Leichtathletikforum.com
Kniebeuge im Sprungbereich - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Thema: Kniebeuge im Sprungbereich (/showthread.php?tid=54)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9


Kniebeuge im Sprungbereich - Sporti - 15.03.2014

Ich wollt mal die Frage in den Raum stellen, wie hoch die effektivität von Kniebeugen im Sprungbereich wie Drei/Weit und Hochsprung hat?


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 15.03.2014

Sprünge sind Kniebeugen.

Kniebeugen sind für Sprünge hifreich, wenn:
1. ein gewisses Niveau der Sprünge erreicht wiorden ist, koordinativ und energetisch
2. Leistungsfortschritte nur noch überwiegend durch energetische Trainingsmittel erreicht werden können, bei Beibehaltung oder Verbesserung der Koordination

Die richtige Auswahl, Ausführung und Dosierung der Fremdgewichtsbeugen ist bei den verschiedenen Sprüngen spezifisch anzugehen.
In allen Fällen darf das Krafttraining nicht nur aus Kniebeugen bestehen, der Springer springt mit dem ganzen Körper.
Kniebeugen tiefer als 90 Grad oder unter Oberschenkelhorizontale sind nicht zielführend und orthopädisch auf Dauer bedenklich, man kann solche aber mal mit leichteren Gewichten 'einstreuen'. um andere Reize zu setzen.

Ohne wirklich kompetente Anleitung sollte man es besser lassen. Die meistenTrainer in den Fitness- und Muckibuden kennen sich mit den leichtathletikspezifischen Anforderungen wenig aus.

Die Effektivität liegt meistens unter 5 %
Beispiele:
Ein Weitspringer schafft austrainiert, aber ohne KBTraining 7,50 m, mit kaum mehr als 7.90 m.
Ein ausgereifter 16 m Dreispringer würde keine 17 m schaffen.
Der athletisch entwickelte 2 m Springer könnte vielleicht auf 2,10 kommen.

Noch uneffektiver sieht es beim Sprint aus, wobei gilt; je kürzer die Strecke, desto bessere Karten haben die Kraftpakete. Es gibt Kugelstosser und Hammerwerfer, die Topsprintern über 30, 40 m an den Fersen hängen.

Bei den Würfen, insbesondes beim Hammerwurf, sind hingegen Steigerungen über 20 % möglich.


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - Solos - 15.03.2014

(15.03.2014, 23:39) MZPTLK schrieb: Kniebeugen tiefer als 90 Grad oder unter Oberschenkelhorizontale sind nicht zielführend und orthopädisch auf Dauer bedenklich.

Begründung?


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 16.03.2014

Begründung:
1. Die Absprungdauer/Kuntaktzeit bei den Sprüngen liegt bei 1-2 Zehntelsekunden, die Kniewinkel währenddessen zwischen 130-175 Grad.
Warum sollte man also Kniebeugen unter 90 Grad trainieren, die vor allem bei  weitem nicht in der dynamischen Sruktur wie die Zielübung/en ausführbar sind??

Was dabei auch meistens vergessen wird: der Hüftwinkel bei der Beuge (hinten) erreicht bereits 90 Grad, wenn ich im Knie noch ein Stück davon entfernt bin. Nun springe ich aber auch mit der Hüfte, also bin ich auch diesbezüglich im falschen Film. Mache ich die Beuge vorn und gehe im Knie unter 90 Grad, habe ich in der Hüfte einen ähnlichen Winkel, also forget it.

2.Vermeidung 'orthopädischen Schrotts'(Gertrude)
Ich hätte kein Problem, wenn der Mensch ein Roboter mit in jeder Winkelstellung flächenschlüssigen Gelenken wäre, und wo Knorpel, Menisci, Bänder und Patellasehnen auch bei spitzem Kniewinkel nicht leiden würden.
Evolutionär und histologisch ist der Mensch nun mal auf bestimmte Funktionen 'hingewachsen', er kann heute zwar immer noch auf allen Vieren laufen, aber nicht so gut, so schnell und ausdauernd wie seine Altvorderen.
Wenn man sich das Knie unter morphologischen und funktionellen Aspekten ansieht, wird die Auflagefläche des Oberschenkels umso kleiner, je tiefer man runtergeht. Die Flächenschlüssigkeit ist vermindert, die Knorpelbelastung erhöht. Kommen falsche Bewegungsausführungen hinzu, entstehen Traumata oder Schlimmeres. Aber auch die Bänder und die Patellasehnen sind für ganz tiefe Kniebeugen nicht ausgelegt(Dislokationen), wir haben es mit Bio-mechanik zu tun.

Früher hatte man auch noch den Entengang geübt. Und wer mag, kann ja mit der Hantel den Kasaschok tanzen. Und bei den Orthopäden klingelt die Kasse...Big Grin

Da fällt mir ein, mein Verwarnungslevel steht noch bei Null, hoffentlich ist unter den Mods kein Orthopäde Teufel


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - ThomZach - 16.03.2014

Lieber MZP. Könntest Du Dir nicht mal n anderen Nickname zulegen?
Ich kann mir diese sinnleere Abfolge von Buchstaben einfach nicht merken.Smile
Zum Thema. Deine Sorge um die Gesundheit ist mMn nicht agebracht. Ich hab bis in die hohene Dreißiger
Kasatschok getanzt und konnte einbeinig 10 volle Kniebeugen am Stück machen. Mein Kniegelenk hab ich mir
durch zu viele Steilsprünge (in der Hocke über 2m10) überlastet, also bei Beugewinkeln von weniger als 15°.
Gewichtheber kommen ohne tiefe Kniebeuge gar nicht unter die Hantel. Und sind die am Ende ihrer Karriere
wirklich alles Krüppel?. Ich weiß es nicht.

Was ich ahne ist, dass was bei tiefen/tieferen Kniebeugen passiert ist, dass die Nerven stärker feuern müssen
und dass dies zu verstärktem Muskel- und Nervenwachstum führt. Und wenn man bedenkt dass beim Sprung
nicht alles Schnellkraft ist, sondern auch eine gewissen Stabilität gefragt ist,also Haltekräfte erforderlich sind,
dann bereue ich heute, dass ich Ende 68 mit dem Krafttraining mit Hateln und Joch aufgehört habe.
Schließlich hatte mir das Krafttraining 1967-68 12cm mehr Höhe eingebracht. Wobei man natürlich nicht weiß,
wieviel davon der besseren Technik zu verdanken war.

Danach habe ich ja von Herbst 1969 bis Februar 1971 9cm zugelegt. Und dies eben ohne ein Eisen in die Hand
genommen zu haben. Durch reines Techniktraining. Deine Zuwachsangaben stimmen wohl so. Was natürlich ernüchternd ist.
Deshalb hab ich ja damals auch ganz damit aufgehört und gedacht: Besser die Technik verbessern als die Kraftwerte.
Eine Frage der Zeiteinteilung. 
In diesen Wochen fühle ich mich allerdings beim Springen so schwach, dass ich angefangen habe, halbtiefe Kniebeugen
zu üben und täglich ein paar Minuten Ergometer mit großem Widerstand zu fahren. 
Obs was bringt wird sich zeigen. Ich werde berichten...


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 16.03.2014

Thomas, ich muss dich mit meinem Nick weiterhin strapazieren, ich finde ihn zu cool. Er ist übrigens einer Figur aus den Supermanheften entnommen und bedeutet: Kobold aus der 5. Dimension.

Kasatschok, Limbo und Entengang waren früher auch meine Stärken, aber man wird nicht jünger. Und ich habe früh damit aufgehört, kann heute problemlos (90 Grad-)Kniebeugeserien über 100 Kilo absolvieren, es geht mir gut dabei. Bei leichteren Gewichten gehe ich auch tiefer, um wie gesagt neuromuskulär Reize zu setzen.

Was die Gewichtheber angeht, sind das für uns keine Vorbilder. Natürlich 'müssen' die sich tief unter das Eisen schmeissen, ansonsten null Chance. 
Leider hat das oft Folgen, ich kenne ne Menge, die den Preis bezahlen.

Auf Youtube ist zu sehen , wie der Hammerwurfolympiasieger und 80 m Werfer Kozmus 4er Serien Umsetzen(also ohne abzusetzen) mit 170 KG und 4er Reissen mit 125 KG macht. Dabei geht er nicht tief runter, würde er das tun, könnte er natürlich wesentlich mehr Last schaffen - vorausgesetzt, er könnte damit 'aufstehen' und vorn halten.


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - TranceNation 2k14 - 16.03.2014

(15.03.2014, 23:39)MZPTLK schrieb: Die Effektivität liegt meistens unter 5 %
Beispiele:
Ein Weitspringer schafft austrainiert, aber ohne KBTraining 7,50 m, mit kaum mehr als 7.90 m.
Ein ausgereifter 16 m Dreispringer würde keine 17 m schaffen.
Der athletisch entwickelte 2 m Springer könnte vielleicht auf 2,10 kommen.

Noch uneffektiver sieht es beim Sprint aus, wobei gilt; je kürzer die Strecke, desto bessere Karten haben die Kraftpakete. Es gibt Kugelstosser und Hammerwerfer, die Topsprintern über 30, 40 m an den Fersen hängen.

Bei den Würfen, insbesondes beim Hammerwurf, sind hingegen Steigerungen über 20 % möglich.

Das sind wirklich interessante Zahlen. Könntest du bitte Quellen nennen, ich würde gerne die Überlegungen/Messungen nachvollziehen.


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 16.03.2014

Die Zahlen sind aus Jahrzehnten eigener LA-Beobachtung und Austausch mit Insidern herauskristallisiert. Ich kann Dir keine andere Quelle nennen, werde aber bei Gelegenheit recherchieren.
Viele unterschätzen die(Schnell-)Kraftentwicklungsmöglichkeiten ohne Fremdgewichtstraining. Armin Hary hat seine Leistungen ohne schwere Gewichte erreicht, hat viel über Sprungläufe, Laufsprünge, Medizinbälle, etc gewonnen. Bob Beamon hatte vor seinen 8,90 viel Basketball gespielt, statt in den Kraftraum zu gehen.
Wenn man sich die Trainingspläne von Weltklassespringern ansieht, wird der weitaus grösste Sprungkraftanteil durch disziplinspezifische Trainingsmittel erreicht, Kniebeugen sind dann on top. Die entwickelten Athleten haben bereits ein sehr hohes (Maximal-)Kraftniveau, bevor sie die Hantel anfassen. Dann werden die Beugen auch zielübungsorientiert gewandelt, also Ausfallschritte, etc.

Bei Werfern ist es anders, die kommen zwar ziemlich weit mit schwereren Wurfgewichten. Aber bei ihnen ist natürlich die Maximalkraft wesentlich wichtiger, darum schlägt auch das Schwergewichtstrainiing mehr zu Buch. Wer zum Beispiel Hammerwurfweltrekord werfen möchte, kommt nicht daran vorbei, an über 300 KG zerren zu können. Und auch das Dopen bringt mehr. Meine Schätzungen bewegen sich zwischen 5 bis maximal 10%, bezogen auf das ohne Doping maximal Mögliche.


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - ThomZach - 16.03.2014

(16.03.2014, 13:10)MZPTLK schrieb: Thomas, ich muss dich mit meinem Nick weiterhin strapazieren, ich finde ihn zu cool. Er ist übrigens einer Figur aus den Supermanheften entnommen und bedeutet: Kobold aus der 5. Dimension.
Achso - na dann...!Big Grin
Deine Aussagen empfinde ich als Wasser auf meine Mühlen. DankeThumb_up


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 16.03.2014

Vielleicht noch ein Beispiel:
Es wurde schon gesagt, dass ein Springer, ausgehend von einem hohen athletischen Niveau  und ausgereifter Technik, seine Sprungleistung um maximal 5 % mittels Gewichtstrainings steigern kann.

Der Weltrekordler im Dreisprung Jonathan Ewards schaffte bei etwa 70 KG Körpergewicht 105 im Reissen, 135 im Umsetzen und 230 in der 90 Grad Kniebeuge. Wahnsinnswerte, die er mit einem verblüffend geringen Aufwand erreichte: wenige Einheiten, wenige Wiederholungen, schnelle Ausführung bei höchster Qualität!
Ich bin sehr sicher, dass er ohne das schwere Eisen mindestens 17,40 gesprungen wäre, also 5 % weniger als sein Weltrekord.

Interessant auch, dass Weltklassesprinter und -Springer bis zum 3fachen ihres Körpergewichts in der 90 Grad Beuge schaffen, ohne grosse MaximalkraftUmfänge zu trainieren.