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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - Gertrud - 13.10.2024

(13.10.2024, 10:56)TranceNation 2k14 schrieb: Mit der Kritik am "ich" (die nicht von mir kam übrigens) war sicherlich gemeint, dass du ein Bibelzitat als Rechtfertigung anbringen sollst Wink

Lassen wir es gut sein! Jeder zieht für sich seine Konsequenz! Das ist ganz im Sinne derer, denen ich seit Jahren ein Dorn im Auge bin. 

Gertrud


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - mariusfast - 13.10.2024

(13.10.2024, 10:32)Notalp schrieb: Jeder, der 6 oder 7mal die Woche (leistungssportlich) trainiert hat, weiß, wie sehr das an der Konzentrationsfähigkeit nagen kann. Und wer es bisweilen mit 2 TE am Tag versucht hat, weiß den Satz eines bekannten Leichtathleten nachzuvollziehen, der erklärte: ‘Du stehst morgens müde auf und gehst abends noch müder ins Bett’. 

Ich habe größten Respekt vor Leuten, die es überhaupt schaffen, echten Hochleistungssport mit einem Studium zu verbinden. (Egal, um welches Studium es sich handelt). Dass sich die Studienzeit verlängert, ist nahezu unumgänglich! Wenn es Leute gibt, die es ohne Zeitverzug schaffen, dann sind diese mit einem doppelten Supertalent gesegnet. Daher sollte man sich jede pädagogische ‘Hyperventilation’ sparen. Und wenn sich ein Verband um Kooperationen bemüht, geht um die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen.

Bei Ausdauersportarten ist dies für die Meisten nicht möglich. Selbst eine auch im Studium übertalentierte Lisa Tertsch meinte ja jetzt, dass das Studium nur noch zweite Priorität hat und in die Länge gezogen wird.
Und ein Richard Ringer arbeitet ja auch nur in seiner Offseason 1 Monat lang. Und selbst das, meinte sein Kumpel Christopher Linke, sei für ihn persönlihc nicht umsetzbar.

Krause hat das STudium nach kurzer ZEit  abgebrochen, weil das Training enorm darunter litt." Nach den Olympischen Spielen wollte ich mit einem Studium beginnen, was ich auch tat. Diese Zeit war regelrecht lehrreich. Ich war das einzige Mal während meiner Sportkarriere richtig verletzt und versuchte krampfhaft, das Training, meine Reha, und das Uni Pensum unter einen Hut zu bringen. Nach einem halben Jahr musste ich schmerzlich feststellen, dass für mich nicht beides auf einem optimalen Niveau zu schaffen war"https://gesa-krause.de/meine-geschichte/.. Insbesondere im Laufbereich ist nach Einschätzungen von vielen Experten der  HAUPTgrund für Verletzungen die fehlende Regeneration und zu viel Stress.
 Motschmann hat auch gemeint, dass ihm sein Studium viel zu viel Regeneration gekostet hat, weshalb er jetzt nur noch eine Prüfung pro Semester schreibt, um eingeschrieben zu bleiben.
Esther Pfeiffer meinte, dass Sie, seitdem sie auch noch einen regelmäßigen Mittagsschlaf machne würde, einen erheblichen Leistungsschub bekam. Das hat auch Jan Fitschen als entscheidenden Schlüssel gesehen, warum er Europäische Spitze wurde und seine ähnlich talentierten Laufkollegen bei Wattenscheid mit DM-Teilnahmen zufrieden sein mussten, obwohl sie dasselbe trainierten. Und das ginge nur, weil er so Studium in die LÄnge zog.

Ein Julien Wanders wurde deshalb so gut, weil er keine KOmpromisse machte und mit 18 nach Kenia ging. Da ist nichts mit studieren oder arbeiten. Laufen ist sein JOB!  Amanal Petros wurde gefragt was er denn noch so zwischen seinen 2 Laufeinheiten in Kenia alles machen würde. Er musste ersteinmal sehr lange überlegen und sagte dann eigentlich nicht viel, außer einen Podcasts anzuhören, schlafen und essen Big Grin ..



Das Studium ist ja seit der Bologna Reform auch nicht mit früher vergleichbar. Ein Präsenzstduium ist ja zudem aus logisischen Gründen kaum umsetzbar, wenn man wie die Trianingsgruppe von Heinig in X Höhentrainingslager verweilt. Zudem gibt es ja Berichte, dass nichtmal eine Klausur verschoben werden kann, obowhl ein wichitger Wettkampf ansteht.. ERsteinmal sollte man, wie hier bereits erwähnt wurde, die strukturellen Bedingungen ändern, anstatt von beratugnsresisteten Athleten zu reden. Finde ich wirklcih despektierlich!

Dass es in Deutschland zudem kaum Athleten gibt, die iene berufliche Ausbildung haben, liegt ja auch wohl kaum an den Athleten.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - S_J - 13.10.2024

Vielleicht kann man den Thread an einem geeigneten Punkt abtrennen?
[x] Done. Diverse Beiträge aus Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) hierhin ausgelagert

Um auch die andere Perspektive einmal einzunehmen: Ich glaube nicht, dass man in der U23 schon permanent im Trainingslager sein muss, wenn man in der U18 und U20 die entsprechenden Leistungsreserven gelassen hat. Zumindest ein Grundstudium / Bachelor bzw. eine Ausbildung kann man sicherlich zu diesem Zeitpunkt auch noch vereinbaren, wie es viele auch schaffen. (Die Regelstudienzeit lasse ich hier einmal außen vor, da diese m.E.n. ohnehin fast nirgendwo eingehalten wird.)

Das hängt aber sicherlich, wie auch bei anderen Studierenden, wieder stark von individuellen Faktoren ab: Kann der Lebensunterhalt, ggf. mit Fördermitteln oder Sponsoren, so finanziert werden, dass Studium und Sport möglich sind? Sind Studienort, Trainingsort und Wohnort nah genug beieinander, um nicht mehrere Stunden beim Pendeln zu verlieren?

Welche Universitätsstädte haben denn hauptamtliches Trainerpersonal, um Training flexibel und individuell auf dem notwendigen Niveau so zu gestalten, dass es mit dem Stundenplan und Regenerationszeiten vereinbar ist? Die kann man sicherlich an einer Hand abzählen.

Und wenn Studium und Leistungssport kombiniert werden sollen, wieso haben dann die Deutschen Hochschulmeisterschaften quasi keinen Stellenwert in Deutschland? Die Berichterstattung, auch dieses Forum beinhaltend, geht gegen Null. Es wird hier mehr über Amerikanische Collegemeisterschaften diskutiert als über die Deutschen Hochschulmeisterschaften. Das sagt doch auch wieder alles aus.

Insbesondere bei den DHM im Cross- und Straßenlauf ist das Niveau und die TN-Anzahl sehr überschaubar. Die DHM-Cross finden dieses Jahr im Rahmen des Weinstadt-Cross statt. Aber nicht im gleichen Rennen wie die Wertung des Deutschen Cross Cups. Auch in den technischen Disziplinen kenne ich einige Athleten, die nur in den Jahren zur DHM fahren, wenn es auch um die Qualifikation zur Universiade geht. Das lässt ja dann zumindest auf gute Teilnehmerzahlen in 2025 hoffen...


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - dominikk85 - 14.10.2024

Imo funktioniert das college System in den usa nur weil studieren dort so teuer ist.

Zum einen machen die teuren studiengebühren das Studium mit Stipendium attraktiv für top Athleten.

Und zum anderen schaffen die enormen Summen die Studieren dort kostet und das private investment dort viel mehr Identifikation mit den Universitäten, wer viel Geld in etwas steckt und vielleicht sogar hilft spenden zu sammeln etc identifiziert man sich mehr damit, man fühlt sich fast als mitbesitzer der Uni weil man in 4 Jahren 80k bis oben offen reingesteckt hast.

Die deutschen Unis sind dagegen für die leute einfach Behörden die eine Dienstleistung anbieten, mit der uni identifiziert man sich kaum mehr als mit dem arbeits-oder kfz-amt.

Man identifiziert sich auch mehr mit seinem Auto als mit seiner Buslinie.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - Kyascaily95 - 14.10.2024

(13.10.2024, 13:22)mariusfast schrieb:
(13.10.2024, 10:32)Notalp schrieb: Jeder, der 6 oder 7mal die Woche (leistungssportlich) trainiert hat, weiß, wie sehr das an der Konzentrationsfähigkeit nagen kann. Und wer es bisweilen mit 2 TE am Tag versucht hat, weiß den Satz eines bekannten Leichtathleten nachzuvollziehen, der erklärte: ‘Du stehst morgens müde auf und gehst abends noch müder ins Bett’. 

Ich habe größten Respekt vor Leuten, die es überhaupt schaffen, echten Hochleistungssport mit einem Studium zu verbinden. (Egal, um welches Studium es sich handelt). Dass sich die Studienzeit verlängert, ist nahezu unumgänglich! Wenn es Leute gibt, die es ohne Zeitverzug schaffen, dann sind diese mit einem doppelten Supertalent gesegnet. Daher sollte man sich jede pädagogische ‘Hyperventilation’ sparen. Und wenn sich ein Verband um Kooperationen bemüht, geht um die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen.

Und ein Richard Ringer arbeitet ja auch nur in seiner Offseason 1 Monat lang. Und selbst das, meinte sein Kumpel Christopher Linke, sei für ihn persönlihc nicht umsetzbar

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob man Ausdauersportler untereinander vergleichen kann und sollte, auch wenn sie miteinander befreundet sind. Ein Christopher Linke hat nach seinem Hauptschulabschluss eine kaufmännische Ausbildung gemacht und ist nahtlos daran Sportsoldat geworden. Der Werdegang eines Richard Ringers mit Abitur, Studium und einer TZ-Stelle als Controller ist schon eine andere Hausnummer und vielleicht auch deshalb für Linke schwer vorstellbar.

Die beiden besten deutschen Geherinnen machen‘s anders: Saskia Feige studiert in Leipzig Medizin und hat es auch zweimal zu Olympia geschafft. Bianca Dittrich arbeitet in Vollzeit als Informatikerin und laut Ralf Scholt, der den 35km-Bewerb in Budapest kommentiert hat, hat sie sogar an den Tagen vor ihrem Wettkampf im Hotelzimmer remote gearbeitet.

Es ist abhängig davon, wie viel Unterstützung die Athleten an ihren Standorten bekommen, wie kooperativ Hochschule und/oder Arbeitgeber sind, aber auch die individuelle Belastbarkeit ist entscheidend. Das Trainingssystem und die Physis des Athleten sind maßgeblich zur Bestimmung der notwendigen Regenerationszeit bzw.-phasen, und diese müssen zwingend eingehalten werden. Andernfalls geht das ganze Konstrukt früher oder später in die Brüche. Das muss man einfach rausfinden, vielleicht auch mit der Hilfe von regelmäßigen Leistungsdiagnostiken, und dann seinen Alltag entsprechend danach ausrichten. 

Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - mariusfast - 15.10.2024

(14.10.2024, 20:15)Kyascaily95 schrieb:
(13.10.2024, 13:22)mariusfast schrieb:
(13.10.2024, 10:32)Notalp schrieb: Jeder, der 6 oder 7mal die Woche (leistungssportlich) trainiert hat, weiß, wie sehr das an der Konzentrationsfähigkeit nagen kann. Und wer es bisweilen mit 2 TE am Tag versucht hat, weiß den Satz eines bekannten Leichtathleten nachzuvollziehen, der erklärte: ‘Du stehst morgens müde auf und gehst abends noch müder ins Bett’. 

Ich habe größten Respekt vor Leuten, die es überhaupt schaffen, echten Hochleistungssport mit einem Studium zu verbinden. (Egal, um welches Studium es sich handelt). Dass sich die Studienzeit verlängert, ist nahezu unumgänglich! Wenn es Leute gibt, die es ohne Zeitverzug schaffen, dann sind diese mit einem doppelten Supertalent gesegnet. Daher sollte man sich jede pädagogische ‘Hyperventilation’ sparen. Und wenn sich ein Verband um Kooperationen bemüht, geht um die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen.

Und ein Richard Ringer arbeitet ja auch nur in seiner Offseason 1 Monat lang. Und selbst das, meinte sein Kumpel Christopher Linke, sei für ihn persönlihc nicht umsetzbar

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob man Ausdauersportler untereinander vergleichen kann und sollte, auch wenn sie miteinander befreundet sind. Ein Christopher Linke hat nach seinem Hauptschulabschluss eine kaufmännische Ausbildung gemacht und ist nahtlos daran Sportsoldat geworden. Der Werdegang eines Richard Ringers mit Abitur, Studium und einer TZ-Stelle als Controller ist schon eine andere Hausnummer und vielleicht auch deshalb für Linke schwer vorstellbar.

Die beiden besten deutschen Geherinnen machen‘s anders: Saskia Feige studiert in Leipzig Medizin und hat es auch zweimal zu Olympia geschafft. Bianca Dittrich arbeitet in Vollzeit als Informatikerin und laut Ralf Scholt, der den 35km-Bewerb in Budapest kommentiert hat, hat sie sogar an den Tagen vor ihrem Wettkampf im Hotelzimmer remote gearbeitet.

Es ist abhängig davon, wie viel Unterstützung die Athleten an ihren Standorten bekommen, wie kooperativ Hochschule und/oder Arbeitgeber sind, aber auch die individuelle Belastbarkeit ist entscheidend. Das Trainingssystem und die Physis des Athleten sind maßgeblich zur Bestimmung der notwendigen Regenerationszeit bzw.-phasen, und diese müssen zwingend eingehalten werden. Andernfalls geht das ganze Konstrukt früher oder später in die Brüche. Das muss man einfach rausfinden, vielleicht auch mit der Hilfe von regelmäßigen Leistungsdiagnostiken, und dann seinen Alltag entsprechend danach ausrichten. 

Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.

Meine Meinung ist vor allem, dass ein Training als Marathonläufer von der Regeneration einfach nicht vergleichbar mit anderen Disziplinen ist.  Das sage ich auch nicht nur von Berichten von aktuellen Marathonläufer, sondern auch aufgrund meiner subjektiven Erfahrungen nach einem Longrun Big Grin  Und Training in der Höhe ist ja nochmal eine ganz andere Dimension was Belastbarkeit angeht. Gibt es Athleten, die zwischen zwei Traiingseinheiten in Kenia wahnsinnig produktiv ihr Studiumkrams machen?
 
Studiert Feige in Regelzeit?
 
Ja die STelle von Ringer wird offiziell als TZ Stelle bezeichnet. Aber entspricht das auch der Realität? Wie viele Stunden arbeitet er tatstächlich im Jahr? Soweit ich weiß  war er letztes Jahr 11 MOnate lang Vollprofi und es ging wegen Kooperation der Sporthilfe mit seinem Arbeitgeber und wie du schon geschrieben hast, aufgrund von sehr großem Entgegenkommen auf Seiten des AG. Wie hoch ist der Anteil der Athleten in der deutschen Leichtathletik, die kein Abitur haben? Ich denke die meisten haben Abitur und ziehen dann ihr Studium in die Länge?   Georg Schmidt sieht ja in der Zielgruppe in Brennpunktvierteln sehr viel Potential. Wie realisitisch ist dieses Vorhaben? Nach einer Ausbildung wird i.d.R. einer körperlichen Tätigkeit nachgegangen.  Eine Teilzeitstelle auf dem Bau ist ja immer noch eine erhebliche Belastung für den Athleten.  Was kann man konkret unter Kooperationen von Betrieb und Stützpunkten verstehen? Was ist der Benefit, den Unternehmen davon haben? 
 
Bianca Dittrich, okay Olympiateilnahme und respekt, dass sie das alles schafft. Natürlich gibt es auch immer Ausnahmen.  Zudem  habe ich auch  die erweiterte Weltspitze, zumindestens die europäische Spitze im Ausdauersport als Maßstab genommen, wozu eine Dittrich nicht gehört?
 
Gibt es hierfür wirklich so viele Beispiele auf der Langstrecke von Athleten, die ein Fernstudium in Regelzeit absolvieren konnten? Und warum gibt es so viele Athleten, die kein Fernstudium machen, wenn es doch so toll ist? Sind die meisten Fernstudiengänge nicht an privaten Unis und kosten dementsprechend sehr viel Geld?


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - Kyascaily95 - 15.10.2024

(15.10.2024, 08:51)mariusfast schrieb:
(14.10.2024, 20:15)Kyascaily95 schrieb:
(13.10.2024, 13:22)mariusfast schrieb:
(13.10.2024, 10:32)Notalp schrieb: Jeder, der 6 oder 7mal die Woche (leistungssportlich) trainiert hat, weiß, wie sehr das an der Konzentrationsfähigkeit nagen kann. Und wer es bisweilen mit 2 TE am Tag versucht hat, weiß den Satz eines bekannten Leichtathleten nachzuvollziehen, der erklärte: ‘Du stehst morgens müde auf und gehst abends noch müder ins Bett’. 

Ich habe größten Respekt vor Leuten, die es überhaupt schaffen, echten Hochleistungssport mit einem Studium zu verbinden. (Egal, um welches Studium es sich handelt). Dass sich die Studienzeit verlängert, ist nahezu unumgänglich! Wenn es Leute gibt, die es ohne Zeitverzug schaffen, dann sind diese mit einem doppelten Supertalent gesegnet. Daher sollte man sich jede pädagogische ‘Hyperventilation’ sparen. Und wenn sich ein Verband um Kooperationen bemüht, geht um die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen.

Und ein Richard Ringer arbeitet ja auch nur in seiner Offseason 1 Monat lang. Und selbst das, meinte sein Kumpel Christopher Linke, sei für ihn persönlihc nicht umsetzbar

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob man Ausdauersportler untereinander vergleichen kann und sollte, auch wenn sie miteinander befreundet sind. Ein Christopher Linke hat nach seinem Hauptschulabschluss eine kaufmännische Ausbildung gemacht und ist nahtlos daran Sportsoldat geworden. Der Werdegang eines Richard Ringers mit Abitur, Studium und einer TZ-Stelle als Controller ist schon eine andere Hausnummer und vielleicht auch deshalb für Linke schwer vorstellbar.

Die beiden besten deutschen Geherinnen machen‘s anders: Saskia Feige studiert in Leipzig Medizin und hat es auch zweimal zu Olympia geschafft. Bianca Dittrich arbeitet in Vollzeit als Informatikerin und laut Ralf Scholt, der den 35km-Bewerb in Budapest kommentiert hat, hat sie sogar an den Tagen vor ihrem Wettkampf im Hotelzimmer remote gearbeitet.

Es ist abhängig davon, wie viel Unterstützung die Athleten an ihren Standorten bekommen, wie kooperativ Hochschule und/oder Arbeitgeber sind, aber auch die individuelle Belastbarkeit ist entscheidend. Das Trainingssystem und die Physis des Athleten sind maßgeblich zur Bestimmung der notwendigen Regenerationszeit bzw.-phasen, und diese müssen zwingend eingehalten werden. Andernfalls geht das ganze Konstrukt früher oder später in die Brüche. Das muss man einfach rausfinden, vielleicht auch mit der Hilfe von regelmäßigen Leistungsdiagnostiken, und dann seinen Alltag entsprechend danach ausrichten. 

Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.

Meine Meinung ist vor allem, dass ein Training als Marathonläufer von der Regeneration einfach nicht vergleichbar mit anderen Disziplinen ist.  Das sage ich auch nicht nur von Berichten von aktuellen Marathonläufer, sondern auch aufgrund meiner subjektiven Erfahrungen nach einem Longrun Big Grin  Und Training in der Höhe ist ja nochmal eine ganz andere Dimension was Belastbarkeit angeht. Gibt es Athleten, die zwischen zwei Traiingseinheiten in Kenia wahnsinnig produktiv ihr Studiumkrams machen?
 
Studiert Feige in Regelzeit?
 
Ja die STelle von Ringer wird offiziell als TZ Stelle bezeichnet. Aber entspricht das auch der Realität? Wie viele Stunden arbeitet er tatstächlich im Jahr? Soweit ich weiß  war er letztes Jahr 11 MOnate lang Vollprofi und es ging wegen Kooperation der Sporthilfe mit seinem Arbeitgeber und wie du schon geschrieben hast, aufgrund von sehr großem Entgegenkommen auf Seiten des AG. Wie hoch ist der Anteil der Athleten in der deutschen Leichtathletik, die kein Abitur haben? Ich denke die meisten haben Abitur und ziehen dann ihr Studium in die Länge?   Georg Schmidt sieht ja in der Zielgruppe in Brennpunktvierteln sehr viel Potential. Wie realisitisch ist dieses Vorhaben? Nach einer Ausbildung wird i.d.R. einer körperlichen Tätigkeit nachgegangen.  Eine Teilzeitstelle auf dem Bau ist ja immer noch eine erhebliche Belastung für den Athleten.  Was kann man konkret unter Kooperationen von Betrieb und Stützpunkten verstehen? Was ist der Benefit, den Unternehmen davon haben? 
 
Bianca Dittrich, okay Olympiateilnahme und respekt, dass sie das alles schafft. Natürlich gibt es auch immer Ausnahmen.  Zudem  habe ich auch  die erweiterte Weltspitze, zumindestens die europäische Spitze im Ausdauersport als Maßstab genommen, wozu eine Dittrich nicht gehört?
 
Gibt es hierfür wirklich so viele Beispiele auf der Langstrecke von Athleten, die ein Fernstudium in Regelzeit absolvieren konnten? Und warum gibt es so viele Athleten, die kein Fernstudium machen, wenn es doch so toll ist? Sind die meisten Fernstudiengänge nicht an privaten Unis und kosten dementsprechend sehr viel Geld?

Lieber Marius:

1. Ich habe gesagt, es ist nicht sinnvoll, Ausdauersportler verschiedener Disziplinen miteinander zu vergleichen. Jeder Athlet ist anders gestrickt, hat einen ganz anderen sportlichen und beruflichen Werdegang. Dein Vergleich Linke/Ringer hinkt und immer zu pauschalisieren "Ausdauer und eine echte Duale Karriere gehen nicht", ist schlichtweg Blödsinn. Es hängt von vielen Faktoren ab, weshalb generalisierte Aussagen nicht zu treffen sind. Wenn man viel im Trainingslager ist oder auch in einem ausländischen Team trainiert, ist ein Vollzeit-Job natürlich nicht umsetzbar bzw. begünstigt es nicht die sportliche Entwicklung. Trotzdem hat Richard Ringer vor seinem sportlichen Durchbruch etwas für sein zweites Standbein getan, war parallel dazu auch ein erfolgreicher Mittelstreckler, was vielleicht aufgrund des EM-Golds im Marathon in Vergessenheit geraten ist. Jetzt hat er den "Luxus", nur sehr wenige Monate im Jahr arbeiten zu müssen, aber den Weg dorthin musste er auch gehen und der war auch weitestgehend dual-geprägt.

2. Ob Saskia Feige in Regelstudienzeit studiert, weiß ich nicht, aber sie war zweimal bei Olympia und hat EM-Bronze gewonnen. Da ist es mir, mit Verlaub, egal, wie lange sie für ihr Studium benötigt. Sie hat sich bewusst für diesen Weg entschieden und ihr Umfeld scheint sie dabei zu unterstützen. Sie arbeitet sehr eng mit dem IAT zusammen, die ihre notwendige Regenerationszeit und auch ihre Belastbarkeit per Phase ermitteln können (z.B. differenzierter Blick auf Prüfungsphase, Periode, Trainingslager usw.). Daran wird sie sich gemeinsam mit ihrer Trainerin orientieren und schafft sich damit die Möglichkeit, ein Studium in ihren Alltag zu integrieren.

3. Bianca Dittrich war bei keiner Olympiade, sondern bei 1x WM (2023) und 2x Team-EM (2019 und 2023). Berufstätig ist sie seit 2018, das Masterstudium nach eigenen Angaben in Regelstudienzeit absolviert. Sie habe ich erwähnt, weil Du Esther Pfeiffer und Johannes Motschmann als Beispiele genannt hast, die keine erheblich bessere Platzierung im Welt-/Europäischen Vergleich innehaben. Nur, weil man "respekt" in einen Satz packt, heißt das noch lange nicht, dass man ihn einer Person wirklich entgegenbringt. Ich wiederhole mich, aber ein Vergleich von Athleten verschiedener Disziplinen ist in meinen Augen kompletter Schwachsinn, aber auch innerhalb einer Disziplin nicht sinnvoll. Jeder hat eine andere Physis, ein anderes Umfeld und womöglich auch andere Ziele. Da kann man von Außen alles nur schwer beurteilen, was möglich ist und was nicht. 

4. Es gab auch eine Anja Scherl, die als Marathonläuferin bei Olympia war und neben ihrem hohen Trainingspensum einem Vollzeit-Job nachgegangen ist. Aber, Entschuldigung, das sind ja diejenigen Athleten, denen man einen Schein-Respekt entgegenbringt, aber die Leistungen trotzdem schmälern muss, weil "keine Welt-/Europäische Spitze". Wenn wir da aber ganz streng sind in der Auslegung, dürften wir im Ausdauer-Bereich gar keine deutschen Namen mehr nennen, denn die allermeisten rennen und gehen allen Spitzen, die es so gibt, einfach nur noch hinterher... aber das passt hier nur bedingt in diesen Thread.

5. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass nur Ausdauersportler das Problem haben, ein Studium/einen Beruf und das Training unter einen Hut zu bringen. Langsprinter haben z.T. vom zeitlichen Umfang ähnlich lange Einheiten, wenn sie beispielsweise ihre I3-Läufe mit einer Krafteinheit kombinieren. Es ist nicht unüblich, dass dann eine Einheit mal 5 Stunden geht und durch die unterschiedlichen Reize am Tagesende auch der Akku leer für weitere Beschäftigungen ist, abgesehen von regenerativen Maßnahmen. 

6. Mein Kritikpunkt generell ist, dass nicht jeder Athlet die Unterstützung bekommt, herauszufinden, wie belastbar er wirklich ist. In den allermeisten Fällen geht es nach dem "Trial and Error"-Prinzip, durch das dann wichtige Trainingsjahre verschenkt werden, weil der Athlet mit seiner Überbelastung erstmal auf gut Deutsch "auf die Schn...e fallen musste" (wie Gesa Krause mit ihrer Verletzung während ihres Studienbeginns) und es ein eigenständiges Learning ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Bei all den Möglichkeiten, die Deutschland hat, sollte es doch ein Leichtes sein, die Athleten dahingehend zu unterstützen und zu beraten. Es gibt an den OSP doch Laufbahnberater - die können doch nicht einfach nur vor den Gesichtern sitzen und jedem Polizei, Bundeswehr oder Studium vorschlagen. Da muss man doch ganz individuell vorgehen, um eine potentielle Überforderung zu vermeiden. Da bedarf es auch Einsicht in den Alltag des Athleten vor der potentiellen dualen Laufbahn und Gespräche (mit einem Psychologen o.ä.), wie ausgelastet die Person bisher ist. Aktuell sieht es aber eher so aus, dass sie ein paar Infobroschüren in die Hand gedrückt bekommen mit der Bitte, sich doch selbst Gedanken darüber zu machen.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - OldSchoolRunner - 15.10.2024

(15.10.2024, 11:05)Kyascaily95 schrieb:
(15.10.2024, 08:51)mariusfast schrieb:
(14.10.2024, 20:15)Kyascaily95 schrieb:
(13.10.2024, 13:22)mariusfast schrieb:
(13.10.2024, 10:32)Notalp schrieb: Jeder, der 6 oder 7mal die Woche (leistungssportlich) trainiert hat, weiß, wie sehr das an der Konzentrationsfähigkeit nagen kann. Und wer es bisweilen mit 2 TE am Tag versucht hat, weiß den Satz eines bekannten Leichtathleten nachzuvollziehen, der erklärte: ‘Du stehst morgens müde auf und gehst abends noch müder ins Bett’. 

Ich habe größten Respekt vor Leuten, die es überhaupt schaffen, echten Hochleistungssport mit einem Studium zu verbinden. (Egal, um welches Studium es sich handelt). Dass sich die Studienzeit verlängert, ist nahezu unumgänglich! Wenn es Leute gibt, die es ohne Zeitverzug schaffen, dann sind diese mit einem doppelten Supertalent gesegnet. Daher sollte man sich jede pädagogische ‘Hyperventilation’ sparen. Und wenn sich ein Verband um Kooperationen bemüht, geht um die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen.

Und ein Richard Ringer arbeitet ja auch nur in seiner Offseason 1 Monat lang. Und selbst das, meinte sein Kumpel Christopher Linke, sei für ihn persönlihc nicht umsetzbar

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob man Ausdauersportler untereinander vergleichen kann und sollte, auch wenn sie miteinander befreundet sind. Ein Christopher Linke hat nach seinem Hauptschulabschluss eine kaufmännische Ausbildung gemacht und ist nahtlos daran Sportsoldat geworden. Der Werdegang eines Richard Ringers mit Abitur, Studium und einer TZ-Stelle als Controller ist schon eine andere Hausnummer und vielleicht auch deshalb für Linke schwer vorstellbar.

Die beiden besten deutschen Geherinnen machen‘s anders: Saskia Feige studiert in Leipzig Medizin und hat es auch zweimal zu Olympia geschafft. Bianca Dittrich arbeitet in Vollzeit als Informatikerin und laut Ralf Scholt, der den 35km-Bewerb in Budapest kommentiert hat, hat sie sogar an den Tagen vor ihrem Wettkampf im Hotelzimmer remote gearbeitet.

Es ist abhängig davon, wie viel Unterstützung die Athleten an ihren Standorten bekommen, wie kooperativ Hochschule und/oder Arbeitgeber sind, aber auch die individuelle Belastbarkeit ist entscheidend. Das Trainingssystem und die Physis des Athleten sind maßgeblich zur Bestimmung der notwendigen Regenerationszeit bzw.-phasen, und diese müssen zwingend eingehalten werden. Andernfalls geht das ganze Konstrukt früher oder später in die Brüche. Das muss man einfach rausfinden, vielleicht auch mit der Hilfe von regelmäßigen Leistungsdiagnostiken, und dann seinen Alltag entsprechend danach ausrichten. 

Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.

Meine Meinung ist vor allem, dass ein Training als Marathonläufer von der Regeneration einfach nicht vergleichbar mit anderen Disziplinen ist.  Das sage ich auch nicht nur von Berichten von aktuellen Marathonläufer, sondern auch aufgrund meiner subjektiven Erfahrungen nach einem Longrun Big Grin  Und Training in der Höhe ist ja nochmal eine ganz andere Dimension was Belastbarkeit angeht. Gibt es Athleten, die zwischen zwei Traiingseinheiten in Kenia wahnsinnig produktiv ihr Studiumkrams machen?
 
Studiert Feige in Regelzeit?
 
Ja die STelle von Ringer wird offiziell als TZ Stelle bezeichnet. Aber entspricht das auch der Realität? Wie viele Stunden arbeitet er tatstächlich im Jahr? Soweit ich weiß  war er letztes Jahr 11 MOnate lang Vollprofi und es ging wegen Kooperation der Sporthilfe mit seinem Arbeitgeber und wie du schon geschrieben hast, aufgrund von sehr großem Entgegenkommen auf Seiten des AG. Wie hoch ist der Anteil der Athleten in der deutschen Leichtathletik, die kein Abitur haben? Ich denke die meisten haben Abitur und ziehen dann ihr Studium in die Länge?   Georg Schmidt sieht ja in der Zielgruppe in Brennpunktvierteln sehr viel Potential. Wie realisitisch ist dieses Vorhaben? Nach einer Ausbildung wird i.d.R. einer körperlichen Tätigkeit nachgegangen.  Eine Teilzeitstelle auf dem Bau ist ja immer noch eine erhebliche Belastung für den Athleten.  Was kann man konkret unter Kooperationen von Betrieb und Stützpunkten verstehen? Was ist der Benefit, den Unternehmen davon haben? 
 
Bianca Dittrich, okay Olympiateilnahme und respekt, dass sie das alles schafft. Natürlich gibt es auch immer Ausnahmen.  Zudem  habe ich auch  die erweiterte Weltspitze, zumindestens die europäische Spitze im Ausdauersport als Maßstab genommen, wozu eine Dittrich nicht gehört?
 
Gibt es hierfür wirklich so viele Beispiele auf der Langstrecke von Athleten, die ein Fernstudium in Regelzeit absolvieren konnten? Und warum gibt es so viele Athleten, die kein Fernstudium machen, wenn es doch so toll ist? Sind die meisten Fernstudiengänge nicht an privaten Unis und kosten dementsprechend sehr viel Geld?

Lieber Marius:

1. Ich habe gesagt, es ist nicht sinnvoll, Ausdauersportler verschiedener Disziplinen miteinander zu vergleichen. Jeder Athlet ist anders gestrickt, hat einen ganz anderen sportlichen und beruflichen Werdegang. Dein Vergleich Linke/Ringer hinkt und immer zu pauschalisieren "Ausdauer und eine echte Duale Karriere gehen nicht", ist schlichtweg Blödsinn. Es hängt von vielen Faktoren ab, weshalb generalisierte Aussagen nicht zu treffen sind. Wenn man viel im Trainingslager ist oder auch in einem ausländischen Team trainiert, ist ein Vollzeit-Job natürlich nicht umsetzbar bzw. begünstigt es nicht die sportliche Entwicklung. Trotzdem hat Richard Ringer vor seinem sportlichen Durchbruch etwas für sein zweites Standbein getan, war parallel dazu auch ein erfolgreicher Mittelstreckler, was vielleicht aufgrund des EM-Golds im Marathon in Vergessenheit geraten ist. Jetzt hat er den "Luxus", nur sehr wenige Monate im Jahr arbeiten zu müssen, aber den Weg dorthin musste er auch gehen und der war auch weitestgehend dual-geprägt.

2. Ob Saskia Feige in Regelstudienzeit studiert, weiß ich nicht, aber sie war zweimal bei Olympia und hat EM-Bronze gewonnen. Da ist es mir, mit Verlaub, egal, wie lange sie für ihr Studium benötigt. Sie hat sich bewusst für diesen Weg entschieden und ihr Umfeld scheint sie dabei zu unterstützen. Sie arbeitet sehr eng mit dem IAT zusammen, die ihre notwendige Regenerationszeit und auch ihre Belastbarkeit per Phase ermitteln können (z.B. differenzierter Blick auf Prüfungsphase, Periode, Trainingslager usw.). Daran wird sie sich gemeinsam mit ihrer Trainerin orientieren und schafft sich damit die Möglichkeit, ein Studium in ihren Alltag zu integrieren.

3. Bianca Dittrich war bei keiner Olympiade, sondern bei 1x WM (2023) und 2x Team-EM (2019 und 2023). Berufstätig ist sie seit 2018, das Masterstudium nach eigenen Angaben in Regelstudienzeit absolviert. Sie habe ich erwähnt, weil Du Esther Pfeiffer und Johannes Motschmann als Beispiele genannt hast, die keine erheblich bessere Platzierung im Welt-/Europäischen Vergleich innehaben. Nur, weil man "respekt" in einen Satz packt, heißt das noch lange nicht, dass man ihn einer Person wirklich entgegenbringt. Ich wiederhole mich, aber ein Vergleich von Athleten verschiedener Disziplinen ist in meinen Augen kompletter Schwachsinn, aber auch innerhalb einer Disziplin nicht sinnvoll. Jeder hat eine andere Physis, ein anderes Umfeld und womöglich auch andere Ziele. Da kann man von Außen alles nur schwer beurteilen, was möglich ist und was nicht. 

4. Es gab auch eine Anja Scherl, die als Marathonläuferin bei Olympia war und neben ihrem hohen Trainingspensum einem Vollzeit-Job nachgegangen ist. Aber, Entschuldigung, das sind ja diejenigen Athleten, denen man einen Schein-Respekt entgegenbringt, aber die Leistungen trotzdem schmälern muss, weil "keine Welt-/Europäische Spitze". Wenn wir da aber ganz streng sind in der Auslegung, dürften wir im Ausdauer-Bereich gar keine deutschen Namen mehr nennen, denn die allermeisten rennen und gehen allen Spitzen, die es so gibt, einfach nur noch hinterher... aber das passt hier nur bedingt in diesen Thread.

5. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass nur Ausdauersportler das Problem haben, ein Studium/einen Beruf und das Training unter einen Hut zu bringen. Langsprinter haben z.T. vom zeitlichen Umfang ähnlich lange Einheiten, wenn sie beispielsweise ihre I3-Läufe mit einer Krafteinheit kombinieren. Es ist nicht unüblich, dass dann eine Einheit mal 5 Stunden geht und durch die unterschiedlichen Reize am Tagesende auch der Akku leer für weitere Beschäftigungen ist, abgesehen von regenerativen Maßnahmen. 

6. Mein Kritikpunkt generell ist, dass nicht jeder Athlet die Unterstützung bekommt, herauszufinden, wie belastbar er wirklich ist. In den allermeisten Fällen geht es nach dem "Trial and Error"-Prinzip, durch das dann wichtige Trainingsjahre verschenkt werden, weil der Athlet mit seiner Überbelastung erstmal auf gut Deutsch "auf die Schn...e fallen musste" (wie Gesa Krause mit ihrer Verletzung während ihres Studienbeginns) und es ein eigenständiges Learning ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Bei all den Möglichkeiten, die Deutschland hat, sollte es doch ein Leichtes sein, die Athleten dahingehend zu unterstützen und zu beraten. Es gibt an den OSP doch Laufbahnberater - die können doch nicht einfach nur vor den Gesichtern sitzen und jedem Polizei, Bundeswehr oder Studium vorschlagen. Da muss man doch ganz individuell vorgehen, um eine potentielle Überforderung zu vermeiden. Da bedarf es auch Einsicht in den Alltag des Athleten vor der potentiellen dualen Laufbahn und Gespräche (mit einem Psychologen o.ä.), wie ausgelastet die Person bisher ist. Aktuell sieht es aber eher so aus, dass sie ein paar Infobroschüren in die Hand gedrückt bekommen mit der Bitte, sich doch selbst Gedanken darüber zu machen.

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RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - h3inz_h4rtm4nn - 15.10.2024

(15.10.2024, 11:05)Kyascaily95 schrieb: 6. Mein Kritikpunkt generell ist, dass nicht jeder Athlet die Unterstützung bekommt, herauszufinden, wie belastbar er wirklich ist. In den allermeisten Fällen geht es nach dem "Trial and Error"-Prinzip, durch das dann wichtige Trainingsjahre verschenkt werden, weil der Athlet mit seiner Überbelastung erstmal auf gut Deutsch "auf die Schn...e fallen musste" (wie Gesa Krause mit ihrer Verletzung während ihres Studienbeginns) und es ein eigenständiges Learning ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Bei all den Möglichkeiten, die Deutschland hat, sollte es doch ein Leichtes sein, die Athleten dahingehend zu unterstützen und zu beraten. Es gibt an den OSP doch Laufbahnberater - die können doch nicht einfach nur vor den Gesichtern sitzen und jedem Polizei, Bundeswehr oder Studium vorschlagen. Da muss man doch ganz individuell vorgehen, um eine potentielle Überforderung zu vermeiden. Da bedarf es auch Einsicht in den Alltag des Athleten vor der potentiellen dualen Laufbahn und Gespräche (mit einem Psychologen o.ä.), wie ausgelastet die Person bisher ist. Aktuell sieht es aber eher so aus, dass sie ein paar Infobroschüren in die Hand gedrückt bekommen mit der Bitte, sich doch selbst Gedanken darüber zu machen.

Das ist so richtig und so auf den Punkt getroffen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel Leipzig. Mit dem IAT vor der Nase, einer "Partnerhochschule des Spitzensports" und auch einem wirklichen Interesse, wissenschaftsbasiert die Periodisierung und Trainingssteuerung von Athletinnen und Athleten zu optimieren, sind sie einer von sehr wenigen Vorreitern in Deutschland. An vielen anderen BSP läuft es leider noch anders, also veraltet, ab. Da werden junge Erwachsene gefragt, was sie für Interessen neben dem Sport haben und wie sie sich ihre Zukunft nach dem Sport vorstellen. Klar, dass da ein U20-Europameister sagt "So weit denke ich nicht. Ich sehe zunächst nur den Sport." und in dem Fall bekommt er dann eben die Sportfördergruppe ans Herz gelegt oder entscheidet sich, sofern ein Scout mit ihm oder seinem Verein in Kontakt getreten ist, für den Einzug ins College-Umfeld. Wenn dann aber ein junger Erwachsener mit vielleicht noch wenigen oder keinen internationalen Einsätzen, aber dennoch Potenzial durch stetige Leistungsentwicklungen zur Laufbahnberatung geht und gefragt wird, was er später mal werden will, könnte der Blick in die Ferne schweifen und vielleicht dazu führen, dass die Person einen Weg wählt, der sie überfordert und schlussendlich dazu führt, dass nach 1-2 Jahren dem Sport TSCHÜSS gesagt wird. Das liegt daran, dass die Laufbahnberatung eher ein pauschales Vorstellen von allen möglichen Optionen ist, ohne durch die individuelle Brille zu schauen. Personen im Alter von 17-19 Jahren diese Entscheidung quasi alleine zu überlassen, ist überspitzt gesagt unverantwortlich. Da fehlt es doch automatisch an Erfahrungswerten, um die Grenzen und Möglichkeiten zu kennen. Das führt dazu, dass viel Potenzial liegen gelassen wird. 

Zu erwähnen ist auch, dass man so eine Laufbahnberatung an vielen BSP nur als Bundeskaderathlet in Anspruch nehmen darf. Manchmal wird auch noch eine Ausnahme gemacht, wenn die Athletin oder der Athlet in dem Jahr eine DJM-Medaille gewonnen hat, aber aktuell keinen Kaderstatus besitzt. Komplett außer Acht gelassen, wird dabei, dass in manchen Disziplinen die Entwicklung erst viel später erfolgt, um jetzt wieder das Beispiel Marathon aufzugreifen. Es gibt wahrscheinlich sehr wenige 17-19-Jährige, die von sich sagen können, dass sie sich in 4-5 Jahren auf dem Marathon sehen, aber vielleicht schon in dem Alter das Potenzial dafür mitbringen. Sie werden aber in genau in dieser wichtigen Phase gar nicht unterstützt, weil die Unterdistanzleistungen nicht für einen Kaderstatus gereicht haben. Disziplinen wie der Marathon leben dann von denjenigen Sportlerinnen und Sportlern, die Beharrlichkeit "against all odds" mitgebracht haben, Späteinsteiger sind oder von einer anderen Sportart kommen (z.B. die Schöneborn-Twins vom Modernen Fünfkampf). Das ist total schade, dass man junge Menschen, die Lust auf Leistungssport haben, in eine Selbstfindungsphase wirft und sie nicht wirklich dabei begleitet, eine Zukunft zu haben, die möglicherweise Ausbildung/Studium und Leistungssport gleichermaßen ermöglicht.


RE: Karriereende 2024 (Aktuell: Andreas Hofmann) - h3inz_h4rtm4nn - 15.10.2024

(15.10.2024, 08:51)mariusfast schrieb: Und warum gibt es so viele Athleten, die kein Fernstudium machen, wenn es doch so toll ist? Sind die meisten Fernstudiengänge nicht an privaten Unis und kosten dementsprechend sehr viel Geld?

Die Frage erübrigt sich doch schon vom Lesen des Beitrags.  Huh
(15.10.2024, 08:51)mariusfast schrieb:
(14.10.2024, 20:15)Kyascaily95 schrieb: Soweit ich weiß, kooperieren einige staatliche Hochschulen und auch Unternehmen der freien Wirtschaft mit Olympiastützpunkten, um eben den Athleten, die sich bewusst für eine duale Karriere entscheiden, entgegenzukommen. Nicht in allen Berufsgruppen und in allen Studiengängen ist das so ohne Weiteres möglich. Das ist leider ein sehr großes Manko. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums, bei dem man größtenteils etwas flexibel in der Zeiteinteilung sein darf. Außerdem kann man auch ortsunabhängig lernen. Für Sportler finde ich das Modell ideal, aber sehr schade, dass sie (sofern sie keine namhaften Sponsoren und nicht genügend monatliche Einnahmen durch den Sport haben) sich um die Finanzierung weitestgehend selbst kümmern müssen. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass (abgesehen von den Bundeswehr-HS) es Fernunis gibt, die mit den OSP eine Kooperation haben und die Athleten dann auch proaktiv dorthin verwiesen werden können, ohne sich über den Kostenfaktor Gedanken machen zu müssen. Die Sportfördergruppen auf Landes- oder Bundesebene sind da noch immer viel lukrativer. Trotzdem ist nicht jeder als Soldat oder Polizist geeignet und auch Diejenigen sollten eine realistische Chance bekommen, im Leistungssport Fuß zu fassen.