Leichtathletikforum.com
Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) (/showthread.php?tid=355)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - Pollux - 09.12.2014

(06.12.2014, 18:29)MZPTLK schrieb:
(06.12.2014, 18:10)Robb schrieb:
(06.12.2014, 16:40)MZPTLK schrieb:
(06.12.2014, 16:18)Astra schrieb: Für den Sport im Allgemeinen und für die Menschen in Deutschland bringt das garnichts. Na gut, evtl. eine neue U-Bahn Linie in Berlin oder Hamburg.
Könntest Du vielleicht etwas mehr nachdenken, ehe Du sowas schreibst?
Könntest du vielleicht weniger überheblich sein, ehe Du sowas schreibst?
Diese Äusserung ist über-heblich und unter-irdisch.
Sie beweist nicht nur Mangel an eigerer Reflektion, sondern ignoriert das bisher in diesem Thread Geschriebene.
Die Leser dieses Threads haben Anspruch darauf, dass argumentativ darauf eingegangen wird.
Ich finde es jedenfalls ganz allgemein eine Unart, wenn so getan wird, als hätte es Thread-'Errungenschaften' nicht gegeben, und man immer wieder bei Null anfangen soll. Angry

MZ echauffiert sich über Leute, die nicht nachdenken über Olympia –  wenn sie dem Ausrichter-Olympia nix mehr abgewinnen können. Am allerwenigsten den Preis. Na, was macht denn Olympia so ausrichterlich erstrebenswert?

Alles, was ihr zusammengeklaubt habt, sind mögliche Nebeneffekte. Dass der neue Kindergarten danach ne BMX-Bahn hat. Dass der regierende Bürgermeister danach nicht mehr so weit zum Golfen hat. Dass die Studies danach erklären können, in olympischem Ambiente zu wohnen. (Nix mehr shabby-style, but olympic-style) Die Effekte in Sachen Stadtentwicklung und Infrastruktur. Aber nein, es gibt ja noch ganz tolle Gründe: Die Spiele seien gut für die Stimmung in der Stadt, das Selbstwertgefühl der Bürger, (...), die globale Bekanntheit. Au ja, man muss Berlin und Hamburg selbstverständlich auch in Ruanda bekannt machen. Guckt her, so vermögen echte Hedonisties zu leben! 

Ansonsten bleibt die olympische Idee mit Gigantismus zugekleistert. (weil schneller-weiter-höher ..... darin seine wahre Erfüllung findet) Die aber immerhin nen müden Nachhall der Friedensidee zulässt, - sofern es um Ausrichter geht, denen man auf die Finger klopfen kann. Liebe Oligarchos: Achtet in Zukunft auch ein bisschen auf die Menschenrechte. Das macht die Wirtschaftsbeziehungen leichter! 

Also, erzählt doch mal, was Olympia so olympisch macht? Oder muss ich beim derzeitigen Herrn der fünf Ringe nachlesen. Was der über WERTE erzählt. (Was ja überall in Mode gekommen ist. Meist so, dass auch die Besitzer von Geldwerten in der Schweiz applaudieren können. Sofern sie nicht zu arg ins Schwitzen kommen, wenn ihnen die Steuerbehörde einen harten Wettkampf abverlangt. „Aber ich nehm’s sportlich, gel!“) Aber man sollte nicht zu garstig sein. Die Welt soll ja besser werden durch die sportlichen Werte – und nun ganz in der Nähe von Politik und Wirtschaft. Meint der Olympier die Lust am Wettbewerb in der Wettbewerbswelt? Und v.a. die Fairness dabei? Könnte sein. Dann müsste Olympia aber ein Beispiel-gebender Ort dafür sein, dass Fairness gute Chancen in der Wirklichkeit hat. Wer jetzt in Verlegenheit kommt, weil er beim Blick auf den Medaillenspiegel nicht fündig wird, dem bleibt die Forderung nach „Sauberkeit“. So ne gaanz tolle Begrifflichkeit. Manche Leute meinen, dass ne Küche sauber sein muss. Andere meinten, dass es saubere Endlösungen gibt. Dopende Sportler aber meinen nicht, dass sie zu einem schmutzigen - , sondern zu einem effizienten Mittel greifen. 

Sollte es also tatsächlich um etwas anderes als um effiziente Mittel zur Erreichung von erwarteten Zielen gehen? Wo Stimmungen und nationale Selbstwertgefühle doch erst hier wirklich hoch gehen. Die begriffliche Insuffizienz jedenfalls begleitet nur die Leere. Das einzige, was man an Ideen noch auf die Reihe kriegt, sind Nebeneffekte und Verwaltung. Wer verwaltet Olympia am effizientesten? Also mit „Good Governance“ – und – was niemals fehlen darf- nämlich das beste Putzmittel des Oberausrichters: was da ist - na, was iesses? – richtig, die „Transparenz“. Oh Mann!!! Legitimierbar muss das Ganze sein, weil es Teil der ‚res publica’ ist. So jedenfalls hätten es die Zeitgenossen des Zeitalters von „Brot und Spiele“ ausgedrückt. (Sofern es da noch einen republikanischen Geist gegeben hat). Aber da war Olympia bereits zu schal im Geschmack geworden....  

Also MZ, was sind die Errungenschaften, die sich in (deitsches) Olympia manifestieren? Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich mag Olympia! Denn hier ist das Leichtathletikstadion immer voll. 


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - chmeseb - 09.12.2014

alles wird ausufern, der Gigantomanismus ebenso wie der Minimalismus. Die Schere geht immer weiter auseinander, unaufhaltsam. Warum sollte das bei Olympia nicht so sein?
Wenn am Ende nur noch ein dutzend Ausrichterländer in Frage kommen, dürfte klar sein, wer sich durchgesetzt hat. Vielleicht darf es ja auch etwas weniger sein. Die Frage ist wohl durch Philosophen zu beantworten, wie man hier zur Balance kommt.
Sonst werden am Ende die Wutbürger entscheiden, Stuttgart21 lässt grüßen Huh
 


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - MZPTLK - 09.12.2014

Mami, Karussell machen!

Es ist ein Bild für die Götter:
das Kind quitscht vor Vergnügen, als es von der Mutter im Kreis herum gedreht wird.
Es kann nicht genug kriegen.

Nach ein paar Minuten lässt die Kondition des Karussells nach:
Schluss jetzt, mein Schatz, Mama ist müde.
- Warum?
Mama muss verschnaufen.
- Warum?
Na gut, frag mal die Tante, ob sie weitermachen will.
- Juhuuu!!!

Fasziniert von der Szene, bricht es triumphierend aus dem Mäzen heraus:
Kapiert?
Darum geht's!


(Aus dem Thread: Gefühltes Hammerwerfen)



'...Es ist eine traurige Tatsache, dass in unserer unvollkommenen Welt, dass, je grösser und bedeutender die Olympischen Spiele werden, sie immer mehr unter wirtschaftlichem, politischem und jetzt auch kriminellem Druck stehen.
Ich bin überzeugt, dass die Weltöffentlichkeit mit mir einer Meinung ist, dass wir es nicht zulassen können, dass eine Handvoll Terroristen diesen Kern der internationalen Zusammenarbeit und guten Willens zerstört, den die Olympischen Spiele darstellen.
Die Spiele müssen weitergehen, wir müssen in unserem Bemühen fortfahren, sie rein und ehrlich zu erhalten und zu versuchen, die sportliche Haltung der Athleten in andere Bereich zu tragen.'

(IOC-Präsident Brundage OS 1972)


Finanzierung OS 1972:
- 2 Mrd. DM Gesamtetat
- 1,3 Mrd. Einnahmen OK
- Rest Steuerzahler(Bund 50 %/Land 25/Stadt 25 %)

München hat sich - allein von den 'harten Zahlen - fett gerechnet, die 700 Mio sind lockerst wieder herein gespielt worden, was man von diversen anderen OS nicht sagen kann.
Bei den Diskussionen darüber werden meistens die weichen und/oder unkalkulierbaren Effekte ausgeblendet wie Tourismus, Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen, Imagewerbung für Land und Leute...

Völkerverständigung, Friedensrendite, etc. wagt heute kaum einer mehr in den Mund zu nehmen, dabei dürfte darin der grösste Effekt liegen.
Und schon allein deswegen sind OS nötig und legitimiert.
Oder wollen wir alles dem Fussball überlassen?
Kann es sein, dass die OS merklichen Zulauf zu den Vereinen, zu den kommerziellen Fitnessbuden und zu dem freien Sporttreiben bringen?

Natürlich hängt das alles wesentlich von dem Engagement nicht nur der Funktionäre, sondern der Menschen der gastgebenden Landes insgesamt ab.
'Manche Menschen träumen, dass etwas passiert.
Andere wollen, das was passiert.
Wieder andere sorgen dafür, das was passiert.'
(Michael Jordan)


@chmeseb: Balance?

Ganz einfach: Das Pendel der Über- und Untertreibungen bewegt sich auf und ab, hin und her.
Die Frage ist: wer bewegt das Pendel wann in welche Richtung?

Wem der momentane Ort des Pendels nicht gefällt, bewegt es in die von ihm gewünschte Richtung
- andere woandershin.
Und die meisten gucken zu...
Das ist Balance.
So ist das auf unserem Planeten.


Vor allem Robb und Pollux haben zum Teil relevante und richtige Kritik geübt.
Aber selbst wenn sich Null an Verbesserungen täte, jeder muss für sich die entscheidende Frage beantworten:

Was wäre, wenn es die OS nicht mehr gäbe?


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - RalfM - 10.12.2014

(09.12.2014, 23:32)MZPTLK schrieb: Was wäre, wenn es die OS nicht mehr gäbe?

Na ja, da bliebe ich noch ganz nahe bei Dir, wenn ich sage, mir fielen ein paar Verdienstmöglichkeiten ein für Trittbrettfahrer, die es dann nicht mehr gäbe.

Mein Respekt, trotzdem.

Ralf


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - Pollux - 10.12.2014

(09.12.2014, 23:32)MZPTLK schrieb: '...Es ist eine traurige Tatsache, dass in unserer unvollkommenen Welt, dass, je grösser und bedeutender die Olympischen Spiele werden, sie immer mehr unter wirtschaftlichem, politischem und jetzt auch kriminellem Druck stehen.
Ich bin überzeugt, dass die Weltöffentlichkeit mit mir einer Meinung ist, dass wir es nicht zulassen können, dass eine Handvoll Terroristen diesen Kern der internationalen Zusammenarbeit und guten Willens zerstört, den die Olympischen Spiele darstellen.
Die Spiele müssen weitergehen, wir müssen in unserem Bemühen fortfahren, sie rein und ehrlich zu erhalten und zu versuchen, die sportliche Haltung der Athleten in andere Bereich zu tragen.'

(IOC-Präsident Brundage OS 1972)

„Während damals die jüdischen Sportler ihre letzte Heimreise antraten und ein ganzes Land weinte - ich selbst auch -, wurden lakonisch Sportler zu Siegern gekürt, weil ihr israelischer Kontrahent nicht antrat, genauer: wegen Ermordung nicht präsent sein konnte.“ (Dieter Graumann zu Brandages „The games must go on“)  


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - MZPTLK - 10.12.2014

(10.12.2014, 10:32)Pollux schrieb: (Dieter Graumann zu Brandages „The games must go on“)  
Pollux, Du Schönwetter- und Kuscheleckenphilosoph!

Brundage hatte das nicht per ordre de Mufti beschlossen und verkündet,
ausserdem gab es im nachhinein nicht ernsthaft Streit über 'the games must go on', genau wie es keinen Streit darüber gibt, ob Queen nach Freddy Mercurys Tod weitermachen sollen.
Und vor allem: Die Toten würden es gerade deswegen wollen.
Freddy ist ein beredtes Beispiel, einer seiner letzten Songs war:
'Show must go on!'


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - Pollux - 10.12.2014

(10.12.2014, 10:38)MZPTLK schrieb:
(10.12.2014, 10:32)Pollux schrieb: (Dieter Graumann zu Brandages „The games must go on“)  
Pollux, Du Schönwetter- und Kuscheleckenphilosoph!

Brundage hatte das nicht per ordre de Mufti beschlossen und verkündet,
ausserdem gab es im nachhinein nicht ernsthaft Streit ...

Mal wieder die typische Reaktion von dir! Wenn der Forumweise nichts mehr zu bieten hat, wird er ausfällig. Denn man muss ja als Sieger vom Platz! 

Und zur Sache: Ich nehme nicht Stellung zu Brandages Position, sondern reagiere auf die Präsentation seiner Position. Und zwar als Antwort auf meine Frage nach den „Errungenschaften“ bzw. der Frage, was olympisch an Olympia ist. 

Gute Nacht! 


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - longbottom - 15.12.2014

Rom bewirbt sich um die Spiele 2024: http://www.sport1.de/de/olympia/newspage_996980.html


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - Delta - 22.12.2014

(10.12.2014, 10:32)undefined schrieb: „Während damals die jüdischen Sportler ihre letzte Heimreise antraten und ein ganzes Land weinte - ich selbst auch -, wurden lakonisch Sportler zu Siegern gekürt, weil ihr israelischer Kontrahent nicht antrat, genauer: wegen Ermordung nicht präsent sein konnte.“ (Dieter Graumann zu Brandages „The games must go on“)  

Diese Aussage ist ja wohl nicht haltbar. Israel hatte bis 1988 überhaupt nie eine Medaille geholt an Olympia egal ob Sommer oder Winter. Mittlerweile sind es 7 aber auch, dass ist jetzt nicht gerade eine grosse Sportnation.

Dass die Spiele weitergehen war allen klar - denn alles andere wäre ein Totaltriumph der Terroristen gewesen.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? - MZPTLK - 01.01.2015

'2006 beim Sommermärchen der Fussball-WM überraschten sich die Deutschen selbst.
Sie waren fröhlich, offen und gastfreundlich und sogar auf entspannte Art patriotisch.
Eigentlich ganz undeutsch.

Die ökonomischen Wirkungen dieser Party dürfe man nicht unterschätzen,
erzählte Stephen Schwarzman, der Gründer von Blacksone, einer der weltgrössten Investmentgesellschaften.

Aus aller Welt seien in jenem Sommer Leute hergekommen,
die noch nie hier waren, und die zuvor ein eher mässiges Deutschlandbild hatten.
Aber das hatte sich geändert. Die Spiele waren toll, es funktionierte alles perfekt,
es war sehr sicher, die Menschen waren höflich.

Einige seiner Blackstone-Partner, die noch nie hier waren,
brachten ihre Familie mit und machten ein, zwei Monate Urlaub.
Sie sahen vier Spiele, reisten herum.
Dann kamen sie zurück und sagten: Das war wirklich toll.
Es seien Erlebnisse gewesen, die sich in künftigen ökonomischen Entscheidungen niederschlagen dürften.

Die WM hat Deutschland in einen neuen Glanz gehüllt.
Es ist schwierig, Leute dazu zu bringen, an Orten zu investieren, an denen sie niemals waren.
Die WM wird das Bild von Deutschland nachhaltig aufhellen.'

(Henrik Müller: Die sieben Knappheiten, 2008)
Müller war leitender Redakteur des Manager Magazins