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Denk' ich an Dresden ... - Druckversion

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RE: Denk' ich an Dresden ... - gera - 13.02.2016

Und was hat man aus der sinnlosen Zerstörung Dresdens gelernt ?
Auch heute werden wieder zig-tausendfach Zivilisten ermordet, ganze Städte und Kulturgüter für angeblich höhere Ziel zerstört.
Doch im normalen Alltag muss man das ausblenden können.
Da denke ich an die schönen Momente in Dresden der 1960,- er<<< Dresdner Stadthalle, Theo Schumann - Combo.


RE: Denk' ich an Dresden ... - MZPTLK - 23.06.2017

Bin gerade auf einige Zahlen gestossen:
(USAF, RAF)

Prozentuale Bombenschäden in den Städten nach Fläche:

94 % Wuppertal
89 % Würzburg
75 % Hamburg
61 % Köln
60 % Hannover + Bremen
59 % Dresden
52 % Frankfurt
51 % Nürnberg
46 % Stuttgart
42 % München
33 % Berlin

Die Strategie der USAF bestand vornehmlich darin,
sich auf Industriegebiete zu konzentrieren.
Dafür mussten Angriffe tagsüber erfolgen.
Dass genaues Treffen unter Kampfbedingungen, FLAK, Rauchentwicklung, etc.
oft nicht möglich war, leuchtet ein.
Es musste in Formation geflogen werden, um ein Maximum herauszuholen.
Nur etwa 20 % der Bomben fielen innerhalb der angepeilten Bereiche,
bis im Februar 1945 - vor allem wegen weitestgehendem Ausfall der deutschen Luftabwehr -
in der Spitze 70 % Treffgenauigkeit erreicht wurden.


Was noch wichtig und interessant ist zu wissen, ist der Prozentsatz der in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen
(Schätzungen der Alliierten):

57 % Sowjetische Gefangene in deutscher Hand
35 % Deutsche Gefangene in sowjetischer Hand

33 % Amerikanische Gefangene in japanischer Hand
24 % Britische Gefangene in japanischer Hand

3,5 % Britische Gefangene in deutscher Hand
0,03 % Deutsche Gefangene in britischer Hand
0,15 % Deutsche Gefangene in amerikanischer Hand

Stalingrad wird immer als grosse Katastrophe für die Deutschen angesehen,
dabei kamen dort mindestens doppelt soviele Russen um.


RE: Denk' ich an Dresden ... - Hellmuth K l i m m e r - 26.06.2017

Danke für die Ergänzungen. Sie illustrieren meinen früheren Beitrag "Denk´ ich an Dresden"  (13.Feb.) deutlich.


H. Klimmer / sen.


RE: Denk' ich an Dresden ... - gera - 27.06.2017

schön, dass Du wieder da bist , Hellmuth


RE: Denk' ich an Dresden ... - MZPTLK - 23.07.2017

Am 5.2.1945 kam Gerhard Hauptmann(Die Weber, Biberpelz, usw.)
nach Oberloschwitzin das Sanatorium Weidner.
Bei einem Spaziergang sah er die Elbstadt Dresden in der Sonne liegen.
'Herder hatte schon recht, dieses Dresden hat etwas von Florenz, überhaupt etwas Italienisches.'
Er entdeckte die Johanniskirche, wo er vor sechzig Jahren getraut worden war,
die Brühlschen Terrassen, wo er die Zeichenklasse der Königlichen Akademie besucht hatte...
`Wirklich, man muss es lieben, mein Kleinod, mein Dresden.
Möge es nie das Schicksal anderer Städte teilen.'

Am 13.2. fühlt sich Hauptmann frisch,
man überlegt, ob man nicht in die Stadt fahren sollte, ins Bellevue.
Aus irgendeinem Grund unterblieb es.

Um 21 Uhr ertönten die Luftschutzsirenen...
'In diesem Augenblick wollte ich sterben'
sagte er später zu Gerhart Pohl.


(Kurt Lothar Tank: Hauptmann, 1997)


RE: Denk' ich an Dresden ... - MZPTLK - 31.10.2018

Der Generalstab der Göring-Luftwaffe am 10.9.1939:
'Der Angriff auf Warschau ist als Vergeltung der an deutschen Soldaten verübten Verbrechen anzusehen.
Es kommt darauf an, bei dem 1. Angriff weitgehende Zerstörung in den dicht besiedelten Stadtteilen zu erreichen.
...Abwurf in grossen Mengen, um gleichzeitig möglichst viele Brandherde zu erzeugen
...dazu überlagernd in wellenden Sturmangriffen Spreng und Splitterbomben,
so dass einzelne Brandherde sich ausdehnen und eine Brandkatastrophe entsteht'
Das Ergebnis war verheerend wie angekündigt, die Luftwaffen-Verbrecher hatten zuverlässig gearbeitet.

Hitler liess ab 7.9.1940 Ziele in London bombardieren, am 14./15. 11 Coventry, was zu 80 % zerstört wurde

Beschluss des Kriegskabinetts Churchill im April 1942:
'Dringlichkeit, der Mehrheit der deutschen Zivilisten die äusseren Schrecken des Krieges ins Heim zu bringen.'

Roosevelt forderte Anfang 1943, dass vorrangig militärische Ziele anzugreifen seien.

Hitler Februar 1943 zu u.a. Keitel, Ribbentrop:
Jetzt, wo die Feinde uns mit einer bedingungslosen Kapitulation(Casablanca-Konferenz kurz zuvor) drohen,
wird mir das deutsche Volk mit umso verbissenerer Energie im Kampf bis zum siegreichen Ende folgen.'

Zur Unterstützung ihrer Kämpfe baten die Russen die Westalliierten 1944/45 öfters
um Bombardierung von kriegswichtiger Infrastruktur und Fabriken.
Am 10.1.1945 fand in Moskau eine Besprechung Stalins mit Luftmarschall Tedder statt,
um die Boden- und Luftaktionen abzustimmen.
Die Luftangriffe der Westalliierten mussten mit den Russen abgesprochen werden
und mindestens 14 Stunden vorher beim russischen Oberkommandeo angemeldet werden.

Während die 8. US-Luftflotte Befehl hatte, nur Verkehrs- und Logistikziele in Dresden anzugreifen
wie Hydrierwerke, Raffinerien, Öldepots und den Verschiebebahnhof,
führten die Briten ein vornehmlich linkselbisches Flächenbombardement durch.


RE: Denk' ich an Dresden ... - dominikk85 - 31.10.2018

Klar kann man sagen das die letzten bombardements unnötig waren, allerdings lag das auch an der Einstellung der nazis lieber unterzugehen als aufzugeben. Hitler hat in den letzten Tagen ja sogar davon gefaselt das eventuell die deutschen doch nicht die "herrenrasse" wären und die Ausrottung verdient hätten. Da gab es einfach einen extremen Fanatismus und die Amis hatten irgendwann auch genug.

bei den Atombomben in Japan war es ähnlich, da war es allerdings eher die klassische Samurai Einstellung Japans das der Tod ehrenvoller sei als die Kapitulation. Klar über die 2. Bombe kann man streiten und es war sicher auch eine Art menschenversuch,  aber nach so vielen Jahren Krieg hatten die Leute halt genug.


RE: Denk' ich an Dresden ... - MZPTLK - 31.10.2018

Churchill hat nach dem Krieg im Unterhaus eingeräumt,
dass die Bombardierung von Zivilisten in der Endphase des Krieges ein trauriger Fehler war.

Hitler hatte schon ein paar Jahre früher räsoniert, dass das deutsche Volk im Fall des Verlierens versagt haben würde
und untergehen müsse und andere Völker dann eben das Gewinner-Vorrecht hätten.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass man nicht notwendigerweise Hiroshima,
geschweige Nagasaki hätte bombardieren müssen, um die japanischen Militärs zur Raison zu bringen.
Eine Demonstration der Vernichtungskraft in 1 oder 2 menschenleeren Gebieten Japans
- nach vorgeschlagener vorheriger Evakuierung - hätte wohl genügt.


Sorry, es muss beim früheren Posting heute heissen: 24 Stunden vorher, nicht 14.