Leichtathletikforum.com

Normale Version: Landesrekorde nur noch werten, wenn für Verein oder Nationalteam erbracht?
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2
Man merkt immer mehr die Verschiebung der Leichtathletik in Richtung USA. Mittlerweile sind oft die besten Nachwuchstalente an US-Hochschulen. Das wirft einerseits die Frage auf, wie wir mehr Leute auch hier fördern und begeistern können, da wir andernfalls zur Randsportart werden, für die man "weggehen muss", so wie es in einigen Sportarten schon lange der Fall ist, andererseits aber auch über die "Bedeutung" von Vereinen.
Konkret: Ist es richtig, wenn z.B. Landesrekorde an Athleten gehen, die in den USA trainieren, starten etc. nur weil sie noch ein Startrecht für einen deustchen Verein haben? Im Extremfall könnten das ja Athleten sein, die ihr Leben lang nie auch nur eine Einheit in dem Verein, dem Trikot und dem Land gemacht haben, theoretisch müssten sie sogar nie die USA verlassen haben. Das wird auch bei den Deutschen Bestenlisten und dem Vereinsranking zunehmend zum Problem, weil das die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Vereinen und Landesverbänden doch deutlich verzerrt.
Ich denke es ist eine Art Reform notwendig. Denkbar wäre z.B. dass die NCAA-Athleten ähnlich wie in Dt. Startberechtigte Deutsche unterhalb der regulären Bestenliste/Rekorde geführt werden als "von Athleten mit Doppel-Startrecht im Rahmen ihres anderem Startrechts erbrachte Leistungen"
Wieso? In der BL geht es ja primär um die Leistungen von deutschen AthletInnen und nicht um die der Vereine. Eine Verkomplizierung z.B. des Vereinsrankings macht das Ganze nur undurchsichtiger und von außen weniger Nachvollziehbar. Das Problem ist doch nicht die BL oder dass die Leistungen von im Ausland trainierenden AthletInnen erbracht werden, sondern das Angebot hierzulande. Deswegen gehen die Leute weg oder trainieren lieber im Ausland. Das wird durch eine Reform der BL auch nicht besser. Ein Vereinssystem, das fast ausschließlich auf Ehrenamt setzt, wie wir es hier in DE haben, ist halt nicht mehr zeitgemäß. Das ist einfach so. Hier sollte mal angesetzt werden. Das Problem ist das System, nicht irgendeine Bestenliste.
(22.04.2024, 11:07)muffman schrieb: [ -> ]Wieso? In der BL geht es ja primär um die Leistungen von deutschen AthletInnen und nicht um die der Vereine. Eine Verkomplizierung z.B. des Vereinsrankings macht das Ganze nur undurchsichtiger und von außen weniger Nachvollziehbar. Das Problem ist doch nicht die BL oder dass die Leistungen von im Ausland trainierenden AthletInnen erbracht werden, sondern das Angebot hierzulande. Deswegen gehen die Leute weg oder trainieren lieber im Ausland. Das wird durch eine Reform der BL auch nicht besser. Ein Vereinssystem, das fast ausschließlich auf Ehrenamt setzt, wie wir es hier in DE haben, ist halt nicht mehr zeitgemäß. Das ist einfach so. Hier sollte mal angesetzt werden. Das Problem ist das System, nicht irgendeine Bestenliste.
Ich versuche Mal zu begründen: Es geht einigen, presitgegetriebenen Vereinen, bisweilen nur darum, in den bestenlisten weit vorne zu stehen oder Teile der Nationalmannschaft zu stellen. Was hat z.B. ein Sprintteam Wetzlar von einer rebecca Haase oder ein VfB Stuttgart von einem Leo Neugebauer? Und das gibt es einige Nummern kleiner auch. Athleten, die nie am Standort sind, bekommen in den genanten Fällen Geld, in den Fällen im Jugend-Bereich in deutlich kleinerem Maßstab auch und die Vereine stellen sich als Spitzenvereine da, haben aber z.T. nichtmals ein eigenes Trainingsangebot. 
Wenn wir das Angebot in Deutschland verbessern wollen, sollten wir Anreize dafür schaffen, nicht allein in Athleten, sondern in Trainer und Trainingsmöglichkeiten zu investieren. Beispiel: Für jeden Athleten, dem du Geld zahlst musst du mindestens eine Person mit gültiger Trainerlizenz und einen Kampfrichter haben. Oder: Vereine, die Wettkämpfe austragen, auf denen DM-Normen erbracht werden können, bekommen Tickets für die Deutschen Meisterschaften.
Im Fußball und Handball musst du bei einer Profiabteilung auch eine entsprechende Jugendarbeit nachweisen für die Lizenz.
Eine gelungene, sehr deutsche Provokation. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Angesichts der Rekordflut der letzten Jahre würde so etwas bestimmt das System nachhaltig verbessern.
(22.04.2024, 11:38)Reichtathletik schrieb: [ -> ]
(22.04.2024, 11:07)muffman schrieb: [ -> ]Wieso? In der BL geht es ja primär um die Leistungen von deutschen AthletInnen und nicht um die der Vereine. Eine Verkomplizierung z.B. des Vereinsrankings macht das Ganze nur undurchsichtiger und von außen weniger Nachvollziehbar. Das Problem ist doch nicht die BL oder dass die Leistungen von im Ausland trainierenden AthletInnen erbracht werden, sondern das Angebot hierzulande. Deswegen gehen die Leute weg oder trainieren lieber im Ausland. Das wird durch eine Reform der BL auch nicht besser. Ein Vereinssystem, das fast ausschließlich auf Ehrenamt setzt, wie wir es hier in DE haben, ist halt nicht mehr zeitgemäß. Das ist einfach so. Hier sollte mal angesetzt werden. Das Problem ist das System, nicht irgendeine Bestenliste.
Ich versuche Mal zu begründen: Es geht einigen, presitgegetriebenen Vereinen, bisweilen nur darum, in den bestenlisten weit vorne zu stehen oder Teile der Nationalmannschaft zu stellen. Was hat z.B. ein Sprintteam Wetzlar von einer rebecca Haase oder ein VfB Stuttgart von einem Leo Neugebauer? Und das gibt es einige Nummern kleiner auch. Athleten, die nie am Standort sind, bekommen in den genanten Fällen Geld, in den Fällen im Jugend-Bereich in deutlich kleinerem Maßstab auch und die Vereine stellen sich als Spitzenvereine da, haben aber z.T. nichtmals ein eigenes Trainingsangebot. 
Wenn wir das Angebot in Deutschland verbessern wollen, sollten wir Anreize dafür schaffen, nicht allein in Athleten, sondern in Trainer und Trainingsmöglichkeiten zu investieren. Beispiel: Für jeden Athleten, dem du Geld zahlst musst du mindestens eine Person mit gültiger Trainerlizenz und einen Kampfrichter haben. Oder: Vereine, die Wettkämpfe austragen, auf denen DM-Normen erbracht werden können, bekommen Tickets für die Deutschen Meisterschaften.
Im Fußball und Handball musst du bei einer Profiabteilung auch eine entsprechende Jugendarbeit nachweisen für die Lizenz.

Das hat aber mit US-Hochschulsport nichts zu tun. In der Konsequenz sprichts du dich hier für reinen Amateursport aus. Du könnest auch fragen, warum startet ein Athlet für den VfB oder Wetzlar und nicht für TuS Renningen oder XYZ (Hat Leo nicht den DR für sogar unter LE geholt?). Gibt es zu den Extremfällen auch Namen oder ist nur ein theoretisches Konstrukt (als einziger US-Athlet, ohne Bezug zu Deutschland, fällt mir gerade Natalie Tanner ein...). Genauso könntest du fragen, warum Leute oder aus der Schweiz Mitgleid irgendwo in Süddeutschland sind, um einmal im Jahr aus Treppchen bei Süddeutschen zu rennen und dann wieder im Gebirge verschwinden...
(22.04.2024, 11:38)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Oder: Vereine, die Wettkämpfe austragen, auf denen DM-Normen erbracht werden können, bekommen Tickets für die Deutschen Meisterschaften.


DM-Normen kann man doch bei jedem offiziellen Sportfest laufen oder gibt es da noch besondere Anforderungen?
(22.04.2024, 13:27)menarfin schrieb: [ -> ]
(22.04.2024, 11:38)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Oder: Vereine, die Wettkämpfe austragen, auf denen DM-Normen erbracht werden können, bekommen Tickets für die Deutschen Meisterschaften.

DM-Normen kann man doch bei jedem offiziellen Sportfest laufen oder gibt es da noch besondere Anforderungen?
Die besondere Anforderung ist, dass es überhaupt erst einmal einen Wettkampf geben muss. Und in einigen Disziplinen brauchst du für eine DM-Norm auch das entsprechende Feld. In den Laufdisziplinen haben abseits der Kaderathleten in der Regel alle Teilnehmer ihre Leistung auf den gleichen zwei Wettkämpfen erbracht. Die Ausrichter dieser Wettkämpfe sollten zum einen noch deutlich mehr Anerkennung bekommen zum anderen wäre es doch gut, wenn man mehr Anreize schafft, dass (Groß)vereine oder Landesverbände höherwertige Wettkämpfe ausrichten/organisieren, z.B. indem auch die Ausrichter für Top-Leistungen belohnt werden.

Zitat:"In der Konsequenz sprichts du dich hier für reinen Amateursport aus."
Eben gerade nicht. Ich will nicht, dass es untersagt wird, Athleten oder Umfelder finanziell zu fördern oder zu verbessern. Ich würde nur gerne jene, die dies tun in die Pflicht nehmen, auch in den Bereichen Sichtung, Trainerqualifikation, Austragung von Wettkämpfen oder(!) Schülertraining etwas zu tun. Denn in all diesen Bereichen fehlt es der deutschen Leichtathletik. Und ich finde es falsch, dass diejenigen, die "fertige" Athleten in ein Trikot stecken gelobt werden und Anerkennung bekommen, aber es dort fehlt, wo es nötig ist. Es wurde doch eben erst geschrieben hier, dass unser ehrenamtliches Vereinssystem an die Grenzen stößt. Wir brauchen also Anreize, dass dieses System verbessert wird.
Interessante Gedanken, der Vorschlag scheint mir aber zunächst zu kompliziert und ich sehe das Problem auch noch nicht in der Breite. Richtig ist aber schlicht, dass wir besser werden müssen und dazu kann auch gehören: Anspruchsvoller. Im Mannschaftssport sind die Hürden bzgl. Trainerqualifikation viel Höher, bei uns gibt es ja de facto gar keine. Ich halte schon für denkbar, dass da in einer gewissen Verschärfung Potential schlummert.

Ansonsten bin ich der Auffassung, dass die Vereine aufhören sollen, sich an den Statistiken aufzugeilen, insbesondere auf Landesebene. Meine Mädels z.B. können häufig wegen Termindoppelungen nicht auf Landesmeisterschaften antreten (was schade ist). Den Verein kostet das einen Haufen Landesmeistertitel und einige Plätze in der komischen Rangliste. So what?
Nun,
hier im Umfeld gibt es Zeitungen, die über jeden Kreismeistetitel berichten.
Und wenn da noch Bilder dabei sind, freut das auch die Sponsoren.
Aber davon können wir in Frankfurt nur träumen.
Sport findet hier in den Zeitungen nur national (und höher) statt.
Man sollte die Universitäten, und die Sportpolitik in Deutschland im allgemeinen hinterfragen,
warum Athleten (Trainer) nicht in Deutschland in ihren Vereinen oder am Stützpunkten trainieren!
Ich kann alle "Abgänge" ins Ausland absolut nachvollziehen.
Seiten: 1 2