett dopingfreien Sport herstellen, ein relativ dopingfreier Sport ist weitaus günstiger.
[...]
Wir brauchen ein beschleunigtes Vorwärts mit klaren Regeln, einem Ordnungsrahmen, der sanktionsbewehrt ist, und präzisen vertraglichen Beziehungen zwischen Athlet und Verband. Dort sind die Rechte und Pflichten von Athleten und Verbänden klarer zu regeln.
[...]
Warum sollte der Sport ein gesellschaftliches System sein, in dem nur reine Idealisten mit absolut weißer Weste starten?

Fazit: Prof. Emrich ist nicht für eine Freigabe und er denkt auch nicht, dass alle Spitzensportler gedopt sind. Natürlich ist er recht desillusioniert was den aktuellen Stand angeht, aber die bedingungslose Kapitulation, die Sergej und Pippen hier fordern, kann ich aus dem Interview nicht herauslesen.


RE: Doping freigeben? - DerC - 27.08.2015

(27.08.2015, 18:09)Pippen schrieb:
(27.08.2015, 15:03)Flitzer schrieb: Bei Rene Herms war es kein Doping sondern ne nicht erkannte Herzmuskelentzündung.

Herms hat nach einer Erkältung (welche augenscheinlich eine Herzmuskelentzündung hervorrief) zu schnell wieder hart trainiert. Warum wohl? Weil er Druck hatte, Leistung zu bringen. Er hat genau den Raubbau am Körper begangen, der hier gegen Doping ins Spiel gebracht wird. Bei ihm ging es nicht um Doping, aber um Druck (Sponsoren, Fördergruppe,...) - und das ist genau der Grund für Doping.
Das ist einfache peinliche Spekulation. So etwas kann z. B. auch einem Läufer passieren, der sich selbst ohne Druck von außen das Ziel "Halbmarathon unter 1h30" vorgenommen hat.

Natürlich spielt Leistungsdruck eine Rolle bezüglich Doping, aber auf den Einzelfall Herms bezogen ist diese Spekulation nicht angebracht.

Und die idee, Doping freizugeben, aber dennoch irgendelche Normen festzuschreiben und SportlerInnen zu vermessen ... das ist hanebüchen Unsinn. Erstens ist es dann keine vollständige Freigabe, zweitens hats du dann wieder das Problem der Manipulation falls es irgendwelche Grenzwerte gibt. Dadurch wird nix gewonnen, sondern nur verloren.