(16.07.2023, 21:55)Reichtathletik schrieb: [ -> ] (16.07.2023, 21:31)runner5000 schrieb: [ -> ] (16.07.2023, 19:21)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Sprint und Lauf sind mit wenigen Ausnahmen eher abgemeldet. Einige Disziplinen (insb. männliche Mittelstrecke und einige technische Disziplinen) finden nicht statt. Das deckt sich aber mit den Feldern bzw. Leistungen in der nationalen Konkurrenz. Es braucht mehr Trainer, bzw. Trainingsgruppen, aus denen potentielle Talente wachsen können.
Das hängt ganz sicher auch mit der sich immer wieder verändernden und verschärfende Kaderstruktur zusammen. Du kannst hier mit PB in ein EM Finale laufen, bist aber immer noch weit davon entfernt, in den PK zu kommen. Somit gibt es auch keine Förderung für diese Leute! Wie soll so eine Weiterentwicklung stattfinden? Vor allem die zweite Reihe und Spätentwickler werden so komplett abgemeldet!
Kader ist nicht alles. Und eine Kaderzugehörigkeit allein macht nicht schneller. Tatsächlich haben wir im Lauf sogar eine Reihe an Kaderathleten die nur schwach oder gar nicht in Erscheinung getreten sind bislang dieses Jahr.
DIe Kadernormen sind Umsetzung von DOSB/BMI-Vorgaben dass quasi nur Ausnahmetalente künftig noch Bundeskader sein sollen.
Das heißt, die Förderung aller "nur hohen Talente" und Spätentwickler muss überwiegend woanders stattfinden. Da wären z.B. die Vereine und die Landesverbände zu nennen. Letztere dürfen offiziell eigentlich nach der U18/20 nichts machen, zumindest in manchen Bundesländern. Dafür müsste sich da was ändern.
Für Vereine oder alles weiter wird nichts getan.
Für viele Leute ist Kader aber alles. Ich kenne viele, die nach einem Verlust des Kaderstatus hingeschmissen haben oder kurz davor waren. (PS: Einer von denen ist gestern gerade PB und EM-Norm gelaufen.) Auch als zu Beginn des Jahres das Thema der wegbrechenden Sporthilfeförderung auf einmal aufkam, waren wieder einige kurz davor aufzuhören, wenn sie jetzt keine Sporthilfe mehr bekommen.
Auch Stipendien hängen am Kaderstatus. Das Deutsche Bank Stipendium kann man ohne Kaderstatus gar nicht bekommen, fällt also abrupt weg, wenn man rausfliegt. Auch das Deutschlandstipendium kann man als Bundeskader relativ einfach bekommen. Ohne Kaderstatus spielt der Sport bei der Vergabe jedoch keine Rolle und man ist quasi normaler Student, der durch hervorragende Studienleistungen in kurzer Dauer und soziales Engagement auffallen muss, um eine Zusage zu bekommen.
Florian Bremm ist auch ein sehr gutes Beispiel, wie wichtig ein Kaderstatus sein kann. Er hat sich letztes Jahr als Vollzeitpolizist in den Kader gekämpft, kam dadurch in die Sportfördergruppe, wurde vom Dienst freigestellt und kann seitdem wie ein Profi trainieren. Wenn er jetzt wieder rausfliegt, weil wieder jemand die Kadernormen verschärft hat, muss er zurück in den Dienst und seine tolle Entwicklung in diesem Jahr wird wieder massiv ausgebremst. Als er im Mai die 13:30 min gelaufen ist, war er sich sicher, die Norm wieder erfüllt zu haben, da die bei 13:35 min stand. Dann kamen auf einmal neue Richtlinien und er hatte die Norm doch nicht, weil sie jetzt bei 13:24 min steht. Jetzt rennt er verzweifelt dieser Zeit hinterher. Gestern hat er es probiert und musste viel Lehrgeld bezahlen.
Ein Verlust des Kaderstatus durch wieder massiv verschärfte Normen hat wegfallende finanzielle Mittel in vierstelliger Höhe pro Monat zur Folge. Das können selbst die Großvereine kaum kompensieren.
Richtig, die Landesverbände sind nach der U20 nicht mehr zuständig. Da muss dringend eine Reform her.
Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte, d.h. die dort ansässigen Stützpunkttrainer trainieren Kader- und Nichtkaderathleten in einer Gruppe. Das ist offiziell so aber nicht vorgesehen. DLV-Bundesstütztrainer sind offiziell nur für die Betreuung der am Stützpunkt trainierenden Bundeskaderathleten zuständig, für alle anderen nicht. Das ist ihre Freizeitbeschäftigung, die sie nicht bezahlt bekommen. Interne DLV-Papiere verlangen auch, dass alle Kaderathleten bei einem Bundestrainer trainieren. Streng genommen führt also ein Verlust des Kaderstatus auch zum Verlust des Trainers. In der Praxis natürlich nicht, weil das normalerweise kein Trainer macht, aber das zeigt, wie grotesk das alles ist.
Für die Verteilung von öffentlichen Geldern und Trainerstellen an die Stützpunkte, die auch sehr große Relevanz für die dortigen Vereine haben, spielen auch nur die dort trainierenden Kaderathleten eine Rolle. Ob dort noch deutsche Meister, EM Teilnehmer betreut werden, spielt keine Rolle.
Bei kleineren Vereinen stehen in der Regel weder die finanziellen Möglichkeiten noch Trainer zur Verfügung, die die notwendigen zeitlichen Ressourcen haben, um Athleten in dem Umfang zu betreuen, der für das hier diskutierte Leistungsniveau notwendig ist, da das ja alles zusätzlich zur normalen Arbeit erfolgen muss.