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Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 03.04.2015
Ich bekomme immer ein Magazin eines deutschen Großunternehmens zugeschickt, in dem ich jetzt einen sehr interessanten Artikel fand:
„Susan Cain wacht auf und trifft einen Entschluss. Sie hat ihr Leben als Wallstreet-Anwältin hinter sich gelassen, hat gelesen, nachgedacht, geschrieben. Bald wird ihr Buch erscheinen: “Quiet: The Power of Introverterts in a World that Can´t Stop Talking“: Okay sagt sich Cain an diesem Morgen, aus mir wird etwas Neues, aus mir wird die öffentliche Introvertierte. Ein Jahr später: Cain wagt sich auf die große Bühne. Sie hält einen TED-Talk, der öfter als zehn Millionen Mal angesehen wird. „Eine Metamorphose“, sagt Cain. Bill Gates, wird ihr Fan, Cains Buch zum Bestseller. Mindestens jeder dritte Mensch ist introvertiert. Es sind Menschen, die in Großraumbüros arbeiten müssen – obwohl sie allein produktiver wären. Schüler, die in Gruppenarbeit lernen sollen – obwohl sie in Stille viel besser lernen können. Ihnen will Cain helfen.“
Warum schrieb ich das? Beim DLV stoße ich sicherlich auf Granit, weil ich gegen diese generalisierten TL, diese aufgesetzten Teamgedanken, bin. Ich möchte für mich in Ruhe und ohne irgendeinen Anhang, der mir nichts bringt, arbeiten können. Ich kann in Stille ohne dieses Massenveranstaltungsphänomen wesentlich effektiver arbeiten. Ich brauche die Ruhe des Geistes: höchst individuelles Arbeiten in einer Individualsportart unter Einschluss eines sehr ausgeprägten Konkurrenzverhaltens. Dazu stehe ich, und das vertrete ich!
Manche mögen das als "Autismus im Leistungssport" sehen; aber es kommt auf eine maximale Leistungsausprägung, eine ganz starke Fokussierung, für jeden Sportler in einer Individualsportart an, die einfach andere Kriterien als Mannschaftssportarten beinhaltet.
Gertrude
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - beity - 03.04.2015
(03.04.2015, 12:04)Gertrud schrieb: Warum schrieb ich das? Beim DLV stoße ich sicherlich auf Granit, weil ich gegen diese generalisierten TL, diese aufgesetzten Teamgedanken, bin. Ich möchte für mich in Ruhe und ohne irgendeinen Anhang, der mir nichts bringt, arbeiten können. Ich kann in Stille ohne dieses Massenveranstaltungsphänomen wesentlich effektiver arbeiten. Ich brauche die Ruhe des Geistes: höchst individuelles Arbeiten in einer Individualsportart unter Einschluss eines sehr ausgeprägten Konkurrenzverhaltens. Dazu stehe ich, und das vertrete ich!ja und wie oft, wie oft, wie oft wollen Sie das hier noch vertreten?
Gertrude
Irgendwann geht eine gewisse Penetranz auf den Wecker.Das ist schade, denn im Plädoyer für Individualität ist ja auch was wahres dran. Die Gefahr ist dann, und das haben Sie selbst schon erlebt, das Leute sich dann (unreflektiert) abwenden nach dem Motto
"nee, die Gertrude, nee bitte nicht schon wieder".
Die permanente Wiederholung schreckt ab....ist schade.
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 03.04.2015
Dann lesen und registrieren Sie mal auf leichtathletik.de, wie oft das Wort "Team" in Hauptberichten vorkommt (vor allem nach großen Ereignissen)!
Auch das Thema Verletzungen kommt hier immer wieder vor, ohne dass es Veränderungen gravierender Art gibt. Sehen Sie, in der Hinsicht habe ich längst den guten Glauben flächendeckend aufgegeben! Ich würde an Ihrer Stelle viel ungehaltener ob der vielen Protagonistenverletzungen bei demselben Muster sein. Da können wir uns her die Finger wund schreiben. Es ändert sich nichts. Da nützen nur "Disruptin" oder "inkrementelle Innovation" (Holm Friebe). Zu beiden Formen ist man in Institutionen oft nicht geneigt - die eigenen Trainer aus Zeitnot, Berufsängsten oder Unwissen. Man packt das Übel nicht an der Wurzel an!!!
Ich halte es für sehr erwähnenswert, dass sich kluge Köpfe wie Susan Cain und Bill Gates mit der Thematik beschäftigen, wobei der DLV dabei nicht involviert zu sein scheint.
Ich lege immer sehr großen Wert auf Qualität der Menschen, die sich äußern und weniger auf Quantität. Übrigens kann ich sehr gut damit leben, dass sich Leute abwenden. Wenn´s die falschen sind, geht mir das peripher am Gesäß vorbei. Gertrud
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - lor-olli - 03.04.2015
Der Fehler liegt mMn schon in der Frage- oder Thesenstellung! Wieso "oder", "ja" und "nein"?
Du betonst gern das Individualprinzip (ich würde mich schon als "maverick" bezeichnen), ABER das gilt doch nun wirklich nicht für jeden, auch nicht in einer Individualsportart! Die wenigsten können sich allein trainieren oder wollen dies, selbst wenn sie es könnten. Ein Trainer ist das Mindeste, sei es als Korrektiv, als Motivator, als "Planer" - für die meisten ist die Erstellung eines Trainingsplans gar nicht selbstverständlich und ohne Erfahrung auch nicht unproblematisch.
Team darf nicht als Kontrollinstanz verstanden werden (das tun die Amis gern…), "Team" in Skandinavien funktioniert ganz anders, Team heißt dort sich abzustimmen nicht sich unter- oder einzuordnen. Ich denke auch beim DLV gibt es da durchaus verschiedene Sichtweisen. Auch die Sichtweise "Ich brauche kein Team" bei gleichzeitiger "ständiger Fortbildung" widerspricht ein wenig diesem Gedanken - "kein Team" bedeutete wohl eher > alles selbst erarbeiten, wir Menschen sind aber darauf geprägt durch Nachahmung zu lernen, vom ersten Schrei an! Schwierig wird es, wenn man sich selbst als Leitwolf sieht, die "Schafe" um einen herum das aber nicht anerkennen…
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Robb - 03.04.2015
(03.04.2015, 14:21)lor-olli schrieb: Der Fehler liegt mMn schon in der Frage- oder Thesenstellung! Wieso "oder", "ja" und "nein"?Ich glaube, Gertrud hat in erster Linie ein Problem mit dem Gruppenzwang beim DLV. Deinen Trainer suchst du dir selbst aus, einer Trainingsgruppe trittst du freiwillig bei, beim Zwangs-Teambuilding des DLV (welches inzwischen wieder abgeschafft wurde?) oder den Trainingslagern kurz vor Saisonhöhepunkten hast du keine Wahl.
Du betonst gern das Individualprinzip (ich würde mich schon als "maverick" bezeichnen), ABER das gilt doch nun wirklich nicht für jeden, auch nicht in einer Individualsportart! Die wenigsten können sich allein trainieren oder wollen dies, selbst wenn sie es könnten. Ein Trainer ist das Mindeste, sei es als Korrektiv, als Motivator, als "Planer" - für die meisten ist die Erstellung eines Trainingsplans gar nicht selbstverständlich und ohne Erfahrung auch nicht unproblematisch.
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 03.04.2015
Ich (emp)finde es einfach als gut, auch andere Zugänge zu entwickeln und zuzulassen, ohne diese Leute in einem Abwehrverhalten gegenüber dem Verband sehen und zu katalogisieren. Es geht lediglich um das Abrufen der persönlichen Ressourcen in möglichst optimaler und maximaler Form. Mein Wissen auf bestimmten Gebieten habe ich doch z. B. nicht auf DLV-Ebene erworben, sondern wirklich in Eigenregie allein oder im Verbund mit funktionierenden Kooperationspartnern, die ich selbst ausgesucht habe.
Gertrud
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - ThomZach - 03.04.2015
Tolles Thema. Bitte mehr. Auch Details und konkrete Erfahrungen...
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 03.04.2015
Ich mag eine bestimmte Art von Menschen: selbstbestimmte, belesene, innovative, durchsetzungsstare auch gegen Widerstand, auf den Punkt kommende. Ich kann die Gedanken einer Vivienne Westwood sehr gut nachvollziehen: „ Ihr perfekter Tag: Ein Tag im Bett liegen und Bücher lesen. Da bist du in Kontakt mit den besten Gehirnen. Sie zerlegt, zerdenkt, mischt und setzt neu zusammen. Menschen sollten sich anstrengen, weniger dumm zu sein. Das würde ihnen am besten stehen.“ Friedrich Dürrenmatt: „Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer mag sie der Zufall zu treffen.“ Martin Herrmann: „ Deshalb geht es darum, Organisationen zu entwickeln, in denen es immer auch möglich ist, über die wirklich kritischen Dinge zu sprechen … Die Probleme entstehen an den Schnittstellen oder – anders gesagt – am Rande eines komplexen Geschehens in den fraktalen Brüchen.“
Beispiel: Wenn ich zu einer Fortbildung fahre, will ich ein Maximum lernen. Deshalb gehört es zu meinen Gepflogenheiten, entsprechende Dinge auch im Vorfeld schon zu hinterfragen und meine Fragen beantwortet zu bekommen. Bei einer Fortbildung in Mainz habe ich einer anderen Teilnehmerin Einblick in meine Artikel gewährt. "Ich habe noch nie eine Person erlebt, die so vorbereitet zu einem Lehrgang fährt", waren ihre Worte.
Ich denke, dass man bei Fortbildungen, für die man Geld auf den Tisch legt, das Recht hat, gute Leute zu hören. Ist das nicht der Fall, „zerlege“ ich sie auch schon mal. Ich meine Kritik nicht persönlich, sondern nur sachorientiert. Es geht mir nur um die exakte Sache, um den Fortschritt im Sport. Das kommt bei manchen so an, dass sie mich am liebsten unter fadenscheinigen Gründen ausladen möchten (wenn möglich). Genau das Gegenteil aber bringt die Trainerschaft weiter. Wenn ich selbst Fehler mache, sehe ich das unverzüglich ein und korrigiere mich. Ich habe oft den Eindruck, dass man so denkt, dass man „das“ nicht macht.
Es ist doch Quatsch zu sagen, dass man in jeder Sache sofort die richtige Lösung findet. Ich sitze oft stundenlang und stelle Übungen um, weil ich auf neue Zubringer stoße. Ich habe letztens noch eine Schulterübung umgestellt, weil ich auf einen neuen Sachverhalt gestoßen bin. Dazu bin ich mir absolut nicht zu schade, Details zu verändern. Ich nehme mal an, dass ich auf dem Gebiet sehr nahe ans Optimum heranreiche, sehe mich aber selbst in der Konstruktion niemals fix. "Eine junge Seele bleibt!" (Zitat)
Es müsste auch in der Leichtathletik ein Thinktank (oder think tank = Denkfabrik) installiert werden.
Gertrud
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - ThomZach - 03.04.2015
(03.04.2015, 17:26)Gertrud schrieb: Menschen sollten sich anstrengen, weniger dumm zu sein. Das würde ihnen am besten stehen.“Son Quatsch! Der Mensch ist von Natur aus intelligent. Das Denken-Können unterscheidet mich doch vom Tier. Sich anstrengen? Die Anderen vielleicht - ich doch nicht! Ich verlass mich auf den gesunden Menschenverstand. Der hat mich noch nie im Stich gelassen. Noch nie was von Intuition gehört? Aber anderen was erzählen wollen. Typisch Besserwisser.
RE: Team ja oder nein oder ja und nein - Gertrud - 04.04.2015
Ich halte es schon für sehr wichtig, dass man Ressourcen auch abruft. Das ist nicht in jedem Fall so. So hat es V. Westwood auch wohl gemeint.
Sieh mal, du vertrittst vehement den Straddle als die bessere Hochsprungtechnik! Sicherlich werden dich viele als beratungsresistent, antiquiert oder besserwisserisch bezeichnen. Das käme mir nie in den Sinn, weil ich dich in deiner Eigenart lasse. Demnach müssten 99% der Trainer falsch liegen. Ich habe bisher nur einmal - glaube ich - gelesen, dass ein deutscher Sportprofessor auch deine Meinung vertritt. Mir käme heute nie mehr in den Sinn, bei einem jungen Athleten die beidbeinige tiefe Kniebeuge einzuführen, auch wenn mich andere vielleicht als besserwisserisch bezeichnen.
Gertrud