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Normale Version: Spurtfähigkeiten unserer Mittel- und Langstreckler
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Hering hat immerhin schon über 400 Meter Laura Müller geschlagen. Ich bin mir sicher, dass sie einen guten Spurt hat.

edit mod: aus dem DM-Thread abgetrennt
(30.07.2014, 09:28)longbottom schrieb: [ -> ]Hering hat immerhin schon über 400 Meter Laura Müller geschlagen. Ich bin mir sicher, dass sie einen guten Spurt hat.
Diana Sujew hat immerhin schon über 1500 Meter Maren Kock geschlagen (in Dessau), daraus kann man also schließen, dass Sujew einen guten Spurt hat?
(30.07.2014, 09:28)longbottom schrieb: [ -> ]Hering hat immerhin schon über 400 Meter Laura Müller geschlagen. Ich bin mir sicher, dass sie einen guten Spurt hat.
also bei der U23 DM hat Laura Müller Hering über 400m geschlagen.

In diesem Jahr hatte Hering keine Chance gegen Müller über 400m.
Wer hat eigentlich den besseren Spurt, Diana oder Elina Sujew?
Angel

Im Ernst: Wer außer Kock und Benitz hat einen Spurt, wo er auf Mittel-/Langstrecke im Finish die (gesamte) europäische Konkurrenz überholen kann? Ich muss wissen, ob ich bei der EM zittern muss oder beruhigt schauen kann. Cool

Tesfaye hat einen guten langen Spurt, Ringer kann spurten, Hering, wer noch?
Du weißt, welche Antwort jetzt kommt, oder? Angel

Kock ist eine 5000-Meter-Spezialistin oder zumindest hat sie da ihre Stärke. Da ist ihr Spurt über 1500 Meter nicht unbedingt ihre Stärke oder maßgeblich.

Bei 800-Meter-Läuferinnen, die starke 400m-Läuferinnen schlagen können, sieht das schon anders aus. Zumal Hering schon als 18-Jährige eine 53,6 gelaufen ist, damit wäre sie in Eugene hinter Müller Fünfte geworden.

Auch, wenn es andere Strecken sind: 800m Läufer, die über die 400 gut mithalten konnten, waren so gut wie immer starke Endspurter. Nils Schumann ist das aus deutscher Sicht beste Beispiel.
Als echter Leichtathletk-Fan zittert man sogar noch, wenn man sich Aufzeichnungen von München 72 anschaut. Ich hab mir mal dabei ertappt, wie ich Hildegard Falck im Zielspurt angefeuert hab, 40 Jahre nach ihrem Sieg.
(30.07.2014, 09:43)Pretender schrieb: [ -> ]Wer hat eigentlich den besseren Spurt, Diana oder Elina Sujew?
Angel

Im Ernst: Wer außer Kock und Benitz hat einen Spurt, wo er auf Mittel-/Langstrecke im Finish die (gesamte) europäische Konkurrenz überholen kann? Ich muss wissen, ob ich bei der EM zittern muss oder beruhigt schauen kann. Cool

Tesfaye hat einen guten langen Spurt, Ringer kann spurten, Hering, wer noch?

Gabius hat auch einen ganz ordentlichen Spurt.
Nein, mich interessierte das im Ernst mit den Sujews - ohne Scherz, oder sind beide gleich stark/schwach?

Da Kock sich stark auf den 1500m verbessert hat, müsste sie doch über 5000m einen guten Endspurt haben? Siehe auch bei der Hallen - DM über 3000m...

Orth ja eher nicht, er hat ja nichtmal gegen Schlangen bestehen können bei der DM? Oder war das nur Tagesform? Uliczka bei der DM auch besser als Grau, aber wie siehts im internationalen vergleich aus?
(30.07.2014, 09:47) longbottom schrieb: [ -> ]Du weißt, welche Antwort jetzt kommt, oder? Angel

Kock ist eine 5000-Meter-Spezialistin oder zumindest hat sie da ihre Stärke. Da ist ihr Spurt über 1500 Meter nicht unbedingt ihre Stärke oder maßgeblich.

Bei 800-Meter-Läuferinnen, die starke 400m-Läuferinnen schlagen können, sieht das schon anders aus. Zumal Hering schon als 18-Jährige eine 53,6 gelaufen ist, damit wäre sie in Eugene hinter Müller Fünfte geworden.

Auch, wenn es andere Strecken sind: 800m Läufer, die über die 400 gut mithalten konnten, waren so gut wie immer starke Endspurter. Nils Schumann ist das aus deutscher Sicht beste Beispiel.

Ich denke das kann man nicht so pauschalisieren. Ich habe bei 800m eher die Beobachtung gemacht das 400m / 800m Typen eher ein gleichmäßiges Tempo besser vertragen, es sei denn es wird wirklich "extrem" gebummelt, sodass nicht allzulange in der Säure gelaufen wird (also von der Wirkung her ein 500m Rennen). 

Nils Schumanns Ausdauerfähigkeiten werden leider total unterschätzt. Er lief regelmäßig bei einer Cross DM auf der Mittelstrecke ganz vorne mit. Welcher 800m Läufer kann das (heute) von sich behaupten? -> Benitz sehe ich als 1500m Läufer.
Es gibt bei Leichtathletikfreunden immer wieder Missverständnisse, was die Endspurtfähigkeiten und die Voraussetzungen dafür angeht.

Um im Endspurt erfolgreich zu sein, sind viele Faktoren notwendig:

1. Nah genug an der Spitze sein. Deswegen hat Usain Bolt im 5000m Rennen keine Chance gegen Farah - er wäre nicht nah genug an der Spitze. Um mithalten zu können, wird genügend spezifische Ausdauer für die Strecke benötigt.

2. Zum Zeitpunkt des Spurts noch genügend Reserven haben, um möglichst viel von der eigenen Spurtfähigkeit einsetzen zu können. Das ist der Punkt, der gerne unterschätzt wird. Gabius und Ringer sind beide eine 53er Schlussrunde gelaufen in Ulm. Um in der absoluten Weltspitze  mithalten zu können, müssten sie das aber in einem Rennen können, das in einer Zeit von <= 13'15  zu Ende geht. Dafür brauchen sie wieder extrem gute spezifische Ausdauer.

Wenn die vorhanden ist, können Langstreckler die letzte Runde sehr nahe an ihrer 400m Bestzeit laufen - um so näher, je mehr vorher gebummelt wurde.

Benitz hat wahrscheinlich den deutlich schnelleren Spurt als Gabius - er könnte ihn sogar in einem 5000m Rennen schlagen, wenn die ersten 11,5 Runden in 3'/km gelaufen werden. Wenn das aber in 2'40/k läuft, ist Benitz zu kaputt, um noch schnell genug spurten zu können.

3. Eine hohe Maximalgeschwindigkeit nützt wenig, wenn 1 und 2 nicht erfüllt sind. Dazu kommt auch noch, dass es mehr und weniger explosive Typen gibt. Schlangen, Gabius oder Tesfaye sind eher Läufer für den langen Spurt. Ein Baumann früher oder heute ein Benitz oder auch Maren Kock für den kurzen Spurt. Einige Weltklasseläufer konnten oder können beides, z. B. Bekele zu seinen besten Zeiten auf der Bahn, Farah würde ich auch dazu rechnen.

Bekele hatte als einer der ersten die extrem schnellen 4 letzten Runden in Perfektion demonstriert, glaube es war über 5000 in Peking? Mittelerweile gab es einige Rennen mit letzten 1600m um 4 min.  Ähnlich nur auf geringerem Niveau wollte Gabius in Ulm laufen, hat sich aber dann nicht getraut. Damit wollte er Ringer den Zahn ziehen, das hätte vielleicht auch funktioniert.

Man kann nicht einfach irgendwelche Unterdistanzzeiten nehmen und anhand derer auf die Spurtfähigkeiten in einem Mittel oder Langstreckenrennen schließen. Gabius hat glaube 3'41 über 1500 stehen. Aber er würde Benitz wohl auf den letzten 4 Runden einen 5000ers stehen lassen, weil er da viel näher an seine 1500m PB ranlaufen kann.

Die Explosivität kann man nur bedingt trainieren ... da werden die Sujews nie an eine Kock rankommen. Aber sie hätten über 1500 bei der DM eben mindestens die vorletzte Runde deutlich schneller laufen müssen, um ihr die Tour zu vermasseln.

Die 800 sind nochmal ein Sonderfall. Wenn die erste Runde nicht extrem langsam gelaufen wird, geht es darum, wer am wenigsten langsamer wird. Da es momentan einige sehr gute Läufer gibt, die gerne von vorne laufen (Rudisha), sind klassische langsame Spurtrennen seltener geworden.

Der 400/800 Typ ist meist der, der entweder eine sehr schnelle oder eine sehr langsame erste Runde braucht. Im schnitt hat dieser Typ bei PB Rennen den größeren Unterschied zwischen Runde 1 und 2.

Man unterschätzt aber gerne die Ausdauer von solchen Läufern auf dem Top Niveau. Leute wie Rudisha oder Amos sind trotz 45er Zeiten über 400 relativ ausdauernd.

Das ist ja das schöne an Herings Entwicklung: Das Rennen bei der DM hat gezeigt, dass zu der guten 400m Fähigkeit eine große Verbesserung der spezifischen 800m Ausdauer statt gefunden hat.

Gruß

C
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