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Normale Version: Klosterhalfen in London - falsche Taktik oder fehlende Form?
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Ich denke schon das da was in Richtung Noro oder so gewesen sein muss in ihrer dm Form hätte sie die 2 harten runden imo verkraftet. 

Dennoch war das taktisch nicht schlau, spätestens nach dem Einbruch im vorlauf hätte sie ihre Taktik an die geänderte Form anpassen und weniger aggressiv von vorne laufen sollen, denn beide Läufe waren ja quasi identisch  (800m vor Schluss Vollgas und dann der Einbruch auf den letzten 200m)
Richtig, es gab danach einen Tag Pause. Ist allerdings für das HF egal.
Falls Noro würde mich wundern, warum man das nicht gesagt hat und noch mehr, dass jemand so dürres davon nicht total umgeworfen wird und überhaupt laufen kann. Die offizielle Sprachregelung von Trainer und Athletin ist ja anscheinend: taktisch nicht ideal (wobei sie das auch relativiert haben, nämlich im HF grundsätzlich nicht falsch gelaufen, nur ein bißchen zu früh und zu schnell), abhaken und nicht weiter vertiefen. Das ist ja auch o.k.
Mag auch sein, dass es einfach so eng in diesen Bereichen ist, dass eine winzige Einschränkung der Form schon ausschlaggebend sein kann. Gleichmäßig gelaufene ~4:10 sind für Klosterhalfen wohl keine ernste Vorbelastung aber 4:04 mit Gerempel, Führungsarbeit usw. vermutlich doch. (4:03,6 wäre die schnellste 1500m-Zeit einer deutschen Frau seit Fonseca-Wollheim vor 19 Jahren gewesen, wenn Klosterhalfen dieses Jahr nicht schneller gelaufen wäre.)

Ungeachtet der souveränen Leistungen am Ende der Saison (und das Rennen in Birmingham war vielleicht ihr defensivstes überhaupt, d.h. sie kann das im Prinzip schon) meine ich auch, dass sie im Frühsommer eben noch stärker gewesen ist. Die drei Bestleistungen in drei Wochen im Mai/Juni, zwei davon im wesentlichen solo gelaufen. Oder eben DM vs. ISTAF. Solosteigerungslauf nur eine gute halbe Sekunde langsamer als gepacetes Rennen im Olympiastadion, das ist irre.
(30.09.2017, 00:26)Robb schrieb: [ -> ]
(29.09.2017, 23:34)aj_runner schrieb: [ -> ]Ich weiß jetzt nicht, was Dein Bezug zur Hallen-EM soll. Wer zwei x 3:59 läuft, der sollte nach einer 3:00 eine 64 laufen können. Eigentlich nur das gleiche Tempo weiterlaufen, was sie sonst immer gezeigt hat - außer sie hat nicht die Form. Ob Tagesform oder grundsätzlich sei einmal dahingestellt.


Zwischenzeit bei 1100m 3:00.11, Endzeit 4:03.60, letzte Runde also in 63.49s. Sie ist schneller als die von dir geforderten 64 gelaufen, wo ist das Problem?

Ich habe keine Probleme, auch nicht damit, dass die Rennen in London nicht so liefen wie erwartet. Ich konnte nur Deinen Bezug zur Hallem-EM nicht verstehen. Wer die richtige Endzeit kennt, der kommt dann natürlich auch auf eine 63,5.
Trotzdem: Wenn meine Argumentation "nicht in Form sein" nicht richtig wäre, dann heißt das im Umkehrschluss, dass sie in Form war. Zu Ende gedacht bedeutet, dass KK Leistungsfähigkeit gerade einmal ausreicht, um mit Ach und Krach in ein Halbfinale einzuziehen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.
(30.09.2017, 20:11)aj_runner schrieb: [ -> ]Trotzdem: Wenn meine Argumentation "nicht in Form sein" nicht richtig wäre, dann heißt das im Umkehrschluss, dass sie in Form war. Zu Ende gedacht bedeutet, dass KK Leistungsfähigkeit gerade einmal ausreicht, um mit Ach und Krach in ein Halbfinale einzuziehen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Nicht in Form ist eine Möglichkeit, ich sage nicht, dass es nicht so gewesen sein kann, ich behaupte nur, dass es dafür auch andere Erklärungen und keinen Grund gibt, die Erklärung taktische Fehler anzuzweifeln. Bei schlechtem Rennverlauf kann Klosterhalfen von jeder mit halbwegs gutem Endspurt besiegt werden, das heißt nicht, dass sie in so einem Rennen nicht in Form wäre. Sie kann extrem schnell laufen, aber sie kann nicht spurten und sie hat taktische Defizite. Ist aber auch verständlich, sie hatte vor London genau EIN Rennen gegen Weltklasse-Konkurrenz, das war in Rom. Und Rom hat sie auch nicht auf London vorbereitet, weil DL-Rennen mit Hasen und genau festgelegten Zwischenzeiten nichts mit Rennen bei Weltmeisterschaften gemein haben.
(30.09.2017, 22:08)Robb schrieb: [ -> ]Sie kann extrem schnell laufen, aber sie kann nicht spurten und sie hat taktische Defizite. .

Dass Klosterhalfen nicht spurten könne, ist so pauschal natürlich eine unhaltbare Behauptung, insbesondere nach dem Rennen von Birmingham.

Dass sie nicht über den kurzen, explosiven Spurt verfügt ist dagegen wohl richtig.
(30.09.2017, 22:08)Robb schrieb: [ -> ]
(30.09.2017, 20:11)aj_runner schrieb: [ -> ]Trotzdem: Wenn meine Argumentation "nicht in Form sein" nicht richtig wäre, dann heißt das im Umkehrschluss, dass sie in Form war. Zu Ende gedacht bedeutet, dass KK Leistungsfähigkeit gerade einmal ausreicht, um mit Ach und Krach in ein Halbfinale einzuziehen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.



Nicht in Form ist eine Möglichkeit, ich sage nicht, dass es nicht so gewesen sein kann, ich behaupte nur, dass es dafür auch andere Erklärungen und keinen Grund gibt, die Erklärung taktische Fehler anzuzweifeln. Bei schlechtem Rennverlauf kann Klosterhalfen von jeder mit halbwegs gutem Endspurt besiegt werden, das heißt nicht, dass sie in so einem Rennen nicht in Form wäre. Sie kann extrem schnell laufen, aber sie kann nicht spurten und sie hat taktische Defizite. Ist aber auch verständlich, sie hatte vor London genau EIN Rennen gegen Weltklasse-Konkurrenz, das war in Rom. Und Rom hat sie auch nicht auf London vorbereitet, weil DL-Rennen mit Hasen und genau festgelegten Zwischenzeiten nichts mit Rennen bei Weltmeisterschaften gemein haben.



Hallen-EM waren zwei Rennen mit Weltklasse-Konkurrenz, aber davon war der VL auch nicht ideal und im Finale hat ihr Muir quasi in die Karten gespielt. Von der Papierform wären Cichocka und Koster in Lille auch ziemlich starke Konkurrentinnen gewesen, aber die erste hat gepennt oder war mit Rang 2 zufrieden und Koster schlecht in Form und/oder taktisch ganz schlecht (hat es schneller gemacht, nachdem Klosterhalfen abgehauen war, und ist am Ende dann doch auf Rang 6 oder so durchgereicht worden).

Wenn man weiß, dass man auf der Zielgerade auch von sonst deutlich schwächeren überspurtet werden kann, ist offensichtlich der größte taktische Fehler, es darauf ankommen zu lassen. Es gibt im Grunde dann nur drei Optionen (jedenfalls für jemanden wie Klosterhalfen mit zumindest ordentlicher Unterdistanzleistung, für "langsame" wie Radcliffe oder Reh gibt es eigentlich nur front running).
- "front running" bzw. noch besser, wenn jemand anderes das Rennen schnell macht und man "nur" dranbleiben muss. Offensichtlich die favorisierte Variante Klosterhalfens, aber kaum möglich bei gleichstarken oder stärkeren Konkurrenten.
- "Ausreißen". Dafür sind 1500 m.E. eigentlich zu kurz, aber es hat immerhin zweimal geklappt (und beide Mal der spurtstarken Haupt-Konkurrentin keine Chance gelassen). Die Frage im Thread ist hauptsächlich, ob es im London HF hauptsächlich wegen suboptimaler Form nicht geklappt hat, oder ob es in dem Kontext eine falsche Taktik war.
- langer Spurt bis hin zu dem Extrem, das bei Männern schon lange immer mal, bei den Frauen etwa im Rio-Finale gepflegt wurde: 800m in Weltklassezeit mit 700m Jogging vorher.

Problem bei allen diesen Optionen ist, dass man sich nicht so schonen kann wie ein Spurter das oft tun kann. (Und 1500m ist für alle Optionen auch ein bißchen kurz, d.h. man wird vermutlich selten genügend Konkurrenten los in entsprechend hochklassigem Feld.) Das ist ein Nachteil bei Wettbewerben mit mehreren Runden. Andererseits kann ein Spurter rein gar nichts machen, wenn jemand das Rennen schnell macht und er das Tempo nicht mitgehen kann. Selber schnell machen kann man theoretisch aber immer, wenn man es kann. Und Klosterhalfen müsste im Prinzip eine Schlussrunde klar unter 60 laufen können, wenn es vorher nicht so schnell war, da sie 800m in 57 anlaufen kann.

M.E. ist Klosterhalfen keineswegs so ungeschickt, dass man eine generelle Taktikschwäche annehmen müsste; sie war ja in den letzten Jahren durchaus in Feldern unterwegs, denen sie nicht einfach weglaufen konnte. Bis vor anderthalb Jahren waren ihre typischen Rennen keineswegs gepacete Meetings, sondern nationale Meisterschaften und internationale U18/20-Meisterschaften. Unterschiedliche Taktiken sind aufgegangen: Bei der DM 2015 wäre sie wohl kaum 2. geworden, wenn sie das Rennen nicht schneller gemacht/gehalten hätte als ein typisches Meisterschaftsrennen (und sie hat die vermutlich nicht schlechtere Spurterin Klein auf den letzten 200m in Schach gehalten). U20-WM 2016 hatte ich schon erwähnt. Mit front running immerhin 4 von 6 Afrikanerinnen zersägt. Oder eher defensiv mitgegangen und am Ende stark gewesen: Cross-EM 2015, Birminingham 2017. (Wie gesagt, von den Rennen der letzten zwei Jahre, die ich auf youtube sehen konnte, gibt es eigentlich keins, bei dem sie sich so verschätzt? einbricht wie beim HF oder auch beim VL in London. Die Rio-Vorläufe habe ich aber auch nicht gefunden, ich bin anscheinend zu doof für die yt-Suchmaschine oder sie sind nicht drauf.)
Klar, London war vielleicht noch eine andere Klasse mit sehr hoher Leistungsdichte. Da muss eben alles stimmen. Die Mühe bzw. das Scheitern bei Zeiten deutlich über der Saisonbestleistung deuten für mich stark auf suboptimale Form. Dem widerspricht nicht, dass mit der vorhandenen Form vielleicht eine andere Taktik hätte aufgehen können. Aber ein 4:12-Rennen mitzuzockeln und zu hoffen, auf der letzten Runde oder den letzten 200 unter den 5 besten zu sein, wäre erst recht eine falsche Taktik gewesen und noch weniger aufgegangen.
(01.10.2017, 09:28)DerC schrieb: [ -> ]
(30.09.2017, 22:08)Robb schrieb: [ -> ]Sie kann extrem schnell laufen, aber sie kann nicht spurten und sie hat taktische Defizite. .

Dass Klosterhalfen nicht spurten könne, ist so pauschal natürlich eine unhaltbare Behauptung, insbesondere nach dem Rennen von Birmingham.

Dass sie nicht über den kurzen, explosiven Spurt verfügt ist dagegen wohl richtig.

Sie ist noch nichtbzu alt als dass man daran nicht noch arbeiten könnte. Bei ihr ist es zum Beispiel die Frequenz bzw der frequenzwechsel den man ja recht einfach trainieren kann.
Ich bin normalerweise jemand, der mehr über das Auge beurteilt, als über Zwischenzeiten in 100-Meter-Abschnitten.
​Machen wir das Spiel jetzt trotzdem an Hand des VL in London: dritte Runde in 63,1, letzte 400 in 63,5, letzte 200 in 32,0.
Um die letzten 200 in 31 zu laufen, braucht man kein Spurtwunder zu sein und sie hätte den VL gewonnen.

​Ennaoui war bei der WM zwei Mal vor ihr im Ziel. Der Abstand im VL zwischen den beiden war ähnlich wie bei der U 23 EM.
​Trotz schnellerem Rennen und schlechterer Bestzeit konnte Ennoui im Gegensatz zur U23 EM den Rückstand aufholen.

​Geht das Rennen in Richtung 4 Minuten, dann braucht KK um weiter zu kommen, nicht den harten Spurt.
​Wenn es um die Medaillen geht, kann es nochmals eine andere Sache sein.
(02.10.2017, 10:57)aj_runner schrieb: [ -> ]​Ennaoui war bei der WM zwei Mal vor ihr im Ziel. Der Abstand im VL zwischen den beiden war ähnlich wie bei der U 23 EM.
​Trotz schnellerem Rennen und schlechterer Bestzeit konnte Ennoui im Gegensatz zur U23 EM den Rückstand aufholen.

Du vergleichst Zeiten und Rennen ohne die Umstände zu berücksichtigen. Bei der U23-EM ging Klosterhalfen bei 800m in 2:23 durch, in London bei 2:12. Das Rennen bei der U23 war bewusst darauf angelegt, Ennaouis Spurt zu neutralisieren, das hatte sie nach dem Rennen im Interview angesprochen.
(02.10.2017, 11:30)Robb schrieb: [ -> ]
(02.10.2017, 10:57)aj_runner schrieb: [ -> ]​Ennaoui war bei der WM zwei Mal vor ihr im Ziel. Der Abstand im VL zwischen den beiden war ähnlich wie bei der U 23 EM.
​Trotz schnellerem Rennen und schlechterer Bestzeit konnte Ennoui im Gegensatz zur U23 EM den Rückstand aufholen.


Du vergleichst Zeiten und Rennen ohne die Umstände zu berücksichtigen. Bei der U23-EM ging Klosterhalfen bei 800m in 2:23 durch, in London bei 2:12. Das Rennen bei der U23 war bewusst darauf angelegt, Ennaouis Spurt zu neutralisieren, das hatte sie nach dem Rennen im Interview angesprochen.

Lieber Robb, es geht hier um die Spurt-These, nicht die Form-These. Ich meine, um in Rennen bzw. Rennverläufen wie im VL und im HF bei der WM bestehen zu können, braucht man keinen besonderen Spurt bzw. hat Klosterhalfen die dazu notwendigen Fähigkeiiten. Dass sie in den Läufen nicht besser aussah, lag nicht am Spurtvermögen.
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