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Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - Druckversion

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RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - runner5000 - 12.08.2023

Karlsruhe funktioniert doch auch genauso.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - siebenschläfer - 12.08.2023

Der Fokus meinerseits lag auf der Anzahl der Heats. Und in Pfungstadt habe ich häufig erlebt, dass Läufer in bessere Läufe eingeteilt werden, weil sie deutsch sind, oder "jung", oder "talentiert".


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - aj_runner - 12.08.2023

(12.08.2023, 12:27)siebenschläfer schrieb: Der Fokus meinerseits lag auf der Anzahl der Heats. Und in Pfungstadt habe ich häufig erlebt, dass Läufer in bessere Läufe eingeteilt werden, weil sie deutsch sind, oder "jung", oder "talentiert".

Das als ein Ursache für die fehlende Leistungsdichte zu nehmen halte ich für weit hergeholt. Natürlich haben wir weniger Laufbegeisterte als GB, aber auch deulich weniger, als vor 20, 30 oder 40 Jahren die DE. Die Gretchenfrage muss nicht heißen, wie mache ich den Pool größer, sondern wir schaffe ich es aus einem kleineren Pool die Talentierten so zu entwickeln, dass sie oben ankommen. Mit den Streuverlusten aus den früheren Zeiten, bleibt am Ende halt nix mehr übrig.
Wie man aus einem kleinen Pool an Talenten viel rausholt, macht uns in vielen Disziplinen die Schweiz vor.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - tobitobs - 12.08.2023

Auch Lothar Pöhlitz nimmt die Entwicklung im Mittel/Langstreckenbereich mal wieder unter eine kritische Betrachtung nach dem gesehenen bei der U23 DM , der Jugend DM und der U23 EM.
https://germanroadraces.de/?p=220009


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - siebenschläfer - 12.08.2023

(12.08.2023, 12:49)aj_runner schrieb:
(12.08.2023, 12:27)siebenschläfer schrieb: Der Fokus meinerseits lag auf der Anzahl der Heats. Und in Pfungstadt habe ich häufig erlebt, dass Läufer in bessere Läufe eingeteilt werden, weil sie deutsch sind, oder "jung", oder "talentiert".

Das als ein Ursache für die fehlende Leistungsdichte zu nehmen halte ich für weit hergeholt. Natürlich haben wir weniger Laufbegeisterte als GB, aber auch deulich weniger, als vor 20, 30 oder 40 Jahren die DE. Die Gretchenfrage muss nicht heißen, wie mache ich den Pool größer, sondern wir schaffe ich es aus einem kleineren Pool die Talentierten so zu entwickeln, dass sie oben ankommen. Mit den Streuverlusten aus den früheren Zeiten, bleibt am Ende halt nix mehr übrig.
Wie man aus einem kleinen Pool an Talenten viel rausholt, macht uns in vielen Disziplinen die Schweiz vor.

Wieso sollte man das als so "natürlich" hinnehmen? Und: Wenn der Pool größer ist hat man doch noch mehr Auswahl, aus dem man die (dann noch mehr) Talentierten entwickeln kann?
 Das ist im Übrigen genau das, was in UK passiert ist, nachdem sie Anfangs der 2000er am Boden lagen in den Mittelstrecken: Sie haben den BMC (British Milers Club) intensiviert um aus einen größeren Talentepool schöpfen zu können.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - aj_runner - 12.08.2023

(12.08.2023, 19:34)siebenschläfer schrieb:
(12.08.2023, 12:49)aj_runner schrieb:
(12.08.2023, 12:27)siebenschläfer schrieb: Der Fokus meinerseits lag auf der Anzahl der Heats. Und in Pfungstadt habe ich häufig erlebt, dass Läufer in bessere Läufe eingeteilt werden, weil sie deutsch sind, oder "jung", oder "talentiert".

Das als ein Ursache für die fehlende Leistungsdichte zu nehmen halte ich für weit hergeholt. Natürlich haben wir weniger Laufbegeisterte als GB, aber auch deulich weniger, als vor 20, 30 oder 40 Jahren die DE. Die Gretchenfrage muss nicht heißen, wie mache ich den Pool größer, sondern wir schaffe ich es aus einem kleineren Pool die Talentierten so zu entwickeln, dass sie oben ankommen. Mit den Streuverlusten aus den früheren Zeiten, bleibt am Ende halt nix mehr übrig.
Wie man aus einem kleinen Pool an Talenten viel rausholt, macht uns in vielen Disziplinen die Schweiz vor.

Wieso sollte man das als so "natürlich" hinnehmen? Und: Wenn der Pool größer ist hat man doch noch mehr Auswahl, aus dem man die (dann noch mehr) Talentierten entwickeln kann?
 Das ist im Übrigen genau das, was in UK passiert ist, nachdem sie Anfangs der 2000er am Boden lagen in den Mittelstrecken: Sie haben den BMC (British Milers Club) intensiviert um aus einen größeren Talentepool schöpfen zu können.

Den Talentpool zu vergrößern dauert auf jeden Fall deultich länger, als die vorhandenen Talente bestmöglich zu trainieren und zu fördern. Aktuell haben wir drei U20-Talente mit 1:48er Zeiten. Kommt in den nächsten 2, 3 Jahren von denen zumind. einer zu einer Sub 1:46 / Sub 1:45 oder ist bei 1:47 wieder Endstation?
Die Geburtenrate liegt beim Jahrgang 2010 bei rund der Hälfte im Vergleich zu 1970. Auch das ist ein Argument mehr auf Qualität zu setzen als auf Masse zu hoffen.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - aj_runner - 12.08.2023

(12.08.2023, 17:27)tobitobs schrieb: Auch Lothar Pöhlitz nimmt die Entwicklung im Mittel/Langstreckenbereich mal wieder unter eine kritische Betrachtung nach dem gesehenen bei der U23 DM , der Jugend DM und der U23 EM.
https://germanroadraces.de/?p=220009

Lothar Pöhlitz wird sicherlich konkreter als Willi Wühbeck, aber so richtig schlau wird man aus seinem Artikel auch nicht. Das Elend hat er ausführlich beschrieben, die Lösungswege gehen nicht über Allgemeinplätze hinaus.
2019 hatte es das Jahrhundertalent Koko - für ein Jahr - in die Weltspitze geschafft. Seither sind 15 Athletinnen zum Teil erheblich schneller über 5.000 m gerannt. Das Weltniveau hat sich auf allen Strecken unheimlich entwickelt
Im gleichen Zeitraum, also in den letzten 4 Jahren, haben sich über die 10 Strecken zwischen 800 m bis 10.000 m (m/w) nur 3 deutsche Athleten so weit entwickelt, dass man bei einem optimalen Verlauf mit einer Top-8-Platzierung auf Weltniveau rechnen könnte: Farken, Abdilaahi und Lea Meyer. Farken und Meyer fehlen in Budapest verletzungsbedingt, Abdilaahi kam zu spät in Form.
In meinen Augen ein multiples Versagen in der gesamten Pyramide: Die Entwicklung von der Bestätigungsnorm in Richtung Weltniveau schaffen viel zu wenige und die wenigen, die es schaffen, können nicht starten. Eine Ebene weiter unten gibt es dann zu wenige U20/U23 Athleten, die den Sprung Richtung Bestätigungsnorm erreichen, usw.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - frontrunner800 - 12.08.2023

(12.08.2023, 22:44)aj_runner schrieb:
(12.08.2023, 17:27)tobitobs schrieb: Auch Lothar Pöhlitz nimmt die Entwicklung im Mittel/Langstreckenbereich mal wieder unter eine kritische Betrachtung nach dem gesehenen bei der U23 DM , der Jugend DM und der U23 EM.
https://germanroadraces.de/?p=220009

Lothar Pöhlitz wird sicherlich konkreter als Willi Wühbeck, aber so richtig schlau wird man aus seinem Artikel auch nicht. Das Elend hat er ausführlich beschrieben, die Lösungswege gehen nicht über Allgemeinplätze hinaus.
2019 hatte es das Jahrhundertalent Koko - für ein Jahr - in die Weltspitze geschafft. Seither sind 15 Athletinnen zum Teil erheblich schneller über 5.000 m gerannt. Das Weltniveau hat sich auf allen Strecken unheimlich entwickelt
Im gleichen Zeitraum, also in den letzten 4 Jahren, haben sich über die 10 Strecken zwischen 800 m bis 10.000 m (m/w) nur 3 deutsche Athleten so weit entwickelt, dass man bei einem optimalen Verlauf mit einer Top-8-Platzierung auf Weltniveau rechnen könnte: Farken, Abdilaahi und Lea Meyer. Farken und Meyer fehlen in Budapest verletzungsbedingt, Abdilaahi kam zu spät in Form.
In meinen Augen ein multiples Versagen in der gesamten Pyramide: Die Entwicklung von der Bestätigungsnorm in Richtung Weltniveau schaffen viel zu wenige und die wenigen, die es schaffen, können nicht starten. Eine Ebene weiter unten gibt es dann zu wenige U20/U23 Athleten, die den Sprung Richtung Bestätigungsnorm erreichen, usw.

Herausragender Post, der dick unterstrichen gehört – besser kann man es nicht formulieren!!!




RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - X800 - 13.08.2023

Pöhlitz ist doch mittlerweile viel zu weit weg von den aktuellen, als auch vergangenen Athleten. 
Er spricht das offensichtliche an. Das hilft aber auch nicht. Hinzu kommt, dass er auf den Langstrecken deutlich versierter ist als im Mittelstreckenbereich. 

Willi's Meinung würde ich fast schon "exklusiv" nennen - wie so oft.


RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - Tom1966 - 13.08.2023

Moin,

dem kann sich wohl die Mehrheit hier in der Diskussion vorbehaltlos anschließen. Am wenigsten überzeugen Erklärungen wie "zu wenig Biß" oder der "fehlende absolute Wille und Konsequenz". In der TOP 100 weltweit über 800 m und 1500 m sind neben einer großen Zahl an US-Amerikanern auch Briten, Spanier, Portugiesen, Franzosen, Italiener usw. Die Gesellschaftsmodelle der Heranwachsenden würde ich grosso modo für vergleichbar halten, warum sollten also ausgerechnet nur deutsche AuA zu labil und inkonsequent sein? Das ist doch völliger Unsinn.

Bei der Ursachenforschung dreht sich die Diskussion etwas im Kreis, sie konzentriert sich ja auf folgende mögliche Ursachen, die hier genannt wurden:

1. der zu geringe Pool an AuA der U20/23, aus dem sich die absolute Spitze entwickeln könnte
Mehr ist immer gut, aber im Vergleich der TOP 10 der deutschen Jahresbestenlisten in den 1980er, 2000er und 2020er Jahren zeigt sich eigentlich von der U18 bis zu den Aktiven eine qualitativ vergleichbare Situation. Nur kommen daraus eben weniger Top-Leistungen und die Weltspitze ist in diesen 40 Jahren deutlich weiter weg gerückt.

2. eine zu frühe Spezialisierung der U18/U20 mit zu hohem Anteil an Tempotraining im Wettkampftempo oder schneller
Fakt ist jedenfalls, dass die deutschen U18 und U20 AuA näher an der gleichaltrigen Weltspitze sind, als die Aktiven. Danach gelingt der Sprung zu den Aktiven eben nicht mehr. Ob es besser wird, wenn man bis in die Juniorenklasse hinein eher Schnitzeljagd und Ballspiele übt, wage ich zu bezweifeln. Hier kommt es doch wohl eher auf die ausgewogene Verteilung der Belastungsstufen und der Erholungsperioden an, die einen 18- oder 20-jährigen eben anders behandeln als einen 26-28-jährigen.

3. mangelnde Individualisierung der Trainingskonzepte und der Belastungssteuerung
Wenn man sich dieser Auffassung anschließen will, müsste man unterstellen, dass es ausgerechnet in der deutschen Leichtathletiik eine Art kollektiven Methodenzwang der TuT gibt, der seit Jahrzehnten konsequent in die falsche Richtung führt und internationale Standards nicht oder nur begrenzt berücksichtigt. Im Langsprint scheint es einen solchen Methodenzwang ja tatsächlich zu geben, wenn konsequent das Training von unten heraus und über den Speed propagiert wird (jedenfalls ist das hier im Forum verschiedenltich angeführt worden) und als Resultat das Sterben auf den letzten 100 m steht.
In anderem Zusammenhang hatte ich mal auf die TOP 100 der Triathleten (alles generisches maskulinum...) und die enorme deutsche Präsenz dort hingewiesen, es geht also doch. Bei den großen Rundstreckenrennen der Radrennfahrer dito. Also vielleicht etwas mehr disziplinübergreifender Austausch? 

Tom