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Weitsprung-Anlaufrhythmus - Hinkebein - 29.04.2014 In der einschlägigen Literatur wird ja ein Weitsprung-Anlaufrhythmus "kurz-lang-kurz" empfohlen. Mir erschließt sich aber nicht der Sinn des ersten kurzen Schrittes, eigentlich würde doch "lang-kurz" reichen!? Dies ist meines Erachtens auch einfacher zu vermitteln. ![]() RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - lor-olli - 29.04.2014 (29.04.2014, 10:18)Hinkebein schrieb: ...eigentlich würde doch "lang-kurz" reichen!? ... Wird in einigen anderen Ländern auch so genannt, in den USA z.B. recht häufig. Ein Beispiel: long-jump (slide 8) hier wird von den last two strides gesprochen - long-short oder short long. Die "Verkürzung" auch deswegen, weil das Hauptaugenmerk auf dem Hauptziel liegen sollte, nämlich der Weite… Ich vermute das kurz-lang-kurz soll die Rhytmisierung andeuten, es ist oft nicht so einfach von einem Anlauf mit immer gleich langen Schritten, plötzlich den letzten "kurz" zu setzen. Wenn ich den vorletzen Schritt mit dem Sprungbein bereits "kurz" setze, solle es wohl einfacher sein den Rhytmus für die letzten Schritte zu finden. Mir persönlich erschien das immer unnötig, da man bei entsprechend gestaltetem Anlauf automatisch versucht den Balken zu treffen. Es gilt den Anlauf dann so zu wählen, dass der letzte Schritt etwas kürzer sein MUSS um nicht über zutreten. Ich habe aber auch Konkurrenten / andere Springer erlebt, denen dies leichter fiel wenn nicht nur der letzte Schritt kürzer ausfiel. Das Kunststück ist, nicht zu viel Geschwindigkeit zu verlieren. Hängt wohl auch vom Typus des Athleten ab - die ganz Schnellen fühlen sich bei kurzem Schritt leicht ausgebremst. (Manchmal stimmt das sogar) RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - MZPTLK - 04.05.2014 Der Zweck ist eine leichte KSP-Absenkung im längeren vorletzten Schritt und eine KSP-Aufwärtsbewegung im kurzen Absprungschritt, das bewirkt einen effektiveren und wenn man so will verlängerten Absprung. ![]() Die Aktion sollte nicht kontraproduktiv sein, der Geschwindigkeitsverlust sollte dabei minimiert werden. Man tastet sich an eine optimale Gestaltung vor allem durch verkürzte Anläufe heran. RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - Hellmuth K l i m m e r - 04.05.2014 (29.04.2014, 13:08)lor-olli schrieb: Ich vermute, das Kurz-lang-kurz soll die Rhythmisierung andeuten, es ist oft nicht so einfach von einem Anlauf mit immer gleich langen Schritten, plötzlich den letzten "kurz" zu setzen. Ich sehe das auch so. Das Bemühen muss darauf gerichtet sein, durch Schrittlängenveränderung die Rhythmisierung des Anlaufes zu erwirken. Allein das ist das Ziel; und der (etwas!) längere vorletzte Schritt mit dem geringen(!) Absenken dabei muss / bewirkt einen kürzeren letzten Schritt* - womit ein schnelleres "Hinsetzen" das Sprungbeines auf den Balken mit guter Absprunghaltung ("Absprunggestalt" - n. STEINBACH), also k e i n Stemmen erreicht wird. Ob es richtig ist, die AL-Länge so zu gestalten, dass man dichter an den Balken kommt (also kurz treten m u s s ), sei dahin gestellt. ![]() Ich denke, da kommts in der Hitze des Gefechts doch häufiger zu Ungültigen. ![]() Das hier schon diskutierte Problem einer deutschen Meisterin ist eben genau dieses. H. Klimmer / sen. *) Beamon machte (1968) allerdings genau des Gegenteil: L a a a n g e r letzter Schritt ... RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - matthias.prenzlau - 04.05.2014 Deshalb sind die Weitesten, auch immer die (leicht) Übergetretenen. Wenn man zu nah an den Balken kommt, muss man kurz treten. Entweder man hat Glück oder er ist ungültig. RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - MZPTLK - 04.05.2014 (04.05.2014, 21:28)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Ich sehe das auch so. Das Bemühen muss darauf gerichtet sein, durch Schrittlängenveränderung die Rhythmisierung des Anlaufes zu erwirken. Allein das ist das Ziel; und der (etwas!) längere vorletzte Schritt mit dem geringen(!) Absenken dabei muss / bewirkt einen kürzeren letzten Schritt - womit ein schnelleres "Hinsetzen" das Sprungbeines auf den Balken mit guter Absprunghaltung ("Absprunggestalt" - n. STEINBACH), also k e i n Stemmen erreicht wird.Es geht um eine optimal gestaltete Wandlung einer zyklischen (An-)Laufbewegung in eine antzyklische Absprungbewegung. Das Ziel ist nicht die Rhythmisierung des Anlaufs, sondern der Übergang, die Absprungvorbereitung mittels der letzten 2,3 Schritte. Der zyklische Anlauf dient dem Erreichen einer bei höchstmöglicher Lockerheit höchstmöglichen Geschwindigkeit. Die letzten 2-3 Schritte erbringen keine Erhöhung der Horizontalgeschwindigkeit mehr, dann wäre der Anlauf zu kurz bemessen und die Absprungvorbereitung gestört. Das schnellere Setzen des Absprungfusses ist eine Wirkung eines optimal konfigurierten letzten Schrittes, aber auch biomechanisch(Talent) bedingt: Sebastian Bayer soll den schnellsten Absprungfuss in Deutschland haben. KEIN Stemmen führt zu geringeren Weiten, zu starkes Stemmen ebenso. Es ist abwegig, erst Bodenkontakt haben zu sollen, wenn der KSP senkrecht über oder hinter dem Absprungfuss ist. Ist der KSP beim Kontakt davor, bedeutet das nun mal Stemmen. Beim Dreisprung sieht die KSP-Position natürlich anders aus. Andererseits ist der Weitsprung kein Hochsprung, wo sehr viel Horizontalgeschwindigkeit umgelenkt wird. RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - MZPTLK - 04.05.2014 (04.05.2014, 21:28)Hellmuth K l i m m er schrieb: *) Beamon machte (1968) allerdings genau des Gegenteil: L a a a n g e r letzter Schritt ... Wie ich schon woanders schrob(Kniebeuge im Sprungbereich), der war vom Basketballspielen 'versaut.' RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - Piroschka - 05.05.2014 Aber dies zu klären, wäre doch mal interessant. Ist ein Stemmen beim Weitsprung verkehrt oder nicht? Wenn man Beamon nimmt; dann wohl eindeutig nicht! Frage wäre dann doch: Gibt es unterschiedliche Arten zu stemmen oder muss man beim Stemmen auf bestimmte Sachen achten? Gibt es vlt. Aktives oder Passives Stemmen? Wie hoch war eigentlich die Anlaufgeschwindigkeit von Beamon kurz vor dem Aufsetzen des Sprungbeins und wie hoch die Abfluggeschwindigkeit? Stecken im richtigen Stemmen ungeahnte Reserven, die es heutigen Athleten ermöglicht deutlich über 9m zu springen? RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - MZPTLK - 05.05.2014 (05.05.2014, 00:00)Piroschka schrieb: Aber dies zu klären, wäre doch mal interessant. Ist ein Stemmen beim Weitsprung verkehrt oder nicht? Wenn man Beamon nimmt; dann wohl eindeutig nicht! Frage wäre dann doch: Gibt es unterschiedliche Arten zu stemmen oder muss man beim Stemmen auf bestimmte Sachen achten? Gibt es vlt. Aktives oder Passives Stemmen? Wie hoch war eigentlich die Anlaufgeschwindigkeit von Beamon kurz vor dem Aufsetzen des Sprungbeins und wie hoch die Abfluggeschwindigkeit? Stecken im richtigen Stemmen ungeahnte Reserven, die es heutigen Athleten ermöglicht deutlich über 9m zu springen? Stemmen ist ein etwas unglücklicher Ausdruck. Besser ist Amortisation oder Umlenkung. Es ist immer ein Mix aus passiv und aktiv: reaktiv. Stemmen kann suggerieren: ich muss mich wogegen stemmen und bremsen. Das wird bei den Würfen gemacht, besonders beim Speerwurf bestens zu sehen. Wie es Beamon genau fabriziert hat, müsste man sich anhand besserer(nicht existenter?) Aufnahmen ansehen und ihn dazu befragen. Er konnte die 100 um die 10,2 laufen, seine Max dürfte besser sein als die der deutschen Sprinter. Wenn man an die 9 m springen will, muss man mindestens mit 10,5, besser mit 11 m/sek oder drüber angerast kommen. Sein semiprofessionelles Basketballspiel über Jahre hat sicherlich seine Sprungkraft auch entwickelt, und das in einer Weise, die man bei den 8,90 wiedererkennen kann. Auch sein 'schleichender' Anlaufsprint ohne Kniestreckung kommt sicherlich daher. Ungeahnte Reserven sehe ich nicht. Man hat im Weitsprung alles xmal ausprobiert, die unterschiedlichsten Springertypen waren erfolgreich. Wenn man allerdings die 3 Besten aller Zeiten nimmt: alle um die 1,90, sehr schnell, sehr schlank. Also Trainer, ab in die Fussgängerzone und danach Talente ausgucken! ![]() RE: Weitsprung-Anlaufrhythmus - lor-olli - 05.05.2014 Ich vermeide den Begriff "stemmen" bei Erklärungen im Weitsprung gern, weil Anfänger z.B. dann versuchen den Hochsprung oder Speerwurf zu imitieren... ![]() Umlenkung wie MZPTLK schreibt, vermittelt den Eindruck einer Billiardkugel, die wenn im richtigen (flachen) Winkel an die Bande gestoßen, die volle Geschwindigkeit in die neue Richtung mitnimmt - ein viel genaueres Bild! Genau dies versucht ein Weitspringer zu erreichen, wozu auch die leichte (!) Absenkung des Körperschwerpunktes ("Winkel abflachen") kurz vor dem Absprung dient. Die Sprungweite wird durch den optimalen Abflugwinkel und die Geschwindigkeit beim Absprung bestimmt - diese festen Größen kann man nicht ändern. Der Absprungwinkel beeinflusst die Flughöhe aber auch die Geschwindigkeit. Je stärker die Winkeländerung desto stärker der bremsende Effekt. Man kann diese Winkeländerung verringern, dadurch das man "von unten kommt" (Körperschwerpunkt absenkt) und somit die Veränderung des Gesamtwinkels verringert (= weniger bremsenden Effekt). ![]() Ich glaube auch nicht, dass es die "optimale Formel" gibt, jeder Springer ist bei seinen physischen Möglichkeiten individuell, von der Beweglichkeit im Hüftbereich bis zur Stabilität des Fußgelenks über die beste Anlaufgeschwindigkeit bis zur maximal sinnvollen Absenkung des Körerschwerpuktes, gilt es DIE Parameter für jeden Athleten zu finden. Manche Athleten haben auch einfach die "koordinative Intelligenz", wie Bob Beamon, er sprang weiter als Carl Lewis, obwohl Lewis der schnellere Sprinter war. |