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Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Druckversion

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RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Hellmuth K l i m m e r - 02.08.2014

Die Frage, ob wir den DLV brauchen, ist nicht präzise gestellt.
Vor Jahren wurde im "alten" (DLV-)Forum Ähnliches zum Abspalten der Senioren in einen eigenen Verband diskutiert. (In der Schweiz u.a. Staaten gibt es das, und "wir" wurden aufgefordert, das nachzumachen.)

A b e r   diese Vorstellung war nicht zu Ende gedacht, denn: 

- die Intern. Föderationen (auch WMA, EVAA) lassen immer nur   e i n e   (1) Nation zu;
-  die dafür nötige personelle Struktur ist zu schaffen und zu finanzieren!
-  die Akquisation der nötigen Unterstützer (Sponsoren) ist kaum zu erwarten.

Warum es gehen müsste bei einer Erneuerung unseres Verbandes, das ist die wirkliche Erhöhung des Mitsprachrechts der Athleten (HLS wie Senioren) und eine Vereinfachung, dringende Veränderungen   s c h n e l l   durchzusetzen (nicht erst beim nächsten Verbandstag.  Sad )

Da kann es nicht ausreichen, zufrieden festzustellen: "Wir können   d o c h   mitbestimmen!" (sic Alfred Hermes bei der sog. Athletenberatung zur DHM der Senioren 2014 in Erfurt), weil 1 ... 2 marginale Zugeständnisse des DLV (nach langem Kampf!) erfolgten.

(alex72 hat das richtig erkannt und beschrieben)

H. Klimmer / sen.


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - alist - 03.08.2014

Ich halte die Idee einer Athleten-Gewerkschaft für eine gute Sache... und Athletenvertreter sollten aus der aktuellen Nationalmannschaft stammen und nicht welche sein, die seit Jahren nicht mehr aktiv sind.... die haben unter Umständen doch eher andere Interessen (Funktionärslaufbahn zb.)...


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Atanvarno - 07.10.2017

(03.08.2014, 15:21)alist schrieb: Ich halte die Idee einer Athleten-Gewerkschaft für eine gute Sache...

Es tut sich was

s. Athleten Deutschland - Verbandsunabhängige Athletenorganisation


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Gertrud - 23.10.2017

Man wirft den DLV gerne nur mit Fehlentscheidungen in einen Topf. Das sehe ich anders. Es gibt dort wie in anderen Institutionen auch hervorragende und schwache Leute. Kritisch wird es , wenn z.B. nur ein/e Frau/Mann an der Spitze steht, die/der im Endeffekt einsam und allein oder in einem überwiegend einseitig orientierten "Rudel" die Entscheidungen trifft. Oft potenzieren sich die Fehler, je mehr Leute an einer Entscheidung teilnehmen, je mehr Fehlerquellen dazu stoßen, aber auch, wenn eine schwache Spitze agiert. In der Personalpolitik sollte man ruhig danach verfahren, hervorragende und auch nicht "mainstream-gebürstete" Menschen einzusetzen. Ich sehe Vorteile in starken Personen, die Fortschritt leben und auch Querdenker integrieren können. Es kann auch ruhig verstärkt "Wölfinnen unter Wölfen" geben.  Wink

Daher plädiere ich seit Jahren dafür, diese Fehler im Trainerbereich zu umgehen, indem man auf sehr gute Trainer/innen in der Peripherie setzt und ihnen auch Handlungsfreiheit gibt. Nehmen wir mal an, dass es gute 400m-Trainer in der Provinz gibt, die aber nach den BT-Kriterien, die vielleicht nicht spitzenzeitgemäß sind, ticken sollen. Da kommt es unweigerlich zu Konflikten! Stellt euch vor, ich müsste mich einem BT Mehrkampf unterwerfen, der viel "orthopädischen Schrott" produziert?! Es wäre doch besser, man würde mich, wie Klaus Baarck das immer praktiziert hat, gewähren lassen. Ich brauche keinen Supervisor. Ich würde Kooperationen da forcieren, wo sie sinnvoll sind und nicht einfach nach Macht- und Gemengelage verfahren.

Der DLV ist aber nach finanzieller Situation durchaus in der Lage, in vielen Dingen einen hervorragenden Service zu bieten. Diesen sollte man im Athletenkreis nur auf die besten Athleten begrenzen und nicht auf "Netzwerksathleten" vorrangig.

Ich fand es übrigens gut, dass man einen Referenten bei einer Fortbildung einsetzt, um den ich gebeten habe. Solche Aktionen in Kooperation sind sinnvoll und kommen auch gut an.  Thumb_up

Wenn mich heute etwas beschäftigt, kann ich es spätestens morgen versuchen, mit meinem Athleten umzusetzen. In gebundenen Netzwerken dauern Entscheidungen vielfach "politisch" länger. Ich stehe eigentlich auf der besseren Seite, wenn man mir auch die Verbandsvorteile gewährt - und das ist der Punkt, wo sich oft die Geister scheiden und "Machtgelüste" aufkommen.  Wink  Wenn man bereit ist, nur den Fortschritt auch bei einer als "unangenehm" und hartnäckig geltenden Person zu sehen und in dem Fall auch gut zuliefern, dann ist der "Knoten geplatzt"!!!

Gertrud


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Gertrud - 23.10.2017

Ich habe einige Trainer in der Spitzenklasse erlebt, die ihre Athleten zu den TL bei BT mitschicken, weil sie ansonsten Nachteile befürchten. Solche Haltungen entsprechen überhaupt nicht meiner Mentalität. Ebenso gestaltet es sich bei Kadermaßnahmen. Wenn ich davon überzeugt bin, dass Athleten bei mir mehr profitieren und vor allem gesund bleiben, sind solche Wege absolut unmöglich. Entscheidet sich der Athlet ebenso pomadig, kann er sofort gehen. Mit solchen "situationsgeschmeidigen" Menschen will ich nichts zu tun haben. Das spricht nicht gegen gelegentlichen Meinungsaustausch. Es wäre doch ein Witz, wenn ich z. B. eine Mehrkämpferin in NRW zu irgendeinem noch sehr unerfahrenen Mehrkampftrainer schicke. Die Zeit kann man besser verwenden. In der Hinsicht entspricht das Wunschdenken der Verbände absolut nicht der Realität. In diesen Dingen sind die Verbände logistisch einfach schlecht aufgestellt! Ich kenne einen Trainer im Wissen der absoluten Spitzenklasse, der nicht über einen Trainerschein verfügt. 

Gertrud


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - dominikk85 - 23.10.2017

Natürlich gibt es super trainer ohne schein. Was der dlv da imo leisten kann und soll ist einen gewissen Mindeststandard zu definieren und zu gewährleisten. Darüber hinaus können und sollen die trainer natürlich mehr leisten, eine komplette Vereinheitlichung macht da keinen Sinn.

Die top trainer sollten sich aber auch nicht zu schade sein sich sowas anzuhören, schlimmstenfalls lernt man halt nichts neues und unterstützt dem dlv dabei die absolut schlimmsten auswüchse zu verhindern (wie die berühmte beinpress übung in den Social Media). Und bestenfalls lernt man vielleicht noch was dazu.

Allerdings sollte auch der dlv in Abstimmung mit dem top heimtrainern seine Inhalte aktuell halten.


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - andifu - 30.10.2017

Ich bin mir nicht 100% sicher ob es hier rein passt, falls nicht bitte verschieben:

Thema Spitzensport Reform:

http://www.hessenschau.de/sport/mehr-sport/diskussion-um-spitzensportreform,sportreform-104.html

Andre


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Gertrud - 19.01.2018

Die Spitzensportreform sollte die individuellen Bedürfnisse der Athleten berücksichtigen. Es kann nicht sein, dass irgendjemand "da oben" den Athleten entmündigt und für ihn denkt oder Leute irgendwohin beordert und ihn nur bestimmten Trainern zuordnet. Ich habe eine Konstellation im Weitsprung vor Augen, wo wahrscheinlich die Post abgehen wird, weil gerade kein teamkompatibler Trainer, sondern ein "Querdenker" am Werk ist. Er fällt vom Alter und seiner Funktion völlig aus dem Rahmen - so what??? Mich stört diese "Stromlinienförmigkeit" gewaltig!  

Entscheidend ist aus meiner Sicht immer, dass man dem Athleten in seinem Wirkungskreis die besten Möglichkeiten (sportlich und beruflich) nach seinem Gusto einrichtet. Natürlich kann der DLV z.B. anderer Meinung sein. Man sollte sich schon für die beste Lösung insgesamt aussprechen.

Dass z.B. OSP am besten bestückt werden, versteht sich von alleine. Es ist sicherlich nicht so viel Geld vorhanden, nun jede Sportstätte optimal auszurüsten. Wenn OSP zeitweise nicht "bevölkert" werden, sollte man die OSP auch Nicht-Kaderathleten zur Verfügung stellen. Die Verbände sollten sich von der absoluten Planwirtschaft verabschieden und Raum für Individualismus lassen. Dass Absprachen in gewisser Weise erfolgen müssen, ist aufgrund der Fördermittel klar. Es spricht sicherlich nichts dagegen, sich an einen Tisch zu setzen.

Wenn die Verbände Trainer erwarten, die everybody´s Lieblinge sind, haben sie das falsche Auswahlmuster. Man ringt als Trainer/in jeden Tag um Optimierung und zwar vornehmlich vor Ort. Ich habe z.B. mmer die Menschen ausgewählt, die mich nach vorne gebracht haben. Ich würde mir z. B. im Kugelstoßen immer einen Dr. Lehmnann oder einen Wilko Schaa vom IAT anhören. Ich mache das nicht an OSt-West oder Leipzig oder Köln fest. Ich würde über 400m immer zwei absolute Topleute aus dem Köner Raum bevorzugen.

Gertrud


RE: Braucht die deutsche Leichtathletik den DLV - Gertrud - 14.02.2018

Doch natürlich braucht die deutsche Leichtathletik einen Verband alleine schon für die Organisationsaufgaben und den Servicebereich. Ich würde mir auch wünschen, dass der Verband den Blick mehr für Qualität unter den Trainern öffnet - und zwar hauptberuflich und bei engagierten Trainern insgesamt. Es gibt Bereiche im DLV, die wirklich hervorragend arbeiten. Es sollte sich eine Arbeitsweise etablieren, die auf Vertrauen und mit dem Blick für Qualität ausgestattet ist. Mein früherer Oberstudiendirektor hat mal zu mir gesagt: "Wenn ich dir eine Aufgabe gebe, kann ich mich hundertprozentig darauf verlassen, dass du sie bewältigst und zur Zufriedenheit durchführst." Wenn ich die Verletztenquote im DLV betrachte, sträuben sich mir oft die Nackenhaare auch eben im Medaillenbereich. In der Hinsicht fehlt mir einfach der Weitblick!!!

Ich schätze aber den Weg, auf dem sich der DLV befindet, nicht auf jedem Gebiet als richtig ein. Der größte Fehler ist aus meiner Sicht diese unheimliche Zentralisierung auf vielen Bereichen und die Fokussierung auf nur hauptberufliche Trainer. Die Basis bricht auf Dauer vollkommen weg. Wir sind auf dem schlimmsten Weg dorthin, was auch die Teilnahmerfelder in vielen Fällen zeigen. 

Hauptberufliche Trainer sind gefangen, permanent Kompromisse zur Arbeitsplatzsicherung einzugehen, was man den "Teamgedanken" nennt. Man merkt vielfach bei hauptberuflichen BT, wie dieses Team immer wieder in den Vordergrund gerückt wird, wo dann die Konstruktionen erfolgen, dass jeder Deckel auf jeden Topf passt. Ich gebe mal ein Beispiel. In den letzten 20 Jahren war der Sprintbereich auf dem absoluten Holzweg. Sie sind erst durch permanente Angriffe aus der Peripherie aufgewacht, aber doch nicht durch das kaum veränderte Team. Noch jetzt halten viele Tests den kritischen Blicken darauf von Trainern aus der Provinz nicht stand - vor allem im Langsprint nicht. Ich hatte noch vor ein paar Tagen ein sehr gutes Gespräch mit Kollegen darüber. Dadurch, dass der DLV in jeder Beziehung nur auf das eigene Team setzt, würgt er jede Kreativität ab. Viele Trainer aus der Provinz verbschieden sich von diesem mainstream und arbeiten im Stillen weiter oder wenden sich anderen Gebieten zu.

Mir ist ein Fall bekannt, wo man im Sprint sehr erfolgreich, aber vollkommen von den allgemeinen Vorstellungen abweicht und unheimlich akribisch arbeitet. Solche Trainer/innen entgehen dem jetzigen Procedere vollkommen - und das bedauere ich sehr. Sie haben wie ich kaum Interesse, nur zu liefern und nichts zu bekommen. Dieses Wissen findet keinen Einzug mehr aufgrund der zentralisierten DLV-Arbeitsweise. Es entsteht eine "Parallelgesellschaft", die über ein großes Potential verfügt. 

Gertrud