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Normale Version: Startrecht verurteilter Dopingsünder - keine zweite Chance verdient?
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(29.08.2014, 16:46)Atanvarno schrieb: [ -> ]Wenn er dann noch Patienten findet, warum nicht.
Die Entscheidung einen Vertrauensvorschuss zu geben (dem zurückkehrenden Doper wie dem wieder praktizierenden Arzt) liegt nach Beurteilung der Fakten bei mir.
Das ist aber sehr blauäugig, woher bekommt der Patient die Fakten? Es müßte jeder, der zu einem neuen Arzt geht, erstmal gründlich nachforschen, ob der nicht schonmal irgendwo anders Mist gebaut hat. Aber ok, anderes Beispiel: Soll ein Polizist, der wegen Bestechung/Drogenhandel/Diebstahl verurteilt wurde, danach wieder nach Recht und Ordnung sehen dürfen?
Hälst Du den Resozialisierungsgedanken für völlig unsinnig? Soll man alle Verbrecher für immer aus der Gesellschaft ausschließen?
Ärzt und Polizisten stehen in ihrer moralischen Verantwortung gegenüber den Mitmenschen auf einer anderne Stufe als Sportler, deswegen werden ihre Verfehlung auch strenger bewertet, wir sollten uns hier also auf Sportbetrug konzentrieren.

Solange die Sportgerichtsbarkeit einem Dopingsünder nach abgesessener Strafe das Startrecht wieder erteilt, ist das zu akzeptieren, wir haben nunmal keine lebenslangen Sperren. Ob diese Sportler glaubwürdig sind kann jeder Fan für sich selbst bewerten und mit Applaus oder Pfiffen seine Meinung kundtun.

Ich nehme beispielsweise einem Dwain Chambers ab, dass er jetzt sauber ist und dass er es akzeptiert hat, dass er seinen Sport den Regeln gemäß ausüben muss. Bei anderen Sportlern habe ich weniger Vertrauen, aber auch deren Startrecht werde ich bis zu einer weiteren Verfehlung akzeptieren.
entweder man sperrt doping sünder direkt lebenslang oder man lässt sie starten. wenn man sportlern nach ihrer sperre wieder ein startrecht gibt muss man auch akzeptieren, dass sie wieder starten.

und wenn man keine gedopten sportler sehen will muss man halt direkt lebenslang sperren, ich denke das ließe sich bei entsprechendem willen sicher durchsetzen.

sportler nur befristet zu sperren und dann nicht mehr einzuladen finde ich dagegen scheinheilig.

ich muss auch jedes mal kotzen wenn ein lashawn merritt laufen sehe, aber er hat seine sperre abgesessen und kann daher starten.

auch den vergleich mit dem fehlerhaften arzt finde ich nicht passend. denn so ein arzt würde offiziell seine abrobation verlieren und nicht seine lizenz wiederbekommen aber von bestimmten krankenhäusern nicht mehr eingeladen werden.

ich bin wie gesagt nicht gegen lebenslange sperren, aber dann bitte offiziell und nicht durch gemauschelte absprachen von meetingdirektoren (und dann möglicherweise noch den einen doper starten lassen weil es die regeln (diamond race) vorschreiben und den anderen rauslassen).
es ist etwas ganz anderes ob man einem ehemaligen Dopingsünder erlaubt wieder zu starten oder ob man ihm viel Geld dafür bezahlt bei einem Sportfest zu starten.

ein veranstalter ist grundsätzlich frei einzuladen wen er will und kann entscheiden für wen er geld bezahlt. Wenn ein veranstalter verurteilte Dopingsünder nicht merh einlädt ist das ein Klrer Standpunkt.
(29.08.2014, 20:51)Atanvarno schrieb: [ -> ]Hälst Du den Resozialisierungsgedanken für völlig unsinnig? Soll man alle Verbrecher für immer aus der Gesellschaft ausschließen?
Nein, aber man sollte sie auch nicht wieder auf die Menschheit loslassen, als wäre nichts gewesen. Ein Arzt darf sich nach abgesessener Strafe einen Job suchen, er darf nur nicht wieder als Arzt arbeiten. Überführte Doper sollten ohne Ausnahme von Grossereignissen ausgeschlossen werden, ich finde es eine Schande, dass saubere Athleten gegen genau die Betrüger antreten müssen, die sie um Antrittsgelder/Gewinnprämien/Förderung betrogen haben.
(30.08.2014, 13:03)Robb schrieb: [ -> ]Ein Arzt darf sich nach abgesessener Strafe einen Job suchen, er darf nur nicht wieder als Arzt arbeiten. Überführte Doper sollten ohne Ausnahme von Grossereignissen ausgeschlossen werden, ich finde es eine Schande, dass saubere Athleten gegen genau die Betrüger antreten müssen, die sie um Antrittsgelder/Gewinnprämien/Förderung betrogen haben.
Einem Arzt, dem die Approbation entzogen wurde, wurde persönliche Schuld in einem ordentlichen Gerichtsverfahren nachgewiesen.

Einem Sportler, der gesperrt war, wurde nachgewiesen, dass er eine auf der Dopingliste stehende Substanz in seinem Körper hatte. Damit ist der Fall für die Sportgerichtsbarkeit erledigt.

Ich sehe da einen nicht unerheblichen Unterschied, der eine derart drakonische Maßnahme wie ein lebenslanges Berufsverbot für den Sportler nicht zulässt. Wer lebenslange Sperren will, muss auf strict liability und Beweislastumkehr verzichten und dem Sportler in einem ordentlichen Gerichtsverfahren Betrugsabsicht nachweisen. Wollen wir das wirklich?
(30.08.2014, 13:15)Atanvarno schrieb: [ -> ]Einem Sportler, der gesperrt war, wurde nachgewiesen, dass er eine auf der Dopingliste stehende Substanz in seinem Körper hatte. Damit ist der Fall für die Sportgerichtsbarkeit erledigt.

Ich sehe da einen nicht unerheblichen Unterschied, der eine derart drakonische Maßnahme wie ein lebenslanges Berufsverbot für den Sportler nicht zulässt. Wer lebenslange Sperren will, muss auf strict liability und Beweislastumkehr verzichten und dem Sportler in einem ordentlichen Gerichtsverfahren Betrugsabsicht nachweisen. Wollen wir das wirklich?
Warum nicht? Wo liegt moralisch gesehen der Unterschied zwischen Dwain Chambers und einem Finanzbetrüger? In beiden Fällen haben sich die Täter illegal finanziellen Vorteil verschafft zum Nachteil anderer, der Finanzbetrüger muß aber in den Knast, Chambers darf ein paar Jahre nicht laufen, das ist fair?
(30.08.2014, 13:34)Robb schrieb: [ -> ]Warum nicht?
Weil es unter Verzicht auf strict liability und Beweislastumkehr erheblich schwieriger wird, Schuld nachzuweisen. Es würde dann zu weniger Verurteilungen kommen, d.h. Du errreichst eher das Gegenteil von dem was Du willst.
Klar, Chambers wäre weg vom Fenster, aber viele andere, die allein aufgrund des Vorhandenseins einer Substanz in ihrem Körper gesperrt wurden, hätten mit einem guten Anwalt durchaus Chancen, ganz ohne Strafe davonzukommen.
Der gute Atanvarno schmeißt sich wieder für Doper in die Bresche, das finde ich gutWink

Ernsthaft: lebenslange Sperren sind juristisch nicht durchzusetzen, weil die Gerichtsbarkeit das mit Berufsverbot gleichsetzt. Man könnte aber natürlich von Seiten der IAAF, des IOC, der EAA und der Meeting-Veranstalter sagen: wir laden diese Leute nicht ein!! Dann richtet man eben Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften als eine Art Einladungswettkampf aus - die Länderverbände nominieren, der Ausrichterverband lädt ein. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein... und dann kann ein Justin Gatlin eben seine 9,80s irgendwo in den USA laufen, bei den hoch dotierten Meetings in Europa, bei Weltmeisterschaften oder Olympia bekommt man ihn nicht zu sehen. Ach, wäre das schön.... 
(30.08.2014, 18:33) alist schrieb: [ -> ]Man könnte aber natürlich von Seiten der IAAF, des IOC, der EAA und der Meeting-Veranstalter sagen: wir laden diese Leute nicht ein!! Dann richtet man eben Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften als eine Art Einladungswettkampf aus - die Länderverbände nominieren, der Ausrichterverband lädt ein. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein...
Genauso wie sich Athleten zu einem Diamond League Start geklagt haben (bspw. Hind Dehiba) würden sie sich dann auch zu Olympia oder WM klagen.

alist schrieb:Der gute Atanvarno schmeißt sich wieder für Doper in die Bresche, das finde ich gut Wink
Ich trete für Menschen ein, die einen Fehler gemacht haben, für diesen Fehler bestraft wurden und dann das Recht haben wieder fair behandelt zu werden, weil sie hoffentlich etwas gelernt haben. Diese Unerbittlichkeit, die hier einige an den Tag legen, ist für mich tatsächlich schwer nachvollziehbar.
Bist Du eigentlich nur deswegen so hart im Urteil, weil Du überzeugt bist, dass Powell, Gatlin, Merrit, Chambers, Gay et al. nach wie vor dopen (eine Überzeugung, die ich nicht bei allen teile), oder würdest Du tatsächlich j e d e s Dopingvergehen mit einer lebenslangen Meisterschaftssperre ahnden wollen, auch wenn der Athlet nach seiner Sperre clean ist?
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