Abgesehen von den Normen gibt es folgende Unterschiede im Vergleich mit den
Vorgaben für die letzten Sommerspiele in Tokio:
- Die
Zahl der Startplätze über 200 Meter wurde von jeweils 56 auf 48 reduziert.
- Die
Zahl der Startplätze über 3000 Meter Hindernis wurde von jeweils 45 auf 36 reduziert.
- Die
Zahl der Startplätze über 20 km Gehen wurde von jeweils 60 auf 48 reduziert.
- Es wurde ein
Mixed-Wettbewerb über 35 km Gehen eingeführt, was ich für ziemlichen Unsinn halte. Wer hat denn bitteschön auf diese noch nie stattgefundene Disziplin gewartet? Noch dazu sollen dort 25 Mannschaften antreten - so viele konkurrenzfähige Länder gibt es im Gehen nicht einmal ansatzweise. Und wenn ich Abschnitt B.2 richtig verstehe, können dort sogar zwei Teams pro Land antreten, was auch sehr außergewöhnlich ist und mir jetzt bei keinem anderem Mannschaftswettbewerb in den Sommersportarten spontan als zulässig in den Sinn kommt. 16 der Plätze werden bei einer Teamweltmeisterschaft im April oder Mai 2024 vergeben.
- Mir bleibt rätselhaft, warum man ausdrücklich schreibt, dass
50 % der Plätze über die Supernorm vergeben werden. Warum steht dort nicht so etwas wie "approximately"? Hat es dann irgendeine Relevanz, wenn nur 33 % der möglichen Startplätze durch Normerfüller befüllt werden können? Vor Tokio fand die 50-50-Verteilung jedenfalls keine Erwähnung.
- Der Qualifikationszeitraum für den
Marathon geht vom 1. November 2022 bis zum 30. April 2024, Anfang und Ende wurden also um zwei Monate nach vorn gezogen. Die ersten fünf Platzierten bei Platin-Marathons in diesem Zeitraum bekommen Startplätze. Schon am 30. Januar werden 65 der 80 Startplätze über die Road-to-Paris-Liste fest vergeben, danach geht es nur noch um die verbleibenden 15 Startplätze. Allerdings können die NOKs bei Erreichen einer Mindestzeit auch Plätze neu zuweisen.
- Acht der nur 27 Startplätze für die 10.000 Meter werden über eine mir bisher gar nicht bekannte
Cross-Country-Rangliste vergeben. Das ist eine immense Aufwertung der Crossrennen, weil alle Wackelkandidaten über diese Distanz sich dann darauf konzentrieren werden, um sich einen Startplatz zu sichern.
- 14 der 16 Plätze in den
Staffeln werden über die World Athletic Relays im April oder Mai 2024 vergeben. Damit werden die fast zu einem Ersatz-Olympia. Damit ein verlorener Staffelstab nicht sofort zum KO führt, soll es zwei Startmöglichkeiten geben. Wie das dann in der Praxis ablaufen soll, erschließt sich mir nicht.
- Ganz wichtig ist die Änderung bei den "
universality places", also den Plätzen für Länder ohne qualifizierte Starter oder Starterinnen. Die werden jetzt nämlich nur noch für 100 Meter, 800 Meter oder den Marathon zugelassen. Das ist einerseits gut, weil es viele Sportler in den anderen Disziplinen von der Sorge befreit, trotz Qualifikation ihren Platz wieder verlieren zu können. Andererseits werden dadurch extrem viele der nur 56 Startplätze über 100 Meter von solchen Exoten belegt werden, was die Qualifikation dort extrem erschweren und für viele eigentlich aussichtsreiche Sportler nahezu unmöglich machen wird. Für die 800 Meter werden maximal drei solche Plätze vergeben, und Marathonplätze wird man sowieso nicht aus Mikronesien oder Kap Verde befüllen können.
- Die
Nachbesetzung von nicht in Anspruch genommenen Startplätzen ist immer noch idiotisch geregelt. Das NOK muss sich aktiv mit der Absage melden, und hat dafür nur zwei Tage Zeit. Ob es so clever ist, die Mailadresse zu veröffentlichen, wo die NOKs ihre Quotenplätze ablehnen sollen, wage ich zu bezweifeln - mal sehen, wer dann mit Adresse nok-germany@gmail.com Malaika Mihambo abmeldet. Nur zwei weitere Tage bleiben dann für die Neuvergabe abgemeldeter Plätze, dann ist Toreschluss. Da ist Chaos vorprogrammiert! Hoffentlich drängen wichtige Verbände auf eine praktikablere Regelung, damit am Ende auch alle Plätze belegt werden.