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Normale Version: Weitsprungtechnik speziell im Absprungfuß
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Mir fiel ein Konglomerat von Aussagen in die Hände über den Fußaufsatz des momentanen deutschen Weitsprungtrainers Uli Knapp von Malaika Mihambo bezüglich ihres Fußaufsatzes. Wir haben sicherlich auch Übereinstimmungen; aber in diesem Punkt gehe ich einen anderen Weg.

Danach setzt MM. den Fuß beim Absprung minimal nach innen auf. Das ist eine sehr unterschiedliche Sicht der Dinge.

Fußaufsatz im Vergleich:
https://www.youtube.com/watch?v=3abRiGdTGaI
JJK: 0:43
https://www.youtube.com/watch?v=z0h1GTEd4sM
Mike Powell beim WR: 0:38

Bilder von Malaika Mihambo sind hinreichend auch in der Variabilität bekannt. Danach hat sie sich nach Doha im Fußaufsatz zur starken Innenrotation bewegt. Sie hätte also folglich schon Spielraum in der Umkehr; aber da ist Uli Knapp wohl anderer Ansicht: Malaika Mihambo setzt ihren Fuß laut seiner Aussage minimal nach innen, weil sie von der Anatomie die Hüfte ein kleines Bisschen nach innen stehen hat und das ist alles gut seiner Meinung nach; damit kommt sie klar und hat noch nie damit Probleme gehabt. Es ist viel besser, leicht nach innen zu setzen, weil die Kraftübertragung weitaus besser ist als zu weit nach außen. Dann geht alles seiner Meinung an der Hüfte vorbei.

Wenn sie immer so abgesprungen ist, heißt das nicht, dass der Absprung optimal und für die Orthopädie gut ist. Zudem gibt es Regularien, Zustände in vielerlei Arten zu verändern. Ich kann nicht nachvollziehen, dass eine Athletin wie Malaika Mihambo den Fuß beim Sprint leicht nach außen aufsetzt und dazu im Absprung nicht in der Lage sein soll. 

LLewis, JJk undPowell haben den Absprungfuß etwas nach außen gesetzt. Ich habe damals vor 30 Jahren daher immer bei Sabine auf diese Absprunggestaltung geachtet, weil mir damals ein Video aus dem Medizinbereich in die Hände fiel, das anatomisch diese Fußposition zur Fußgesundheit vorgab und auch getestet worden ist. 

Die Kraftübertragung letztlich erfolgt über den Fuß, was man anatomisch auch sehr leicht erklären kann. Bei dem innenrotatorischen Absprung geht die Fußbelastung hauptsächlich über den vorderen Außenrand. Mehr brauche ich da wohl nicht über die verschwendete Kraftausbeute zu schreiben. 

Wenn Uli Knapp recht hätte, würde ich an seiner Stelle nur noch nach Athletinnen für den Weitsprung suchen, die eine coxa antertorta haben. Wink Allerdings würde ich mir vorher noch einmal ganz genau den Absprung von Alexandra Wester ansehen, der zum vierfachen Bänderriss geführt hat. Sie hatte ebenfalls dabei die Absprung-Innenrotation. Ich weiß nicht, wer sie zu dem Zeitpunkt betreut hat.

Lustig finde ich immer TuT, die Übungen erst austauschen, wenn sie bei AuA Schmerzen verursachen. Das ist eigentlich im Ansatz richtig, dass man schmerzhafte Übungen austauscht. Besser finde ich den Weg der Übungen, bei denen die gute strukturelle Belastung antizipiert wird; aber auch wenn neue Übungen anfangs keine Schmerzen bereiten, heißt das nicht, dass sie auf Dauer keine Probleme bereiten. Es ist durchaus üblich, dass die ersten schmerzhaften Übungen manchmal gar nicht dem Anspruchsprofil der zuführenden Strukturen entsprechen. Es gibt manchmal Übungsauswahlverfahren, die die Disziplin und die Strukturen, die sie unterstützen sollen, gar nicht aktivieren. Mit anderen Worten: Es sind manchmal auch TuT in der Weltspitze am Werk, deren funktionelle Kenntnisse schwach sind. Daher kann bloßes Abkupfern ohne eingehende Prüfung schlechte Auswirkungen haben. 

Eine ganz schwierige Übungswahl besteht in der Prophylaxe bei Hamstringproblemen. Es gibt nur ganz wenige TuT, die diese Problematik bei der Übungsauswahl dazu noch bei individuellen Schwächen einzugrenzen imstande sind. Die Hamstringprobleme bei Malaika Mihambo sind aus meiner Sicht strukturelle Probleme. Die Fehlerkaskade liegt im Detail. Manchmal kommen die Auswirkungen erst sehr spät zum Tragen. 

Gertrud
Mihambo ist ein Paradebeispiel dafür, dass es der DLV nicht schafft, das Maximum aus "seinen" Talenten herauszuholen. Seit der Trennung von Ralf Weber geht es bei ihr in vielen leistungsrelevanten Bereichen langsam aber stetig bergab. Dass eine Athletin wie Mihambo das selbst nicht erkennt und handelt, kann ich nicht nachvollziehen. Man muss sich nur die Form von 2019 in Erinnerung rufen.
(17.12.2023, 15:47)muffman schrieb: [ -> ]Mihambo ist ein Paradebeispiel dafür, dass es der DLV nicht schafft, das Maximum aus "seinen" Talenten herauszuholen. Seit der Trennung von Ralf Weber geht es bei ihr in vielen leistungsrelevanten Bereichen langsam aber stetig bergab. Dass eine Athletin wie Mihambo das selbst nicht erkennt und handelt, kann ich nicht nachvollziehen. Man muss sich nur die Form von 2019 in Erinnerung rufen.

Auch darüber hat sich Uli Knapp geäußert, dass Malaika Mihambo sich nicht mehr mit Ralf Weber verstanden habe und er sie nach seiner Aussage sehr hart 2019 trainiert habe und sie permanente Knieschmerzen gehabt habe. Sie hatte aber wohl bei Uli auch bei den TKB Schmerzen, weshalb er auf Aufsteiger umgeschaltet habe und bei der "Hüftbeugeübung" in Rücklage bei Uli auch nach Schmerzen auf eine Hüftübung im Stand umgeschaltet habe, wobei ich in der Hinsicht aus funktionellem Ursprung eine andere Sicht auf diese Übungen habe, er aber bei seinem Programm die TKB frontal und Halb-KB und Umsetzen und Reißen, also typische Gewichthebeübungen, weiterhin für den Weitsprungbereich empfiehlt - wahrscheinlich in Übereinstimmung mit bestimmten Wissenschaftlern, die eine alternative "leichtathletisch ausgerichtete strukturelle" Orientierung ablehnen. Ich gehöre mehr zu der alternativen "Fraktion" mit schmerzfreien Übungen von Anfang an und einer exakten strukturellen Orientierung. Auch so hat Sabine als Mehrkämpferin hervorragende Weitsprungergebnisse im Sinne von Hansjörg und mir erzielt. Sie hätte nach den gewichtheberischen Übungen nicht ein Jahr "überlebt". Es gibt unterschiedliche Wege nach Rom und aus meiner Sicht habe ich ein Diktat immer zurecht abgelehnt. 

Ich habe unglaublich viel von Malaika Mihambo katalogisiert und unter die Lupe genommen. Die Schmerzen, die Malaika erlitten hat, sind aus meiner Sicht vermeidbar bei antizipiertem Trainerverhalten. So ist mir auch hinsichtlich der Kniebeschwerden eine biomechanische Testübung aufgefallen. Ich habe mich aus bestimmten Gründen dazu nicht mehr geäußert. Ich erwarte von einer Trainerperson auf Topniveau nicht nur, dass sie sich international in der Fortbildung ausrichtet, sondern dass sie imstande ist, heutzutage selbst passgenaue, schmerzfreie Übungen in Antizipation für die Zukunft und nicht nur für den Augenblick zu konstruieren. Das vermisse ich vielfach. 

Es ist sehr auffällig, dass Uli meistens AuA übernommen hat. Seine Stärke ist sicherlich seine Mentalität, eine Wohlfühlatmosphäre um die AuA zu schaffen. Dazu packt er wohl auch gerne seine Gitarre aus. Wink ‌In der Hinscht unterscheiden wir uns wohl sehr, weil ich keiner harten, frontalen Auseinandersetzung aus dem Weg gehe und unklare Dinge sehr klar anspreche. Hinsichtlich des Übungspools geschieht das bei mir antizipatorisch. Wenn ich Stepups z.B. für Athletinnen aus funktioneller Sicht als verletzungsträchtig halte, kann ich da sehr "unangenehm" hinsichtlich der Durchführung sein und auch das gemeinsame Training abbrechen. Ich produziere und akzeptiere keinen anatomischen Schrott. 

Ich habe z.B. auch das äußerst kritische Reißen bei Malaika Mihambo erwähnt und musste schmunzeln, dass er bei ihr das Reißen nicht mehr erwähnt. Auch hat er sich hinsichtlich der Weitsprunglandung nach meinem Einwand bei einer Fortbildung umgestellt. Vielleicht kann er sich zu einer Umstellung bei der Fußaufsatzgeschichte und dem angeblich stärkeren Krafteinsatz unter Umgehung der Längsachsenausrichtung in eine Form der hundertprozentigen Fußstrukturausnutzung durch geeignete Maßnahmen, die allerdings sehr wenig bekannt sind, präparieren. Der Absprung-Fußeinsatz ist bei Mihambo nicht nur ein strukturelles, sondern auch ein technisches Problem. Auch ein Wechsel bezüglich der Hamstring-Strukturgesundheit wäre von Vorteil. Es verhält sich damit genauso wie mit der Achillessehnenproblematik generell: Es knallt, wenn man damit überhaupt nicht rechnet und nach langem strukturfeinlichem Verhalten. Man muss schon sehr tief in Malaikas Struktur "eintauchen". Manchmal gibt es neben den physiotherapeutischen Gründen für Hamstringverletzungen noch Punkte seltener Auswüchse. Viele Ärzte haben auch keine Sicht über seltene Krankheiten. Ich habe die Auswirkung der Hamstringverletzung bei Malaika irgendwann erwartet, habe allerdings mit so schnellem Eintreten nicht gerechnet. Für mich war das eine klare Folge des gesamten Konstrukts. Sie hat eine sehr fragile Struktur aus meiner Sicht und bedarf hinsichtlich der Übungen einer besonderen Aufmerksamkeit der Spezifik.

Ich selbst halte nichts vom Experimentieren mit Übungen, wenn der strukturelle Vorteil ohne Schmerzen auch auf lange Sicht nicht im Fokus steht, weil einfach der exakte Wissensstand ohne Begründung fehlt!!!

Es ist nicht nur wichtig, Olympiasiegerin zu werden. Ich habe lange vor den Erfolgen unserer Speerwerfer auf die aus meiner Sicht strukturellen Fehlinterpretationen einiger Übungen hier geschrieben. Es ist im Grunde alles so eingetreten. Diese Fehlentwicklungen sollten auf dem Schirm der Fortbildungen durch unsere Multiplikatoren stehen. 

Gertrud
Ich halte das Bewegungssehen für ein sehr wichtiges Kriterium (oft in Stresssituationen wie OS, EM und WM) von Erfolg und vor allem für ein maximales Ausschöpfen von Peakleistungen, wenn es zählt. Uli Knapp hat aufgelistet, dass Malaika Mihambo enorme Reserven in Eugene z.B. hatte und bezieht diese ungültigen Ergebnisse in seine Betrachtungen ein. Die Quote war unglaublich hoch. Es ist nach der Statistik wirklich ein Lotteriespiel, ihr Potential mal abzurufen. Dasselbe Spiel gab es bei Moguenara noch in höherer Potenz. In Eugene wurde quasi in der Qualifikation und im Finale bei fast jedem Sprung an der Anlaufentfernung zum Brett hin gebastelt und auf die Fußaufsatzmarke beim viertletzten Schritt geachtet. Wenn sich solche Momente häufen, würde ich mir als Trainerin die Frage stellen, ob ich die richtigen Zielfragen stelle!!! 

Ich habe die Weitsprünge aus Eugene für mich ganz intensiv analysiert und komme zu ganz anderen Ergebnissen. Ja, da hat Uli recht: "Der Fehler liegt im Detail!" Genau das gilt es herauszufinden. Ihre mentale Stärke hat Mihambo bis jetzt oft noch eine siegträchtige Lösung finden lassen, aber eben nicht eine maximale Lösung, die sie bei dem Basteln an den Symptomen auch nur gelegentlich finden wird und ich nicht als Dauerlösung einer gefestigten Technik erwarte. Ich sehe enorme technische Mängel als Grund. Auch bei Moguenara habe ich die Antwort in der miserablen Anlaufstrategie, die keine war, gesehen. Da bringt auch eine Zwischenmarke nichts. Es ist doch klar, dass eine Athletin bei einem derartigen unsicheren Anlaufschema ängstlich ins Stadion vor 70000 Zuschauern geht. Dann suche ich vorrangig nicht die Probleme im sozialen Gefüge, sondern im Technikbereich.

Weil es mich einfach ursächlich in meiner Trainerqualität weiterbringt, woran ich sehr interessiert bin, stelle ich mir solche Aufgaben regelmäßig. Für mich ist auch nicht relevant, dass ein Trainer einen OS-Doppelsieg in Peking eingefahren hat und stufe ihn daher vordergründig nicht als den weltbesten Trainer, der er sein kann, ein. Für mich geht eine Analyse wesentlich tiefer. Ralf Weber hat Malaika Mihambo zum WM-Titel mit 7,30m geführt. Die Verletztenquote lasse ich mal außen vor. Dazu müsste ich Ralf Weber selbst hören. Bisher war Uli mit den "Papierleistungen" eindeutig Profiteur. Wenn der DLV weiterhin so zentralisiert verfährt, bricht uns die gesamte Zubringerszene mit sehr guten TuT in der Peripherie weg!!! Da sehe ich Dr. Bügner mit seiner Theorie im Vorteil: "Gleichgültig, wo die Leistung gemacht wird, ob hier oder in den USA oder anderswo, entscheidend ist letztlich der Erfolg für den DLV!!!" Ob er bei der Zwangslage des Geldes in der Qualität des Trainerfundus eine Lösung finden kann, wer weiß...?

Was wir brauchen, ist eine Pädagogik der Trainerszene hin zu exakten Technikanalysen und zu Fragen, Fragen... aus dem Auditorium. 

Meine Anmerkungen haben absolut nichts mit Antipathie zu tun. Ich konzentriere mich nur auf Fakten. Da bin ich bei funktioneller, technischer Analyse und gezielten funktionellen, abgecheckten Kraftübungen in vielerlei Hinsicht ganz anderer Meinung als Uli Knapp. Er hat selbstverständlich das Recht, anders als ich zu denken. 

Wenn ich Probleme mit dem Blutdruck habe, neige ich dazu, meine Lebensweise einschließlich der Ernährung zu optimieren und nicht an erster Stelle die Medikamentendosis zu erhöhen. So ähnlich verfahre ich auch bei leichtathletischen Problemen. WinkThumb_up

Gertrud
In der Kombination Weber - Bauer gab es die Topleistung in Doha von 7,30m. Die Sprintfähigkeit ging vorrübergehend auch verloren. Es ist sicherlich immer auch eine Frage der Abwägung, an welchen Sachen man als Trainer temporär arbeitet.

Ich schätze die Fähigkeiten von Malaika Mihambo in den mentalen Fokussierungsphasen und auch in der Bewältigung der dualen Aufgaben sehr. Parallel hat sie schon einen Bachelor abgeschlossen. Solche Karrieren freuen mich ungemein. Das ist oft auch eine Frage des aus meiner Sicht guten Elternhauses. Auch ihr soziales Engagement ist vorbildlich.

Ich glaube, dass sie ein Mensch ist, der an den keypoints sehr konzentriert arbeiten kann, wenn sie angeboten werden. Man kann von ihr nicht verlangen, dass sie funktionell auf dem neuesten Stand ist. Das sollte vorrangig Trainersache sein. Es ist sicherlich in der Spitze manchmal schwierig, die "Knackpunkte" zu finden. Dazu gehören vor allem ein sehr ausgeprägtes Wissen auf unterschiedlichen Gebieten und die Kombinationsgabe in sehr speziellen Fällen, wie sie bei Malaika Mihambo vorliegen. Bei ihr gibt es sehr ausgeprägte Spezifika im strukturellen Bereich, die in der Technik eine große Beachtung finden sollten. In der Kombination Technik plus Strukturspezifika liegen bei ihr die eigentlichen Ursachen für ihr Anlaufdilemma, das es zu lösen gilt, wenn absolute Weltklasseleistungen im Bereich 7,30 plus zur Normalität werden sollen und nicht als Zufallsprodukt entstehen, sondern ganz gezielt in Serie vorhanden sein sollen. Diese Trainerfähigkeiten, ein Auge für diese Feinheiten zu haben, gibt es nicht im Dutzend, sondern nur in geringen Ausnahmefällen. Auf internationalem Parkett gibt es den einen oder anderen Trainer mit diesen Fähigkeiten.

Gertrud
(19.12.2023, 09:55)Gertrud schrieb: [ -> ]In der Kombination Weber - Bauer gab es die Topleistung in Doha von 7,30m. Die Sprintfähigkeit ging vorrübergehend auch verloren. Es ist sicherlich immer auch eine Frage der Abwägung, an welchen Sachen man als Trainer temporär arbeitet.

Gertrud, kannst Du das bitte näher erläutern?
Wie kann bei 7,30 die Sprintfähigkeit verloren gegangen sein?
Und unabhängig davon: das kann doch wohl nur aufgrund leichter Malaisen entstanden sein
und nicht an verfehltem Training gelegen haben, oder?


Zu Sosthene Moguenara: Ich habe mir das Elend 10 Jahre lang angeguckt.
Kindergarten.
Weitsprung kann doch nicht so schwierig sein, wenn man das -angeblich professionell - jahrelang übt.
Sicherlich eine Kopfsache seitens der Athletin, aber auch die Trainer waren nicht in der Lage,
seit Urzeiten bekannte Trainingsmittel einzusetzen, die der Optimierung und der Stabilisierung des Anlaufs dienen.

Warum schaffen es eigentlich die meisten Mehrkämpfer, bei nur 3 Versuchen anständige Leistungen zu produzieren?
MMn auch und vor allem deswegen, weil sie die physische und psychische Vielseitigkeit und Flexibilität mitbringen
und trainieren, sich jederzeit auf unterschiedliche äussere Bedingungen einzustellen.
(19.12.2023, 12:25)MZPTLK schrieb: [ -> ]
(19.12.2023, 09:55)Gertrud schrieb: [ -> ]In der Kombination Weber - Bauer gab es die Topleistung in Doha von 7,30m. Die Sprintfähigkeit ging vorrübergehend auch verloren. Es ist sicherlich immer auch eine Frage der Abwägung, an welchen Sachen man als Trainer temporär arbeitet.

Gertrud, kannst Du das bitte näher erläutern?
Wie kann bei 7,30 die Sprintfähigkeit verloren gegangen sein?
Und unabhängig davon: das kann doch wohl nur aufgrund leichter Malaisen entstanden sein
und nicht an verfehltem Training gelegen haben, oder?


Zu Sosthene Moguenara: Ich habe mir das Elend 10 Jahre lang angeguckt.
Kindergarten.
Weitsprung kann doch nicht so schwierig sein, wenn man das -angeblich professionell - jahrelang übt.
Sicherlich eine Kopfsache seitens der Athletin, aber auch die Trainer waren nicht in der Lage,
seit Urzeiten bekannte Trainingsmittel einzusetzen, die der Optimierung und der Stabilisierung des Anlaufs dienen.

Warum schaffen es eigentlich die meisten Mehrkämpfer, bei nur 3 Versuchen anständige Leistungen zu produzieren?
MMn auch und vor allem deswegen, weil sie die physische und psychische Vielseitigkeit und Flexibilität mitbringen
und trainieren, sich jederzeit auf unterschiedliche äussere Bedingungen einzustellen.

Ja, das ist etwas irreführend von mir formuliert. Ich habe gemeint, dass die Sprintfähigkeiten beim Uli zwischendurch etwas verlorengegangen sind. Bei Weber in Kombination mit Bauer waren die Sprints sehr gut.

In der Beurteilung von Moguenara stimme ich mit dir voll überein. Ich hatte immer den Eindruck, dass da gar nichts im Anlauf funktionierte.

Gertrud
Zum Thema Anlauf:

Der Anlauf ist eine Choreografie, wie ein Ballettsück.
Alles muss einstudiert sein. Jeder Schritt im Anlauf muss
im Gedächtnis abgespeichert sein. Ich muss in der Lage sein,
den Anlauf in Gedanken abspielen zu können.
Jeder Anlauf muss gleich sein.

Zu aktiven Zeiten habe ich Zuckersand im Bereich meiner Fußaufsätze auf die Anlaufbahn verteilt,
um die Reproduzierbarkeit des Anlaufs zu prüfen. Kein Scherz, ich könnte 20 Anläufe durchproben
und hatte eine Genauigkeit von ein, zwei Zentimetern (auf 19 Schritte).

Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit der richtigen Herangehensweise
jeden (!) zu einem sicheren Anlauf verhelfen kann.
(19.12.2023, 22:21)matthias.prenzlau schrieb: [ -> ]Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit der richtigen Herangehensweise
jeden (!) zu einem sicheren Anlauf verhelfen kann.

Man muss nach den Lösungen suchen. Man sollte nicht die Anzahl der übergetretenen Topsprünge beklagen, sondern als Multiplikator Lösungen anbieten (können)! Ein oder zwei Fuß zurück ist keine Lösung. Der Fehler liegt oft in schlechten Teilstücken oder falschen Akzenten. Bei Malaika Mihambo sind es anscheinend automatisierte Fehler.

Ich glaube nicht, dass es ihr an Fähigkeiten fehlt, richtige Muster einzutrainieren und zu automatisieren. Mit der Feinkoordination im Weitsprung funktioniert es wie mit der Arbeit der Schönschrift, die früher noch zu den Schulfächern zählte. Thumb_up

Gertrud
(19.12.2023, 22:21)matthias.prenzlau schrieb: [ -> ]Zum Thema Anlauf:

Der Anlauf ist eine Choreografie, wie ein Ballettsück.
Alles muss einstudiert sein. Jeder Schritt im Anlauf muss
im Gedächtnis abgespeichert sein. Ich muss in der Lage sein,
den Anlauf in Gedanken abspielen zu können.
Jeder Anlauf muss gleich sein.

Zu aktiven Zeiten habe ich Zuckersand im Bereich meiner Fußaufsätze auf die Anlaufbahn verteilt,
um die Reproduzierbarkeit des Anlaufs zu prüfen. Kein Scherz, ich könnte 20 Anläufe durchproben
und hatte eine Genauigkeit von ein, zwei Zentimetern (auf 19 Schritte).

Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit der richtigen Herangehensweise
jeden (!) zu einem sicheren Anlauf verhelfen kann.

Das finde ich fachlich spannend, weil ich durchaus anderer Auffassung bin, vielleicht auch als Mehrkampftrainer.
Meiner Auffassung und Erfahrung nach sind zentimetergenau abrufbare Muster eher ein Risiko und Anlaufgenauigkeit entsteht eher durch ein möglichst gutes Körpergefühl, ausgezeichnete koordinative Fähigkeiten und ein gutes peripheres Sehvermögen. Ich kann das im Detail nicht belegen, bin aber überzeugt, dass Kevin Mayer (und die anderen Franzosen) in Berlin deswegen drei Kalte gemacht haben, weil sie sich nicht auf den sehr seltenen 3-Meter-Balken adaptieren konnten. Die waren z.T. so weit drüber, dass ich (auf Bretthöhe sitzend) den Eindruck hatte, sie wollten so weit an die Grubenkante laufen, wie sonst auch.

Anlauflängen variieren durch:
- Wind
- Temperatur
- Form (Tagesform und Form im Saisonverlauf)
- Laufbahnbeschaffenheit
- Optik (s. 2-3m Balken, freie Sicht hinter der Grube vs. Hecke vs. Wand)
- mentale Faktoren
- Vorbelastungen (insbesondere im Siebenkampf: 10:00 vs. 13:00 Beginn zweiter Tag, harter erster Tag vs. flow erster Tag, 9h Schlaf vs. 4h Schlaf, Abendessen um sechs oder um elf...)

Auf diese Varianten gilt es, reagieren zu können, und das meist unterbewusst. Die dafür notwendigen Fähigkeiten möchte ich durch Anlauftraining schulen und zwar gern von Kindesbeinen an. Dazu gehören natürlich auch die von Dir beschriebenen abrufbaren Schrittmuster, Vektoren, usw. ...
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