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Normale Version: Pechstein - Deutsches Sportrechtssystem bröckelt.
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Sehr interessanter Artikel in der SZ über den Schadensersatz-Prozeß von Claudia Pechstein. In zweiter Instanz wurde die Zuständigkeit des CAS (Internationaler Sportgerichtshof) angezweifelt:
Zitat:In der Verhandlung bestätigten die Richter aber auch in zweiter Instanz die massiven Zweifel an der Wirksamkeit der Schiedsgerichtsbarkeit und erschütterten mit ihren Vorwürfen den 1984 ins Leben gerufenen Internationalen Sportgerichtshof Cas in seinen Grundfesten.

Und weiter:

Zitat:Sollte der Bundesgerichtshof das Urteil stützen, werden deutsche Verbände keine Vereinbarung mehr schließen, die deutsches Recht aushebeln.
Und das genau zum 25. Jahrestag des Mauerfalls!

Der CAS ist schon immer ein diktatorisches Organ gewesen, welches Rechststaatlichkeit als Feigenmäntelchen hervorzieht, wenn gerade nötig. Wie die DDR selig.

Ein sehr aufdringlicher CAS-Fall war ja auch der Ausschluss von Dieter Baumann vor Jahr und Tag, der nur über formale Argumente zur Wahrung der eigenen Pfründe entschieden wurde.

Die Rechtsfindung in strittigen Dopingfragen wird wohl sehr spannend werden. Erstmals wird der Anspruch erhoben, dass internationales Sportrecht den gleichen Kriterien gehorchen muss, wie sie in demokratisch organisierten Rechtstaaten (z.B. vergleichende Auswahl der EU-Mitgliedsstaaten) selbstverständlich sind.

Ich bin sehr für diesen Selbstanspruch im Sport.
Claudia Pechstein darf den Eissschnellauf-Weltverband vor einem ordentlichen Gericht verklagen. Ihre Klage wurde vom OLG München zugelassen, der Richter äußerte sich sehr kritisch über das gegenwärtige Sportgerichtsbarkeitsystem.

Quelle
Ob das wohl zu einer Neuformulierung von Teilen des geplanten Anti-Doping-Gesetzes (das Schiedsvereinbarungen über die Anerkennung der Sportgerichtsbarkeit weiter als zentralen Bestandteil enthält) führen wird?

Richter Zwirlein hat sich jedenfalls eindeutig geäußert

Zitat:Die Schiedsvereinbarung werde "von den Athleten nur hingenommen, weil sie keine andere Möglichkeit haben, an internationalen Sportveranstaltungen teilzunehmen", sagte der Richter. "Die Verbände erhalten bei Streitigkeiten mit Athleten ein strukturelles Übergewicht, das die Neutralität des Cas grundlegend infrage stellt."
Ob es grundlegende Veränderungen bei der Entscheidungsfindung beim Doping geben wird? Ich denke kaum, was könnte man hier überhaupt ändern?
Was sich ändern wird, ist die Tatsache, dass Argumente und Fakten die den internationalen Sportverbänden nicht so in die offizielle Darstellung passen, nun nicht mehr so ohne weiteres unter den Tisch gekehrt werden könnten (auch ich denke da an D.Baumann). Das wird wohl aber eher auf die Top-Leute im Sport zutreffen, gute und raffinierte Anwälte gibt es nicht beim Discounter, obendrein und das könnte dem Profi-Sport langfristig schaden, werden sich nun einige Prozesse sehr in die Länge ziehen und in der Öffentlichkeit (aka Zuschauer, vor allem die zahlenden) bei einigen Sportarten als "Spektakelbremse" dienen. Die Radsportler scheinen da allerdings merkbefreit zu sein… (anders kann ich mir das Interesse an der Tour de France nicht erklären)
Ich würde gerne eine Athletenvereinbarung des DLV lesen, da dürften einige Passagen drin stehen, die ordentliche Gerichte kassieren würden. Helge Schwarzer hatte in seinem "Abschiedsbrief" erwähnt, dass Athleten die Rechte aller Fotos von sich im Nationaltrikot an den DLV abtreten müssen. Was macht so ein Foto wertvoll, Robert Harting oder das Nationaltrikot? Niemand würde auch nur einen Cent für Thomas Kurschilgen im Nationaltrikot bezahlen, der Wert entsteht durch den Athleten, der die Rechte aber komplett an den DLV abtreten muß, obwohl die Leistung des DLV gleich Null ist.
Würde mich interessieren, wie sehr Athleten durch die Vereinbarungen benachteiligt und in ihren Rechten beschnitten werden.
könnte man mit einem anti Doping gesetz nicht die Verhandlungen zu sperren in ordentliche gerichte integrieren?
(15.01.2015, 14:57)dominikk85 schrieb: [ -> ]könnte man mit einem anti Doping gesetz nicht die Verhandlungen zu sperren in ordentliche gerichte integrieren?

Das hätte aber einen großen Nachteil. Ein Dopingsünder könnte sich durch die ganzen Instanzen durchklagen und während dieser Zeit (das können auch mal Jahre sein), dürfte er aufgrund der Unschuldsvermutung weiter starten. Sollte er dann doch verurteilt werden, hat er an vielen Wettkämpfen unberechtigt teilgenommen und Prämien und/oder Meistertitel gesammelt.
Kann es dann überhaupt noch einen Kampf gegen Doping geben? Oder wird man selbst bei positiven Proben die Athleten nicht mehr sperren?
Dann kann man Doping gleich freigeben und läßt die Athleten unterschreiben, dass sie für ihre Spätschäden selbst verantwortlich sind.
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