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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - S_J - 15.10.2024

Jeder der mit Athleten im Schüler- und Jugendalter gearbeitet hat, wird wissen, welchen Einfluss die kognitive Ermüdung und der generelle Stress des Schulalltags auch und möglicherweise insbesondere auf den Technikerwerb und Schnelligkeitstraining haben. Das ist mit Studium und Job nicht anders.

Es wird auch jedem klar sein, dass das, was man im ausgeruhten Zustand macht, besser funktionieren wird. Wer vormittags trainiert und nachmittags arbeitet setzt klar andere Prioriäten als jemand der vormittags arbeitet und nachmittags trainiert.

Aber wie schon mehrfach erwähnt wurde, sind Vergleiche zwischen Disziplinen und Athleten wenig hilfreich, da hier vieles sehr individuell ist. Die Frage ist doch eher, wie man Rahmenbedingungen schaffen kann, um ein individualisiertes Training zu konzipieren, das dem Einzelnen hilft.

Den gesamten deutschen Spitzensport nach Leipzig ans IAT zu schicken, wird ja wohl nicht Sinn der Sache sein. Das würde dann ja auch die Hochschulmeisterschaften noch weiter abwerten Big Grin Wobei sich das ja zu einem gewissen Grad im Vereinigten Königreich an der Loughborough University beobachten lässt, wenn man den Medaillenspiegel der BUCS und die dort verfügbaren Trainingsmöglichkeiten ansieht...


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - mariusfast - 15.10.2024

Sportfördregruppe der Polizei und insbesondere Bundeswehr sind ja auch nur eine Option, wenn ein Athlet Kaderstatus hat. Dasselbe gilt ja auch bei der Sporthilfe.
Es ist ja daher eigentlich auch eher das Prinzip Belohnung statt Förderung. 


Ich würde dies keinem Nachwuchsathleten mehr empfehlen, da sie sich nichtmehr darauf verlassen können, bei diesen utopischen Kadernormen. Zudem werden beim Kaderstatus auch keine Krankheiten berücksichtigt. Siehe Katharina Steinruck, die aufgrund ihrer Long Covid ERkrankung nicht an ihre beste Leistungen herankam und aus dem Kader flog.  Bei der Polizei gibt es ja ab und an noch Optionen nach einer schlechten Saison , in denen die Kadernormen nicht erreicht wurde, eine Saison später die Norm zu holen.  Katha Steinruck hatte zum Glück einen gewissen Stand bei der hessischen Polizei. Bei der Bundeswehr ist es soweit ich weiß der Fall, dass man sofort aus der Sportfördergruppe herausfliegt.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - trackwatchnds - 15.10.2024

(14.10.2024, 20:15)Kyascaily95 schrieb: Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.

Die Fernuni Hagen kooperiert (auf dem Papier) mit jedem OSP in Deutschland. Mit den privaten Unterhaltskosten hast du Recht, aber warum sollte es Athlet:innen da anders gehen als Normalos? 
Auch die IST Hochschule für Management in Düsseldorf ist in jedem Portfolio, da gibt es für Kaderathlet:innen auch Rabatte. 
Ist das jetzt toll? Das muss jeder selbst wissen, aber ein wahnsinnig reichhaltiges Angebot ist das sicher nicht. Im Bereich der Ausbildungsstellen und dualen Studiengänge kommt es natürlich sehr auf die Kooperation mit den Sportkoordinatoren der Betriebe/Hochschulen an. Da reicht die Bandbreite von "Traumbedingungen" - größtmöglicher Support und hohe Kulanz bei Freistellungen - bis hin zu "kann man komplett vergessen".

Hinsichtlich der Sportfördergruppen (hauptsächlich Polizei) muss man tatsächlich festhalten, dass diese den Athlet:innen qua Alternativlosigkeit schmackhaft gemacht werden. Da sieht dann die Polizei auf einmal ganz attraktiv aus, selbst wenn die Lebensträume möglicherweise nicht im entferntesten damit zu tun hatten... Es ist leider aber auch das umgekehrte Phänomen zu beobachten - nicht wenige Athlet:innen nutzen die Sportfördergruppe als Einstiegshilfe in eine solide zivile Karriere und brechen nach kürzester Zeit mit dem Leistungssport ab, nehmen aber die Vorzüge des Kaderstatus (das betrifft auch/vor allem Landeskader) gerne mit. Ohne den hätten sie die Zulassungsvoraussetzungen überhaupt nicht erst geschafft.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - trackwatchnds - 15.10.2024

(15.10.2024, 17:08)mariusfast schrieb: Sportfördregruppe der Polizei und insbesondere Bundeswehr sind ja auch nur eine Option, wenn ein Athlet Kaderstatus hat. Dasselbe gilt ja auch bei der Sporthilfe.
Es ist ja daher eigentlich auch eher das Prinzip Belohnung statt Förderung. 


Ich würde dies keinem Nachwuchsathleten mehr empfehlen, da sie sich nichtmehr darauf verlassen können, bei diesen utopischen Kadernormen. Zudem werden beim Kaderstatus auch keine Krankheiten berücksichtigt. Siehe Katharina Steinruck, die aufgrund ihrer Long Covid ERkrankung nicht an ihre beste Leistungen herankam und aus dem Kader flog.  Bei der Polizei gibt es ja ab und an noch Optionen nach einer schlechten Saison , in denen die Kadernormen nicht erreicht wurde, eine Saison später die Norm zu holen.  Katha Steinruck hatte zum Glück einen gewissen Stand bei der hessischen Polizei. Bei der Bundeswehr ist es soweit ich weiß der Fall, dass man sofort aus der Sportfördergruppe herausfliegt.

Hier Belohnung statt Förderung zu nennen - sorry, aber das ist doch nicht richtig. Also gar nicht böse gemeint, aber viel mehr sollte man die Frage stellen "how low can you go"? Mir ist schon klar, dass das hier ein Leichtathletikforum ist und die Sportart im absoluten Mittelpunkt des Interesse steht, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass alle anderen drumherum da komplett ausgeblendet werden. Wir haben in Deutschland aber 32 (!!!) olympische Sommersportarten, aufgeteilt auf ca. 25 Spitzenfachverbände, dazu 8 olympische Wintersportarten, alle nochmal verzweigt in zig Disziplinen. Es gibt etwa 2.500 Bundeskaderathlet:innen, von denen die Leichtathletik anteilig schon die größte Zahl stellt. Irgendwo muss man den Cut machen!
Aber so ist es ja nicht mal, denn die Sportförderstellen im Land, genauso wie die OSP Laufbahnberatung übrigens, können in aller Regelmäßigkeit auch noch von Landeskaderathlet:innen in Anspruch genommen werden. Da sprechen wir in der Größenordnung 10.000 im potenziellen Empfängerkreis. Wenn das dann Belohnung statt Förderung ist, dann weiß ich auch nicht.

Zum Vergleich: In Paris lag die Teamgröße des Team D, dass sich natürlich aus diesem Kaderkreis rekrutiert, bei 572 Athlet:innen (Olympic und Paralympic Games). 
Mehr als 80% der Bundeskader und 95% der Gesamtkader sind für die Spitzensportförderung gewissermaßen irrelevant, werden aber trotzdem durch Staats- und Landesmittel bedient. Das Eingangsstatement passt also wirklich nicht...

Bezüglich der Kadergeschichte bin ich bei dir, man sollte seine finanzielle Lebensplanung nicht davon abhängig machen, ob man im aktuellen Jahr gerade performt oder nicht. Zugegeben ist das natürlich leichter gesagt, als getan.

Die Bundeswehr schmeißt aber niemanden von alleine raus, sie hat mit den Spitzenfachverbänden nur Kontingente vereinbart. Daher sind diese selbst in der Pflicht, ihre eigenen Leute da ggf. wieder herauszunehmen und Platz für andere Anwärter zu machen. Wenn man seinen (sogenannten) Spitzenleuten das Leben über die abstruse Normpolitik selbst schwer macht, geht auch hier der schwarze Peter an den DLV und nicht die Bundeswehr. In der Vergangenheit war es keinesfalls so, dass man durch Verletzung oder sogar Verlust des Bundeskaderstatus rausgeflogen ist/abgemeldet wurde, da wurden - im Gegenteil - sogar etliche Leute ohne Leistungsnachweise geparkt.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - h3inz_h4rtm4nn - 16.10.2024

Entgegen der Behauptung, dass auch Landeskaderathletinnen und -Athleten die Laufbahnberatung an den OSP beanspruchen können (und das anscheinend auch noch in aller Regelmäßigkeit), muss ich leider für bereits zwei LV aus persönlicher Erfahrung widersprechen. Mein Sohn als Landeskader im Sprint durfte sich vor drei Jahren selbst um ein Studium bemühen, weil am OSP die Unterstützung nur für NK/PK oder DJM-Medaillengewinner erfolgt. Bei meiner Tochter, die in einer Sportschule in einem anderen LV ihr Abitur gemacht hat, war es letztes Jahr genauso. Athletinnen und Athleten mit Landeskaderstatus werden nicht mehr allzu ernst genommen, ist mein Eindruck, seit dem es mit dem NK1 einen Bundeskaderstatus gibt mit abgeschwächter Norm bis zum zweiten U23-Jahr. Mag sein, dass das nicht überall so ist. Ich kenne aber zumindest diese zwei Beispiele und finde es nicht gut, auch wenn ich verstehe, dass es viele Sportarten gibt, deren Sportlerinnen und Sportler am OSP betreut werden müssen und man irgendwo einen Cut setzen muss.

Aber wie gesagt. Von der Qualität der Laufbahnberatung bin ich ohnehin nur bedingt begeistert, wiederhole mich hier aber nicht und verweise auf meinen vorherigen Kommentar. Das nur als Ergänzung.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Reichtathletik - 16.10.2024

(16.10.2024, 07:27)h3inz_h4rtm4nn schrieb: Entgegen der Behauptung, dass auch Landeskaderathletinnen und -Athleten die Laufbahnberatung an den OSP beanspruchen können (und das anscheinend auch noch in aller Regelmäßigkeit), muss ich leider für bereits zwei LV aus persönlicher Erfahrung widersprechen. Mein Sohn als Landeskader im Sprint durfte sich vor drei Jahren selbst um ein Studium bemühen, weil am OSP die Unterstützung nur für NK/PK oder DJM-Medaillengewinner erfolgt. Bei meiner Tochter, die in einer Sportschule in einem anderen LV ihr Abitur gemacht hat, war es letztes Jahr genauso. Athletinnen und Athleten mit Landeskaderstatus werden nicht mehr allzu ernst genommen, ist mein Eindruck, seit dem es mit dem NK1 einen Bundeskaderstatus gibt mit abgeschwächter Norm bis zum zweiten U23-Jahr. Mag sein, dass das nicht überall so ist. Ich kenne aber zumindest diese zwei Beispiele und finde es nicht gut, auch wenn ich verstehe, dass es viele Sportarten gibt, deren Sportlerinnen und Sportler am OSP betreut werden müssen und man irgendwo einen Cut setzen muss.

Aber wie gesagt. Von der Qualität der Laufbahnberatung bin ich ohnehin nur bedingt begeistert, wiederhole mich hier aber nicht und verweise auf meinen vorherigen Kommentar. Das nur als Ergänzung.

Das kann ich nur so bestätigen, ebenfalls aus mehreren LV. Wenn Landeskader berücksichtigt werden, dann in Ausnahmefällen und meist über sehr enge Empfehlung des Landesverbandes oder weil der Trainer "zufällig" Bundestrainer ist...
Für LK-Athleten ist es auch meist unmöglich in die Sportförderung der Partnerunis des ADH zu kommen. Was "lustig" ist, weil nicht wenige davon es dennoch auch mal zur University-Games schaffen. Die wenigen Vorteile (man vergleiche das mal mit den USA) die "Leistungssportlern" nach den Partnerverträgen offen stehen beschränken sich ja ohenhin im wesentlichen auf die Möglichkeit das Studium zu strecken (geht nichtmals mehr überall, früher konntest du halt aus freien Stücken doppelt so lange studieren, da fliegst du heutzutage zT raus!) und mal Prüfungen verschieben zu können für Wettkämpfe/Trainingslager (was aus Erfahrung übrigens auch von einigen Dozenten einfach dennoch ignoriert und gefordert wird!). Und selbst diese Möglichkeiten gibt es für LK-Athleten meist nicht. 

Um das Mal ins Verhältnis zu rücken: Das sind Dinge, die nichts unmittelbar kosten (indirekt schon, wenn jemand länger als Student "dem Staat auf der Tasche liegt", aber wir reden nicht von direkten Fördergeldern) und die früher unabhängig vom Sport an Unis jedem offen standen. Und nichtmals das geht für viele mehr, die z.T. sogar international starten. Das dürfen sich auch gerne mal alle zu Gemüte führen, die heutige Athleten mit "früher haben wir" beurteilen.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - trackwatchnds - 16.10.2024

Eure Eindrücke und Erfahrungen kann ich ja schwerlich ausreden oder negieren, aber dann lebt ihr in einem anderen Bundesland als ich. Meine Aussage bezieht sich auf vier verschiedene OSPs und da ist es keine Behauptung, sondern Alltag.

Ich denke, diejenigen Personen, mit denen ihr negative Erfahrungen gemacht habt, sind hier dabei. Sollte dem allerdings nicht so sein, dann könnte man bei deren Nachfolger:innen ggf. mehr Erfolg haben. Leider ist es so, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Laufbahnberater in Teilzeitverhältnissen - 2/3 sind weiblich (Kausalität vs. Korellation) - angestellt ist. Teils aus eigenem Wunsch, teils weil es der Finanzhaushalt nicht hergibt. Die Anzahl der Planstellen im Bund liegen nämlich deutlich darunter. Folglich mag es an manchen Standorten keinen Auftrag für Landeskader geben. Aber auch hier gilt: OSPs sind qua Auftrag "Servicedienstleister für den Spitzensport". Den definiert das BMI als Bundeskader, Personentage (die personelle "Währung"/Arbeitsaufträge) gibt es allerdings nicht mal für alle Bundeskader, sondern nur für Sportarten mit Bundesstützpunkt und selbst da manchmal spärlich. Diese vergeben BMI/DOSB und die Spitzenfachverbände, nicht die OSPs. Ein Landeskader, sei er noch so potenzialreich oder leistungsstark, ist leider maximal die Nr. 2501 in der bundesweiten Priorität*.

Berlin bspw. leistet sich (auch aus Landesmitteln) für 19 BSPs eine stattliche Anzahl an Laufbahnberater:innen, eine - nicht ganz unbekannt - sogar explizit für Landeskader. Das bringt dem Landeskaderathleten in Thüringen oder Schwerin herzlich wenig, schon klar, aber da sind wir wieder beim Föderalismus. 

*Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern allgemeines Systemverständnis. Umso schöner, wenn es immer wieder Leute ohne Bundeskaderstatus zu internationalen Meisterschaften schaffen und dadurch zeigen, dass man auch so erfolgreich sein kann. Das kann man definitiv, nur ist es eben ungleich schwerer.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - S_J - 16.10.2024

(16.10.2024, 20:48)trackwatchnds schrieb: Eure Eindrücke und Erfahrungen kann ich ja schwerlich ausreden oder negieren, aber dann lebt ihr in einem anderen Bundesland als ich.

[...] aber da sind wir wieder beim Föderalismus.

Ja, es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass bei den derzeitigen Strukturen eine postcode lottery herrscht.

Wo gibt es die BSP / OSP, wo sitzen die hauptamtlichen Trainer, gibt es regionale Stützpunkte?
Und sind diese auch sinnvoll besetzt oder werden hier nur Leute geparkt / Positionen von Leuten besetzt, die sich nur selbst profilieren wollen aber eigentlich nichts könne / nur diejenigen gefördert, die mit den richtigen Leuten Bier trinken gehen... oder hat man Glück? 

Mit transparenter Verteilung und Ausschreibungspraxis, um allen Standorten die bestmögliche Betreuung und Beratung zu bieten hat das nur sehr wenig zu tun und wäre fairerweise sicherlich auch nicht ohne einen riesigen Aufwand zu bewerkstelligen. Vielerorts wird jahrzehntealter Groll ja geradezu gepflegt und damit der Jugend der Weg verbaut.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Reichtathletik - 17.10.2024

(16.10.2024, 20:48)trackwatchnds schrieb: Eure Eindrücke und Erfahrungen kann ich ja schwerlich ausreden oder negieren, aber dann lebt ihr in einem anderen Bundesland als ich. Meine Aussage bezieht sich auf vier verschiedene OSPs und da ist es keine Behauptung, sondern Alltag.

Ich denke, diejenigen Personen, mit denen ihr negative Erfahrungen gemacht habt, sind hier dabei. Sollte dem allerdings nicht so sein, dann könnte man bei deren Nachfolger:innen ggf. mehr Erfolg haben. Leider ist es so, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Laufbahnberater in Teilzeitverhältnissen - 2/3 sind weiblich (Kausalität vs. Korellation) - angestellt ist. Teils aus eigenem Wunsch, teils weil es der Finanzhaushalt nicht hergibt. Die Anzahl der Planstellen im Bund liegen nämlich deutlich darunter. Folglich mag es an manchen Standorten keinen Auftrag für Landeskader geben. Aber auch hier gilt: OSPs sind qua Auftrag "Servicedienstleister für den Spitzensport". Den definiert das BMI als Bundeskader, Personentage (die personelle "Währung"/Arbeitsaufträge) gibt es allerdings nicht mal für alle Bundeskader, sondern nur für Sportarten mit Bundesstützpunkt und selbst da manchmal spärlich. Diese vergeben BMI/DOSB und die Spitzenfachverbände, nicht die OSPs. Ein Landeskader, sei er noch so potenzialreich oder leistungsstark, ist leider maximal die Nr. 2501 in der bundesweiten Priorität*.

Berlin bspw. leistet sich (auch aus Landesmitteln) für 19 BSPs eine stattliche Anzahl an Laufbahnberater:innen, eine - nicht ganz unbekannt - sogar explizit für Landeskader. Das bringt dem Landeskaderathleten in Thüringen oder Schwerin herzlich wenig, schon klar, aber da sind wir wieder beim Föderalismus. 

*Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern allgemeines Systemverständnis. Umso schöner, wenn es immer wieder Leute ohne Bundeskaderstatus zu internationalen Meisterschaften schaffen und dadurch zeigen, dass man auch so erfolgreich sein kann. Das kann man definitiv, nur ist es eben ungleich schwerer.

Die Liste zeigt die Prioritätensetzung schon recht deutlich:
3x München, 4x Berlin und Hamburg gibt es 1x und das über eine Ausenstelle in Kiel  Big Grin


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - h3inz_h4rtm4nn - 18.10.2024

(16.10.2024, 22:24)S_J schrieb:
(16.10.2024, 20:48)trackwatchnds schrieb: Eure Eindrücke und Erfahrungen kann ich ja schwerlich ausreden oder negieren, aber dann lebt ihr in einem anderen Bundesland als ich.

[...] aber da sind wir wieder beim Föderalismus.

Ja, es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass bei den derzeitigen Strukturen eine postcode lottery herrscht.

Wo gibt es die BSP / OSP, wo sitzen die hauptamtlichen Trainer, gibt es regionale Stützpunkte?
Und sind diese auch sinnvoll besetzt oder werden hier nur Leute geparkt / Positionen von Leuten besetzt, die sich nur selbst profilieren wollen aber eigentlich nichts könne / nur diejenigen gefördert, die mit den richtigen Leuten Bier trinken gehen... oder hat man Glück? 

Mit transparenter Verteilung und Ausschreibungspraxis, um allen Standorten die bestmögliche Betreuung und Beratung zu bieten hat das nur sehr wenig zu tun und wäre fairerweise sicherlich auch nicht ohne einen riesigen Aufwand zu bewerkstelligen. Vielerorts wird jahrzehntealter Groll ja geradezu gepflegt und damit der Jugend der Weg verbaut.

Thumb_up

( Ich habe i.Ü. nur von meinen persönlichen Erfahrungen aus zwei LV berichtet und bin nicht davon ausgegangen, dass das überall in Deutschland so sein muss. Auch sind meine kritischen Sätze ein Spiegelbild meiner persönlichen Meinung, weil ich viel Verbesserungspotenzial sehe. Ich habe bereits höflich und sachlich solche Kritikpunkte beim OSP platziert, die mir darauf antworteten, dass die Kritik dort deplatziert ist, weil sie auf Fördermittel von Externen angewiesen sind und auch pro Sportfachverband spezielle Vorgaben erhalten, die sie befolgen müssen.... und auf mein Schreiben an den DLV erhielt ich nie eine Antwort. )