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Normale Version: Millrose Games - New York, 08.02.2020 (Klosterhalfen 3:59,87 DR/4:17,26 DB)
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Wow, Turbo-Koko hat wieder einmal eine Rakete gezündet und meine Voraussage nun bereits jetzt schon wahr gemacht. Ich hatte vor zwei Wochen bei ihrem ersten Rennen in diesem Jahr noch gesagt, ob für sie vielleicht schon die 4:00 Minuten Schallmauer möglich wäre. Das hat sie nun echt wahr gemacht und das sogar bei der Durchgangszeit über 1.500 m in einem Meilenrennen. Dagegen war Boston nur ein leichter Aufgalopp, wo sie bereits auch schon Zweite wurde.
Gestern das Rennen war deutlich schneller und auch besser besetzt als letzte Woche und auch bei dem Meilenrennen an gleicher Stelle vor einem Jahr, als sie noch mit knapp unter 4:20 min gewann. Ich muss aber ehrlich zugeben eine Elle Purrier hatte ich nicht auf dem Schirm. Die kleine wirkte richtig klein und kräftig gebaut gegen eine Grazil wirkende Koko. Auf die nächsten Rennen bin ich jetzt schon gespannt wie eine Flitzebogen. Koko ist ja in der Halle schon fast so schnell wie im Freien über 1.500 m und über die Meile ist sie das schon deutlich.
Es ändert sich aber nichts an ihrem Hauptproblem - am Ende wird sie immer abgekocht werden, denn es wird in ihren Bereichen immer Läuferinnen geben, die das Tempo mitgehen, aber besser spurten können - und nur so gewinnt man bei großen Ereignissen.
@Astra:

Ich bin da nicht ganz so pessimistisch, es gibt einen Unterschied zwischen Halle und Freiluft, die Kurven bremsen insbesondere die Läufer mit der ganz großen Schrittlänge (und das trifft bei Klosterhalfen allein schon größenbedingt zu) stärker als Kleineren, da macht sich der Unterschied von Kurvengeschwindigkeit zum Geradeauslauf stärker bemerkbar wenn dann wieder beschleunigt (gesprintet) wird. Auf einer 400m Bahn läuft man die Kurve schneller, da ist die Differenz geringer, das kommt einer Klosterhalfen mehr entgegen. Allerdings passt auch, dass wenn bei 1400m Klosterhalfen und eine Konkurrentin mit hohem Spurtvermögen gleichauf liegen, sie kaum gewinnen kann. (Und international können eben einige das Tempo im Windschatten immer mitgehen…)

Ich vermute sie wird sie bald/irgendwann auf die längeren Strecken ausweichen… Ein Straßenrennen ohne Kurve wäre ideal für sie… Wink
Immer wird es das nicht bei jedem Tempo geben, jedenfalls nicht über 5/10000, vgl. Ayana. Wer hat den besten Abschluss bei einem imaginären Rennen Ayana, Koko, Gidey in 14:20?

Ich finde, dass die Spurtschwäche übertrieben wird. Die wichtigen Rennen, die sie im Spurt "verloren" hat, hat sie typischerweise auf Rang 2 oder 3 in Weltklassefeldern verloren und die Siegerinnen waren normalerweise so viel stärker (Muir in der Halle, Hassan, Obiri u.a. draußen), dass die wahrscheinlich bei fast jedem Rennverlauf stärker gewesen wären. Im 1500m-DL-Finale in Zürich ist Koko die Schlussrunde unter 60 sec. bei einer Endzeit von 3:59 1/10 über PB gelaufen. Die Handvoll Leute, die so gut oder besser ist (Hassan, Dibaba, Muir, Houlihan, Kipyegon) ist bei nahezu jedem Rennverlauf vermutlich (Tagesformabhängig usw.) stärker.
Ein guter Spurter kann sich auch nicht drauf verlassen, alle Rennen zu gewinnen, es kann immer noch bessere geben zB Muir vs. Houlihan vs. Kipyegon oder wie Hassan mal bei der EM verloren hat, einmal gegen Cichocka und einmal gegen Bahta)

Das Purrier mit 4:02 4:24 Bl so ein Tempo mitgehen und den besten Spurt haben würde, hätte wohl niemand erwartet. Sie war einfach in unglaublicher Form. Was gewesen wäre, wenn gestern Tsegay noch vor Koko inoffizielle pace von 800-1400m gemacht hätte, ist auch eine offene Frage. Vielleicht hätte dann Koko die paar Promille Energie gespart, um zu gewinnen und Purrier in Schach zu halten.
Letztes Jahr war ihre Zwischenzeit bei den Millrose Games auch DR und der wurde vom DLV anerkannt. Die Zeit wurde übrigens auf 3:59.87 korrigiert.
Aufgrund ihrer nochmal enormen Leistungssteigerung von fast 3 Sekunden über 1.500 m, wage ich jetzt schon einmal eine Prognose für die langen Strecken im Freien:

1.500 m -> 3:55 min
3.000 m -> 8:15 min
5.000 m -> 14:20 min
Ich glaube, dass Koko schon bei der WM in Doha 3:55 Minuten hätte laufen können, wenn man sich die Zeiten des Finales anschaut  (u.a. Debue Stafford 3:56,12).
Bei einem "idealen" Rennen könnte sie zum Saisonhöhepunkt meiner Meinung nach schon Richtung 3:53 laufen.
Die taktische Vorgabe von Pete Julian für Klosterhalfen muss nicht so sehr verschieden von dem gewesen sein, wie sie gelaufen ist. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass sie wie Brazier laufen sollte:

“He [Julian] just wanted me to get in a crappy position,” Brazier said. “Because last year, I was kind of getting lucky in my positioning and stuff like that. He’s just like, ‘you’re not always going to get that lucky, so you’ve gotta kind of work with your tactics and work how to get around people and get boxed in and all that.’ And there’s no better way to do it than indoors.”

https://www.letsrun.com/news/2020/02/mak...0-minutes/

Das macht im Fall von Brazier seinen Rekort nur noch stärker, aber er ist zur Zeit eine Liga für sich. So wird Koko sicher nie laufen können. Aber wenn sie nur lange genug gesund bleibt, dann sollten schon statistische Fluktuationen dafür sorgen, dass sie irgendwann durch kommt. Immerhin konnte sie bei den Millrose-Games die sehr starken Reekie und Staffort abhängen. Insbesondere gegen Reekie war dies vor dem Rennen keineswegs zu erwarten. Irgendwie glaube ich, dass Koko im Interview noch nicht mal den Namen der Siegerin kannte. Das wird sich nun nicht nur für sie ändern. Wenn ihre 1500-Split-Zeit anerkannt wird, hat sie die Weltjahresbestleistung über 1500m, weil sie da noch vorne war, nicht aber über die Meile.

Insgesamt eine extreme Entwicklung auf den Mittelstrecken. In Europa gibt es nun mit Reekie einen 4. Star über die 1500m und wenn sie denn - unwahrscheinlich - alle bei einer EM gegeneinander laufen würden, dann könnte Koko sogar am Treppchen vorbei laufen.

Schade dass Muir wegen Verletzung nicht gegen Wilson über 800m antreten konnte - Sieg in 1:58. Die letzte Freiluft-Saison wurde Muir schon teilweise wegen einer Muskelverletzung vermasselt und nun wieder Probleme. Und sie als gute Spurterin hat noch nicht mal eine Medaile bei WM oder OS.
Dieses Jahr zählts wohl auch:
https://www.leichtathletik.de/news/news/...818HjPT1LQ

Haha, vorbehaltlich der Ratifizierung Big Grin ‌ Aber Hauptsache die Headline knallt
Das Doha-Finale und die Meile in Monaco waren für die meisten Teilnehmerinnen schon ideale Rennen (außer Hassan). Da würde mich nicht wundern, wenn das bei einigen die Lebenzeit-BL bleiben könnte. Wäre Koko das Doha-Finale mitgelaufen, wäre sie vermutlich zwischen 3 und 7 (3:54-57) gelandet, d.h. eine deutliche PB wäre sicher drin gewesen. (Dieses Finale bot die Möglichkeit für jemanden wie Tsegay, die wohl als einzige auf diesem Niveau noch schlechter im Endspurt ist als Koko, eine Superzeit und eine Medaille zu erlaufen.) Es gibt natürlich keine Garantie, jemals so ein Rennen zu erwischen.

So einen Durchbruch wie jetzt Reekie und Purrier hatte KK ja schon 2017, d.h. solche Sprünge kann es bei ihr eigentlich nicht mehr geben. Ich würde auch die knapp 3 sec. ggü. letztem Jahr bei Millrose nicht so hoch hängen, da sie damals mit entsprechender Konkurrenz ziemlich sicher ein bis zwei sec. schneller hätte laufen können.

Die Steigerungen in der Breite und Dichte sind aber jedenfalls deutlich. Vor zwei Jahren war Koko in der Hallensaison (mit Hallen-WM) mit 4:04,00 die drittschnellste weltweit; heuer sind schon 9 (wenn man die top 4 von der Meile gestern mitzählt) unter dieser Zeit.
2019 hatten die USA 9 Frauen unter 4:04 und 15 unter 4:06, d.h. es gibt dort etwa 5 Läuferinnen, die zweitbeste in Deutschland über die 1500m wären, aber kaum eine Chance auf WM/Olympische spiele haben, weil 5 noch besser sind.
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