Hochsprungtechnik - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Hochsprungtechnik (/showthread.php?tid=24) |
RE: Hochsprungtechnik - matthias.prenzlau - 11.04.2014 Schön zu sehen, dass man mit gebeugten Schwungbein auch hoch straddeln kann! RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 19.04.2014 Hier ein Video, das schon 1996 entstand und sich hervorragend eignet, den richtigen und falschen Flop zu dokumentieren. Einfach mal ansehen. [video=youtube]http://youtu.be/bq5MrxFTMMw [/video] RE: Hochsprungtechnik - Sotomenor - 19.04.2014 Schöner Vergleich! Beiden Springern würde ich allerdings etwas Überheblichkeit attestieren. Der erste hebt die mattennahe Hand sehr früh als wolle er sich voreilend beim Publikum für den Applaus bedanken. Dem sein Trainer sollte ich sein. 20 Einheiten im nächsten Training um den korrekten Armschwung zu lernen würde der Kerl bei mir nicht entgehen. Das Lob für das schöne Hohlkreuz bekäme er aus pädagogischen Gründen erst später. Beim zweiten Springer habe ich den Verdacht, daß dieser die Höhe nicht ernst nimmt. Er spart sich seine Explosivität für später auf und wirft sich bei diesem für ihn submaximalen Pflichtsprung über die Latte wie es bei einer Karoffelsack-LKW-Verladung Parallelen findet. Der Text sagt, der nächste Springer drehe nicht um die Latte. Das ist eine charmante Übertreibung und soll wohl heißen "er dreht nicht genügend ..." Von der Ursache heißt das, er hat beim Absprung zu wenig in die Rotation um die Latte investiert. Oder: Der "Kraftstoß" kam ein paar hunderstel Sekunden zu früh. Solche Sprünge sieht man sehr oft bei Hochspringern, die in ihren Grenzbereich kommen und bei denen die Hochachtung vor der Höhe Koordination und Feinabstimmung leiden lassen. Sie wollen die Höhe unbedingt schaffen - wenigstens mit Kopf und Oberkörper. Das gelingt dann auch - allerdings erkauft durch ungenügende Rotation - der Unterkörper räumt ab. Der Witz beim Hochsprung liegt auch darin, vorhandene, korrekte Bewegungsabläufe auch noch im eigenen Grenzbereich unbeeindruckt durchzuziehen. Hier scheinen sich die Geister zu scheiden in coole und Sichselbstausdemkonzeptbringer. Das Nervenflattern und Verkrampfen im Maximalbereich trifft Olympiateilnehmer, Ü30 und Hobbyhüpfer. RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 19.04.2014 (19.04.2014, 19:29)Sotomeno schrieb: Beiden Springern würde ich allerdings etwas Überheblichkeit attestieren.Interessante Interpretationen. Den Doppelarmschwung kann man nicht jedem beibringen. Meistens führt der Versuch zum Zusammenbruch des bestehenden individuellen Gesamtkunstwerkes. Und ob er dann damit höher fliegt und immer noch so vorbildlich dreht, ist auch fraglich. Von Hohlkreuz seh ich nichts. Er ist überstreckt, hat das Kinn auf der Brust und die Latte im Blick. Besser geht das nicht. Wessig lässt grüßen. Und diese Armführung ist typisch für tausende von Amateuren und dutzende von Profis. Der im Zitat dritte Absatz widerspricht dem zweiten. Obwohl sie alleine gesehen beide zutreffen. Aber auf den einen Springer bezogen gilt: Entweder überheblich oder besorgt. Außerdem liegen hier keine Mängel in der Feinabstimmung vor sondern ein struktureller Grobfehler. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage dass er nicht rotiert. Denn das Becken kommt nie höher als der Kopf. Und das bedeutet rotation = Null. Und das kommt weil er überhaupt keine Vorstellung von und Empfindung für die richtige Rotation im Hirn hat. Nichts verstanden, nichts erlernt, nichts Angeborenes, nichts gekonnt. (Ich hab ja die anderen Sprünge alle gesehen.) Für mich und für alle die Flop verstehen wollen: Die zwei zentralen Extreme in der Flop-Technik und -Lehre. Deshalb ja der Vergleich. Hier scheiden sich Richtig und Falsch am deutlichsten. Alles andere ist verhandelbar. RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 19.04.2014 Täglich 2x das Video durchexerzieren, und jeder springt 2m. Besonders zu empfehlen für Ü-Sportler. Im Ernst: Die Hälfte davon, also abzüglich der reinen Horizontalsprünge, reicht schon zur Weltspitze. Wer's aushält bringt's. RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 30.04.2014 Barfuß ist gesund. Ja, macht gesund. Wenn man früh genug damit anfängt, also besser gar nicht erst damit aufhört. RE: Hochsprungtechnik - dominikk85 - 05.05.2014 International hat der HS im Moment ein unglaubliches Niveau. in den letzten 2-3 jahren gab es ne ganze Reihe 2,38+ sprünge. Drouin, Bondarenko, Barshim und Ukhov sprangen seit 2012 2,39 oder mehr (drei davon 2,40). das Feld ist im Moment unheimlich stark. Sind diese Leute technisch so viel besser als unsere? oder haben die einfach mehr "bumms"? RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 05.05.2014 (05.05.2014, 10:35)dominikk85 schrieb: Sind diese Leute technisch so viel besser als unsere? Oder haben die einfach mehr "bumms"?Beides. Aber die technischen Fehler sind nicht so grob wie die SprungKraftUnterschiede. Ich schätze es fehlen über der Latte max. 3cm, absprungtechnisch max. 3cm und kraftbedingt ca. 10cm. Die Frage ist nun: Warum? Mangel an Talent? Falsches Training? Leider sind diese Parameter schwer zu erfassen. Jedoch ist der Verdacht erlaubt, dass die spezielle Kraft nur dann wächst und zur Entfaltung kommt, wenn technisch im Training auch richtig gesprungen wird. Und dies hängt wohl vom Know How und von der Übungsintensität ab. Diese beiden Faktoren scheinen mir in D nicht besonders gut vertreten. Den eigenen KSP mit dem Kraftstoßbündel zuverlässig genau zu treffen scheint mir eine Kunst, die man nur durch viel Übung erarbeiten kann. Und in D wird glaube ich mehr trainiert als geübt. RE: Hochsprungtechnik - ThomZach - 11.05.2014 Da dieser Brief (einer von sechsen) keine persönlichen Belage antastet, halte ich es für sinnvoll, ihn zu veröffentlichen, denn er enthält eine Menge, wie ich meine, wertvoller Gedanken zum Hochsleistungssport. Auf meine ersten Briefe habe ich noch höfliche Antworten bekommen. Auf die letzten keine mehr. Hallo lieber Raúl. Aus der Ferne (Spanien) verfolge ich Deinen sportlichen Weg und hoffe, Du fühlst Dich durch meine Wortmeldung nicht belästigt. Der Sinn ist ja auch vielmehr die Ermunterung und Ermutigung, die ich Dir gerne zukommen lassen würde. Allerdings natürlich verbunden mit ein paar „sachdienlichen Hinweisen“. Vielleicht erinnerst Du Dich an meine Briefe vom Herbst 2008 und vielleicht ist Dir sogar aufgefallen, dass alles wovor ich Dich damals gewarnt habe leider eingetroffen ist. Du wirst denken, ich könne das gar nicht gewusst haben, denn schließlich gab es Ereignisse, die Dein Vorankommen sabotiert haben und die niemand hätte vorausahnen können. Aber oft ereignen sich Verletzungen außerhalb von Training und Wettkampf, im Haushalt, auf der Straße, beim Basteln oder Treppensteigen, die letztlich doch durch Fehler beim Sport verursacht worden sind. Ich hab auch nie beim Golfspielen einen Hexenschuss bekommen. Immer nur beim Staubsaugen, Kühlschrank Einräumen oder beim Einsteigen ins Auto. Und heute wo ich seit mehr als einem Jahr nicht mehr golfe, sind meine Lenden geschmeidig und gesund, so dass ich sogar wieder anständig hochspringen kann. Jetzt aber zu Deiner Zukunft. Und da möchte ich bei der Headline Deiner Homepage ansetzen: „HOCHSPRUNG – eine Mischung aus psychologischem Taktieren, Kraft und Eleganz“. Vielleicht hast Du Dir selbst schon Gedanken darüber gemacht, ob diese Definition noch Deiner heutigen Einstellungen entspricht. Als Programm taugt sie meiner Ansicht nach jedenfalls nicht. Schon der Begriff „Mischung“ ist schwammig und verrät dass Du wahrscheinlich nicht strukturiert genug vorgehst, zwar nicht gerade alles in einem Topf kochst, aber doch nicht für genügend Klarheit und Trennung sorgst. 1. Wenn der Erfolg vom psychologischen Taktieren abhinge, dann wäre Dein ganzes Wettkampfverhalten reines Glücksspiel, denn die Gegner taktieren ja auch, und wer da der Bessere ist, lässt sich – wenn überhaupt - erst nach dem Wettkampf feststellen. Und dann ist es zu spät. Solltest Du im Wettkampf mit Dir selber psychologische Spielchen getrieben haben, so bist Du sicher auch drauf gekommen, dass das nur noch mehr verunsichert und ablenkt. Ich möchte Dir auf der Grundlage von nunmehr 52 Jahren Erfahrung mit dem Thema nahelegen, den Hochsprung als KUNST zu betrachten. Und in der Kunst hat keine Art von Taktieren irgendwas zu suchen. Wenn Du Dich im Wettkampf also darauf besinnst, Deine Kunst, also Dein Können zu zelebrieren, dann wirst Du grad so hoch springen, wie es Dir möglich ist. Wenn Du dagegen auf den Sieg spekulierst, indem Du versuchst, Deine Gegner zu beeindrucken oder zu verunsichern und sie zu Fehlversuchen zu verleiten oder sich taktisch falsch zu verhalten, damit Du sie über die Versuchsregel besiegst, anstatt über die bestmögliche Endleistung, dann bist Du nur ein schäbiger Verräter Deiner eigenen Kunst und Exzellenz. Und Du wirst genau deshalb nicht Deine bestmögliche Leistung erzielen. Denn hinter jeder Taktik steht die Angst zu verlieren. Und durch das Taktieren wird diese nur noch schlimmer. Schon das Schielen auf die Gegner in der Hoffnung, dass sie bald ausscheiden mögen ist selbstzerstörerisch. Anstatt dessen solltest Du Dich über jeden gelungenen Sprung der Gegner freuen, weil sie damit Deine eigenen Fähigkeiten bis zum Anschlag herausfordern. Und dann eben Dein eigenes Können souverän zelebrieren. 2. Bleiben von Deinem Motto „Kraft und Eleganz“. Es kann natürlich sein, dass ich mit meinen Gedanken nur offene Türen bei Dir einrenne – umso besser! Dann sind sie immer noch, ja erst recht, für andere Kollegen hilfreich. Betrachten wir den Hochsprung also als Kunst (weshalb man das gekonnte Turnen ja auch Kunstturnen nennt), dann ist Eleganz erst das Produkt aus Kraft und Technik. Beim Kunstturnen ist mit Eleganz nicht die makellose Haltung des Turners gemeint, seine bis in die Haar- und Fußspitzen reichende Streckung (die ist Pflicht), sondern der Bewegungsfluss, die harmonische Ausführung der Elemente und ihre nahtlose Verbindung, wodurch von der dabei aufgewandten Kraft einfach nichts zu erkennen ist. Alles scheint von schwungvoller Leichtigkeit und ist doch harte Arbeit. Eleganz ist also das, was aus roher Kraft und bloßer Technik erst Kunst macht. Wenn Du Dich nun bei (oder infolge) der Ausübung Deiner Kunst verletzt, dann weil die Kraft zu roh und die Technik fehlerhaft ist. Und was ich bei Dir zu sehen glaube ist, dass Du hart an der Kraft arbeitest, um immer schneller anlaufen zu können - also immer mehr Tempo in Höhe umsetzen, um immer höher zu fliegen - und dass Du dabei die Technik sträflich vernachlässigst. Es hilft nichts, die Kraft direkt in Eleganz verwandeln zu wollen. Es ist vielmehr absolut unerlässlich, das Technikniveau immer wieder dem steigenden Kraftniveau anzupassen. Und wenn Du das schaffst, ist Eleganz das verblüffende Abfallprodukt, sofern Dein Körper und Dein Wesen dazu die Eignung mitgebracht haben. Was ich aber feststellen musste ist, dass Dein Technikniveau mit steigendem Kraftniveau gesunken ist. Dadurch wird der Zugewinn an Kraft durch einen Verlust an Technik mehr als nur aufgehoben. Und wenn Du hier kein Umdenken erzielst, werden alle Deine Bemühungen nicht zu neuen Bestleistungen sondern eher zu Rückschritten und neuen Verletzungen führen. Weil ich Dir genau das nicht wünsche, schreibe ich Dir. Die Technik ist ein endloses Feld, auf welchem man folglich niemals auslernt. Aber wenn man schon die gröbsten Dinge falsch macht, dann lassen sich die Details und Feinheiten, mit denen man viele weitere Zentimeter Höhe dazugewinnen kann, nicht erkennen noch erarbeiten. Dass man hier auf dem richtigen Weg ist erkannt man daran, dass man immer wieder, jeden Monat irgendeine Entdeckung macht, irgendein Aha-Erlebnis hat. Und so stellt sich das Gesamtbild von dem was Hochsprungtechnik ist, wie ein Puzzle dar. Es besteht aus - sagen wir - 50 Steinen; diese sind aber mit weiteren 50 ähnlichen Steinen vermischt, die gar nicht dazugehören. Und solange hier nicht ein gewisses Maß an Klarheit herrscht, nützen Kraft und Eleganz der Leistung wenig, weil eben keine Kunst entsteht. Zum Abschluss noch dieser Hinweis: Wenn man die Technik nicht richtig oder nur fehlerhaft versteht, dann wird man auch nicht auf die Kraftübungen kommen, die wirklich technikspezifisch sind und folglich der Steigerung der Hochsprungleistung dienen. Man wird Übungen machen, die der Technik und damit der Gesundheit schaden. Ob Dir das in Zukunft erspart bleibt hängt nur von Dir ab. Denn dieses Wissen kannst nur Du selbst erlangen, kein noch so qualifizierter, erfahrener Trainer. Diese Entwicklung Deiner Hochspringer-Persönlichkeit kannst Du nicht in Anderer Hände legen. Dabei ist es wichtig, an erster Stelle herauszufinden, wie man bei gleichbleibender Kraft am höchsten springt, bevor man die vorhandenen Kräfte zu steigern versucht. Denn nur wenn Du die Technik verstehst, wirst Du erkennen, wie Du die speziellen Hochsprungkräfte gezielt trainieren kannst. Die Technik hat unter allen Aspekten die alleroberste Priorität (trippelgemoppelt!). Wenn die Technik der wachsenden Kraft nicht voraus ist sondern ihr hinterherhinkt, wird die hinzugewonnene Kraft Deine Technik schädigen und Deinen Körper zerstören. Du hast sicher bemerkt, dass ich mit diesem Schreiben auch all Deine Kollegen und deren Trainer angesprochen haben will. Denn hier glaube ich steckt die Ursache dafür verborgen, dass von der alten Deutschen Hochsprungherrlichkeit nicht mehr viel übrig ist. In diesem Sinne herzlichst kollegiale Grüße, Dein Thomas RE: Hochsprungtechnik - MZPTLK - 12.05.2014 Sehr gut, das kann auch als Richtschnur für alle anderen Diszipinen gelten! |