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"Hollywood-Leichtathletik"? - Druckversion

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RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - Hellmuth K l i m m e r - 16.03.2014

(15.03.2014, 15:43)Pollux schrieb: Die mediale Darbietung der Leichtathletik muss das Besondere der Leichtathletik hervorheben. Gerd Held hat es 2009 mal gekonnt auf den Punkt gebracht. Nur halt nicht aus einer Nachfrage-orientierten Perspektive. Daher am besten gleich wieder vergessen! 

http://www.welt.de/welt_print/debatte/article4350716/Die-Kraft-des-Unvermoegens.html 
Deine wiederum geradezu "philosophischen" Ausführungen hätte ich gern zu Ende gelesen ... ----> WELT-Artikel v. Gerd Held.
Aber ich kann ihn trotz intensiver Bemühungen (auf der WELT-Suchseite) nicht hervorkramen. Undecided  Hast du eine andere Lösung?

hek 


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - Robb - 16.03.2014

Man braucht also nur perfektes Marketing, um eine Sportart beliebt/dominant zu machen? Wenn man dieser Logik folgt, müßte man mit perfektem Marketing Cricket in Deutschland zu einer der beliebtesten Sportarten machen können, glaubt das jemand?


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - lor-olli - 18.03.2014

(16.03.2014, 15:53)Robb schrieb: Man braucht also nur perfektes Marketing, um eine Sportart beliebt/dominant zu machen? Wenn man dieser Logik folgt, müßte man mit perfektem Marketing Cricket in Deutschland zu einer der beliebtesten Sportarten machen können, glaubt das jemand?
Ein wenig mehr bedarf es schon. Eine Sportart braucht auch  eine gesellschaftliche Verwurzelung (hat die LA), sie braucht eine überregionale Verbreitung (hat die LA), sie braucht die Ausübungsmöglichkeiten (hat die LA…noch) und für einen Neuanfang darf sie nicht zu kompex sein. Die LA ist ja erst im Laufe einer langen Geschichte so komplex geworden - aber wie zu ihrem Beginn ist der Erste der Sieger…

Das es ohne diese Voraussetzung nicht klappt sieht man am American Football in D, dort sind sehr erhebliche Gelder geflossen - mit mäßigem Erfolg.

Ein anderer Trend sind die vielen neuen "Fun"-Sportarten, sie werden oft von einer Industrie "gepushed", haben ein kurzes Hoch, das dann  bis zum nächsten Trend abflaut - aber einige bleiben immer bei ihrer Sportart hängen. Für eine Massenbewegung zählt aber die grundsätzlich leichte Ausführung (technisch, Ortsbezogen, physisch - joggen etwa wird nur durch die Motivation verhindert Wink) Die Leichtathletik ist in der Essenz die Basis jeden sportlichen Wettkampfes: Citius Altius Fortius ohne Tricks und Schnörkel. Es gilt zu verhindern, dass die "Mutter aller Sportarten" zu verstaubt daher kommt - DAS sollte und muss möglich sein, auch ohne "Hollywood"

UND Du Robb sag nichts mehr gegen Cricket, es gibt nicht viele Sportarten wo man sich nebenbei so schön sonnen kann! Sogar in England! Wink


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - hkrueger - 28.03.2014

Hallo, 
 
hier wird beklagt, dass Leichtathletik nicht mehr den Stellenwert der früheren Jahre einnimmt. Fußball hingegen dominiert alle anderen Sportarten hinsichtlich Interesse, Geld, Ausübung etc. 
 
Meiner Meinung liegt das nicht nur am mangelnden Interesse, sondern auch an zahlreichen Hemmnissen:
 
Für Fußball gibt es fast in jedem Dorf einen Fußballplatz, auf dem meistens ohne Einschränkung gespielt werden kann. 
 
Leichtathletik-Stadien oder auch nur Tartanbahnen mit Kugelstoßanlagen sind im Vergleich zu Fußballplätzen rar gesät. 
Falls man sich doch dazu entschlossen hat, stehen keine passenden Trainingsgruppen (nur Kindergruppen) zur Verfügung, da die Anzahl der (ehrenamtlichen) Trainer von Jahr zu Jahr abnimmt. 
 
Daher bleibt nur noch der Ausweg auf eigene Faust zu trainieren. Allerdings darf das Stadion bzw. Tartanbahn nur im Rahmen offizieller Trainingsstunden betreten und genutzt werden. 
D.h. entweder ‚einbrechen‘ oder im Wald trainieren, wobei dort natürlich zahlreiche Disziplinen (eigentlich alle außer Laufen) nicht trainiert werden können.
Hier könnte man evtl. ansetzen und einen leichteren Zugang für Interessenten anbieten.
 
 
(Stab)-Hochsprung-, Diskusanlagen etc. sind selten, der Aufbau zeitaufwändig  
Sollte jemand tatsächlich Interesse an einer Disziplin haben, braucht er erst mal das Glück, solche Anlagen vorzufinden und zudem einen kompetenten Trainer. Wenn man diese Entwicklung (qualifizierte Trainer nehmen ab, schwindendes Interesse) weiterdenkt, werden einige Disziplinen aussterben (Hammerwurf, Stabhochsprung)
 
Gruß hrkueger


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - lor-olli - 28.03.2014

Ich habe die Vokabel "Hollywood" bewusst gewählt, weil sie die Inzenierung des Ganzen darstellt. Es scheint wirklich so, dass in "unserer Zeit" kaum noch etwas Erfolg verspricht, wenn nicht eine gewisse mediale oder online Präzenz dahinter steht. Fußball der oberen, bezahlten Ligen etwa, hat nur noch bedingt mit der ursprünglichen Idee des Sports zu tun - nach wie vor eine körperliche Leistung unterliegt die Ausübung so vielen Regularien die mit "Sport" kaum etwas zu tun haben, aber sehr viel mit "Geschäft". Das Geld bestimmt die Bedingungen, ABER es schafft auch die permanente Präsenz über nahezu alle Medien hinweg.

Fußball kann man auch auf engstem Raum spielen (Kinder), aber Laufen kann man auch fast überall, der Unterschied ist, dass man Vorbilder braucht um die Massen anzuziehen. Ein Vorbild ist eines welches präsent ist, Fußball ist es permanent! In Afrika oder Jamaica sieht die Situation anders aus, aber durch die Allgegenwart des Fernsehens ist es hierzulande nun mal "Balltreten".

Irgendwie ist es auch eine sich selbst erhaltende Spirale - keine Vorbilder - keine Massen (-nachahmer), keine Massen - kein Geld, kein Geld - weniger Übungsmöglichkeiten, und wieder zurück…

Meine Überlegung war dahingehend, ob man eine große Sportart wie die LA mit einfachen Mitteln vor dem Bankrott retten kann, oder ob das nur mit Geld / Inzenierung / Vorbildern (die heute aber auch Geld sehen wollen!) gelingt. Die Ausgangslage ist schwierig, nicht zuletzt auch durch den Verlust an Attraktivität in der unmittelbaren Ära nach dem kalten Krieg und der anhaltenden Dopingproblematik. In GB ist im Vorfeld von Olympia 2012 eine Menge Geld von staatlicher Seite in den Sport geflossen (auch in die LA) - die Erfolge konnte man sich also "erkaufen".

Leichtathletik, sieht man mal vom Laufen ab, ist teuer! Rechnet man die notwendigen Sportanlagen auf die Zahl der Ausübenden um, dann bleiben selbst unter guten Gegebenheiten erhebliche Summen übrig. (moderne Stabhoch und Hochsprunganlagen, Sicherheitsnetze f. Diskus und Hammer, der Platzbedarf fürs Speerwerfen etc.) Einen einfachen Rasenplatz kann man schnell und kostengünstig einrichten und dies reicht auch im Fußball in den unteren Ligen - für Leichtathletikanlagen gelten erheblich höhere Ansprüche.

Also geht es wirklich nur um das Geld? Und wenn staatlich nicht gewollt / gefördert wird (in vielen Schulen / Schulsport ist die LA bereits tot!) bleibt nur "Hollywood"?


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - gera - 28.03.2014

Ich glaube, der momentane Niedergang der LA hat auch mit dem Rückgang der allgemeinen Kultur zu tun. Die Ansprüche vieler nivellieren sich nach unten , was auch manche Medien befördern.Die LA erfordert aber mehr Anstrengung und ist im Regelwerk komplizierter. Erfolg und Nichterfolg lassen sich in  m  und  sec.  ablesen, dass frustriert viele. Was tun ?
Vielleicht die LA mehr zum Mannschaftssport machen, damit- wenn Erfolg da ist - mehrere sich daran beteiligt sehen . Und die Identifikation einer Stadt / Region mit ihren LA würde steigen und zurückwirken.


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - Hellmuth K l i m m e r - 28.03.2014

(28.03.2014, 15:49)gera schrieb: Ich glaube, der momentane Niedergang der LA hat auch mit dem Rückgang der allgemeinen Kultur zu tun.

Vielleicht die LA mehr zum Mannschaftssport machen, damit- wenn Erfolg da ist - mehrere sich daran beteiligt sehen?
A u c h   mit dem Verfall der "allgemeinen Kultur"  hat die reduzierte Akzeptanz unserer Sportart zu tun. Wenn Werte und Normen, die Ethik der sportlichen Betätigung und des fairen Wettbewerbs verkommen, dann wird auch unsere Jugend nach schnellem und leichtem Erfolg drängen, nach Maximierung des "Gewinns".

In der Wiedereinführung von Länderkämpfen, bei den eben   v i e l e   am Erfolg beteiligt sind, alle Gewinner sind, sehe ich auch eine Möglichkeit den Mannschaftsgedanken in der Individualsportart LA zu fördern. (Mit der Einführung der Cup-Wettkämpfe vor Jahrzehnten, bei den jede Nation nur einen Starter stellen brauchte, war der Kollektivgedanke etwas gestorben. Im gewissen Sinne waren die "IAAF Mobil Grand Prix" der 80er Jahre der Todengräber der Leichtathletik wie wir sie uns vorstellen.)
Und diese Entwicklung "schlägt durch" auch auf das Veranstaltungsgeschehen im Lande: Wer nimmt den heute noch an DMM teil? Noch 1960 u. später startete ich - zusammen mit 2 weiteren Weitspringern in einer Mannschaft (ein 2 ... 3 Team hatten wir auch noch) und kämpften um die Punkte. In der DDR gabs lange LäKä (gegen UdSSR, USA, Polen, skand. Länder), die begeistert besucht wurden. Danach? - Die GP-Meetings verdrängten alles, es wurde nur noch EINER gebraucht Angry - um die Punkte zu holen; das kam dem DVfL der DDR gerade recht, denn unser Basis war klein (geworden).

Und im DLV sieht's heuer nicht viel besser aus - also: Keine LäKä, miese D(A)MM) - aber ein neuer Austragungsmodus mit schwer verständlichen Regeln für die Senioren Cool 

H. Klimmrer / sen.
 


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - gera - 29.03.2014

ja , ich glaube auch , das züchten einzelner Helden bringt die LA nicht weiter. Sind sie da, muss man den Hype nutzen,natürlich. Aber den dauernden Erfolg, die permanente Aufmerksamkeit der Bevölkerung wird man nur durch eine breit aufgestellte Basis erreichen , und das zuerst in den Regionen, wo der Sohn / Enkel / Bekannte am Erfolg beteiligt ist. oder wo der mittelständische Betrieb etwas zur Förderung beiträgt.
Harting ist gut, wenn er da ist. Aber wenn er nicht da ist, was dann ? Die Spitze ist dünn, der internationale Erfolg hängt momentan an Einzelnen. Die Verwurzelung in der Bevölkerung muss möglichst schon in  der Schule gefördert werden, an den Hochschulen. Am besten glaube ich, mit Mannschaftsvergleichen, von unten nach oben , bis zu Länderkämpfen, die wirklich eine Wucht waren.


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - Javeling - 29.03.2014

(28.03.2014, 17:40)Hellmuth K l i m m e r schrieb:
(28.03.2014, 15:49)gera schrieb: Ich glaube, der momentane Niedergang der LA hat auch mit dem Rückgang der allgemeinen Kultur zu tun.

Vielleicht die LA mehr zum Mannschaftssport machen, damit- wenn Erfolg da ist - mehrere sich daran beteiligt sehen?
A u c h   mit dem Verfall der "allgemeinen Kultur"  hat die reduzierte Akzeptanz unserer Sportart zu tun. Wenn Werte und Normen, die Ethik der sportlichen Betätigung und des fairen Wettbewerbs verkommen, dann wird auch unsere Jugend nach schnellem und leichtem Erfolg drängen, nach Maximierung des "Gewinns".

In der Wiedereinführung von Länderkämpfen, bei den eben   v i e l e   am Erfolg beteiligt sind, alle Gewinner sind, sehe ich auch eine Möglichkeit den Mannschaftsgedanken in der Individualsportart LA zu fördern. (Mit der Einführung der Cup-Wettkämpfe vor Jahrzehnten, bei den jede Nation nur einen Starter stellen brauchte, war der Kollektivgedanke etwas gestorben. Im gewissen Sinne waren die "IAAF Mobil Grand Prix" der 80er Jahre der Todengräber der Leichtathletik wie wir sie uns vorstellen.)
 

Hellmuth, das waren noch Zeiten : LÄNDERKÄMPFE. Damals waren die Teilnehmer 'stolz' darauf, berufen zu werden, meistens für ein 'Mittagessen'.
Heute ist z.B. die erste Frage bei einer Einladung zu einer Leichtathletik-Veranstaltung : 'Wieviel Euros kriege ich denn ?'
Kurz : Mittagessen für Amateure, Euros für Berufssportler (Profis).
Deshalb : Länderkämpfe haben auch in Zukunft keine Chance !

Übrigens, die Fußball-Nationenliga muss unbedingt eingeführt werden, da es viel zu wenig Wettbewerbe gibt. Auch hier sind Länderspiele völlig fehl am 'Rasen-Platz'. Wovon soll man denn die armen Schlucker bezahlen ? Wenn das so weitergeht wie bisher, dann muss man in Zukunft nicht nur die LA-Anlagen, sondern auch noch die Rasenplätze eliminieren.......*boahhh*

Heinz Engels, Mainz


RE: "Hollywood-Leichtathletik"? - Atanvarno - 29.03.2014

(29.03.2014, 14:21)Javeling schrieb: Kurz : Mittagessen für Amateure, Euros für Berufssportler (Profis).
Deshalb : Länderkämpfe haben auch in Zukunft keine Chance !

Das ist das leider das Hauptproblem für die Umsetzung dieser ansonsten auch mir sehr sympathischen Idee, wieder mehr Länderkämpfe durchzuführen. Wenn nur die zweite oder dritte Reihe antritt, werden diese nicht das erhoffte Interesse finden.

Oder die IAAF/EAA müsste sich in der Richtung einbringen und einen Ligabetrieb für Nationalteams ähnlich der Champions/Euroleague organisieren.