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Normale Version: Auswirkung der Carbonspikes
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Hallo zusammen,
heute hat ein Kollege zum ersten mal carbonspikes von Nike bei einem Wettkampf getragen. Er hat auf Anhieb seine SB über 100m um fast 0,3 sec gesteigert...

Angeblich sollen die Vorteile über 400m noch gravierender sein.
 Was sind eure Erfahrungen ? Wie gross ist der Vorteil auf welchen Strecken ?

​​​​​​Nach heute bin ich der Meinung dass das Material der Hauptgrund für viele enorme Steigerungen in diesem Jahr sind.

Haben alle deutschej Sprinter in Tokio diese Spikes getragen.?
Ich glaube nicht das es über 100m so viel ausmacht. Der jahresschnellste brommel lief 7 Hundertstel schneller als 2015 und 2016. Simbine war 5 Hundertstel schneller als 2016. Ronnie baker 5 Hundertstel schneller als 2018. Bei bracy sind es 8 Hundertstel.

Wirklich stark schneller geworden sind im top Bereich kerley, SU und Jacobs. 

Kerley war ja bekanntlich 400m Läufer und bei SU und Jacobs könnte es "andere Gründe" geben. 

Ich denke wir reden über 100m von maximal einer Zehntel, wenn überhaupt. 

Ich könnte mir vorstellen das die carbon Platte weniger ausmacht weil man ja eher auf der Spitze läuft und dadurch weniger Fläche auf dem Boden hat.
(05.09.2021, 23:10)dominikk85 schrieb: [ -> ]Ich glaube nicht das es über 100m so viel ausmacht.

Je besser du schon bist, desto geringer der Zugewinn. Ich könnte mir also schon vorstellen, dass Athleten unterhalb der Weltspitze mit den Spikes im Zehntelbereich über 100m zulegen. Aber selbst wenn es in der Weltspitze nur 5/100 sind, ist das oft der Unterschied zwischen Holz und Blech.
Bei den Frauen sieht es ein wenig anders aus, dort gibt es einige sehr starke Leistungen. Ob Pandemie bedingt (wenig Wettkämpfe 2020) oder anderen Umständen geschuldet wird noch zu klären sein, aber insbesondere die Jamaikanerinnen haben klar zugelegt - dass sind schon fast Griffith-Joyner Zeiten…
Die weitere Entwicklung wird es zeigen, ähnlich wie bei den "Alpha Schuhen" auf der Langstrecke, wenn erst einmal mehr Athleten die Spikes tragen.

Im Sprint ist die "Federwirkung" aber eine ganz andere Nummer, zum einen MUSS der Fuß beim Tritt (insbesondere Antritt/Start) völlig stabil bleiben, zum anderen ist die aktive Lauffläche des Fußes viel geringer - es wird eigentlich nur auf dem Vorfuß gelaufen (bei den Kurzsprints). In wieweit hier technisch getrickst werden kann werden wir sehen, neue Materialkonstruktionen und Zusammenstellungen bieten da sicher noch ein wenig Möglichkeiten, wenn auch sicher nicht so viel wie beim Alpha auf der Langstrecke.

Atanvarno schrieb es aber schon: wenn 1/100 über Sieg oder "erster Verlierer" entscheidet, wird sich auch diese geringe Vorteil durchsetzen. Mitenscheidend wird sicher auch die Kombination mit dem Belag der Laufbahn sein, die Wirkung des Schuhs wird sicher nicht auf allen Belägen gleich groß sein.
(06.09.2021, 06:41)Atanvarno schrieb: [ -> ]
(05.09.2021, 23:10)dominikk85 schrieb: [ -> ]Ich glaube nicht das es über 100m so viel ausmacht.

Je besser du schon bist, desto geringer der Zugewinn. Ich könnte mir also schon vorstellen, dass Athleten unterhalb der Weltspitze mit den Spikes im Zehntelbereich über 100m zulegen. Aber selbst wenn es in der Weltspitze nur 5/100 sind, ist das oft der Unterschied zwischen Holz und Blech.

könnte natürlich sein, aber insgesamt sind die Zeiten auch weiter hinten nicht deutlich besser geworden, zumindest bei den Männern.

Mal die letzten beiden olympia Jahre verglichen

2016:
Rang wjbl. zeit
1. 9.80
50. 10.06
100. 10.15
500. 10.42

2021: 
1. 9.77
50. 10.08
100. 10.16
500. 10.40

Insgesamt gibt es da keine große Veränderung in der Qualität unter den top100  und sogar top500 sprintern. 

Ich weiß allerdings nicht wie verbreitet die neuen Spikes unter den top100 Sprintern schon sind.
Nicht vergessen: Die Zahl und die Qualität der Wettkämpfe machen in der "Coronazeit" mit ihren Einschränkungen den Vergleich mit dem Zeitraum von 2016 nicht so einfach!

Für ein Fazit ist es denke ich auch noch zu früh, die Sprintspikes sind noch relativ neu und es wird sich erst noch zeigen müssen ob die Auswirkung unter allen Bedingungen gleich ist. (Bahnbelag, Temperaturen, Nässe, Sprintstil).

Die Langlaufschuhe mit den Carbonfedern verändern den Schritt z.B. in der Länge, minimal, aber bei vielen Schritten… Eine Schrittverlängerung könnte sich aber z.B. bei den 400m Hürden auswirken, der WR ist/war vielleicht auch eine Folgewirkung davon !?!? (wobei Warholm schon ein würdiger WR-Mann ist)
Zum Thema Auswirkungen der Carbonsohle möchte ich folgendes Anmerken...

Auffällig sind für mich subjektiv mehr Verletzungen im Sprint / Sprungbreich der Amateure & Semiprofis
welche "Carbonträger" sind, was mich zum nachdenken zwingt. 
Die Carbonplatte erwirkt ja einen "vorschnell-effekt" durch "aufladen" der Sohle und das Abgeben der gespeicherten Energie. 
Die funktioniert natürlich nicht zu 100% auf den Belag, denn wo eine Kraft- da eine Gegenkraft. Also bekommt den Rückschnelleffekt auch prozentual der Fuß ab.  Was bewirkt das ? 
Im Fußabdruck nach vorn ist die Plantarsehne gespannt und wird von der Gegenkraft der Carbonsohle im hinteren Berreich 
penetriert. Es erfolgt Bildlich gesprochen ein reflektorischer Schlag auf die gespannte Plantarsehne! 
Weiterhin wissen wir, dass Im Abdruck das Fersenbein leicht kippt, was den Effekt noch verstärkt. In der weiteren Kette 
zieht natürlich die Achillessehne über das Fersenbein, und wirkt als "fortlaufender Anagonist" Planarsehne. Dies passiert natürlich völlig funktional auch beim normalen barfuß Lauf. 

Simpel gesagt wir haben unter der Plantarsehne noch eine "unnatürliche Rückschlag-Sehe".   
Diese Spikes erfordern einen extrem starken Muskel und Sehnen-Apperat im Fuß, und eine langfristige Adaptation! 
Meine bescheidene Meinung
Angeregt von dominikk85 habe ich mal eine kleine Übersicht für die Mittel- und Langstrecken erstellt. Auffällig ist auf jeden Fall, dass in der Breite das Niveau in diesem Jahr auf allen Strecken angezogen hat. In der Spitze ist kein Trend zu erkennen, alles relativ ausgeglichen. 2020 ist aber auf jeden Fall coronabedingt ein Ausreißerjahr!
Interessant! Sieht fast so aus, als wenn die Leistung "zusammenrückt", sprich die 2-te und 3.te Reihe holt auf - insofern für den Zuschauer vielleicht am Ende sogar interessant!

Zur Verletzungs- und Belastungsproblematik die Sprunggott ansprach kann ich die Bedenken nur teilen. Es hat sich in der Vergangenheit schon mal gezeigt, dass wenn man eine Bahn völlig auf den Sprint ausrichtig (bretthart), die Langstreckler leiden (Gebreselassie lief sich mal die Füße blutig, aber auch ander bekamen Probleme), dass kann mit den Carbonschuhe ähnlich ausgehen, keine "blutigen Füße" aber Schäden an den anderen Strukturen der Füße und unteren Extremitäten. (die Achillessehne z.b. ist eh schon stark belastet).

Wir werden sehen… (aber wenn es um "Sensationen" geht, werden Veranstalter und Verbänder erst einmal still halten fürchte ich)
https://www.leichtathletik.de/aktuelles/...rueckholen

"Sie haben bereits von einer Vorbereitung ohne Probleme gesprochen. Im vergangenen Jahr hatten Sie nach der Hallensaison mit Fußproblemen zu kämpfen und sind erst spät in die Freiluftsaison eingestiegen. Machen Sie zur Prävention etwas bewusst anders oder konnten ergründen, wie es dazu kam?
Kevin Kranz: Speziell dafür machen wir jetzt nichts. Das war ein Problem, das wir uns selbst eingebrockt hatten. Ich hatte eine Woche vor meinem letzten Hallen-Wettkampf einen neuen Spike ausprobiert, so einen mit einer kompletten Carbonplatte. Das hatte sich zunächst zwar sehr gut angefühlt, hat im Endeffekt aber dafür gesorgt, dass ich mir das Sesambein gebrochen habe im Fuß. Jetzt benutze ich wieder ganz normale Spikes und somit dürfte das nicht noch mal passieren. Jetzt wird nichts mehr ausprobiert, keine Bouncer und keine Spikes mit Carbonplatte.

Es gibt Fußformen, die geradezu eine Sesamoiditis und dann Frakturen begünstigen. Bevor man solche Sachen ausprobiert, sollte man sich die Athletenfüße als Trainer sehr genau ansehen. Zudem ist man sehr darauf bedacht, die Schuhe mit so geringem Gewicht wie nur möglich zu versehen, womit der Schutz wahrscheinlich vollkommen bei den einwirkenden Kräften ausbleibt. Einerseits verursacht dann das vielleicht herumschwirrende, abgebrochene Stück Schmerzen und der flexor hallucis longus verliert die ursprüngliche Führungsrinne. Es kann sein, dass der Fuß stark in die Überpronation abrutscht und die Plantarfaszie entsprechend in Mitleidenschaft gezogen wird. Dazu kommt oft das sehr defizitäre oder falsche Fußtraining. Wenn man solche harten Schuhe einsetzt, sollte man die entsprechenden Fußstrukturen enorm gut präparieren. Das wirkt sicherlich nicht mit einer Woche Vorlaufzeit.

Ich kann nur immer wieder auf solche Inhalte hinweisen!!!

Gertrud
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