Leichtathletikforum.com

Normale Version: Anschlussförderung, Kadernormen, Stützpunkttrainer
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3
(16.07.2023, 19:21)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Sprint und Lauf sind mit wenigen Ausnahmen eher abgemeldet. Einige Disziplinen (insb. männliche Mittelstrecke und einige technische Disziplinen) finden nicht statt. Das deckt sich aber mit den Feldern bzw. Leistungen in der nationalen Konkurrenz. Es braucht mehr Trainer, bzw. Trainingsgruppen, aus denen potentielle Talente wachsen können.

Das hängt ganz sicher auch mit der sich immer wieder verändernden und verschärfende Kaderstruktur zusammen. Du kannst hier mit PB in ein EM Finale laufen, bist aber immer noch weit davon entfernt, in den PK zu kommen. Somit gibt es auch keine Förderung für diese Leute! Wie soll so eine Weiterentwicklung stattfinden? Vor allem die zweite Reihe und Spätentwickler werden so komplett abgemeldet!


abgetrennt aus
U23-EM 2023 (Tag 4) - Espoo, 16.07.2023
(16.07.2023, 21:31)runner5000 schrieb: [ -> ]
(16.07.2023, 19:21)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Sprint und Lauf sind mit wenigen Ausnahmen eher abgemeldet. Einige Disziplinen (insb. männliche Mittelstrecke und einige technische Disziplinen) finden nicht statt. Das deckt sich aber mit den Feldern bzw. Leistungen in der nationalen Konkurrenz. Es braucht mehr Trainer, bzw. Trainingsgruppen, aus denen potentielle Talente wachsen können.

Das hängt ganz sicher auch mit der sich immer wieder verändernden und verschärfende Kaderstruktur zusammen. Du kannst hier mit PB in ein EM Finale laufen, bist aber immer noch weit davon entfernt, in den PK zu kommen. Somit gibt es auch keine Förderung für diese Leute! Wie soll so eine Weiterentwicklung stattfinden? Vor allem die zweite Reihe und Spätentwickler werden so komplett abgemeldet!
Kader ist nicht alles. Und eine Kaderzugehörigkeit allein macht nicht schneller. Tatsächlich haben wir im Lauf sogar eine Reihe an Kaderathleten die nur schwach oder gar nicht in Erscheinung getreten sind bislang dieses Jahr.
DIe Kadernormen sind Umsetzung von DOSB/BMI-Vorgaben dass quasi nur Ausnahmetalente künftig noch Bundeskader sein sollen.
Das heißt, die Förderung aller "nur hohen Talente" und Spätentwickler muss überwiegend woanders stattfinden. Da wären z.B. die Vereine und die Landesverbände zu nennen. Letztere dürfen offiziell eigentlich nach der U18/20 nichts machen, zumindest in manchen Bundesländern. Dafür müsste sich da was ändern.
Für Vereine oder alles weiter wird nichts getan. 
Ich sehe die Aufgabe des DLV als Fachverband daher gar nicht so sehr in mehr Kaderplätzen, als in einer Stärkung der Landesverbände, Lobbyarbeit für den Sport gegenüber Politik und Stärkung der Peripherie. Im Grunde musste auch der DLV tun, was zB die Freunde der Leichtathletik tun – für schwächelnde Disziplinen Maßnahmen fördern, Projekte bezuschussen, etc. Einiges findet ja statt, siehe zB Jungtrainer-Workshops. Das müsste ausgebaut werden - z.B. mit Stipendien.
Und vor allem braucht es Entscheidungen, die dieser Zielgruppe helfen. Die Kosten nicht als zwingend Geld. z.B. keine Streichungen bei DM von Leuten mit Norm. Frühzeitige Terminvergabe. Attraktive Meisterschaften auch unterhalb der einen großen DM...
(16.07.2023, 21:55)Reichtathletik schrieb: [ -> ]
(16.07.2023, 21:31)runner5000 schrieb: [ -> ]
(16.07.2023, 19:21)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Sprint und Lauf sind mit wenigen Ausnahmen eher abgemeldet. Einige Disziplinen (insb. männliche Mittelstrecke und einige technische Disziplinen) finden nicht statt. Das deckt sich aber mit den Feldern bzw. Leistungen in der nationalen Konkurrenz. Es braucht mehr Trainer, bzw. Trainingsgruppen, aus denen potentielle Talente wachsen können.

Das hängt ganz sicher auch mit der sich immer wieder verändernden und verschärfende Kaderstruktur zusammen. Du kannst hier mit PB in ein EM Finale laufen, bist aber immer noch weit davon entfernt, in den PK zu kommen. Somit gibt es auch keine Förderung für diese Leute! Wie soll so eine Weiterentwicklung stattfinden? Vor allem die zweite Reihe und Spätentwickler werden so komplett abgemeldet!
Kader ist nicht alles. Und eine Kaderzugehörigkeit allein macht nicht schneller. Tatsächlich haben wir im Lauf sogar eine Reihe an Kaderathleten die nur schwach oder gar nicht in Erscheinung getreten sind bislang dieses Jahr.
DIe Kadernormen sind Umsetzung von DOSB/BMI-Vorgaben dass quasi nur Ausnahmetalente künftig noch Bundeskader sein sollen.
Das heißt, die Förderung aller "nur hohen Talente" und Spätentwickler muss überwiegend woanders stattfinden. Da wären z.B. die Vereine und die Landesverbände zu nennen. Letztere dürfen offiziell eigentlich nach der U18/20 nichts machen, zumindest in manchen Bundesländern. Dafür müsste sich da was ändern.
Für Vereine oder alles weiter wird nichts getan. 

Für viele Leute ist Kader aber alles. Ich kenne viele, die nach einem Verlust des Kaderstatus hingeschmissen haben oder kurz davor waren. (PS: Einer von denen ist gestern gerade PB und EM-Norm gelaufen.) Auch als zu Beginn des Jahres das Thema  der wegbrechenden Sporthilfeförderung auf einmal aufkam, waren wieder einige kurz davor aufzuhören, wenn sie jetzt keine Sporthilfe mehr bekommen. 
Auch Stipendien hängen am Kaderstatus. Das Deutsche Bank Stipendium kann man ohne Kaderstatus gar nicht bekommen, fällt also abrupt weg, wenn man rausfliegt. Auch das Deutschlandstipendium kann man als Bundeskader relativ einfach bekommen. Ohne Kaderstatus spielt der Sport bei der Vergabe jedoch keine Rolle und man ist quasi normaler Student, der durch hervorragende Studienleistungen in kurzer Dauer und soziales Engagement auffallen muss, um eine Zusage zu bekommen.
Florian Bremm ist auch ein sehr gutes Beispiel, wie wichtig ein Kaderstatus sein kann. Er hat sich letztes Jahr als Vollzeitpolizist in den Kader gekämpft, kam dadurch in die Sportfördergruppe, wurde vom Dienst freigestellt und kann seitdem wie ein Profi trainieren. Wenn er jetzt wieder rausfliegt, weil wieder jemand die Kadernormen verschärft hat, muss er zurück in den Dienst und seine tolle Entwicklung in diesem Jahr wird wieder massiv ausgebremst. Als er im Mai die 13:30 min gelaufen ist, war er sich sicher, die Norm wieder erfüllt zu haben, da die bei 13:35 min stand. Dann kamen auf einmal neue Richtlinien und er hatte die Norm doch nicht, weil sie jetzt bei 13:24 min steht. Jetzt rennt er verzweifelt dieser Zeit hinterher. Gestern hat er es probiert und musste viel Lehrgeld bezahlen.

Ein Verlust des Kaderstatus durch wieder massiv verschärfte Normen hat wegfallende finanzielle Mittel in vierstelliger Höhe pro Monat zur Folge. Das können selbst die Großvereine kaum kompensieren. 

Richtig, die Landesverbände sind nach der U20 nicht mehr zuständig. Da muss dringend eine Reform her. 

Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte, d.h. die dort ansässigen Stützpunkttrainer trainieren Kader- und Nichtkaderathleten in einer Gruppe. Das ist offiziell so aber nicht vorgesehen. DLV-Bundesstütztrainer sind offiziell nur für die Betreuung der am Stützpunkt trainierenden Bundeskaderathleten zuständig, für alle anderen nicht. Das ist ihre Freizeitbeschäftigung, die sie nicht bezahlt bekommen. Interne DLV-Papiere verlangen auch, dass alle Kaderathleten bei einem Bundestrainer trainieren. Streng genommen führt also ein Verlust des Kaderstatus auch zum Verlust des Trainers. In der Praxis natürlich nicht, weil das normalerweise kein Trainer macht, aber das zeigt, wie grotesk das alles ist.
Für die Verteilung von öffentlichen Geldern und Trainerstellen an die Stützpunkte, die auch sehr große Relevanz für die dortigen Vereine haben, spielen auch nur die dort trainierenden Kaderathleten eine Rolle. Ob dort noch deutsche Meister, EM Teilnehmer betreut werden, spielt keine Rolle. 
Bei kleineren Vereinen stehen in der Regel weder die finanziellen Möglichkeiten noch Trainer zur Verfügung, die die notwendigen zeitlichen Ressourcen haben, um Athleten in dem Umfang zu betreuen, der für das hier diskutierte Leistungsniveau notwendig ist, da das ja alles zusätzlich zur normalen Arbeit erfolgen muss.
(16.07.2023, 22:42)runner5000 schrieb: [ -> ]
(16.07.2023, 21:55)Reichtathletik schrieb: [ -> ]

Für viele Leute ist Kader aber alles. Ich kenne viele, die nach einem Verlust des Kaderstatus hingeschmissen haben oder kurz davor waren. (PS: Einer von denen ist gestern gerade PB und EM-Norm gelaufen.) Auch als zu Beginn des Jahres das Thema der wegbrechenden Sporthilfeförderung auf einmal aufkam, waren wieder einige kurz davor aufzuhören, wenn sie jetzt keine Sporthilfe mehr bekommen. 
Auch Stipendien hängen am Kaderstatus. Das Deutsche Bank Stipendium kann man ohne Kaderstatus gar nicht bekommen, fällt also abrupt weg, wenn man rausfliegt. Auch das Deutschlandstipendium kann man als Bundeskader relativ einfach bekommen. Ohne Kaderstatus spielt der Sport bei der Vergabe jedoch keine Rolle und man ist quasi normaler Student, der durch hervorragende Studienleistungen in kurzer Dauer und soziales Engagement auffallen muss, um eine Zusage zu bekommen.
Florian Bremm ist auch ein sehr gutes Beispiel, wie wichtig ein Kaderstatus sein kann. Er hat sich letztes Jahr als Vollzeitpolizist in den Kader gekämpft, kam dadurch in die Sportfördergruppe, wurde vom Dienst freigestellt und kann seitdem wie ein Profi trainieren. Wenn er jetzt wieder rausfliegt, weil wieder jemand die Kadernormen verschärft hat, muss er zurück in den Dienst und seine tolle Entwicklung in diesem Jahr wird wieder massiv ausgebremst. Als er im Mai die 13:30 min gelaufen ist, war er sich sicher, die Norm wieder erfüllt zu haben, da die bei 13:35 min stand. Dann kamen auf einmal neue Richtlinien und er hatte die Norm doch nicht, weil sie jetzt bei 13:24 min steht. Jetzt rennt er verzweifelt dieser Zeit hinterher. Gestern hat er es probiert und musste viel Lehrgeld bezahlen.

Ein Verlust des Kaderstatus durch wieder massiv verschärfte Normen hat wegfallende finanzielle Mittel in vierstelliger Höhe pro Monat zur Folge. Das können selbst die Großvereine kaum kompensieren. 

Richtig, die Landesverbände sind nach der U20 nicht mehr zuständig. Da muss dringend eine Reform her. 

Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte, d.h. die dort ansässigen Stützpunkttrainer trainieren Kader- und Nichtkaderathleten in einer Gruppe. Das ist offiziell so aber nicht vorgesehen. DLV-Bundesstütztrainer sind offiziell nur für die Betreuung der am Stützpunkt trainierenden Bundeskaderathleten zuständig, für alle anderen nicht. Das ist ihre Freizeitbeschäftigung, die sie nicht bezahlt bekommen. Interne DLV-Papiere verlangen auch, dass alle Kaderathleten bei einem Bundestrainer trainieren. Streng genommen führt also ein Verlust des Kaderstatus auch zum Verlust des Trainers. In der Praxis natürlich nicht, weil das normalerweise kein Trainer macht, aber das zeigt, wie grotesk das alles ist.
Für die Verteilung von öffentlichen Geldern und Trainerstellen an die Stützpunkte, die auch sehr große Relevanz für die dortigen Vereine haben, spielen auch nur die dort trainierenden Kaderathleten eine Rolle. Ob dort noch deutsche Meister, EM Teilnehmer betreut werden, spielt keine Rolle. 
Bei kleineren Vereinen stehen in der Regel weder die finanziellen Möglichkeiten noch Trainer zur Verfügung, die die notwendigen zeitlichen Ressourcen haben, um Athleten in dem Umfang zu betreuen, der für das hier diskutierte Leistungsniveau notwendig ist, da das ja alles zusätzlich zur normalen Arbeit erfolgen muss.

runner5000, was du schreibt sehe ich in weiten Teilen als Beleg für meine Ausgangsthese. Es muss möglich sein Spitzensport – zumindest bis zu dem Niveau ein Kandidat für internationale Meisterschaften zu sein – ohne Kader zu betreiben. Dann kann der Kader wie vom DOSB gefordert auch nur für die Top8-Kandidaten ausgelegt sein. Und ich wüsste nicht, warum ein Verband, der grundsätzlich erst einmal die Sportals als Gesamtheit vertritt, nicht explizit hierfür etwas tun können sollte oder es tut. Ich will sogar die These aufstellen, dass das Grundsettting (das wie gesagt nicht allein vom DLV kommt) falsch ist, denn die Top8-Kandidaten lassen sich theoretisch viel eher privatisieren (siehe Koko, Farken oder Gina in internationalen Teams - soetwas sollte Deutschland mal für den Wurf selbst aufbauen), diejenigen, wie viele der U23-Starter nun allerdings nicht. 

Es braucht Programme, die Vereine, Landesverbände und ggf. Dritte in die Lage versetzen, Leistungssport zu betrieben ohne dass es direkt schwarz/weiß: Fördergruppe und Quasi-Profi oder keine Zeit mehr für den Sport gibt. Was ist denn mit der vielbescholtenen Dualen Karriere? Warum gibt es im Deutschen Sport nicht 100 Unternehmen als „Partnerunternehmen des Leistungssports“ die für Athleten mit z.B. Top 8 Platzierung in der deutschen Bestenliste reduzierte Arbeitszeiten anbieten? Solche Kooperationen kann man doch auch abschließen!

Ein negativ-Beispiel ist mir bekannt. Person aus dem Disziplinblock Lauf, kein Bundeskader aber deutsche Top 10. Brauchte nur ein Empfehlungsschreiben um unbezahlten(!) Urlaub für Trainingslager zu bekommen. Also ein Stück Papier! Haben die zuständigen DLV-Trainer verwehrt, weil „keine Kaderathleten“. Dinge die nichts kosten, aber helfen!

Zu der Situation Vereine/Stützpunkte muss ich dir in Teilen widersprechen. Schon die Ausgangsthese „Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte“ ist falsch. Es ist genau andersherum: Die Stützpunkte stützen die Vereine! Du beschreibst es selbst. Die dort ansässigen, vom DLV bezahlten Trainer, coachen auch oder teils überwiegend Vereinsathleten. Der Verein bekommt also quasi Trainer bezahlt. Gleichzeitig wird dann aber die tolle Arbeit gelobt. Wie du schon sagst: „ Bei kleineren Vereinen stehen in der Regel weder die finanziellen Möglichkeiten noch Trainer zur Verfügung, die die notwendigen zeitlichen Ressourcen haben, um Athleten in dem Umfang zu betreuen, der für das hier diskutierte Leistungsniveau notwendig ist, da das ja alles zusätzlich zur normalen Arbeit erfolgen muss.“ Das betrifft aber nicht nur kleine Vereine. Das betrifft auch viele Vereine in Metropolregionen. Durch die Stützpunkstellen ist das System massiv verzerrt. Es werden Kaderathleten teils aus den von dir genannten Gründen massiv abgeworben, damit sie die Stellen an ganz anderen Orten sichern. Sinnvoller wäre es dort, wo diese Athleten „entstehen“ die Strukturen zu stärken, damit die Entwicklung fortgesetzt werden kann und reproduziert werden kann.

Neulich wurde eine Stützpunktrainer-Stelle für Dortmund ausgeschrieben. Aufgabengebiet NK2, NK1 und LK. Also Personen, die in einem Alter sind, in dem man in aller Regel die Schule noch nicht abgeschlossen hat und sich demnach an oder in der Nähe seines Geburtsortes befindet. Warum wird so eine Stelle zentral finanziert? Ist das nicht Aufgabe von Vereinen und Stadt/Land? Wieso sollte es in einem Ort mehr 17-Jährige Talente geben als in einer anderen gleichgroßen Stadt? Müssten wir diese Förderung dann nicht überall machen? Oder sogar explizit dort, wo es keine Großvereine gibt?

Ich denke nachwievor das sinnvollste wären Trainer-Stipendien. Das Ziel muss sein, Trainer solange zu unterstützen, bis sie bzw. Ihre Vereine sie „übernehmen“ können. Statt Stellen brauchen wir Anschub-Finanzierung. Das ermutigt dann Vereine auch, das nötige Geld selber auszugeben. Etwas BWL kann man dann auch gerne in die Trainer-Ausbildung aufnehmen. Machen andere Länder übrigens Wink
(17.07.2023, 08:44)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Zu der Situation Vereine/Stützpunkte muss ich dir in Teilen widersprechen. Schon die Ausgangsthese „Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte“ ist falsch. Es ist genau andersherum: Die Stützpunkte stützen die Vereine! Du beschreibst es selbst. Die dort ansässigen, vom DLV bezahlten Trainer, coachen auch oder teils überwiegend Vereinsathleten. Der Verein bekommt also quasi Trainer bezahlt. Gleichzeitig wird dann aber die tolle Arbeit gelobt. 

Neulich wurde eine Stützpunktrainer-Stelle für Dortmund ausgeschrieben. Aufgabengebiet NK2, NK1 und LK. Also Personen, die in einem Alter sind, in dem man in aller Regel die Schule noch nicht abgeschlossen hat und sich demnach an oder in der Nähe seines Geburtsortes befindet. Warum wird so eine Stelle zentral finanziert? Ist das nicht Aufgabe von Vereinen und Stadt/Land? Wieso sollte es in einem Ort mehr 17-Jährige Talente geben als in einer anderen gleichgroßen Stadt? Müssten wir diese Förderung dann nicht überall machen? Oder sogar explizit dort, wo es keine Großvereine gibt?
Schau dir mal die Ausschreibung der Stelle in Dortmund an. Dort spricht der DLV selbst von den stützpunkttragenden Vereinen.
Zitat:Sicherung und Pflege einer engen Zusammenarbeit mit den stützpunktragenden Vereinen LGO-Dortmund/TV Wattenscheid, dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen, sowie dem Olympiastützpunkt NRW-Westfalen und den weiteren verantwortlichen Personen und Partnern im Leistungssportverbundsystem
Und das ist auch einleuchtend, denn ohne die beiden Großvereine würde das Stützpunktkonzept auch nicht funktionieren, da dort in den noch vereinsinternen Leistungsgruppen reihenweise Talente ausgebildet werden, die vom Stützpunkt übernommen werden können. Gleichzeitig werden dann aber als Kompromiss auch die älteren Athleten, der erweiterten deutschen Spitze übernommen, bei denen es nicht für den Bundeskader reicht. Das Konzept ist dort durch den Raussschmiss von Ayadi unter Druck geraten.
Die neue Stelle ist auch keine neue Stelle, sondern eine Nachbesetzung der Ayadi-Stelle nur mit einer an den Bedarf angepassten Ausrichtung, da dort momentan extrem viele Athleten trainieren, die in den nächsten 2 Jahren in die U23 übergehen und betreut werden müssen.
Wie die Ausschreibung aber schon sagt, werden es aber keine zwei gleichwertigen Stellen mehr sein, sondern die neue Stelle wird Kubillus unterstellt.
(17.07.2023, 09:32)runner5000 schrieb: [ -> ]
(17.07.2023, 08:44)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Zu der Situation Vereine/Stützpunkte muss ich dir in Teilen widersprechen. Schon die Ausgangsthese „Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte“ ist falsch. Es ist genau andersherum: Die Stützpunkte stützen die Vereine! Du beschreibst es selbst. Die dort ansässigen, vom DLV bezahlten Trainer, coachen auch oder teils überwiegend Vereinsathleten. Der Verein bekommt also quasi Trainer bezahlt. Gleichzeitig wird dann aber die tolle Arbeit gelobt. 

Neulich wurde eine Stützpunktrainer-Stelle für Dortmund ausgeschrieben. Aufgabengebiet NK2, NK1 und LK. Also Personen, die in einem Alter sind, in dem man in aller Regel die Schule noch nicht abgeschlossen hat und sich demnach an oder in der Nähe seines Geburtsortes befindet. Warum wird so eine Stelle zentral finanziert? Ist das nicht Aufgabe von Vereinen und Stadt/Land? Wieso sollte es in einem Ort mehr 17-Jährige Talente geben als in einer anderen gleichgroßen Stadt? Müssten wir diese Förderung dann nicht überall machen? Oder sogar explizit dort, wo es keine Großvereine gibt?
Schau dir mal die Ausschreibung der Stelle in Dortmund an. Dort spricht der DLV selbst von den stützpunkttragenden Vereinen.
Zitat:Sicherung und Pflege einer engen Zusammenarbeit mit den stützpunktragenden Vereinen LGO-Dortmund/TV Wattenscheid, dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen, sowie dem Olympiastützpunkt NRW-Westfalen und den weiteren verantwortlichen Personen und Partnern im Leistungssportverbundsystem
Und das ist auch einleuchtend, denn ohne die beiden Großvereine würde das Stützpunktkonzept auch nicht funktionieren, da dort in den noch vereinsinternen Leistungsgruppen reihenweise Talente ausgebildet werden, die vom Stützpunkt übernommen werden können. Gleichzeitig werden dann aber als Kompromiss auch die älteren Athleten, der erweiterten deutschen Spitze übernommen, bei denen es nicht für den Bundeskader reicht. Das Konzept ist dort durch den Raussschmiss von Ayadi unter Druck geraten.
Die neue Stelle ist auch keine neue Stelle, sondern eine Nachbesetzung der Ayadi-Stelle nur mit einer an den Bedarf angepassten Ausrichtung, da dort momentan extrem viele Athleten trainieren, die in den nächsten 2 Jahren in die U23 übergehen und betreut werden müssen.
Wie die Ausschreibung aber schon sagt, werden es aber keine zwei gleichwertigen Stellen mehr sein, sondern die neue Stelle wird Kubillus unterstellt.

Naja, der DLV spricht an vielen Stellen von vielen Dingen, die dann nicht zwingend so der Fall sind. In Dortmund war Ayadi auch sportlicher Leiter des Vereins - also vermutlich eine mischfinanzierte Stelle. Das hat man dann nun auf zwei Personen aufgeteilt, was schonmal sauberer ist. An anderen Stützpunkt-Orten ist es aber auch so, dass Trainer vom DLV oder Landesverband bezahlt werden und wenn man dann tiefer gräbt feststellt, dass die „stützpunktragenden Vereine“ nicht einen Trainer nach der U16 selbst bezahlen. Ohne Stützpunkt lastet das alles an den Vereinen. Ich wette Clubs wie im Laufbereich Karben, Höchstadt/Aisch, Regensburg würden sich auch freuen, wenn ihr Trainer vom DLV bezahlt wird. Oder im Mehrkampf: Da beklagen sich die Mainzer um Kaul zu recht, dass in Frankfurt die Trainer bezahlt werden, in Mainz das ganze aber selbst bezahlt werden muss.
Will heißen: Das System hat zumindest Schlagseite. Sinnvoll wäre in meinen Augen entweder, wenn die Stellen mischfinanziert werden (was aber immer zu Problemen führt) oder diese Finanzierungsmöglichkeit deutlich offener gestaltet wird. Meine These – die wie gesagt eine These ist – wäre: Statt z.B. eine Stelle in Dortmund zu bezahlen, sollte man lieber 10 Trainer mit 450 Euro zusätzlich an zehn Orten unterstützen. Oder drei Trainer auf 50 % Basis und der Rest kommt von LV oder Vereinen. Ich weiß jedoch auch, dass dies mit den BMI/DOSB-Mitteln nicht geht.
Übrigens:
U23 wäre nicht NK2 oder LK (und nur in Ausnahmen wieder NK1). Und dafür ist ja mit dem besagten Kubillus ein Trainer am Stützpunkt. Die Stelle soll jüngere adressieren: „Aufgabenschwerpunkt ist die Durchführung des täglichen Stützpunkttrainings und die Entwicklung von Nachwuchskaderathlet:innen… Verantwortliche Trainings- und Wettkampfsteuerung für die Trainingsgruppen in den Disziplinen Lauf/Gehen im Schnittstellenbereich (NK1, NK2, LK)“ 
Und damit tangiert sie wie gesagt eigentlich sehr genau den Bereich, der derzeit doch versorgt sein müsste?
(17.07.2023, 09:32)runner5000 schrieb: [ -> ]
(17.07.2023, 08:44)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Zu der Situation Vereine/Stützpunkte muss ich dir in Teilen widersprechen. Schon die Ausgangsthese „Die Großvereine stützen in den allermeisten Fällen sämtliche Bundes- und Landesstützpunkte“ ist falsch. Es ist genau andersherum: Die Stützpunkte stützen die Vereine! Du beschreibst es selbst. Die dort ansässigen, vom DLV bezahlten Trainer, coachen auch oder teils überwiegend Vereinsathleten. Der Verein bekommt also quasi Trainer bezahlt. Gleichzeitig wird dann aber die tolle Arbeit gelobt. 

Neulich wurde eine Stützpunktrainer-Stelle für Dortmund ausgeschrieben. Aufgabengebiet NK2, NK1 und LK. Also Personen, die in einem Alter sind, in dem man in aller Regel die Schule noch nicht abgeschlossen hat und sich demnach an oder in der Nähe seines Geburtsortes befindet. Warum wird so eine Stelle zentral finanziert? Ist das nicht Aufgabe von Vereinen und Stadt/Land? Wieso sollte es in einem Ort mehr 17-Jährige Talente geben als in einer anderen gleichgroßen Stadt? Müssten wir diese Förderung dann nicht überall machen? Oder sogar explizit dort, wo es keine Großvereine gibt?
Schau dir mal die Ausschreibung der Stelle in Dortmund an. Dort spricht der DLV selbst von den stützpunkttragenden Vereinen.
Zitat:Sicherung und Pflege einer engen Zusammenarbeit mit den stützpunktragenden Vereinen LGO-Dortmund/TV Wattenscheid, dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen, sowie dem Olympiastützpunkt NRW-Westfalen und den weiteren verantwortlichen Personen und Partnern im Leistungssportverbundsystem
Und das ist auch einleuchtend, denn ohne die beiden Großvereine würde das Stützpunktkonzept auch nicht funktionieren, da dort in den noch vereinsinternen Leistungsgruppen reihenweise Talente ausgebildet werden, die vom Stützpunkt übernommen werden können. Gleichzeitig werden dann aber als Kompromiss auch die älteren Athleten, der erweiterten deutschen Spitze übernommen, bei denen es nicht für den Bundeskader reicht. Das Konzept ist dort durch den Raussschmiss von Ayadi unter Druck geraten.
Die neue Stelle ist auch keine neue Stelle, sondern eine Nachbesetzung der Ayadi-Stelle nur mit einer an den Bedarf angepassten Ausrichtung, da dort momentan extrem viele Athleten trainieren, die in den nächsten 2 Jahren in die U23 übergehen und betreut werden müssen.
Wie die Ausschreibung aber schon sagt, werden es aber keine zwei gleichwertigen Stellen mehr sein, sondern die neue Stelle wird Kubillus unterstellt.

Abseits von der Mittelstrecke muss man aber auch sagen, dass die frühere Sprinthochburg Westfalen kontinuierlich den Bach runter geht. In den sechs Sprintfinals (100/200/400) waren nur 4x zusammen Wattenscheid und Dortmund vertreten und davon trainiert Michael Bryan ausschließlich in den USA. Und auch bei der U23 EM dürfte Brenda Cataria Byll die einzige Westfälin gewesen sein. Die Entwicklung in Westfalen im Sprint ist nicht gerade positiv!
(17.07.2023, 11:45)Jonny schrieb: [ -> ]
Abseits von der Mittelstrecke muss man aber auch sagen, dass die frühere Sprinthochburg Westfalen kontinuierlich den Bach runter geht. In den sechs Sprintfinals (100/200/400) waren nur 4x zusammen Wattenscheid und Dortmund vertreten und davon trainiert Michael Bryan ausschließlich in den USA. Und auch bei der U23 EM dürfte Brenda Cataria Byll die einzige Westfälin gewesen sein. Die Entwicklung in Westfalen im Sprint ist nicht gerade positiv!
Mir erschließt sich gerade nicht, was du da zusammen gerechnet hast. Da waren deutlich mehr Westfalen und auch mehr DO/WAT vertreten:
100 m: Michael Bryan (Wattenscheid), Luka Herden (Münster)
200 m: Kevin Ugo (Wattenscheid), Jakob Bruns (Münster)
400 m: Manuel Sanders (Dortmund), Patrick Schneider (Wattenscheid), Niklas Klei (Bünde-Löhne), Jonas Breitkopf (Dortmund)
100 m: Yasmin Kwadwo (Paderborn)
200 m: Keshia Kwadwo (Paderborn), Lea-Sophie Benzin (Dortmund)
400 m: -

Bei der U23-EM waren mit Kaden und Cataria-Byll zwei Dortmunderinnen vertreten.
Eigener Thread – sehr gut. Danke dafür.

Bei den Sprintern muss man Schneider eigentlich abziehen, der trainiert ja in Frankfurt mittlerweile.

Der Grundsatz ist aber eigentlich sehr spannend: Sich die aktuellen Stützpunkte (die ja nicht alle für alle Disziplinblöcke sind) Mal anzuschauen und zu sehen, wie gut man derzeit performt (nicht nur mit Blick auf die Kaderathleten). Und dann müsste man Mal schauen wie einzelne Regionen, die kein Stützpunkt sind, abschneiden. Wenn es da welche gibt, die positiv ausreißen (insbesondere in der Jugend) könnte man die Frage stellen, ob da nicht ebenso begründet werden musste wie im Fall Dortmund.

Ich würde aber auch andersherum nach Henne und Ei fragen. Ich bin überzeugt davon, dass einige Regionen, würde man dort ich nenne es mal Entwicklungshilfe leisten, deutlich besser perfomen könnten als aktuell. Und genau darum geht es ja bzw. ging es in der Diskussion. Ausgangspunkt war ja, dass einige Disziplinen derzeit ganz und über alle Disziplinen insgesamt derzeit die breite fehlt.
Sehr interessantes / aufschlussreiches Interview mit dem neuen Marathon-Bundestrainer. Finde es gut, dass recht offen mit dem Vorwurf der mangelnden Erfahrung und der Frage "Wie kam er jetzt zu dem Job" umgegangen wird:
https://www.leichtathletik.de/news/news/...hes-niveau
Seiten: 1 2 3