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Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Hellmuth K l i m m e r - 19.06.2014
Gut möglich, dass gerade hier bei den Internet-Fans die Fürsprache f ü r die Abschaffung der Schreibschrift groß ist (?) - Und die Großbuchstabenbefürworter überwiegen(?)
Ich sehe in diesem Vorhaben einen gewaltigen Verlust der Individualität jedes Menschen; seine typischen graphologischen Merkmale, Eigenheiten würden verloren gehen ...
Und ich glaube sogar, dass eine (geringfügige) Verschlechterung der Feinmotorik die Folge sein könnte; Pianisten, Geiger; Chirurgen, Sportler der techn.-kompositorischen Sportarten, ... würden evtl. weniger ausdrucksstark, weniger feinfühlig sein.
(Da ich einst einen Beruf [in der keramischen Industrie] erlernte, der viel Feingefühl, im wahrsten Sinne "Fingerspitzengefühl", verlangte, befürchte ich dann tatsächlich eine "Normierung", eine "Gleichmacherei", wenig "Charakter" - auch im Sport; die Ästheten werden weniger zu sehen sein... )
Ist das etwas, über das wir auch "plaudern" sollten?
Wollen wir total abhängig werden von der Tastatur ... ?
Nur noch GROßBUCHSTABEN, keine schön geschriebenen (Liebes)Briefe mehr?
H. Klimmer / sen. ---> mit Verweis a. die heutige Tagespresse
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - MZPTLK - 19.06.2014
Hellmuth, keine Panik, ich bin bei Dir...
Und hier sind zuvörderst Leichtathletikfans, einige mit mehr Internetaffinität als wir alten Säcke über 50.
Die Schreibschrift wird niemals abgeschafft, allerdings weniger vonnöten sein, also weniger praktiziert werden.
Der Transfer der in einem bestimmten Bereich geübten Feinmotorik(Feuer machen) zu anderen, im Laufe der Evolution mehr gefragten Bereichen(Fernsehzappen) ist grundsätzlich immer möglch und hat sich in der Geschichte der Menschheit auch immer mal wieder erfolgreich gezeigt.
De Frage ist nur, ob das jeweils wünschenswert ist.
Darüber könnte es sich lohnen zu parlieren.
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Atanvarno - 19.06.2014
(19.06.2014, 19:04)MZPTLK schrieb: Die Schreibschrift wird niemals abgeschafft, allerdings weniger vonnöten sein, also weniger praktiziert werden.
Meine Handschrift ist im letzten Jahrzehnt zunehmend schlechter geworden (und besonders leserlich war sie nie). Da sie aber auch nur noch dem Zweck dient, persönliche Notizen zu verfassen, ist das nicht weiter schlimm, außer mir muss sie niemand lesen können.
Wenn ich mit anderen schriftlich kommunziere, ist der Text immer über einen Computer verfasst.
Je früher das Einstiegsalter der Kinder in die Computernutzung wird, desto weniger wird noch eine Notwendigkeit des handschriftlichen Ausdrucks bestehen.
Das sehe ich auch als nicht so tragisch an. Viel schlimmer finde ich, dass Rechtschreibung und Grammatik zunehmend vor die Hunde gehen. Da sollten die Schulen eventuell mehr Gewicht drauf legen, anstatt einen verlorenen Kampf um die Aufrechterhaltung einer überflüssigen Kulturtechnik zu kämpfen.
@Hellmuth
Meine musikalische Feinkoordination hat sich übrigens im gleichen Zeitraum in dem meine Handschrift schlechter wurde deutlich verbessert. Ich denke also, dass es da keinen Zusammenhang gibt
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - lor-olli - 19.06.2014
Zitat:Schreibschrift soll abgeschafft werdenEs entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn so ein Thread in einem Computerforum landet
…Sogar Hellmuth tippt…
Aber dennoch kann ich sagen, es spricht mehr als nur die motorische Schulung für das Handschriftliche! Zum einen gebietet es die Ökonomie, erst zu Denken und dann zu schreiben (Radieren kostet Zeit, Durchstreichen sieht Sch… aus), zum anderen muss ich mir über die Worte Gedanken machen, da kein Computerprogramm die Fehler korrigiert. Der Schreibende muss sich auch Gedanken machen, ob die Worte wie gewünscht "ankommen", keine emoticons, keine Fettschrift, kein italic, keine eingefügten Bildchen peppen einen mangelhaften Text auf (das sieht man dann auch in Klausuren...).
Ich habe sicher mehr als tausend Briefe mit der Hand geschrieben, dennoch nutze auch ich heute lieber den Computer. Wer einmal mit zehn Fingern schreiben gelernt hat, schätzt die Mühsal und Anstrengung, die EINE handgeschriebene Seite kostet, eben nicht mehr. Uns würden aber sicher auch eine Menge schlechter und überflüssiger Veröffentlichungen ohne Computer erspart bleiben! Aber nachdem sogar eine "elektrophobe" Freundin mich jetzt per email kontaktiert betrachte ich den Trend als kaum aufhaltbar. (mich hat man in der Schule übrigens immer mit meiner “Mädchen-Schönschrift" aufgezogen… DAS sieht man jetzt nicht mehr, ha!)
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Hellmuth K l i m m e r - 19.06.2014
(19.06.2014, 20:10)lor-olli schrieb:Zitat:Schreibschrift soll abgeschafft werdenSogar Hellmuth tippt…
Aber sehr oft schreibe ich auch noch (Briefe), Glückwünsche, Protest-/Leserbriefe
, meinen Kindern/Verwandten generell per Hand!!!lor-olli schrieb:Aber dennoch kann ich sagen, es spricht mehr als nur die motorische Schulung für das Handschriftliche!
... betrachte ich den Trend als kaum aufhaltbar. (Mich hat man in der Schule übrigens immer mit meiner “Mädchen-Schönschrift" aufgezogen… DAS sieht man jetzt nicht mehr, ha!)
Die (Schön)Schrift verrät - so die Graphologen - sehr viel vom Charakter des Schreibenden. Ist er flüchtig, akribisch, redundant, herzlich, ... ?
Nicht umsonst werden/wurden Lebensläufe (bei Bewerbungen) h a n d s c h r i f t l i c h verlangt!
Und eine "Mädchen-Schönschrift" ist wohl eher positiv einzuschätzen.
H. Klimmer / sen.
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - lor-olli - 20.06.2014
Zitat:H.K. schrieb:Da möchte ich doch wiedersprechen! Die "Mädchenschrift" kam von der Frau einer meiner Lehrer, die Gute war Psychologin und Graphologin. Sie hatte sich Klassenarbeiten angesehen (ohne Namen) und die Schrift zugeordnet, meine wollte sie erst "glauben" als ich vor ihren Augen schrieb - zur "Strafe" bekam sie ein deftiges Spottgedicht (Sie hat das "kleine, zarte Mädchen mit der schönen Schrift" danach nicht mehr aus den Augen gelassen - tja manchmal sind nicht nur Frauen für Männer ein Rätsel
Und eine "Mädchen-Schönschrift" ist wohl eher positiv einzuschätzen.
Die (Schön)Schrift verrät - so die Graphologen - sehr viel vom Charakter des Schreibenden.
)Die Argumente für das händische Schreiben bleiben trotzdem bestehen - dennoch gibt es ein Totschlagargument welches heute IMMER gewinnt: der Zeitfaktor! Wenn man nicht gerade eine kurze persönliche Notiz schreibt - aber so viel Zeit haben nur noch Rentner - Jugendliche lesen Antworten die "gestern" abgeschickt wurden (elektronisch) meist nicht mehr, eine Antwort am Abend auf die Frage vom Morgen ist alt!! Nachrichten haben heute eine Halbwertszeit von 6 Std. - es sei denn sie lassen sich emotional ausschlachten oder es handelt sich um größere Katastrophen mit vielen Bildern...
Ich kenne ein paar Schreiberlinge - KEINER von denen hat je ein Buch, einen Text mit der Hand vorgeschrieben, die Zeiten scheinen wirklich vorbei. Ich finde es hin und wieder schade - eine Handschrift regt auch die Phantasie an!
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - MZPTLK - 20.06.2014
(19.06.2014, 20:50)Hellmuth K l i m m er schrieb: Die (Schön)Schrift verrät - so die Graphologen - sehr viel vom Charakter des Schreibenden. Ist er flüchtig, akribisch, redundant, herzlich, ... ?Früher mehr als heute, weil eine gute, schöne, feste, harmonische Schrift auch der Übung bedarf.
Nicht umsonst werden/wurden Lebensläufe (bei Bewerbungen) h a n d s c h r i f t l i c h verlangt!
H. Klimmer / sen.
Graphologen wurden auch für Geheimdienste eingesetzt, sie waren einer von vielen Puzzleteilen bei dem Versuch, Personen einzuschätzen.
Interessant ist folgendes: man hat Probanden mit der Hand, dem Mund, beiden Händen und beiden Füssen schreiben lassen.
Natürlich differierte das Schriftbild bezüglich der Qualität, aber kaum von den Grundcharakteristiken, in der weit überwiegenden Zahl der Fälle liessen sich die Ergebnisse den Urhebern zuordnen.
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Hellmuth K l i m m e r - 08.04.2015
Aus meiner österlichen Morgenzeitung ("MZ" = Mitteldeutsche Zeitung) entnahm ich (erfreut), dass in Sachsen-Anhalt der Kulturminister Stephan Dorgerloh sich entschieden für die Beibehaltung der Schreibschrift einsetzt. "Wir müssen bei aller Digitalisierung vernünftig schreiben können. Eine Handschrift gehört zur Persönlichkeit dazu."
Und weiter: "Deshalb bin ich davon überzeugt: Die Schreibschrift wird bleiben. Sie ist Bestandteil unserer Kultur. Und deshalb hat sie an unseren Schulen ihren festen bleibenden Platz."
Am 1. April (
) war in Berlin eine Umfrage (2000 Beteiligte) des Deutschen Lehrerverbandes und des Schreibmotorik-Instituts Heroldsberg vorgestellt worden. Sogar in den weiterführenden Schulen hatten die Kollegien zu 79% den Eindruck, dass es mit der Schreibfähigkeit schlechter wurde.Für mich werden somit wahrscheinlich auch die (fein)motorische Fertigkeiten (z.B. von Technikern/Leichtathleten) geringfügig schlechter. Auch wenn Atanvarno's "musikalische Feinkoordination ... trotz verschlechterter Handschrift" sich verbesserten.
H. Klimmer / sen.
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Hellmuth K l i m m e r - 31.07.2015
Im Zusammenhang mit der vor genau zehn Jahren eingeführten Rechtschreibreform wird derzeit in den (Print)Medien eine Art Bilanz gezogen. Das von mir beklagte Problem, dass die Schreibschrift abgeschafft und durch Blockschrift ersetz werden soll, ist dabei noch das kleinste Problem.
Im Netz(!) gibt "es ein Gemisch aus Jugendslang, Unwissen, Luschigkeit, T9-Automaten ...". "Wo früher ein Komma war, ist heute ein Nichts. Wo es Bindestriche gab, klaffen Löcher. Wo Groß- und Kleinschreibung Orientierungshilfe gab, reihen sich kopflose Zeilen aneinander." (zitiert n. "Mitteldeutsche Zeitung" v. 31.7.)
D a s fällt und stößt mir in d i e s e m Forum bei einigen wenigen Usern auch ständig auf.
H. Klimmer / sen.
RE: Zum Erschrecken: Schreibschrift soll abgeschafft werden - Atanvarno - 31.07.2015
Auch einige Zeitungen bekleckern sich bei der Pflege der deutschen Schriftsprache nicht mit Ruhm. Da aufgrund von Sparzwängen Korrektorat und Schlussredaktion zunehmend eingespart oder von überlasteten Redakteuren ausführt werden müssen, finden immer mehr Rechtschreib- und Grammatikfehler ihren Weg in die Blätter (und noch mehr in ihre Onlineauftritte)
Grundsätzlich finde ich auch, dass es ein Zeichen von Respekt dem Lesenden gegenüber ist, sich bei der Abfassung von Texten um die Einhaltung der Grundregeln der deutschen Schriftsprache zu bemühen.
Das heißt aber nicht, dass man jeden Rechtschreibfehler und jedes fehlende Komma zählen muss (was auch niemand hier tut, in anderen Foren sind die "Grammar Nazis" aktiver). Solange der Text verständlich und lesbar ist, ist alles gut.
Ein "Gemisch aus Jugendslang, Unwissen, Luschigkeit, T9-Automaten ..." habe ich hier noch nie vorgefunden.
Aber: Sprache lebt, ihre Regeln sind veränderbar. Wenn die Mehrheit anders schreibt als wir das gelernt haben und damit zurechtkommt, wird sich das durchsetzen. Die gemäßigte Kleinschreibung bspw. wird meines Erachtens kommen.