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Lisa Mayer erneut verletzt - Druckversion

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RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Citius - 04.09.2020

(03.09.2020, 20:52)Sprunggott schrieb: Hier mal ein Artikel aus der FAZ, der klingt es etwas anders als auf LA.de

https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/leichtathletik-sprinterin-lisa-mayer-trainiert-fuer-zukunft-16933563.html

Ich verstehe nicht so recht, warum sie nicht die durch den Entfall der Fahrzeit gewonnenen Zeit in ihr Studium steckt. Nach der Leidensgeschichte ist es ja nicht selbstverständlich, dass die uneingeschränkt auf ihren Körper vertrauen kann.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Atanvarno - 04.09.2020

Den Bachelor hat sie, ein Masterstudium erfordert einen erheblich höheren Einsatz. Kann ich verstehen, dass sie das für die Olympiavorbereitung erstmal zurückstellt.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - dominikk85 - 04.09.2020

Vor allem ist sie 24 und hat schon den Bachelor, sie liegt also gut in der Zeit und hat noch genug Zeit den master zu machen.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Gertrud - 04.09.2020

"Womöglich passe einfach das anfangs zu neuen Bestzeiten führende Trainingssystem bei Hürden-Bundestrainer Rüdiger Harksen nicht mehr zu ihrem Körper." Diese Aussage beinhaltet zwei völlig Paar andere Schuhe. Was zu Bestzeiten führt, muss nicht immer gesund sein. Ich drücke das so aus: "Was mechanisch funktioniert, kann biomechanisch in die Hose gehen!!!"  Wink ‌Genau das ist das Geheimnis meines Trainingssystems. Jede Übung sollte biomechanisch vertretbar sein. Der Horror sitzt wirklich im Detail gerade bei den Hamstrings. Die zentrale Frage im Sprint ist doch, warum vornehmlich der BFLH so anfällig ist. Er unterliegt auf der gesamten Strecke einer enormen Länge in derselben Kontraktionszeit der anderen Anteile. Welche anatomischen Besonderheiten und Auffälligkeiten besitzt dieser Anteil? Was führt zu falschen Belastungen auch im Kontext der Gesamtmuskulatur? Wie findet Überbelastung statt? Das sind Fragen, auf die man Antworten finden muss. Es gibt gerade in diesem Anteil zig Eingrenzungen vor allem im intensiven Bereich. Hier gerade muss man hinterfragen, ob die Übungen dem Beanspruchungsniveau standhalten. Deshalb bin ich gegen die TKB z.B. im Sprintbereich, weil sie biomechanisch nicht präpariert. Das geht aber in viele Köpfe einfach nicht hinein. Auch die Beincurls und NHC gehören nicht in den präferierten Trainingsteil.

Vieles führt in der LA zu enormen Leistungen, aber oft zum Pyrrhussieg, wenn Trainer nur die Leistungen, aber nicht die Tücken im System finden. Letztens habe ich sinngemäß einen schönen Satz gelesen, dass die Koordinationsvariabilität bei Anfängern im Bereich des Bremsstoßes sehr groß im Vergleich zu Könnern ist. Man muss also den einen individuellen richtigen Einstieg in Übungen finden. Das setzt eine wahnsinnige generelle und individuelle Detailarbeit voraus.   

Man kann bei Lisa Mayer konstatieren, dass das vergangene System einfach nicht auf ihren Körper gepasst hat. Es muss eine sehr filigrane Arbeit her. Das setzt aus meiner Sicht begleitend viele Tests voraus. Ich unterziehe AuA, bei denen ich sicher bin, dass wir langfristig zusammenarbeiten und der Weg in die Weltspitze vorprogrammiert ist, einem ganz akribischen Test, den ich selbst aufgrund von Daten konstruiert habe. AuA, bei denen ich kein sicheres Gefühl habe, trainiere ich erst einmal ohne diesen Test zwei bis drei Jahre. Danach kommt entweder eine genaue Inspektion oder eine Trennung. 

Bei vielen deutschen Spitzen-LA-AuA herrscht das Prinzip vor, dass man erst einmal die Leistung ohne Inspektion forciert. Nach Verletzungen und Operationen kommt man oft immer noch nicht auf den Gedanken, das System zu hinterfragen und zu verändern. Hilfe nimmt man erst in Anspruch, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Ich bevorzuge seit etlichen Dekaden ein gesundes Training in allen Facetten von Anfang an. Ich habe auch den DLV in meinen Vorträgen immer wieder auf dieses Manko hingewiesen. Als keine Resonanz kam, habe ich mich nur noch auf meinen Kreis beschränkt. 

Es ist nicht schlimm, als Trainer/in Fehler zu machen. Es ist nur unangebracht, sie zu wiederholen und das manchmal mehrfach!!! Thumb_down

Gertrud


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - MZPTLK - 04.09.2020

(04.09.2020, 07:34)Gertrud schrieb: "Was mechanisch funktioniert, kann biomechanisch in die Hose gehen!!!"  Wink

Deshalb bin ich gegen die TKB z.B. im Sprintbereich, weil sie biomechanisch nicht präpariert.
Das geht aber in viele Köpfe einfach nicht hinein.

Exakt. Da kann man sich seit Jahrzehnten dumm und albern reden.
TKBn sind in jedem Fall problematisch,
aber KBn sind für den Werfer mit schweren Wurfgeräten gefordert.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - dominikk85 - 04.09.2020

Inwieweit spielt die lauftechnik bei solchen Verletzungen eine rolle?


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Gertrud - 05.09.2020

(04.09.2020, 12:04)dominikk85 schrieb: Inwieweit spielt die lauftechnik bei solchen Verletzungen eine rolle?

Natürlich eine ganz große; aber vornehmlich, wenn die Strukturen nicht entsprechend präpariert sind. Wo sind die Powerzonen der Strukturen? Wo muss man Bewegungsgrenzen setzen? Wo sind exakt die vulnerablen Stellen? Das sind zentrale Fragen?

Man sollte dann schon sehr kreativ sein und sich auch selbst sehr viele Gedanken machen. Wenn man als Trainer in dem Bereich sehr viele Verletzungen produziert, macht man in irgendeinem Bereich oder in mehreren Bereichen Fehler. Da bringt auch bloßes Abkupfern nichts, weil jeder Fall sehr speziell und individuell ist. In der Hinsicht ist es von allergrößtem Wert, wenn man stark aus einem reichlich vorhandenen Fundus schöpfen kann.

Auch die WR von Usain Bolt sind verbesserungsfähig, wenn man sich alleine seine strukturellen "Macken" ansieht: starke linkskonvexe Skoliose, starke Schrittdifferenz im Höchst von 20cm unilateral aufgrund von Dysbalancen, grausame Fußfehler, Ernährungsausrutscher... Es kommt folglich auf die Analysen und die Korrekturen an.

Es ist so schade, dass man die "Festplatte seines Gehirns" (noch) nicht teilweise vererben kann. Ich bin davon überzeugt, dass das in Zukunft auch möglich sein wird. Thumb_upThumb_down

Gertrud
Einstein: "Der Schlüssel zur Kreativität ist es, alle seine Quellen zu verstecken!" ‌Er soll sehr schlau gewesen sein.Wink
Dr. Sahra Wagenknecht sinngemäß: "Im Burnout nimmt man Ideen anderer nicht mehr wahr." Ich nehme jeden Tag Ideen anderer auf und verarbeite sie - momentan vornehmlich natürlich in meinem Fall der vergangenen schweren Krankheit, aber auch stark im anatomischen Bereich, der schier unerschöpflich ist. Ich strukturiere meine Aufzeichnungen fast täglich, weil sie einem permanenten Wandel unterliegen. Man darf sich keine Blockaden in der Hinsicht setzen und Fesseln anlegen.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Gertrud - 07.09.2020

Es gilt, bei Lisa Mayer aber auch ganz gezielt vorzugehen und die Verletzung erst einmal exakt zu orten und im Ausmaß zu bestimmen. Dann muss man wissen, dass sich die Defizite der verletzten Hamstrings bis zu drei Jahre hinziehen können. Als nächster Schritt steht die verortnete Form des Krafttrainings im exzentrischen, isometrischen und konzentrischen Bereich an, wobei alle drei Formen in den swing- und Stance-Phasen vorkommen. Es sollte die Geschwindigkeit präzise angepasst werden. Das Wichtigste aber ist die Übungsauswahl für die entsprechenden Phasen genau individuell zu gestalten. Es sollte berücksichtigt werden, welche Formen Erhöhungen oder Reduzierungen der Sarkomere veranlassen. Zudem ist eine Volumenbetrachtung vorzunehmen und die normalen proximalen und distalen Größenveränderungen zu registrieren. Diese Herausforderung ist eine ganz besondere und zeugt im Endergebnis ganz stark vom Wissensstand.

Gertrud


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Delta - 07.09.2020

Bei Lisa Mayer geht es zuerst darum herauszufinden ob Sie die Traingsumfänge für Spitzensport zu leisten vermag. Erst dann kann man die Probleme im Detail angehen.


RE: Lisa Mayer erneut verletzt - Gertrud - 07.09.2020

(07.09.2020, 22:50)Delta schrieb: Bei Lisa Mayer geht es zuerst darum herauszufinden ob Sie die Traingsumfänge für Spitzensport zu leisten vermag. Erst dann kann man die Probleme im Detail angehen.

Ich halte es nicht für die vorrangige Frage herauszufinden, ob sie die Trainingsumfänge leisten kann. Erst einmal müssen die Strukturen gesund werden. Dann sollte man zunächst nicht die Umfänge, sondern die Trainingsqualität in den Vordergrund rücken!!! Sie war doch lange Jahre vor Mannheim unverletzt und leistungsmäßig stark. Nur gesunde Strukturen können auch berechtigte Umfänge unverletzt absolvieren und vor allem überstehen.

Der vorrangige Fokus auf Qualität statt Quantität sollte praktiziert werden: "Weniger ist manchmal mehr!" Es soll Sprinterinnen geben, die sich vier Stunden im Kraftraum abplagen. Thumb_down ‌Dann muss man sich nicht wundern, dass man die Saison nicht übersteht oder mehrere Jahre hintereinander ausfällt. WinkThumb_down

Gertrud