Leichtathletikforum.com
Doping- und Anti-Doping News - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Doping- und Anti-Doping News (/showthread.php?tid=292)



RE: Doping- und Anti-Doping News - lor-olli - 08.03.2020

(07.03.2020, 17:55)Atanvarno schrieb: Das steht so als Behauptung von dir und sprunggott im Raum. Aber wie ist es Lawson dann gelungen den CAS (nicht die US-Antidopingbehörde oder die AIU) davon zu überzeugen, dass es dennoch möglich ist?

Es folgt dem "guten amerikanischen Prinzip": ein guter Anwalt wird einen auch nur leichten Zweifel für einen Freispruch nutzen… 
 Big Grin

Im Ernst, es gibt wissenschaftliche Fakten, es gibt theoretische Überlegungen, dazwischen klafft oft noch eine Lücke - in diesem Fall dürfte es der Nachweis für diesen individuellen Athleten sein, der nicht völlig zweifelsfrei erbracht werden kann. Damit haben wir übrigens auch hierzulande Erfahrungen > Lex Pechstein…
Sportorganisationen wie USADA / NADA und Gerichte (CAS oder zivilrechtliche) haben hier manchmal ziemlich konträre Ansichten. Ein Fakt den niemand bestreiten KANN ist der, dass die Menge Substanz im Körper eine leistungsförderliche Wirkung hat (weil der Nachweis der Leistungsförderung dieser Stoffgruppe erbracht ist), ergo wird der Zweifel bei der Art der Verabreichung gestreut > bullshit bingo (= man bestreitet nicht den eigentlichen Fakt der Dopingwirkung weil aussichtslos, sondern die Absicht des wissentlichen Betrugs…)

Ich glaube, wir sollten uns mal zusammentun und ein paar Rinder auf die Weide schicken, das Kilo bringt dann sicher einige hundert Euro mit dem richtigen Futter…


RE: Doping- und Anti-Doping News - Gertrud - 10.03.2020

Ich habe gerade im Supermarkt die Mutter eines ehemaligen Schülers getroffen. Der Sohn promoviert im forensischen Naturwissenschaftsbereich u.a. an Haaranalysen. Danach sind bestimmte Substanzen weit über ein Jahr nachweisbar und zwar auch die einzelnen Einnahme-Stoßzeiten. Warum macht man eigentlich keine Haaranalysen im Dopingbereich flächendeckend?
Dann brauchte man die vielen Dopingtests nicht.

Gertrud


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 10.03.2020

(10.03.2020, 14:27)Gertrud schrieb: Warum macht man eigentlich keine Haaranalysen im Dopingbereich flächendeckend?

Jarrion Lawson hat zu seiner Entlastung eine Haaranalyse durchführen lassen, diese war negativ. Der Urintest hingegen war positiv. Deutet für mich darauf hin, dass entgegen der Einschätzung ihrer Forensikermutter, Urinkontrollen besser geeignet sind, Dopingsünder zu erwischen.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Diak - 10.03.2020

Haaranalysen sind gut geeignet, Gifte nachzuweisen, die über eine lägnere Zeit im Stoffwechsel verbleiben und deswegen in die Haare mit eingebaut werden. Bei Hormonen dürfte das schon schwieriger sein, körpereigene oder -ähnliche Stoffe erst recht. Mir fällt außer Betäubugnsmitteln kein Dopingmittel ein, von dem ich annehmen würde, dass es mittels Haaranalyse nachweisbar wäre.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Sprunggott - 10.03.2020

Die Sache ist wirklich sehr kompliziert! Ich habe mich da selber vor einiger Zeit "Studienbedingt" sehr vertiefen müssen, und auch mit vielen Experten gesprochen. Zusammengefasst lässt sich folgendes sagen:
1.  Die Test- Verfahren zur Proben- Analyse sind strikt festgelegt, und genau geregelt 
2.  Wenn diese nicht wie beschrieben gefordert durchgefürt werden (können), dann Einspruch= Freispruch!
    (hier wird mit abgelegenen Trainingsorten gerne mal "gemogelt" - Stichwort TransportZeiten/ Kühlkette)
3.  Durch die angegebenen Testverfahren weiß jeder "Spezialist" nach was und wie gesucht wird/ oder auch nicht.
     In 99% der Fälle ist das chemische + physikalische Extraktion dann Massenspektrographie. 
4.  Was uns dazu führt, was macht so ein hochsensibles Gerät? Ganz einfach das was vorher Programiert wurde. 
     Es sortiert und vergleicht über eine Software Molekühlketten (in Substanzen) 0= positiv / 1= negativ... 
     z.B. Testosterone= 0 ; oder Testosterone plus einer nicht def. Molekühlkette= 1 
5.  Theoretisch sind für unterschiedliche Stoffe auch sehr diffenzierte Nachweise erforderlich - wird bei unter 3% der Proben 
     wohl willkürlich/ semimethodisch genauer gemacht (sorry hören- sagen, da erfährt man nix genaues).
     Der "Rest ist Standart wie beschrieben). Verzwickt wird es bei Gen-Remarker Produkten oder Side-Products. 
6.  Um zu Wissen nach was man Suchen und Testen (muss) will, welche Verfahren damit nötig sind, und wie diese 
     festgelegt werden erfordert viel viel Geld und Zeit. Man hängt also zwangsläufig immer hinterher. 
Was auch künftig zur Folge hat, dass viele Ihre Annerkennung im Nachgang per Post nach Hause geschickt bekommen. 
Aber nur, wenn auch alle Finalisten getestet worden, und die Proben zum "Nachtest" zur verfügung stehen.
Alle anwaltlichen Raffinessen (wie Beweislast- Umkehrverfahren) lasse ich mal außen vor !
Möge auch künftig das schnellste Fleisch gewinnen - MUUH 
                                                                            Dodgy


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 10.03.2020

Danke für den Einblick. Trotzdem bin ich gespannt auf die ausführliche Urteilsbegründung des CAS im Fall Lawson.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 10.03.2020

(10.03.2020, 17:27)Sprunggott schrieb: 5.  Theoretisch sind für unterschiedliche Stoffe auch sehr diffenzierte Nachweise erforderlich - wird bei unter 3% der Proben 
     wohl willkürlich/ semimethodisch genauer gemacht (sorry hören- sagen, da erfährt man nix genaues).

Damit sind vermutlich so Sachen wie die Interpretation des SAR-PAGE Tests gemeint, die ja im Fall Karus stark in der Kritik stand, bspw. auch hier Improving scientific practice in sports‐associated drug testing


RE: Doping- und Anti-Doping News - lor-olli - 10.03.2020

Das Problem ist, dass Methoden die z.B. in der Kriminalistik und vor Gericht (national) durchaus akzeptiert und als Nachweis anerkannt sind, in der Dopingfahndung erst noch die Verifikationsbestätigungen der verschiedenen Verbände durchlaufen müssen bis sie in internationales (Doping-)Recht übergehen… da wird natürlich auch taktiert (die Hintergründe darf jeder für sich selbst vermuten…)

Das führt dann am Ende dazu, dass nicht die allerneuesten, schnellsten und präzisesten Methoden von den Dopingfahndern genutzt werden können, sondern nur die Zugelassenen. Das klingt scheinheilig, es entspricht aber den unterschiedlichen Richtlinien in vielen Ländern. In den USA etwa sind Mastmittel (Hormone) gang und gäbe, Bisphenol A (BPA) in lebensmittelgerechten Kunstoffen aber nicht, in D sind Hormone im Fleisch nicht erlaubt, Bisphenol A aber z.B. in den Innenbeschichtungen von Konservendosen schon, bei Babyflaschen dagegen nicht mehr nach EU Recht. (Bisphenole entfalten eine hormonähnliche Wirkung).

Nur mal als Tipp: Trainingslager in einigen Gegenden der Welt sollte man vorbereiten, hormonell belastetes Fleisch etwa gibt es nicht nur in den USA und Asien (China), auch in Südamerika und in einigen Teilen Afrikas - letztlich überall, wo große US- Lebensmittel- und Pharmakonzerne stark vertreten sind. (in wieweit das auch für europäische Konzerne international gilt ist nicht so klar, hier gibt es keine wirkliche Transparenz)


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 19.03.2020

Berehanu Tsegu (ETH, PBs 27:00/59:32) für vier Jahre gesperrt (positiv auf EPO)
https://twitter.com/aiu_athletics/status/1240707369404895234


RE: Doping- und Anti-Doping News - RalfM - 19.03.2020

Endlich mal wieder Doping!