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Normale Version: Neues Förderkonzept der Deutschen Sporthilfe
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In der Diskussion um Florian Orths Verzicht auf die Hallen-EM ist mir noch etwas anderes aufgefallen. Und zwar schreibt Orth in seiner Stellungnahme: "Und ich muss ganz ehrlich feststellen, dass ich für einen Verband, der mir als Athlet weder vertraut noch meine Leistung respektiert, und ein Land, das mich nach meinem besten Jahr 2016 dank "Spitzensportreform" sowohl für Trainingslager, Sporthilfe als auch Verdienstausfall in meiner dualen Karriere nicht mehr für förderungswürdig hält, vorerst nicht mehr an den Start gehen möchte." Da ich insbesondere zum neuen Förderkonzept "Leistung. Fairplay. Miteinander." der Deutschen Sporthilfe keinen Thread hier gefunden habe, habe ich zu dem Thema selbst mal ein wenig recherchiert und mit Erschrecken festgestellt, dass die Sporthilfe ihre Förderung der Leichtathletik massiv zurückfährt. Nun zu den Fakten:

In dem Förderkonzept Rio, welches von 2013 bis 2016 galt, wurde wie folgt gefördert :
- 100 Euro pro Monat für C-Kader (mit extra C-Kader-Sporthilfe-Norm)
- 200 Euro pro Monat für B-Kader
- 300 Euro pro Monat für A-Kader
Zudem erhielten alle Athleten der olympischen Verbände, die von der Deutschen Sporthilfe gefördert wurden, Zugang zu den Serviceleistungen. Das beinhaltete z.B. für Studenten das Deutsche-Bank-Sportstipendium in Höhe von 400 € monatlich. Gemäß der Kaderliste des DLV von 2016 (Quelle: https://www.leichtathletik.de/fileadmin/...-DC_EF.pdf) waren in dem Jahr 310 Athleten im A- oder B-Kader und wurden damit finanziell von der Sporthilfe unterstützt. Dazu kommen noch die C-Kader Athleten mit der Sporthilfe-Norm, die leider in der Liste nicht extra aufgeführt werden.

Jetzt das neue Förderkonzept "Leistung. Fairplay. Miteinander.", welches seit 01.01.2017 in Kraft ist:

Bedingung für eine finanzielle Förderung ist die Aufnahme in das sogenannte Top-Team oder Top-Team-Future. Für beide gibt es aktuell 300 Euro pro Monat. Das Top-Team scheint sich mit dem A-Kader des DLV zu decken. Für das Top-Team-Future hat der DLV wohl ein festes Kontingent. Von Transparenz kann hier leider keine Rede sein. Man findet nirgendwo Listen, wer aktuell vom DLV im Top-Team bzw. Top-Team-Future ist. Allgemein sollen für das Top-Team-Future Ahtleten in Frage kommen, denen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften in den nächsten 1-8 Jahren eine Top-8-Platzierung zugetraut wird. (Quelle: https://www.sporthilfe.de/upload/Foerder..._52701.pdf). Da fällt nicht nur der oben erwähnte Florian Orth durch das Förderraster. Auch Timo Benitz wird in Zukunft von der Sporthilfe nicht mehr finanziell unterstützt. Und so wie den Beiden dürfte es noch vielen weiteren DLV-Athleten gehen. Von wohl knapp 4000 geförderten Athleten (über allen Sportarten hinweg) fallen anscheinend knapp 2000 Athleten auf die sogenannte Basisförderung zurück (Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/sportfoerd..._id=377019).
Die Deutsche Sporthilfe bietet neben eigener monatlicher finanzieller Unterstützung auch noch weitere Dienstleistungen für die Athleten an. Ich bleibe hier mal beim Beispiel Timo Benitz. Benitz ist Student. Für Studenten bietet die Sporthilfe folgende Angebote:
- Deutsche Bank Sport-Stipendium (400 € zusätzlich pro Monat)
- Kurzzeitpraktika bei "attraktiven Unternehmen"
- Mentorenprogramm (Führungskraft aus Wirtschaft wird über mehrere Jahre zum persönlichen Begleiter)
- Kennwortbewerbung (mit garantierter Rückmeldung bei teilnehmenden Unternehmen)
- Nachhilfeuntericht (bis 2000 € pro Jahr)
- Seminare (Möglichkeit an Seminaren der Deutschen Sporthilfe teilzunehmen).
Die ersten fünf der genannten Angebote (also die wirklich interessanten) sind aber wieder nur auf das Top-Team und das Top-Team-Future beschränkt (diese Angebote waren im Förderkonzept Rio noch für alle Sporthilfe-Athleten zugänglich). Für Benitz und die anderen Betroffenen sieht die Förderung im neuen Förderkonzept also wie folgt aus: Sie bekommen 0 € monatlich, erhalten aber die Möglichkeit an Seminaren teilzunehmen, zu denen sie wahrscheinlich von ihrem Wohnort aus auch noch quer durch Deutschland fahren müssen. Und als wäre das nicht schon genug, bietet die Sporthilfe unter Anderem auch noch so attraktive Möglichkeiten, wie einmal pro Jahr ein Paket Seife von SebaMed kostenlos zu bestellen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Athlet 5% seiner jährlichen Bruttoeinnahmen der Sporthilfe (als sogenannten Solidarbeitrag) zukommen zu lassen. Das bedeutet, dass die Sporthilfe für die "Athleten der zweiten Reihe" auch noch zum Minusgeschäft werden würde, wenn sie ernstzunehmende Sponsoreneinnahmen hätten.

Nun interessiert mich mal eure Meinung zu dem neuen Förderkonzept der Sporthilfe. Haltet ihr es für den richtigen Weg schon 2020 in Tokio mehr Medaillen zu "generieren"?

Sportliche Grüße Cool
Man hat ganz offenbar beschlossen sich noch mehr als bisher auf eine kleine "Elite" zu konzentrieren.

Das ist beispilesweise seit diseer Saison auch bei der Landesförderung in NRW so: Normale Landeskaderathleten(deren zahl schon um 75%reduziert wurde) kriegen überhaupt keine Zuschüsse mehr, alles wird auf ein kleines TOP-team konzentriert.

Das Problem bei diesm System ist nur: wenn man die Athleten im Anschlussbereich zugunsten der Topathleten überhaupt nicht mehr unterstützt, wo sollen dann die zukünftigen Topathleten herkommen ?

Ein Storl, ein Harting, Gabius  etc. waren auch jahrelang nur B-Kader  Wären die alle am Ball geblieben wenn man sie jahrelang überhaupt nicht unterstützt hätte ?

Grundsätzlich muss sich unsere Gesellschaft überlegen ob sie auch in Zukunft einen erfolgreichen olympischen Leistungssport haben möchte.

Die öffentliche Hand leistet sich zum Beispiel über 50.000 Theaterangestellte, Schauspilelr und Musiker und hunderte Theater Opernhäuser etc.die zu 90% aus Steuermitteln bezahlt werden. Das sind zusammen mehrer Milliarden €.

Warum wird ein olympischer Spitzesnportler vom Staat nicht genauso bezahlt wie ein Musiker in der Philharmonie oder ein Bühnenbildner im Theater ?