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Team ja oder nein oder ja und nein - Druckversion

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RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 15.01.2018

Team ja oder nein - das ist auch eine Frage, wie Individualisten reinsten Wassers behandelt werden sollen und welches Umfeld sie sich aussuchen und aussuchen dürfen. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine gewisse Exzentrik unbedingt dazugehört und gerade den Individualsportler ausmacht. 

Man untersucht diese Verhaltensweisen ganz stark im Tierreich und hat festgestellt, dass sich die Mikrobiome von Individualisten und Rudeltieren stark unterscheiden. Man will meines Erachtens in vielen Fällen im DLV Leute zusammenpacken, die begründet nicht zusammenarbeiten wollen. Ich stehe dazu, dass ich ein Gesamtteam mit Schwachstellen ablehne und mir ganz bewusst "die Rosinen herauspickt habe", die ich benötigt habe, um erfolgreich zu sein.

Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt niemals mit allen für den 400m-Sprint Verantwortlichen kooperieren, weil ich Schwachstellen sehe, die sich in Leistung und Verletzung drastisch zeigen. Ich habe andere "Eckpfeiler" in dem Bereich, die ich als sehr effektiv ansehe. Das ist keine Anklage, sondern eine reine Feststellung aus meiner Sicht. Ich würde sicherlich auch einen Wissenschaftler favorisieren, den andere aussortiert haben, von dessen Potential ich aber hundertprozentig überzeugt bin und wenn ich ihn selbst bezahlen müsste.

Gertrud 
"Wer gegen den Strom schwimmt, entwickelt Kräfte! Wer mit dem Strom schwimmt, verlässt oft den effektiven Übermax-Bereich!"  Wink


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 17.01.2018

Wie ich ein gut funktionerdes LA-Team verstehe, siehe Anlage! Bei mir stehen Athlet und Team vor Ort im Mittelpunkt, der Verband exitiert etwas peripher, aber nicht im Abseits! Ich sehe die jetzige DLV-Sicht für mich in seiner Dominanz nicht als richtig an. Es kommt natürlich auf die Trainer- und Athketenstärke vor Ort an.

Gertrud


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 22.02.2018

Ich habe mir gerade einen Vortrag über Kreativität angehört. In dem Bericht wurde gesagt, dass vor allem außergewöhnliche Genies Kreativität alleine machen. Sie verteidigen ihr Alleinsein häufig sehr aggressiv, weil gerade das Alleinsein sie in der Kreativität sehr stimuliert, wobei alltägliche Kreativität häufig durch Mitmenschen stimuliert wird. Das muss jeder für sich entscheiden, welche Form er wählt. Allerdings werden sehr unterschiedliche Hirnregionen bei der unterschiedlichen Wahl aktiviert.

Es gibt folglich auch Trainer, die das Rudel brauchen und solche wie ein Günther Eisinger und ich, die die Stille bevorzugen.
Die Trainer in die "DLV-Teamschiene" zu zwingen, halte ich für einen entscheidenden Fehler des jetzigen Systems. Für den einen ist Kienbaum ein Toport mit vielen Kaderathleten, für andere eine Strafe. In der Abhängigkeit hat man keine Wahl. Man sollte aber psychologisch besser und individuell arbeiten dürfen.

Gertrud


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 28.02.2018

Dass Idriss Gonschinska Erkenntnisse für das Team haben möchte, geht völlig in Ordnung. Er will natürlich Erfolge auf breiter Ebene als Nachweis für gute Arbeit vorzeigen können. Er steht schließlich allein an der Spitze dieses „Unternehmens“ als Institutionsgeber der Richtung. Ich selbst würde eine duale Spitze bevorzugen, damit immer ein Korrektiv besteht. Inwieweit er seine Entscheidungen abgleicht, ist aus meiner Sicht unklar. In den Berichten kommt er als „Endstation“ in den Entscheidungsfindungen rüber.

Dass manchmal Entscheidungen zentralisiert werden, kann ich in gewisser Weise auch verstehen, um Kräfte zu bündeln. Ich halte aber gar nichts von gesamter Zentralisierung und würde immer Extrabegabungen enorm unterstützen. Dass ein Heimtrainer seine Erkenntnisse meistens nur für seine Schützlinge einsetzt, ist mehr als nachvollziehbar. Alle anderen Aussagen sind meistens Erachtens nur Anbiederung oder verlogen.

Ich mache meine Aussagen für Fehler im Systems mal an einem Beispiel fest. Wenn ich eine Weltklasseathletin hätte, würde ich ihr den optimalen Service zusammenstellen. Ob dabei nur offizielle Stellen beteiligt wären, wäre mir wirklich völlig schnuppe. Es geht da nur nach Leistung.

Was bringt der offizielle Weg z.B. im 400m-Sprint seit Jahren? Es geht immer weiter abwärts. Es scheint kein Lichtblick vorhanden. Mir wäre es völlig gleichgültig, ob gewisse Leute im Amt teamfähig wären oder nicht. Sie müssten disziplinmäßig funktionieren!!! Es gibt aus meiner Sicht „Körner“, die man bewusst ausklammert und liegenlässt, die unseren 400m-Bereich voranbringen könnten. Ist man da nicht in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen? Hätte ich heute einen national guten 400m-Sprinter, würde ich hundertprozentig einen Wissenschaftler privat bezahlen, der nicht auf der offiziellen Schiene liegt, aber absolut top ist und ein Wissen hat, das seinesgleichen sucht. Auf manchen Gebieten lässt der DLV enorme Potentiale durch seine Teambildung auf der ganzen Linie liegen. Wenn man alleine überlegt, wie viele 400m-Sprinter mit welchen Zeiten früher ein Bertl Sumser als Vereinstrainer alleine hatte. Dafür würden sie ihm heute die Füße küssen. Kaufmann, Schmid, Skamrahl - wo sind diese Zeiten geblieben? Man kann auch frühere DDR-Zeiten nicht als Soll für Trainingshinweise nehmen. Da läuft etwas gehörig falsch - und die Leute, die helfen könnten, werden ausgeklammert?! Es hat den Anschein, dass man in der Steuerung gehörig falsch liegt und das Energiesystem sehr unterschiedlich interpretiert. Ich werde immer über die Tendenzen auf dem Laufenden gehalten. Insofern stecke ich mittendrin. Ich habe gerade in dem Bereich eine Arbeit mit ein paar hundert Seiten auf dem Tisch liegen. Ist es so schwierig, vielleicht mal frühere Protagonisten wie Harald Schmid z.B. und Erfolgstrainer natürlich gegen Bezahlung zu gewinnen, den Rotstift bei momentanen Programmen anzulegen??? Was sagt ein Toni Lester zu den deutschen Programmen? 

Es gibt in Deutschland einen Wissenschaftler, dessen Kenntnisse über das Energiesystem einzigartig sind, der aber so gut wie von keinem angezapft werden. Würde ich eine potentiell hervorragende Person im 400m-Bereich trainieren, stünde ich vor seiner Tür und würde die meiste Zeit natürlich nur zuhören. Solche Wege müssen wir gehen, wenn wir wieder international Anschluss haben wollen. Offiziellen DLV-Trainern sind (werden?) die Hände gebunden, außerhalb des DLV-mainstreams liegende Wege zu gehen.

Letztens hat mich ein Mehrkampftrainer aus der Provinz besucht, der folgendes moniert hat: "Es wird bei Fortbildungen immer viel zu oberflächlich gearbeitet. Ich würde mir mehr Tiefe bei den Themen wünschen." Er sagte dann noch: "Ich gehe deprimiert nach Hause. Ich kann deinen Fundus an Wissen absolut nicht nacharbeiten. Wo soll ich anfangen?" 

Gertrud


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 01.03.2018

Zentrale Fragen sind aus meiner Sicht, wie man das Angebot an leichtathletischen Übungsstätten und die Erfassung bzw. Förderung von Talenten erhöhen kann.

Was die Übungsstätten angeht, so liegt ein krasses Missverhältnis an den einzelnen  OSP vor. Diese Übungsstätten sollten generell bei weniger Frequentierung von guten Trainern mit ihren Schützlingen genutzt werden können. Ich halte die Regelung in Düsseldorf für hervorragend, wo Nicht-Kaderathleten den Stützpunkt pro Trainingseinheit für 1 € nutzen können. Das betrachte ich einfach als athletenfreundlich. Es kann nicht sein, dass z.B. WAT-Athleten (keine Kaderathleten) den OSP nutzen können und Athleten anderer Vereine mit besserer Leistung in die Röhre gucken. Auch sollte man diese Bedingungen auf Grenzvereine anderer Landesverbände ausweiten.

Zudem geht es um Kaderzugehörigkeit oder nicht, die als Maßstab für vieles genommen wird. Wenn sich Athleten zu Hause in besseren Händen befinden und daher an Kadermaßnahmen nicht teilnehmen wollen (auch aus Zeitgründen), aber das Kaderpotential (als Kriterium eine Leistung oder Platzierung bei Meisterschaften oder in der Bestenliste) haben, sollte man ihnen trotzdem die besseren Bedingungen wie sportärztliche Untersuchung usw. zur Verfügung stellen. Wenn ich eine Mehrkämpferin oder Kugelstoßerin trainiere, reicht mein Training wohl aus. Zudem wird dann mehr Wert auf Zeitmanagement und Ausbildung gelegt. Daher schlage ich folgende Konsequenz vor. Athleten, die eine gewisse Kadernorm erfüllen, mit Kaderathleten im Servicebereich gleichzustellen: sportärztliche Untersuchungen, freies, generelles Training an den OSP mit den entsprechenden Heimtrainern, ohne dass ich mich z.B. mit Michael Huke abstimmen muss. Es zählt als Kriterium nur die Leistung!!! Es geht in vielen Fällen um eine andere Sichtweise und die Umgehung von Machtstrukturen zur besseren Ausnutzung von Leistungspotentialen.

Wenn wir den Bogen weiter spannen, gehen uns auf diesem Wege nicht so viele Talente verloren. Es will nicht jeder in ein Internat am OSP. Auch da sollte man die Frequentierungen hart überprüfen. Es gibt durchaus auch erfolgreiche andere Konstrukte, die der DLV in sein Gedankengut einbeziehen sollte. Wenn ich über Jahre z.B. eine Zusammenarbeit mit gewissen Trainern aus prophylaktischer Sicht abgelehnt habe, dann braucht man sich nur die Verletzungsrate unserer männlichen Mehrkämpfer in den letzten zehn Jahren anzusehen. Es gibt durchaus manchmal bessere Lösungen als die offiziellen Wege. Ebenso sehe ich die Leistungsentwicklung über 400m, wo man ruhig auch dazu mal auf Querdenker setzen sollte.  Wink ‌Hier treffen Wege short-sighted und open-minded aufeinander. Die Beteuerungen vieler Athleten und Trainer aus der Abhängigkeitszone sehe ich als eingeübte Inszenierung und in vielen Fällen nicht als überzeugend an.

Der DLV verliert auf diesem Wege sehr viele durchaus potente Kritiker, die über viel Kreativität verfügen. Der DLV muss lernen, vor allem die jungen Trainer an den Stellen "graben" zu lassen, die wertvoll sind und sich lohnen. Ich sehe die autodidaktischen Fortbildungen auf keinem guten Weg. Die Fortbildungen der Trainer brauchen moderne Strukturen. Es kommen immer mal wieder Trainer nach Marl, denen ich helfe. Ich bin oft erschrocken über das zusammenhanglose Wissen und die Unkenntnis, diese Dinge abzustellen. Letztens hat mich einer angesprochen, ob ich nicht Fortbildungen in meinem Haus durchführen wolle. Wenn ich Trainer z.B. über drei Tage "in die Mangel nehme und mit fundiertem Wissen füttere", dann ist da ein spürbarer Fortschritt vorhanden. Ich habe manchmal bei Fortbildungen den Eindruck, dass man nicht unbedingt mit mehr Wissen wieder abfährt. Man muss das Lernen auch nach dem Motto der Strukturen vermitteln.

Gertrud


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - beity - 01.03.2018

Leider kommt mir beim lesen dieses Themas unwillkürlich in den Sinn:
https://www.youtube.com/watch?v=E_jrmspa5Cg

Verzeih, musste aber mal raus.


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 01.03.2018

(01.03.2018, 11:49)beity schrieb: Leider kommt mir beim lesen dieses Themas unwillkürlich in den Sinn:
https://www.youtube.com/watch?v=E_jrmspa5Cg

Verzeih, musste aber mal raus.

Da stehe ich drüber.  Wink ‌ Hätte ich nur moniert, wäre es wieder als Besserwisserei oder Meckern abgestuft worden.
Man kann es nicht jedem recht machen.  Wink

Gertrud


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - MZPTLK - 01.03.2018

Dass Unverständnis aufkommt, liegt wohl auch daran,
dass die Meisten leistungsmässig und vom Trainingsaufwand her nie in entsprechende Regionen gekommen sind.


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - aj_runner - 01.03.2018

@ Getrude
Man kann auch langes kurz machen: Wenn der DLV Chancen und Potenziale darin sieht, "Nicht-Konformen" Möglichkeiten wie z.B. Trainingsstätten zugängig zu machen, dann bekommt er das auch hin. Es würde sich hier um Ausnahmen handeln, wir sprechen hier nicht von der Mehrheit. Mit den Startplätzen bei den DMs gibt es ja genauso Ausnahmeregelungen, wenn keine entsprechenden Qualis vorliegen, den Athleten aber Potenzial bescheinigt wird.

Um mit Kant abzuschließen: Alleine es zählt nur der gute Wille...


RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 28.06.2018

Um das noch einmal zu verdeutlichen, wende ich mich natürlich nicht gegen Teams an sich, wenn sie gut kooperieren und Leistungen hervorbringen. Ich spreche mich aber in gewisser Weise für flexible Teams aus und zwar nach meinem Gusto hinsichtlich meiner zu betreuenden Athleten und nach meiner Leistungseinschätzung der Funktionalität im Sport ein. 

Ich habe immer in sehr flexiblen externen Teams, aber vor Ort in festen Teams, die an einem Strang gezogen haben und eine ähnliche Philosophie vertraten, gearbeitet. Zudem wird eine Kooperation auch durch Zeitlimits begrenzt. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.

Wenn ich wie jetzt stark in einem funktionellen Bereich arbeite und recherchiere, "bediene" ich mich natürlich hervorragender, externer Fachleute. Diese Freiheit habe ich mir immer genommen, um Potentiale voll auswirtschaften zu können. Schwache Leute habe ich relativ früh eliminiert. Wenn eine Frau so verfährt, haben einige ein Problem damit.  Wink ‌Ich war immer ergebnisorientiert.

Gertrud