Leichtathletikforum.com
Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung (/showthread.php?tid=1343)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14


RE: Fällt Olympia 2021 aus ? - Gertrud - 25.02.2021

(17.02.2021, 10:52)krebsan schrieb: Dual mag bis zu einem gewissen Grad gehen, heisst aber auch, dass man bei zwei eigentlich Vollzeitbeschäftigungen nicht voll bei der Sache ist. Für viele geht es nicht anders, aber wenn doch, dann ist das doch kein idealer Zustand. Insofern wäre es mir lieber, man würde vorübergehend, vielleicht für einen Olympiazyklus, voll auf die Karte Sport setzen. Aber auch genauso entschlossen danach abbrechen, wenn es nicht klappt, und man vom Sport nicht leben kann.
Aber natürlich sind das immer individuelle Entscheidungen.

Man kann für die Sportlerzeit nicht alles haben: Beruf, Sport, Freizeit, Beziehungen, Feiern... Das kann ich als Herzbluttrainerin auch nicht!!! Opfer müssen wir alle für unser ausgeprägtes Hobby bringen. Ich habe meinen Einsatz nie als Opfer empfunden. 

Es ist nichts dagegen zu sagen, wie Mihambo mal für eine Zeit nach dem Bachelor eine konsequente Zeit z. B. vor den Olympischen Spielen vollzeitig zu nutzen.

Da sehe ich auch den Verband bei Protagonisten in der Pflicht, alles um den Sportler herum zu optimieren: Trainingsstätten, Training zu ungewöhnlichen Zeiten mit "Schlüsselgewalt", Optimierung individuell an den Universitäten und Arbeitsstellen, finanzielle Sicherheiten... Ich habe damals als einzige Trainerin in Wattenscheid durchgesetzt, dass wir einen Schlüssel zur Halle bekamen. Wir konnten dann trainieren, wann wir wollten. Da muss man durchsetzungsstark sein. Ich habe auch tief in die Tasche für Spezialgeräte gegriffen, um unabhängig mit meinen Athletinnen zu sein.

Es gibt in unserem Verband AuA, die seit mehreren Jahren Topbedingungen durch die Bundeswehr haben, aber nichts mehr bringen. Thumb_down ‌Manche brauchen auch anderweitige Beschäftigungen neben dem Sport, um erfolgreich zu sein. "Finger in die Wunde legen, Klartext reden" - andere Maßnahmen helfen nicht. Da wäre ich knallhart. Da müssen Funktionäre an den richtigen Stellen ihre "Hausaufgaben" machen und sehr akribisch die Gründe auflisten.

Gertrud


RE: Fällt Olympia 2021 aus ? - krebsan - 25.02.2021

Ich glaube einfach nicht, dass man mit letzter Konsequenz gleichzeitig Spitzensportler und ambitionierter Student sein kann - die Prioritäten müssen klar sein. Aber wenn es geht, umso besser. Aber ständige Kompromisse dienen der Sache auch nicht.


RE: Fällt Olympia 2021 aus ? - Gertrud - 25.02.2021

Es gibt genügend Gegenbeispiele: Florian Schwarthoff (Architekturstudium), Martin Lauer (Besser sind unsere Hürdenläufer heute auch nicht.- Maschinenbaustudium), Michael Johnson, Michael Groß (Schwimmen), Jonathan Edwards (Physikstudium), Koji Morifushi (Physikstudium)...

Gertrud


RE: Fällt Olympia 2021 aus ? - krebsan - 25.02.2021

Sind das jetzt die Ausnahmen, oder die Regel? In der Schweiz hat das Studium seit Bologna inklusive Regelzeitbeschränkung massiv angezogen, und wenn man an einer guten Hochschule wie der ETH einen guten Abschluss machen will, ist auch das eine weit mehr als Vollzeitbeschäftigung. Und natürlich gibt es Regelungen für Spitzensportler, zumal auch die Rektorin eine war. Aber: Abstriche beim Studium werden letztlich keine gemacht. Trainieren kann man auch am Morgen um 5 Uhr...


RE: Fällt Olympia 2021 aus ? - Gertrud - 25.02.2021

krebsan schrieb:Sind das jetzt die Ausnahmen, oder die Regel?[...] Aber: Abstriche beim Studium werden letztlich keine gemacht. Trainieren kann man auch am Morgen um 5 Uhr...

Es gibt solche und solche... 

Das habe ich z.B. während meines Sportstudiums gemacht. Ich habe damals für 10 DM einen Keller angemietet und morgens in aller Herrgottsfrühe im Nachbarkeller meiner Vermieter (Bauern) trainiert. Um 5 Uhr gab´s den ersten Liter Milch frisch von der Kuh und etwas gekühlt. In den Zwischenstunden von Seminaren habe ich einige Sitze im Auditorium Maximum an der DSHS Köln nach unten geklappt, meinen Wecker gestellt und zu schlafen versucht. In den ersten vier Semestern hatte ich nur ein Rad - mit einer Hartgummitasche mit mehreren Kugeln bepackt. Außerdem bin ich zwei- bis dreimal nach Leverkusen mit der Straßenban gefahren. Ich kannte die Kölner Innenstadt nicht, nur die Hochschule und die Leverkusener Halle.

Ich habe an den Wochenenden hier in Marl im Kraftraum unseres Hauses oder draußen an Wandständern Kniebeugen trainiert. Mein Bruder hatte mir damals ein Kraftgerät mit vielen Zügen und Rollen gebaut. Das stand im Schuppen. Es war eine Kopie eines Berggerätes. Gegenüber unseres Hauses auf einem freien Stück Feld durfte mein Bruder mir einen Kugelstoßkreis auf einem Nachbargrundstück installieren. Dagegen leben die AuA heute im Schlaraffenland. Ich wollte beides: Sport und Beruf. Ich hatte ein sehr gutes Zeitmanagement. Es wurde keine Zeit verschenkt. Urlaub habe ich nicht gekannt. 

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Drizzt - 25.02.2021

Ich glaube,das studieren lief damals auch noch etwas anders ab als heute.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - dominikk85 - 25.02.2021

Ich finde es Blödsinn bei Athleten auf Regelstudienzeit zu bestehen, ob man jetzt mit 24 oder 27 fertig ist ist als Sportler doch egal.

​​​​​​Klar, bei Bewerbungen wird schon Mal nach der Studiendauer gefragt aber das man bei Olympia war ist doch ne gute AusredeSmile


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 25.02.2021

(25.02.2021, 22:12)dominikk85 schrieb: Ich finde es Blödsinn bei Athleten auf Regelstudienzeit zu bestehen, ob man jetzt mit 24 oder 27 fertig ist ist als Sportler doch egal.

​​​​​​Klar, bei Bewerbungen wird schon Mal nach der Studiendauer gefragt aber das man bei Olympia war ist doch ne gute AusredeSmile

Die Regelstudienzeit schaffen heute nicht mal Studenten ohne Leistungssport. Das ist auch nicht meine Forderung. Entscheidend ist, dass man überhaupt in die Gänge kommt und sein Gehirn auch adäquat nutzt. Wenn eine M. Mihambo zwei, drei Semester für eine Medaille zwischendurch pausiert, wird sie das bei den übrigen Geldern (gut angelegt) nicht zurückwerfen. Sie hat bereits den Bachelorabschluss.  Thumb_up

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - krebsan - 28.02.2021

(25.02.2021, 22:23)Gertrud schrieb:
(25.02.2021, 22:12)dominikk85 schrieb: Ich finde es Blödsinn bei Athleten auf Regelstudienzeit zu bestehen, ob man jetzt mit 24 oder 27 fertig ist ist als Sportler doch egal.

​​​​​​Klar, bei Bewerbungen wird schon Mal nach der Studiendauer gefragt aber das man bei Olympia war ist doch ne gute AusredeSmile

Die Regelstudienzeit schaffen heute nicht mal Studenten ohne Leistungssport. Das ist auch nicht meine Forderung. Entscheidend ist, dass man überhaupt in die Gänge kommt und sein Gehirn auch adäquat nutzt. Wenn eine M. Mihambo zwei, drei Semester für eine Medaille zwischendurch pausiert, wird sie das bei den übrigen Geldern (gut angelegt) nicht zurückwerfen. Sie hat bereits den Bachelorabschluss.  Thumb_up

Gertrud

Es gibt auch noch die Studienzeitbeschränkung. So oder so dauert nur schon ein Sportlehrerstudium in der Schweiz im Idealfall 5.5 Jahre - regulär Bachelor, Master und das Lehrdiplom Sport. Meistens allerdings eher 6-7 Jahre. Und das mehr als Vollzeit, wenn man es ernst nimmt.
Ich möchte mich wirklich nicht gegen eine duale Karriere aussprechen, wenn man es unter einen Hut bringt. Aber ich sehe als Alternative, dass man zuerst Vollgas versucht auszureizen, was im Sport möglich ist. Und dann aber, wenn man davon nicht leben kann, genauso konsequent abbricht und auf das Studium setzt. Hat auch den Vorteil, dass man nach dem Studium wirklich zu arbeiten beginnen kann.


Duale Karriere - Gertrud - 29.05.2021

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74906-duale-karriere-studium-foerderungsmoeglichkeiten-und-fazit

Ich erkenne sehr an, dass sich der DLV hinsichtlich dualer Karriere viel Mühe gibt, diese Form sehr breit gefächert anzugehen und nicht nur auf Polizei und Bundeswehr allein zu begrenzen. Auch die Ausweitung auf Partnerhochschulen finde ich sehr gut.  Thumb_upThumb_upThumb_up

Vielleicht kann man Großfirmen wie Bayer Leverkusen oder BASF... (wieder) für den LA-Spitzensport begeistern, Lehrstellen und Arbeitsplätze für den Leistungssport wieder in großem Rahmen zur Verfügung zu stellen. Auch Wolfsburg hat immer die Spitzenleute in der LA durch angemessene Stellen sehr unterstützt. Ich weiß nicht, ob sie noch so großflächig wie früher involviert sind.  

Ich finde die Nordregion an Spitzenleuten in der LA unterrepräsentiert. Meistens wandern die Athletinnen und Athleten ab. Da müsste um Hamburg herum ebenfalls gezielt nach Supportern gesucht werden.

Gertrud