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Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - Druckversion

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Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - icheinfachma - 21.07.2017

Hallo,

mal eine provokante These: Während in den Ballsportarten das Mentaltraining längst seinen feste Platz gefunden hat, ist das in der Leichtathletik noch nicht ganz angekommen. Es gibt einzelne Athleten, die es auf eigene Faust nutzen. Aber das Ganze wird nicht so strukturiert und konsequent angegangen wie das Training des Körpers.

Ich finde, insbesondere in der U20-EM schlagen sich die Defizite im psychologischen Bereich sehr deutlich nieder. Es gibt viel Scheitern und wenn man sich die Berichte mal unter diesem Aspekt durchliest, merkt man, dass es fast immer am Kopf liegt. Das sind alles Probleme, die man mit der richtigen mentalen Vorbereitung nicht hätte.

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/grosseto-tag-1-die-dlv-athleten-in-den-vorrunden/

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/grosseto-tag-2-die-dlv-athleten-in-den-vorrunden/

Ich finde, es wird Zeit, dass der DLV auch im Bereich Mentaltraining aufwacht und sich auf einen aktuellen Stand bringt!


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - Knueppler - 21.07.2017

Häufig ist es so, dass Athleten bei ihrem ersten internationalen Auftritt nicht die normale Leistung erbringen.
Das sehe ich nicht so dramatisch, meistens gibt sich das wieder. Manchmal braucht man auch solch eine Erfahrung.

Bei Jennifer Montag muss man sehen, dass sie in Regensburg bei super Bedingungen insbesondere eines gerade noch gültigen Rückenwindes die 11,29 gelaufen ist. Sie ist eine zierliche Person, die vermutlich bei Rückenwind mehr profitiert als andere, bei Gegenwind aber auch mehr Nachteile hat. (Jedenfalls habe ich das bei meinen eigenen Kindern festgestellt).
Außerdem war sie in Leverkusen (U23 DM) schon nicht mehr in der Form (11,63; 11,74; 11,75). Danach folgte immerhin noch Mannheim mit 11,29 bei 3,3 RW bzw. 11,43 bei 2,5 RW.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - alex72 - 21.07.2017

Es ist aber schon so dass der DLV immer mindestens einen Team-Psychologen dabei hat und dass die auch oft bei den Lehrgängrn dabei sind also vollkommen vernachlässigt wird das nicht, veilleicht aber nicht angenommen.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - alex72 - 21.07.2017

Es ist aber schon so dass der DLV immer mindestens einen Team-Psychologen dabei hat und dass die auch oft bei den Lehrgängrn dabei sind also vollkommen vernachlässigt wird das nicht, veilleicht aber nicht angenommen.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - Sallermann - 21.07.2017

Ich weiß nicht ... Ich bin Trainer dieser Altersgruppe, einer meiner Athleten ist ebenfalls in Grosseto (war noch nicht am Start) und ja, einige dieser halb Erwachsenen hätten in vielen Dingen einen Mentaltrainer nötig Smile aber ist das nicht entwicklungsbedingt normal und müssen solche Erfahrungen nicht einfach gemacht werden? Es ist heiß und wohl sehr windig in Grosseto, viele haben den ersten internationalen Einsatz ...
Muss man vorsorglich mit Mentaltrainern arbeiten, damit ja möglichst keiner die Erfahrung macht, zu versagen? (Und weil wir Finalplätze sehen wollen)

Und glaubt nicht, dass die Mehrheit der Athleten in diesem Alter begeistert ist, von der Möglichkeit mit einem Psychologen zu reden!

Ebse


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - icheinfachma - 21.07.2017

@ Knüppler: Es ließe sich aber vermeiden, wenn man es gezielt trainieren würde. Mit einem Mentaltraining lässt sich zum Beispiel auch die Konstanz der Leistungen verbessern, das betrifft auch erfahrenere Athleten.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - lor-olli - 21.07.2017

Beim Vergleich zwischen Ballsportarten und Leichtathleten sollte man aber nicht das doch sehr andere Anspruchsniveau unterschlagen. Bei den Ballspielern gilt es eine gemeinsame Leistung zu erbringen und die Faktoren die ein Team behindern auszuschalten, indem vor allem richtig kommuniziert wird. Es gewinnt nicht der physisch oder technisch überlegene Fußballer wenn die körperlich unterlegene Mannschaft perfekt harmoniert, eine Menge lässt sich außerdem über den "Kampfgeist" kompensieren - und das nicht immer fair!

In der LA machen sich aufgrund der konkreten Leistungsvergleichbarkeit kleine Schwächen außerordentlich bemerkbar (die 100m sind immer 100m lang, ein Fußbalspiel lässt sich kaum mit einem anderen wertstabsmäßig vergleichen) . Macht es einen Unterschied ob ich Fußball mit Gegenwind oder Rückenwind spiele? Die Leichtathleten erleben es oft hautnah welche entscheidende Auswirkung so ein Umstand hat. Einen schwächelnden Fußballer kann ein gutes Team mitziehen, ein schwächelnder Leichtahlet fällt IMMER auf.

Mentaltraining kann allenfalls helfen, wenn ein Athlet wiederkehrend Probleme mit der Konzentraton, der Fokussierung und der "Angst vor der Höhe" hat (Diskussion im Vorgängerforum…). Auch regelmäßig harte Wettkämpfe gegen starke Konkurrenz formt, wer immer nur auf der "Heimatbahn" allen davonläuft, verkrampft dann unter Umständen schneller wenn er mal nicht vorn läuft.

Mentaltraining bewirkt keine Wunder bei Einzelkämpfern, es kann nur helfen Defizite zu mildern. Niemand wird allein nach einem Mentaltraining plötzlich einen "Wunderendspurt" hinlegen, das sollte man realistisch sehen.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - icheinfachma - 21.07.2017

@ alex: Ein Teampsychologe dabei ist klar, aber der ist eher für psychologische Probleme ein Ansprechpartner. Ich will aber auch ein planmäßiges, ganzjähriges fest in den Trainingsplan integriertes Verwenden von Mentaltrainingsmethoden hinaus. Dazu braucht man nicht unbedingt einen Psychologen, auch als Trainer kann man sich einarbeiten.

Ich habe mal in der Unibibliothek ein Buch gefunden "Mentaltraining in der Leichtathletik". Da ich schon vorher immer mal von dem Thema gehört hatte, habe ich das Buch gelesen und war interessirt. Ich habe mich dann noch weiter damit befasst. Ich setze das auch in meinem eigenen Training ein (bin kein Leistungssportler, tut aber der Wirksamkeit keinen Abbruch) und habe vor allem festgestellt:

-eine größere Effizienz im Technik-Training bei allgemein verbesserter Konzentration auf das Training
-konstantere technische Leistungen (keine verkackten Starts oder sonstwas mehr) im Wettkampf und daraus resultierend eine hohe Konstanz der Leistung innerhalb einer Zehntel auf 100m und 2 Zehntel auf 200m bei 8 Wettkämpfen
-die Fähigkeit, härter zu trainieren bzw. harte Trainingseinheiten souveräner zu bewältigen, z.B. harte Tempolaufprogramme, und dabei vollste KOnzentration auf die Technik, ohne das die körperliche Verausgabung mich daran hindert

Ich hänge mal das INhaltsverzeichnis des genannten Buches an, damit man sehen kann, über welche Gebiete sich das Mentaltraining erstreckt.

@ Sallermann: Es geht nicht darum, mit Athleten zum Onkel Dr. zu gehen und über Probleme zu reden, mir geht es um mentales Training, nicht um Psychotherapie. Auf letzteres ist wahrscheinlich der Sportpschologe im Team spezialisiert.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - icheinfachma - 21.07.2017

Der erste Punkt mit der Motivation it sicher etwas, was weniger mit Mentraltraining zu tun hat, sondern mit dem, was man sich traditionell unter einem Sportpsychologen feststellt. Außerdem deckt das Buch auch nicht alle Bereiche ab. Es lohnt sich, sich zumindest einzulesen, weil man mit dem richtigen Mindset soviel mehr herausholen kann. Manche erwerben dieses Mindeset intuitiv, andere müssen es gezielt erlernen.


RE: Mangelnde Nutzung von Mentaltraining spiegelt sich in der U20-EM wieder - icheinfachma - 21.07.2017

(21.07.2017, 14:44)lor-olli schrieb: Beim Vergleich zwischen Ballsportarten und Leichtathleten sollte man aber nicht das doch sehr andere Anspruchsniveau unterschlagen. Bei den Ballspielern gilt es eine gemeinsame Leistung zu erbringen und die Faktoren die ein Team behindern auszuschalten, indem vor allem richtig kommuniziert wird. Es gewinnt nicht der physisch oder technisch überlegene Fußballer wenn die körperlich unterlegene Mannschaft perfekt harmoniert, eine Menge lässt sich außerdem über den "Kampfgeist" kompensieren - und das nicht immer fair!

In der LA machen sich aufgrund der konkreten Leistungsvergleichbarkeit kleine Schwächen außerordentlich bemerkbar (die 100m sind immer 100m lang, ein Fußbalspiel lässt sich kaum mit einem anderen wertstabsmäßig vergleichen) . Macht es einen Unterschied ob ich Fußball mit Gegenwind oder Rückenwind spiele? Die Leichtathleten erleben es oft hautnah welche entscheidende Auswirkung so ein Umstand hat. Einen schwächelnden Fußballer kann ein gutes Team mitziehen, ein schwächelnder Leichtahlet fällt IMMER auf.

Mentaltraining kann allenfalls helfen, wenn ein Athlet wiederkehrend Probleme mit der Konzentraton, der Fokussierung und der "Angst vor der Höhe" hat (Diskussion im Vorgängerforum…). Auch regelmäßig harte Wettkämpfe gegen starke Konkurrenz formt, wer immer nur auf der "Heimatbahn" allen davonläuft, verkrampft dann unter Umständen schneller wenn er mal nicht vorn läuft.

Mentaltraining bewirkt keine Wunder bei Einzelkämpfern, es kann nur helfen Defizite zu mildern. Niemand wird allein nach einem Mentaltraining plötzlich einen "Wunderendspurt" hinlegen, das sollte man realistisch sehen.

Es geht im Mentaltraining nicht nur um TEambuilding, sondern auch um Techniktraining und Konzentrationslenkung. Und außerdem - hast du es ausprobiert oder dich mit den Erfahrungsberichten von Athleten auseinandergesetzt? Offensichtlich nicht.