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Normale Version: Wollen wir Siegertypen oder Normjäger?
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(11.06.2015, 13:00)Atanvarno schrieb: [ -> ]Gerade dieser neue Qualifikationsmodus gäbe dem DLV die Möglichkeit zu sagen, der dt. Meister ist dabei, wenn er das IAAF-Einladungskriterium erfüllt. Dann kann jeder mündige Athlet selbst entscheiden, ob er die Norm jagt, oder sich darauf konzentriert zu den besten 45 zu gehören und dt. Meister zu werden.

Eben mit diesem System kann man es noch weniger als mit der alten B-Norm. Denn man weiß ja vorher nicht, welche Zeit am Ende reicht. Was jetzt genug ist muss noch lange nicht genug sein, wenn der Qualifikationszeitraum abgelaufen ist. Um sicher zu gehen muss man sich also immer weiter und weiter verbessern und so nahe wie möglich an die A-Norm herankommen.

Bei der ehemaligen B-Norm hatten sowohl der Verband als auch die Sportler zumindest einen Richtwert, von dem sie wussten: Wenn man den schafft, kann man theoretisch nominiert werden. Das ist jetzt nicht mehr so.

Klar kann der DLV sagen: "Wer dann unter den besten 45 ist und Meister wird, kann mit." Aber da keiner weiß, was zu Rang 45 reicht, hilft das den Sportlern gar nichts.
(11.06.2015, 11:56)Atanvarno schrieb: [ -> ]
(11.06.2015, 11:16)jonas90 schrieb: [ -> ]Wenn ich mir die Siegerzeiten der Deutschen Marathon-Meisterschaften in den vergangen Jahren anschaue (u. a. bei den Frauen einmal 2:51 h (!)), bin ich gegen eine automatische Nominierung der Deutschen Meister und für Normen.
Das hattest Du schonmal gesagt, bist aber auf meine und Cs Gegenargumentation, dass, wenn die internationale Teilnahme des deutschen Marathonmeisters/der deutschen Marathonmeisterin garantiert ist, sicherlich nicht mehr vorkommen wird, dass dieser Titel in einer schlechten Zeit weggeht, nicht eingegangen.

Generell dürfte eine solche Aufwertung der deutschen Meisterschaften zu erheblich besseren Leistungen führen (auf jeden Fall bei MK, 10000m, Marathon, vermutlich aber auch in allen anderen Disziplinen).

Ich finde Deinen Vorschlag durchaus diskutabel, allerdings von der falschen im Mittelpunkt stehenden Motivation her kommend, die deutschen Meisterschaften aufzuwerten (was natürlich insbesondere im Marathon dringend notwendig wäre) und nicht, die besten zur WM oder zu OS zu schicken.

Im Endeffekt bin ich aber doch dagegen, weil der theoretische Fall, eine 2:43 h-DM einer 2:23 h-Medaillien-Kandidatin vorzuziehen, nach wie vor bestünde, Wahrscheinlichkeit hin oder her.

Und eine WM-Teilnahme wird ja von so gut wie allen Spitzenläufern im Marathon nicht angestrebt. Foglich ist bei Ihnen dann das Kriterium für die Auswahl des Marathon-Starts doch die Kohle und nicht das WM-Ticket bei der DM und die Wahrscheinlichkeit, dass eine bessere Breitensportlerin WM-Touristin wird, dadurch gar nicht so gering. Und ich finde nicht, dass es besser ist eine 2:43 h-Läuferin zur WM zu schicken als gar keine. Man kann über zu harte Normen diskutieren, aber zu weich sollten die Teilnahme-Voraussetzungen auch nicht sein.
(11.06.2015, 13:00)Atanvarno schrieb: [ -> ]Einige hier scheinen zu übersehen, dass die B-Norm weggefallen und durch ein komplett anderes Qualifikationssystem ersetzt worden ist.

Ja, habe ich übersehen. Wie dann wohl auch die "Ankläger" im verlinkten Artikel. Bzgl. der Bedenken siehe longbottoms Post.

Es bleibt: Wer nicht regelmäßig im Normbereich läuft, wirft, springt oder sprintet hat beim Höhepunkt in der Regel keine Chance. Das hat die Vergangenheit eindeutig gezeigt. "WM-Tourismus" trifft es da ganz gut. Wollen wir das wirklich bzw. tun wir den Athleten damit einen Gefallen? Wohl eher nicht.
(11.06.2015, 14:21)jonas90 schrieb: [ -> ]...
Und eine WM-Teilnahme wird ja von so gut wie allen Spitzenläufern im Marathon nicht angestrebt. Foglich ist bei Ihnen dann das Kriterium für die Auswahl des Marathon-Starts doch die Kohle und nicht das WM-Ticket bei der DM und die Wahrscheinlichkeit, dass eine bessere Breitensportlerin WM-Touristin wird, dadurch gar nicht so gering. Und ich finde nicht, dass es besser ist eine 2:43 h-Läuferin zur WM zu schicken als gar keine. Man kann über zu harte Normen diskutieren, aber zu weich sollten die Teilnahme-Voraussetzungen auch nicht sein.
Sehe ich auch so, viele Athleten gehen ja schon nicht zur WM/EM weil sie das einen "bezahlten" Marathon kostet. Wenn man die besten zur DM zwingt bedeutet das das sie zweimal "für lau" laufen müssen und gar keinen anderen Marathon mehr laufen können. Das ist aber sicher ein Marathonspezifisches Problem, weil man halt nur 2 bis maximal 3 im jahr laufen kann.
(11.06.2015, 14:40)Solos schrieb: [ -> ]Es bleibt: Wer nicht regelmäßig im Normbereich läuft, wirft, springt oder sprintet hat beim Höhepunkt in der Regel keine Chance. Das hat die Vergangenheit eindeutig gezeigt. "WM-Tourismus" trifft es da ganz gut. Wollen wir das wirklich bzw. tun wir den Athleten damit einen Gefallen? Wohl eher nicht.
Dann sind wir wieder an dem Punkt, wo wir uns fragen müssen, ob wir eigentlich mit aller Härte gegen Doping sein dürfen, wenn wir die chancenlose Teilnahme an einer WM als WM-Tourismus abwerten wollen.

Klar - man darf das Doping der anderen nicht als Ausrede für indiskutable eigene Leistungen nehmen, aber wenn jemand eine Leistung erbringt, mit der er in einem Vorlauf/Vorkampf dabei, aber nicht ganz vorn ist, finde ich das anerkennens- und unterstützenswert.
Es liegt dann an uns als Fans uns eben nicht von BLÖD und Co instrumentalisieren zu lassen und auf die angeblichen "Versager" und "Touristen" einzudreschen.
Sehe nicht wirklich nen Zusammenhang zum Thema Doping, weil wir sowieso neutral erstmal davon ausgehen müssen, dass alle Leistungen der WM-Starter sauber erbracht worden sind.
Und wenn die gedopte 2:20 h-Läuferin ungedopt 2:24 h laufen würde, wäre die 2:43 h-Läuferin ganauso chancenlos.
Bei dem Vorschlag die deutschen Meister mitzunehmen hatte ich im Kopf, die DM aufzuwerten, ähnlich den US Trials. Dass man trotzdem eine Mindestleistung erbringen muss, versteht sich von selbst. (Ich bin bisher davon ausgegangen, dass der DLV die IAAF-Vorgaben verschärft.) In den meisten Disziplinen gibt es in Deutschland ein gutes Niveau. Das Gehen und die Langstrecken der Frauen, sowie Dreisprung und Marathon der Männer gehören zu den Ausnahmen. Ich hatte eher an Leute wie Harrer, Orth, Benitz, Ringer, Hering, Kohlmann oder Grau gedacht. Alle würde ich in guter Form gerne bei der WM sehen. Ich befürchte aber, dass die meisten Opfer der Normjagd werden wie früher Schlangen, Schembera, Keiner oder Ulicka. Entweder sie sind knapp gescheitert oder waren beim Saisonhöhepunkt nicht mehr topfit. Im Laufbereich herrscht international einfach eine enorme Wettbewerbsdichte, so dass wir unsere Ansprüche nicht zu hoch ansetzen sollten. So wie man die leichtathletik nicht mit Rodeln vergleichen kann, so darf man M.E. die 1500m auch nicht mit Hammerwerfen vergleichen.
(11.06.2015, 20:42)Bkrumbein schrieb: [ -> ]In den meisten Disziplinen gibt es in Deutschland ein gutes Niveau. Das Gehen und die Langstrecken der Frauen, sowie Dreisprung und Marathon der Männer gehören zu den Ausnahmen.
Was verstehst Du unter gutem Niveau? Ich bin eher der Meinung, dass es in Deutschland in den meisten Disziplinen kein gutes Niveau gibt. Sogar im Wurfbereich haben wir Schwächen, Kugelstoßen Männer und Frauen, außer Storl und Schwanitz niemand in der Nähe der Norm, im Hammerwerfen der Männer geht geht das Niveau jährlich zurück. Der Laufbereich der Frauen ist bis auf wenige Ausnahmen schwach. Hochsprung beide Geschlechter schwach (bis auf Jungfleisch), Dreisprung Männer seit vielen Jahren extrem schwach. 400m Männer seit 20 Jahren bis auf Schultz eine Katastrophe.
Mit gutem Niveau meine ich, dass es eine relativ Höhe Leistungsdichte gibt. Das heißt, es gibt Leute die das Potenzial zur Norm haben und/ oder Jugendliche, denen man zutrauen kann sich dorthin zu entwickeln. Die Normen sind nur häufig in einem Grenzbereich, der knapp verpasst wird. Ich denke da vor allem an die 800 oder 1500m und genau darum geht es mir. Anstatt der deutschen Meisterin zu sagen, Pech, Du hast die Norm leider um eine Zehntel verpasst sollte sie als deutsche Meisterin einfach mitgenommen werden. Mein Anspruch ist nicht eine Madaillenchance sondern eine realistische Perspektive den Vorlauf /-kampf zu überstehen. Wie oft habe ich nämlich Vorläufe ohne deutsche Beteiligung gesehen und mir gedacht x oder y hätte das jetzt auch geschafft. Was ist denn die alternative? Wir beklagen seit 20 Jahren ein nachlassendes Niveau im Laufbereich bei tendenziell steigenden Normen. Die Konsequenz ist immer seltenere Teilnahmen, wenig Aushängeschilder und Vorbilder für die Jugend und kaum eine Perspektive. Für mich ist das eine Abwärtsspirale. Und daher bedarf es neuer Ideen um Gegenzusteuern. 
Das gute Niveau kann ich im Laufbereich nicht erkennen. Selbst bei der EM in Zürich im letzten Jahr gab es von 100m bis Marathon mit Ausnahme der männlichen 100m-Staffel keine einzige Medaillie.
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