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Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? (/showthread.php?tid=5501) |
RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Diak - 10.08.2024 Da soll noch einer sagen, Jörg Bügner könne nicht kommunizieren. 4 Aspekte, die im Staffelthread verlinkten Artikel genannt werden, mit allen hat er völlig recht und keiner liegt in seinem Verantwortungsbereich =) So geht politisches Schwarzer Peter und die Bereiche, an die er ran will, lassen sich damit auch verknüpfen: - Excel: das müsste nun wirklich jeder verstanden / gehört haben, der sich ein wenig mit Leistungssport befasst. Mit der sogenannten Spitzensportreform haben wir uns schön deutsch ein Bürokratiemonster geschaffen, das dysfunktional ist und mindestens die Ressourcen frisst, die es selbst freigesetzt hat. Allein: wer schafft schon Bürokratie ab? Es setzen sich ja immer gleich Leute drauf, denen sie dient. Wir haben den gefährlichen Testunsinn damit eingeführt, die Leistungsbewertung der LV darauf abgestellt usw. Es gibt ja gewinner dieser Änderungen (also natürlich keine Athlet:innen oder die Sportart oder so, aber Stützpunkte und Verbände, die von dem Unsinn profitieren), die werden schön darum kämpfen, das er bleibt, und Elke Bartschat ist schön manipulativ ganz vor mit dabei. - Universitäten: richtiger und wichtiger Punkt, allein: wer soll da wie ran? Neben der Frage, welche Uni Spitzensportler:innen künftig besser begleitet (und wer dafür sorgen soll), bei uns Bundesland spielen Leistungssport und Leichtathletik ungefähr gar keine Rolle mehr in der Sportlehrerausbildung. Die Leute können gut Nockenballkuscheln und Tanzchoreos mit Plastikhockern aufführen. Das ist sicher alles sehr schön, führt aber dazu, dass der immer schon schwierige Sportunterricht hanebüchen wird. Wann immer ich durch unsere Sporthalle gehe (und wir haben einen Haufen wirklich hervorragender Sportlehrkräfte) sehe ich Klassen rumsitzen und sabbeln. Auf Schlau haben sie kognitive Phasen. Nur bewegen tun sie sich leider nicht. - individuelle Betrachtung der Sportarten: na klar, stimmt, ist aber auch eine schöne Nebelkerze, die sagen soll: wir sind nunmal so teuer, weil wir kompliziert sind und viele Disziplinen abbilden müssen. Lasst uns die Kohle, auch wenn wir keine entsprechende Leistung bringen. - Vereine: Olé, auch richtig, da muss mehr passieren, wir werden das Vereinssystem nicht ersetzen können, also müssen wir es stärken. Z.B. durch die hier immer wieder diskutierten Maßnahmen (breitere Teilnehmerfelder bei DM, funktionierende Nester erhalten und stärken, neue Nester erkennen und fördern, Umlenkung von Athlete:innen nur, wenn das in derem Sinn und unabdingbar ist, Wertschätzung für Heimtrainer:innen) Ich nehme Wetten an, was davon passieren wird (das läuft doch gerade ganz gut im Sinne der Finanzierung des Forums...) Was er sagt, ist zweifellos berechtigt, es wäre aber schon nett, wenn wir auch erführen, was denn die Spitzensportführung künftig besser machen möchte (und nein: die Abschaffung von Bundestrainer:innen ist es vermutlich nicht ) RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Reichtathletik - 10.08.2024 (10.08.2024, 07:23)Diak schrieb: Da soll noch einer sagen, Jörg Bügner könne nicht kommunizieren. Nachdem du mich gestern schon aufgefordert hast, hier weiterzuschreiben, will ich die mal den Gefallen(?) tun… Wie du sagst, spricht er die richtigen Punkte an (fehlt nur noch Kommunikation und Aufhebung des Peter-Prinzips, bzw. z.T. Posten nach Beziehungen). Allein: Ich befürchte jnd habe Grund zur Annahme, dass hinter den Kulissen zum Teil das Gegenteil von dem getan wird, was man ankündigt. Zu den Punkten: Excel: Gibt es zum Teil gerade im DLV ganz große Fans von. Da sollte man nicht nur auf BMI und DOSB schielen! Allein schon die Kaderbildungsmaßnahmen mit Bezug auf die Staffeln… Aber auch Monitoring und die angesprochenen Kadertestungen… Uni/Ausbildung: Ich würde hier tiefer als in der absoluten Spitze ansetzen. Wir haben in U16 und U18 zu viele Trainer deren Wissen sich maximal auf die Inhalte einer C-Trainerausbildung beschränkt. Viele wollen sich nicht fortbilden oder sehen den Sinn nicht. Hier kann leichter zwang vielleicht auch mal den ein oder anderem anschubsen vielleicht doch mal ein paar Urlaubstage zu investieren (z.B. indem gültige Lizenzen notwendig sind für DM-Meldungen oder bei der Vergabe von Trainingszeiten an Stützpunkten). Gleichzeitig sind DLV und Landesverbände auch gefordert, mehr und auch günstigere Fortbildungen anzubieten. Die zentrale B-Ausbildung können sich viele ehrenamtliche oder Vereine nicht mehr leisten. Vielleicht braucht es da auch eine Kombination aus fordern und fördern (50% Rabatt wenn ich DM-Teilnehmer habe). Und im Bereich online-Fortbildungen ist Raum nach oben. Vereine: in meinen Augen die größte Baustelle und die wo am meisten falsch gemacht wird. Vielleicht sollte man sich mal nicht nur mit den Spitzensportvereinen zusammensetzen und den Landesverbänden sondern mit allen interessierten Vereinen in Regionalkonferenzen. Vereine brauchen Perspektiven, ihre Athleten zu attraktiven Höhepunkten zu führen, insbesondere Deutschen Meisterschaften. Sie brauchen verbindliche und sinnvolle Wettkampftermine und auch attraktive Meetings. Sie brauchen Chancen, ihre Erfolge zu vermarkten. Auch die Verteilung von finanziellen Ressourcen sollte überdacht werden. Einige Vereine stemmen alles, andere bekommen quasi Trainer vom Verband bestellt (siehe Leverkusen, Leipzig, Dortmund). Und es braucht Hilfe, dass Sport auf Niveau DM-Teilnahme mit Perspektive zur Entwicklung ind Job/Uni besser verknüpft werden können. Das geht heutzutage fast nur noch für die wenigen Bundeskader. Hier ist der DLV gefragt, Lobbyarbeit zu leisten. Apropos: ich sehe doch noch ein Thema: Sportstätten. Der DLV und seine Landesverbände müssen sich dafür einsetzen, dass wir mehr Stadien mit Wurfmöglichkeit (kein Kunstrasen) und Rundbahn erhalten, sowohl für (große) Wettkämpfe als auch für das Training, denn mittlerweile verschwinden LA Flächen zt ganz aus den Städten! RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - S_J - 10.08.2024 Uni / Ausbildung: Die Uni in unserer Stadt vergibt jedes Jahr im Rahmen ihrer Sportlehrerausbildung auch 10+ Trainer-C Lizenzen. Trotzdem hat jeder Verein im Stadtgebiet Probleme Trainer zu finden / halten. Aus anderen Unistädten höre ich Ähnliches. Das Problem scheint weniger das Training als die Wettkampfbetreuung zu sein: unentgeltlich (fast) jedes Wochenende den ganzen Tag unterwegs zu sein verträgt sich wohl nicht gut mit Studium und Nebenjobs. Einen Fortbildungszwang in dem Sinne würde am Ende dann doch höchstens die Athletinnen und Athleten bestrafen, wenn die Trainer dem nicht nachkommen. Ich kenne genügend Trainer, auch bis zur A-Lizenz, die sich zwar zur Lizenzverlängerung fortbilden, aber die Zeit dann dort auch nur "absitzen", weil sie davon überzeugt sind, es besser zu wissen. Das wäre also keine Garantie für ein sinnvolles oder reflektiertes Training. Sinnvoller fände ich, wenn Fortbildungen dezentral so flächendeckend und regelmäßig angeboten würden, dass alle interessierten Trainer (mit und ohne Lizenz) auch teilnehmen können, ohne sich Urlaub nehmen oder mehrere Stunden Fahrt zurücklegen zu müssen. In meinem Landesverband sind im Herbst über 10 Fortbildungen ausgeschrieben. Sehr schön. Die zwei, die ich innerhalb von 2h Fahrt erreichen könnte, sind unter der Woche. Wenn ich mit der Bahn anreisen wollte, müsste ich selbst bei einer Fahrt ohne Verspätungen, für alle übrigen am Vortag losfahren. ![]() Wenn man Zwang auf jemanden ausübt, dann doch lieber auf die Kreise, mindestens eine Fortbildung pro Jahr anzubieten. RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Reichtathletik - 10.08.2024 (10.08.2024, 11:15)S_J schrieb: Uni / Ausbildung: Ich bin da mittlerweile zwiegespalten. Einerseits sollte alles erdenklich mögliche gemacht werden, um Aus- und Fortbildung möglichst günstig und flexibel anzubieten. Gleichzeitig vermisse ich bei vielen Coaches schon, den Willen. Wenn man eine sehr hochwertige Fortbildung nicht mitnimmt, weil man „an dem Wochenende mal Ruhe haben will“, mag das menschlich verständlich sein, aber es zeigt halt eben auch nicht, dass man den Invest geht für seine Athleten. Letztlich helfen jns Coaches, die an Wochenenden keine Zeit haben (sich keine nehmen) oder bei denen der zeitliche Input für das Training sich auf das Training geben beschränkt nur bis zu rinem gewissen Grad. Bei einigen glaube ich schon, dass leichter Druck hilft, weil zu selten der Anspruch auch von Vereinen gestellt wird, z.B. zu Deutschen Meisterschaften auch als Trainer mit zu fahren und sich fortzubilden. Da ist man froh „überhaupt jemanden zu haben“. Wir schicken Kinder zu Trainern, die „sich zumindest gelegentlich Zeit nehmen“, würden aber nie unsere Autos in eine Werkstatt geben, wo die Mechaniker keine Ausbildung haben, und immerhin etwas mit Autos tun. Natürlich helfen Vorwürfe und Forderungen allein nicht. Deshalb: Rahmenbedingungen, Fördern und Fordern. Ich sehe Optionen in Bildungsurlaub, Partnerunternehmen oder Gewerkschaften, Rentenpunkten für ehrenamtliches Engagement… das sind Dinge, wo der DLV und der DOSB nicht müde werden dürfen, es einzuforden. Nicht nur mehr Geld für das Hauptamt. RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - S_J - 10.08.2024 (10.08.2024, 12:00)Reichtathletik schrieb:(10.08.2024, 11:15)S_J schrieb: Uni / Ausbildung: Ich würde vermuten, dass bei Vereinen, die Athletinnen und Athleten zu DMs schicken, ein überdurchschnittlicher Anteil von lizenzierten Trainerinnen und Trainern ist. Bei Landesmeisterschaften wird dieser schon geringer sein, und bei Kreisveranstaltungen nochmals. Ich denke aber, dass man gerade hier für die Basis auch Angebote und Möglichkeiten schaffen sollte. Ansonsten läuft es ja gerade auf das derzeitige Problem hinaus, dass es wenige sehr gute Standorte gibt, aber eben kein flächendeckendes Angebot. Ansonsten stellt sich immer früher die Frage nach einem Vereinswechsel oder dem Ende des Leistungssports und nicht erst, wenn es sich um Bundeskaderzugehörigkeiten dreht. Etwas anderes zum Thema Trainer bei DM: Eine befreundete Trainerin kam in Koblenz zu mir und meinte, dass sie gerade beim Aufwärmen auf der Sprintgerade in der Halle (ich meine es war vor den 100m der WJ U16) nicht nur die Jüngste, sondern auch wohl die einzige weibliche Trainerin gewesen sei. Bei Kreisveranstaltungen ergibt sich eher das umgekehrte Bild. Vielleicht sollte auch hierüber einmal mehr nachgedacht werden. Ein Thema, das Herr Bügner auch nicht anspricht sind Kampfrichter. Auch hier mangelt es ja zunehmend an der Basis und damit auch an KaRis, die für höhere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Hier wäre meiner Meinung nach eher eine Verpflichtung für Vereine angebracht. RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Drizzt - 10.08.2024 (10.08.2024, 12:00)Reichtathletik schrieb: Ich bin da mittlerweile zwiegespalten. Einerseits sollte alles erdenklich mögliche gemacht werden, um Aus- und Fortbildung möglichst günstig und flexibel anzubieten. Gleichzeitig vermisse ich bei vielen Coaches schon, den Willen. Wenn man eine sehr hochwertige Fortbildung nicht mitnimmt, weil man „an dem Wochenende mal Ruhe haben will“, mag das menschlich verständlich sein, aber es zeigt halt eben auch nicht, dass man den Invest geht für seine Athleten. Letztlich helfen jns Coaches, die an Wochenenden keine Zeit haben (sich keine nehmen) oder bei denen der zeitliche Input für das Training sich auf das Training geben beschränkt nur bis zu rinem gewissen Grad. Bei einigen glaube ich schon, dass leichter Druck hilft, weil zu selten der Anspruch auch von Vereinen gestellt wird, z.B. zu Deutschen Meisterschaften auch als Trainer mit zu fahren und sich fortzubilden. Da ist man froh „überhaupt jemanden zu haben“. Wir schicken Kinder zu Trainern, die „sich zumindest gelegentlich Zeit nehmen“, würden aber nie unsere Autos in eine Werkstatt geben, wo die Mechaniker keine Ausbildung haben, und immerhin etwas mit Autos tun. Immerhin verdienen die Mechaniker aber auch ihren Lebensunterhalt damit und kümmern sich nicht ehrenamtlich um dein Auto. ![]() RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - frbcrane2 - 11.08.2024 In der Wochenend-Ausgabe der SZ steht ein interessanter Artikel "Spieglein, Spieglein" zum erweiterten Thema. Darin geht es zwar allgemein um den deutschen Sport, aber auch um die Leichtathletik. Thomas Kurschilgen hält die Spitzensportreform für gescheitert, Jörg Bügner wird zitiert mit "Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren". Die Bezahlung deutscher Trainer ist ein weiteres Problem, ein Spitzentrainer im Schwimmen verdient in Frankreich das Dreifache seiner deutschen Kollegen. Nächstes Problem, die fehlende Absicherung deutscher Sportler. In Frankreich gibt es 80000 Euro für einen Olympiasieg, in Deutschland sind es 20000. Für viele deutsche Sportler ist die Sporthilfe der einzige Beitrag zum Lebensunterhalt. RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Reichtathletik - 11.08.2024 (11.08.2024, 10:58)frbcrane2 schrieb: In der Wochenend-Ausgabe der SZ steht ein interessanter Artikel "Spieglein, Spieglein" zum erweiterten Thema. Darin geht es zwar allgemein um den deutschen Sport, aber auch um die Leichtathletik. Thomas Kurschilgen hält die Spitzensportreform für gescheitert, Jörg Bügner wird zitiert mit "Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren". Die Bezahlung deutscher Trainer ist ein weiteres Problem, ein Spitzentrainer im Schwimmen verdient in Frankreich das Dreifache seiner deutschen Kollegen. Nächstes Problem, die fehlende Absicherung deutscher Sportler. In Frankreich gibt es 80000 Euro für einen Olympiasieg, in Deutschland sind es 20000. Für viele deutsche Sportler ist die Sporthilfe der einzige Beitrag zum Lebensunterhalt. Alles sicher nicht falsch. Aber da sind wird dann wieder bei der Frage Fördersystem oder Belohnungssystem? Unsere Trainer sind sicher nicht für bezahlt, gleichwohl sehe ich eher ein Problem in der Menge der Bezahlten als in Bezahlung der Einzelnen. Hier sehe ich nicht nur den Staat/die Verbände in der Bringschuld. Ein Problem ist doch, dass es bezahlte Trainerstellen fast nur beim Verband gibt (was auch dafür sorgt dass es wenige gibt, die vom Mainstream abweichen). Warum passiert da so wenig bei Vereinen, Wirtschaft, etc Wie kann man diese animieren? RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - S_J - 11.08.2024 (11.08.2024, 11:26)Reichtathletik schrieb:(11.08.2024, 10:58)frbcrane2 schrieb: In der Wochenend-Ausgabe der SZ steht ein interessanter Artikel "Spieglein, Spieglein" zum erweiterten Thema. Darin geht es zwar allgemein um den deutschen Sport, aber auch um die Leichtathletik. Thomas Kurschilgen hält die Spitzensportreform für gescheitert, Jörg Bügner wird zitiert mit "Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren". Die Bezahlung deutscher Trainer ist ein weiteres Problem, ein Spitzentrainer im Schwimmen verdient in Frankreich das Dreifache seiner deutschen Kollegen. Nächstes Problem, die fehlende Absicherung deutscher Sportler. In Frankreich gibt es 80000 Euro für einen Olympiasieg, in Deutschland sind es 20000. Für viele deutsche Sportler ist die Sporthilfe der einzige Beitrag zum Lebensunterhalt. Wenn ich beobachte, wie lange bzw. auch wie oft manche hauptamtliche Stellen ausgeschrieben sind, frage ich mich , wie groß denn die Nachfrage nach solchen Stellen ist? Könnte man denn die zusätzlichen Stellen überhaupt besetzen, wenn man sie schafft? Und vor allem flächendeckend und nicht nur an den Stützpunkten, wo es ohnehin schon viel Infrastruktur gibt? Aber wenn es um Stellenfinanzierung geht, finde ich auch den Vergleich zu Musikschulen immer recht spannend. Die Finanzierung dort erfolgt zwar zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln, aber ein nicht unerheblicher Teil der Kosten für die Lehrkräfte wird ja durch die Unterrichtsgebühren abgedeckt, die im Vergleich zu den Mitgliedsbeiträgen in Sportvereinen deutlich höher sind. Auch in Fitnessstudios werden durch die Gebühren die Kosten für Personal und Instandhaltung abgedeckt. In England beispielsweise unterhalten viele Universitäten große Fitnesszentren, die sich selbst finanzieren und können dadurch ihren Leistungssportlern Krafträume und Athletiktrainer ohne Mehrkosten zur Verfügung stellen. Das gibt es ja auch in Deutschland immer wieder, dass Traditionsvereine eigene Fitnessstudios unterhalten und damit Einnahmen generieren, die in den Leistungssport investiert werden können. Bei Sponsoring ist ja auch immer die Frage, was man als Gegenleistung bieten kann. Andere Sportarten haben ja deutlich höhere Medienwirksamkeit und insgesamt ist in der Leichtathletik als Individualsportart ja auch eher das Fördern von individuellen Sportlern verbreiteter als die Finanzierung einer Trainerstelle... RE: Wie könnte ein Aktionsplan für den DLV aussehen? - Reichtathletik - 11.08.2024 (11.08.2024, 14:32)S_J schrieb:(11.08.2024, 11:26)Reichtathletik schrieb:(11.08.2024, 10:58)frbcrane2 schrieb: In der Wochenend-Ausgabe der SZ steht ein interessanter Artikel "Spieglein, Spieglein" zum erweiterten Thema. Darin geht es zwar allgemein um den deutschen Sport, aber auch um die Leichtathletik. Thomas Kurschilgen hält die Spitzensportreform für gescheitert, Jörg Bügner wird zitiert mit "Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren". Die Bezahlung deutscher Trainer ist ein weiteres Problem, ein Spitzentrainer im Schwimmen verdient in Frankreich das Dreifache seiner deutschen Kollegen. Nächstes Problem, die fehlende Absicherung deutscher Sportler. In Frankreich gibt es 80000 Euro für einen Olympiasieg, in Deutschland sind es 20000. Für viele deutsche Sportler ist die Sporthilfe der einzige Beitrag zum Lebensunterhalt. Da gebe ich dir völlig recht. Leider dürfen Sportvereine in den Augen vieler nichts kosten (das gleiche gilt für Stadionwettbewerbe). In der Folge ist dann auch kein Geld für Hauptamtlichkeit da. Gleichzeitig erwarten nicht wenige für 15 Euro im Monat volle Wettkampferstattung und 24/7 verfügbare Personal Coaches. Ich glaube das Kernproblem der meisten ausgeschriebenen Stellen ist die begrenzte Vertragslaufszeit und die Ortsgebundenheit. Wer will denn umziehen, um dann maximal zwei Jahre Jobgarantie zu haben? Zumal Trainer, wenn sie gut sind, ja im Normalfall schon wo tätig sind und dort dann ihre Leute unbetreut zurücklassen müssten oft. Deshalb denke ich sollte es eher heißen, wir finanzieren pro Jahr X Trainer in den Disziplinen über das Land verteilt als, wir schreibe eine Stelle in Z aus. Aber natürlich kämpfen die aktuell begünstigten Standorte um den Status quo. Ein Gedanke noch zum Bügner-Zitat „Andere trainieren, wir füllen Excel-Tabellen aus.“ Das ist sicherlich sehr treffen, aber es zeigt auch ein anderes Problem, nämlich dass die Sicht dessen, was verändert werden muss, allein aus der Verbandssicht geschieht. Dort sind nämlich die verpflichtenden Bürokratie-Dinge das Thema. Im täglichen Vereinstraining nicht. Da geht es eher um Hallenzeiten, Vereinbarkeit von Training und Schule/Uni/Beruf, Sportplätze, Wettkampfangebot. Ich würde mich freuen, wenn der Verband bei diesen Themen auch mal aktiv sich einbringt (vielleicht tut er es in Gesprächen mit der Politik, aber man hört nichts davon). Interessanterweise werden im SZ-Artikel zwei andere Experten befragt, die bei den Baustellen eben nicht von Oben bei den Exceltabellen, sondern von Unten in Schule und Vereinssport und Sportstätten beginnen… |