Leichtathletikforum.com

Normale Version: Psychologie des Dopings
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8
(17.09.2015, 13:05)Atanvarno schrieb: [ -> ]Klarstellende Formulierung, die erste Version bringt nicht so ganz rüber, was ich meine:
Wenn ich glaube, dass alle Menschen im Innersten nicht mehr als Tiere sind, wie soll ich mich dann motivieren können, irgendetwas zur Beseitigung dieser Missstände zu unternehmen? Wenn ich das Glauben würde, wäre ich sofort bei Pippen und seinen Vorschlägen zur bedingungslosen Dopingfreigabe.
Ich tue es nicht und daher muss ich die Dopingdiskussion neben allen pragmatischen Erwägungen immer auch mit einer moralischen Komponente führen.
Nein nicht wirklich. Ich denke meine Art das Problem bei Namen zu nennen (so wie ich es sehe) ist ein Versuch eine echte Loesung zu finden.
Wenn wir weiter so tun als waehren wir anders ticken als wir es tun werden wir gegen Windmuehlen kaempfen.

zBs. Ich glaube nicht das man in diesen System ohne totale Kontrolle einigermassen das Doping stoppen kann.
Wieso einigermassen? Weil dan sind wir bei den Funktionaeren die nicht kontrolliert werden und nur auf ihre Moral hoffen koennen.

Eine bessere Variante waehr, zurueck zum amateur Sport.
Dort koente die Moral wirklich eine gute wirkung zeigen.
(17.09.2015, 13:05)Atanvarno schrieb: [ -> ]Klarstellende Formulierung, die erste Version bringt nicht so ganz rüber, was ich meine:
Wenn ich glaube, dass alle Menschen im Innersten nicht mehr als Tiere sind, wie soll ich mich dann motivieren können, irgendetwas zur Beseitigung dieser Missstände zu unternehmen? Wenn ich das Glauben würde, wäre ich sofort bei Pippen und seinen Vorschlägen zur bedingungslosen Dopingfreigabe.
Ich tue es nicht und daher muss ich die Dopingdiskussion neben allen pragmatischen Erwägungen immer auch mit einer moralischen Komponente führen.
Völlig klar, aber knackiger, als es in diesem Thread bisher zur Sprache kam. Man muss tiefer gehen.
Ich werde das im Rahmen der Ausarbeitung über das Thema Leistungsprinzip intensiver bearbeiten.
(17.09.2015, 13:00)Pollux schrieb: [ -> ]Kann ich nachvollziehen, dass du das so siehst. Das ist auch in der Radsport-Community oft das Credo. (Die Akzeptanz und die Anfeindung hält sich die Waage) Du kannst natürlich jeden Anspruch aufWahrhaftigkeit in Zweifel ziehen. Aber auch das ist dann eine Form absolut unkorrigierbaren Wissens per Reduktionismus (Sorry für den phil. Begriffsausrutscher!) Dabei verkennst du jedoch die Möglichkeit, dass sich Menschen über ihr Handeln Rechenschaft ablegen. Ob zeitgemäß oder viel zu verspätet. 

Kannst du diese Möglichkeit ausschließen – und sagen: Ich weiß es auf jeden Fall besser? Ich glaube, das wäre auf keinen Fall akzeptabel. Im Übrigen habe ich das Bild von der „Wende zum Paulus“ nicht gewählt. Das hat der Oberhirte der LA getan. Der genannte Athlet würde dieses Attribut auf keinen Fall für sich in Anspruch nehmen!Aber auch das kannst du jetzt mit einer psychologistischen Erklärung unterlaufen.Wobei erwähnt werden muss, dass kein ernstzunehmender Psychologe einen solchen Gottesstandpunkt einnehmen würde. (Der ist ohnehin allein für den guten MZ reserviert!) Jedenfalls wärest du mit deiner Auffassung folgerichtig der einzig legitime Vertreter sportlicher Wahrhaftigkeit. (Inclus. all jener Sympathisanten, die deine Auffassung teilen) Aber dieser Anspruch ist einfach nicht legitim. 

Also als erstes. Ich bin mir in nichts sicher, ich habe immer Zweifel.
Solltest du auch mal versuchen.

Willst du mir beibringen das der Mensch durch die Moral in jeder Situation den Moralkodex einhalten kann?
Worauf basiert dieses Wissen? Meine Erfahrung zeigt einfach ein anderes Bild.

Ich habe einen Bekannten Jurnalisten der im Krieg in Chichenien gearbeitet hatt. Er hatte erzaehlt das wir ein ganz realitaetsfernes Bild von einen Krieg haben. Die Soldaten haben alles gemacht um zu ueberleben, es gabs dort keine Moral und Heroismus waehr eher eine Ausnahme.

Das gleiche habe ich von Menschen in Abhasien gehoert als ich dort 8 Monate gelebt habe. Dort haben die Soldaten vor Angst jedes Haus bombardiert.

Das sind natuerlich extreme Situationen aber es aehnelt den Sport.

Ich muss so viel Zeit investieren, auch wenn ich meine Familie dabei habe kann ich nicht ganz bei denen sein wegen der Regeneration.
Der Kopf muss auch in den Prozess sehr involviert werden im Altag. 
Das normale Leben geht einen Atheleten verloren. Dan kommen die Wettkaempfe und die Familie fragt sich wofuer du das machst, der Arbeitsgeber, Verband, Verein, Bundeswaehr... fragen sich wieso die dich bezahlen und du selbst fragst dich das auch. In DE wirst du ja abgefangen von Harz4 wens schlecht kommt, doch in anderen Laender bist du schnell auf der Strasse ohne Bildung und Arbeit. In dieser Situation hoert man auf und findet sich ab das man fuer die Jahren harter Arbeit nichts bekommt oder man dopt (wenn man die Moeglichkeit hatt) und ist der Held. Dieses System hetzt den Athleten dort hin und dort in dieser Situation glaube ich nicht das die Moral eine grosse Rolle spielt. Ich rede von Athleten die eine Moeglichkeit zu dopen sehen. Die anderen bleiben die Versager, hoeren auf oder haben Glueck wie ich das die Resultate nicht mehr so hoch sind und man mitmischen kann.
(17.09.2015, 15:26)Sergej Litvinov schrieb: [ -> ]Ich muss so viel Zeit investieren, auch wenn ich meine Familie dabei habe kann ich nicht ganz bei denen sein wegen der Regeneration.
Der Kopf muss auch in den Prozess sehr involviert werden im Altag. 
Das normale Leben geht einen Atheleten verloren. Dan kommen die Wettkaempfe und die Familie fragt sich wofuer du das machst, der Arbeitsgeber, Verband, Verein, Bundeswaehr... fragen sich wieso die dich bezahlen und du selbst fragst dich das auch. In DE wirst du ja abgefangen von Harz4 wens schlecht kommt, doch in anderen Laender bist du schnell auf der Strasse ohne Bildung und Arbeit. In dieser Situation hoert man auf und findet sich ab das man fuer die Jahren harter Arbeit nichts bekommt oder man dopt (wenn man die Moeglichkeit hatt) und ist der Held. Dieses System hetzt den Athleten dort hin und dort in dieser Situation glaube ich nicht das die Moral eine grosse Rolle spielt. Ich rede von Athleten die eine Moeglichkeit zu dopen sehen. Die anderen bleiben die Versager, hoeren auf oder haben Glueck wie ich das die Resultate nicht mehr so hoch sind und man mitmischen kann.
Sergej, sei sicher, hier im Forum und auch unter den Mitlesern 'von aussen'  gibt es Viele, die das bewundern und zu würdigen wissen.
Halte die Ohren steif und zieh Dein Ding durch - mindestens bis Rio.
Gehe mit erhobenem Kopf hin und mache danach mit genauso erhobenem Kopf weiter.
Das ist die Hauptsache.
(17.09.2015, 15:26)Sergej Litvinov schrieb: [ -> ]Willst du mir beibringen das der Mensch durch die Moral in jeder Situation den Moralkodex einhalten kann?
Worauf basiert dieses Wissen? Meine Erfahrung zeigt einfach ein anderes Bild.

Sergej Sergejewitsch, ich will dir gar nichts beibringen! Nur das, was ich ausgeführt habe, würden die Bulgakows, Ryklins, Berdjajews, Nikulins, Solowjows auch nicht viel anders formulieren. Und die haben einiges an pers. Erfahrung aufzuweisen!

Ansonsten auch von mir Alles Gute in Sachen Hammer! 
Lieber Sergej,
im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu, eine kleine Korrektur sehe ich allerdings angebracht: Einen Leistungssportler, der Hartz IV als letzte Alternative sieht, wird es wohl in dieser Sichtweise nicht geben. Um Spitzensport zu betreiben ist ein Anspruch an die eigene Person selbst nötig, der eine Denkweise "naja, dann wird es eben Hartz IV" nicht zulässt. Natürlich gibt es Sportler die da ankommen, aber dies ist zum einen eher den unglücklichen Umständen (Verletzung, Dopingschäden) zuzuschreiben, als Lebens- oder Notfallplan hatte das garantiert keiner im Kopf.

Nichts desto Trotz verlangt das Leben als Leistungsportler Opfer, in der Leichtathletik kommt dann noch oft eine gewisse Einsamkeit des Einzelkämpfers dazu, das erfordert schon eine mentale Mindesthärte (Ein Fußballer hat immer das "Team" und auch die weniger guten Fußballer der 2.ten Liga können vom Sport meist ganz gut leben). Wer bei diesem Anspruch auch nur Hartz IV in Erwägung zieht scheitert, das ist ja auch ein Grund weswegen viele die Karriere eher recht früh beenden oder gar nicht richtig beginnen. (Ausstieg nach den Jugendjahren)

Leistungssport als Lebensgrundlage ist immer riskant (zeigt sich nicht nur bei Kira Grünberg), bei der Vielzahl an Verletzungen wundert es eher, dass einige so lange durchhalten. Einen ursächlichen Grund für das Doping sehe ich da aber nicht, nach dieser Logik dürften eigentlich nur Athleten nach dem Zenit ihrer Karriere dopen. Ich denke es ist eher ein Umfeld welches vor allem zum Doping verführt und / oder es leicht macht.(z.B. wenn der Athlet nicht selbst den ersten Schritt unternehmen um muss)

Wie viele Athleten würden dopen, wenn sie ALLES Notwendige dazu selbst veranlassen müssten? (Kontakte herstellen, Geld für das Doping auftreiben, Dosierungspläne erstellen, Risikoanalysen bezüglich der Dopingkontrollen erstellen und nicht zuletzt die Injektionen mit den Gefahren einer Entzündung selbst setzen) Auch da gäbe es einige, aber die Mehrheit würde es auf diese Weise sicher nicht tun! (Das bestätigen auch die häufigsten Aussagen von Dopern die auspacken)
(17.09.2015, 10:36)beity schrieb: [ -> ]Allerdings kenne ich gar nicht wenig Leute die im Sport betrügen und nicht den aller geringsten finanziellen Anreiz haben.


Da fällt mir nicht mehr ein, außer ..... das Bescheißen ist bei vielen Menschen einfach drin, kein Unrechtsbewusstsein und es muss sich nicht mal materiell lohnen.

Diese Feststellungen sind ja am besten im LA-Seniorensport zu sehen:
Keiner der guten oder auch weniger guten Senioren hat einen finanziellen Vorteil. Dennoch helfen einige wenige nach - mit verbotenen Mitteln, mit (aus dem Ausland oder per Rezept besorgten) VIAGRA und div. anderen "UM" (= "unterstützenden Mitteln").
Sie alle wollen nur, sich über andere zu erheben, ihr Image aufbessern. Ihnen geht es um Anerkennung (in der Öffentlichkeit), darum, "dass sie in der Zeitung standen" - hätte wohl Reinhard May gesagt.

In meinen Augen Kleingeister, Verirrte (oder Verwirrte?) - eben nur kleine Geltungssüchtige ... Thumb_down

H. Klimmer / sen.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8