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Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Druckversion

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Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Javeling - 09.11.2017

Wenn nun das 'dritte' Geschlecht tatsächlich offiziell bis Ende 2018 eingeführt /verwirklicht werden soll, dann wird es auch riesige Probleme im gesamten sportlichen Bereich geben. Von den Kindern bis zu den Senioren. Menschen, die nicht mehr den beiden Geschlechtern zugeordnet werden können, werden quasi nach den bisherigen sportlichen Regeln nicht mehr z.B. an den leichtathletischen Wettkämpfen teilnehmen können.
Um die Persönlichkeitsrechte zu wahren, um Diskriminierungen zu vermeiden, müssten tatsächlich die Leichtathletikbestimmungen (IWR) mit allen Regeln, sowohl technischen als auch organisatorischen, neu spezifiziert werden.

Ein wahrlich 'riesiges' Problem, oder ?

Heinz Engels, Mainz


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - UliH. - 09.11.2017

Ich sehe das so, dass es sich hierbei um Formulare, Anträge etc., also den ganzen Papierkram handelt, wo eine 3. Möglichkeit des Ankreuzens gegeben sein wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es demnächst eine "3. Toilette" oder eigene Wettkampfklassen geben wird.


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Jo498 - 09.11.2017

So könnte man das Semenya-Problem lösen. Freilich ist das andere Problem, dass es nicht einfach ein "drittes Geschlecht", sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Intersex-Phänomene gibt, die alle selten sind, unterschiedliche Auswirkungen haben und wobei, selbst wenn man alle Intersex-Menschen zusammenfassen würde, kaum genügend Athleten für die meisten Sportarten zusammenkommen würden.


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Atanvarno - 09.11.2017

(09.11.2017, 21:57)Jo498 schrieb: So könnte man das Semenya-Problem lösen.

Könnte man nicht. Semenya sieht sich als Frau und das steht auch so in ihrem Pass. Da hilft eine Wettkampfklasse für eine drittes Geschlecht überhaupt nicht, weil der CAS jeden Versuch, jemand, der das nicht möchte, zwangsweise in diese Klasse zu verweisen, abschmettern wird.


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Jo498 - 10.11.2017

Klar, man kann das nicht jetzt und heute einfach so machen, d.h. den konkreten Fall Semenya kann man nicht einfach so damit lösen.
Ich meinte eher, dass, wenn sich mittelfristig eine Intersex-Klassifikation in anderen gesellschaftlichen Bereichen etablierte, man eher eine Basis hätte, bei entsprechendem medizinischen Befund Intersex-Athleten von den Frauenwettbewerben auszuschließen, bzw. gäbe es eben dann (in der Theorie) eine zusätzliche Klasse bei WK, also eine Alternative zum Ausschluss oder Zwangshormonen.
Wenn sich weiterhin jeder einfach entscheiden kann, ob er/sie/x nun als m, w oder inter gelten soll, je nachdem, was vorteilhaft ist, hilft es natürlich nichts.
Freilich gibt es wohl einfach nicht genug Intersex-Menschen (und aufgrund der ganz unterschiedlichen Befunde, die so zusammengefasst werden, wären sie wohl auch in unterschiedlicher Weise sportlich gehandicapt bzw. bevorteilt), um eigene Wettkämpfe zu veranstalten.
Bzw. wäre selbstverständlich eine Anzahl WM/Olympia-Medaillen kaum mit solchen in irgendeiner neuen Paralympics-Klasse (wenn es darauf hinausliefe) zu vergleichen. Für jemanden wie Semenya ist offensichtlich jede andere Regelung (obligatorische Hormonbehandlung, Ausschluß, Start bei Männern, Start in einer Sonderklasse) schlechter, als wenn sie ganz normal bei den Frauen antreten und gewinnen kann. Das ist aber nicht der einzige relevante Gesichtspunkt.


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Gertrud - 10.11.2017

(10.11.2017, 09:17)Jo498 schrieb: Klar, man kann das nicht jetzt und heute einfach so machen, d.h. den konkreten Fall Semenya kann man nicht einfach so damit lösen.
Ich meinte eher, dass, wenn sich mittelfristig eine Intersex-Klassifikation in anderen gesellschaftlichen Bereichen etablierte, man eher eine Basis hätte, bei entsprechendem medizinischen Befund Intersex-Athleten von den Frauenwettbewerben auszuschließen, bzw. gäbe es eben dann (in der Theorie) eine zusätzliche Klasse bei WK, also eine Alternative zum Ausschluss oder Zwangshormonen.
Wenn sich weiterhin jeder einfach entscheiden kann, ob er/sie/x nun als m, w oder inter gelten soll, je nachdem, was vorteilhaft ist, hilft es natürlich nichts.
Freilich gibt es wohl einfach nicht genug Intersex-Menschen (und aufgrund der ganz unterschiedlichen Befunde, die so zusammengefasst werden, wären sie wohl auch in unterschiedlicher Weise sportlich gehandicapt bzw. bevorteilt), um eigene Wettkämpfe zu veranstalten.
Bzw. wäre selbstverständlich eine Anzahl WM/Olympia-Medaillen kaum mit solchen in irgendeiner neuen Paralympics-Klasse (wenn es darauf hinausliefe) zu vergleichen. Für jemanden wie Semenya ist offensichtlich jede andere Regelung (obligatorische Hormonbehandlung, Ausschluß, Start bei Männern, Start in einer Sonderklasse) schlechter, als wenn sie ganz normal bei den Frauen antreten und gewinnen kann. Das ist aber nicht der einzige relevante Gesichtspunkt.

Es gibt auch noch die Transgender-Menschen, die sich sicherlich nicht "dazwischen" klassifizieren lassen möchten. Da fällt die Klassifizierung sicherlich nicht leicht. Man wird normalerweise weniger damit konfrontiert. Wir hatten an unserem Gymnasium zwei Mädchen, die heute als Männer leben. (Ben Melzer - meine ehemalige Schülerin und Athletin - war auf dem men´s health cover). Er lebt übrigens heute total glücklich in seiner neuen Identität. Ich habe immer noch sporadischen Kontakt zu der Familie. Ich weiß, dass es an einer Marler Gesamtschule auch einen Transgender-Mann gab. Die Anzahl derer, die anatomisch oder gefühlsmäßig scheinbar anomal reagieren, ist doch höher als man denkt.

Gertrud


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - JoelH - 10.11.2017

Im Schach gibt es keine Männer mehr. Da gibt es nur noch Open oder Frauen. Auch eine Lösung, Frauen dürfen übrigens gerne auch im Open starten.


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - lor-olli - 10.11.2017

Das "dritte" Geschlecht ist kein riesiges Problem der Leichtathletik, es ist die Manifestation einer Gesellschaft im Wandel (man sollte durchaus mal einen Blick auf die gender discussion im angelsächsischen Raum werfen), die mit ihren bisherigen Klassifikationsstandards der zunehmenden Wissensbasis nicht stand hält…
"Wir" Menschen leben mit dem Smartphone in der Hand und der "Keule" im Kopf (emotional noch ganz Atavisten), wir lieben einfache und klare Lösungen, ja / nein, schwarz / weiß, gut / böse - allen intellektuellen Bekenntnissen zum Trotz.
Klimawandel, klar haben wir akzeptiert (naja Trump und seine Wähler vielleicht nicht), ändern wir unser Verhalten im erforderlichen Sinn (Erderwärmung auf international verbindliche 2°C zu beschränken)? Nur wenn ich weiter "Porsche" fahren darf… (Egoismus first! Das war mal eine probate Überlebensstrategie, jetzt vielleicht eher eine zum Untergang?)

Auch die juristische Definition eines dritten Geschlechts wird keine allumfassende Lösung schaffen! Zum einen werden sich Grenzlinien weiter verfeinern und verändern (5 oder 6 Geschlechter? Ein Indio-Stamm in Bolivien teilt Männer, Mann-Frauen, Frau-Männer und Frauen in 20 Kategorien ein - und bestimmt damit die Sitzordnung bei Stammesversammlungen, auch ohne wissenschaftliche Basis, der / die Einzelne bestimmt selbst… Wink). Dezidierte Regelwerke werden nicht verhindern, dass es immer wieder "Kreative" geben wird, die eben dies NICHT wollen, sie wollen etwas Besonderes sein und werden immer Möglichkeiten und Lücken im System finden. Wer es nicht glaubt darf gern mal mit einem Psychiater einer entsprechenden Klinik sprechen! Aber nicht nur psychisch Kranke gehören dazu, ich habe vor drei Jahren auf einem Forum einen Menschen (Erklärung folgt) kennengelernt - als Frau. Sie wurde als Frau geboren, hat sich als eine der ersten vollständig umoperieren lassen, eine Zeitlang als Mann gelebt nur um sich dann wieder "zurück" operieren zu lassen. Diese Person ist intellektuell völlig gesund (Wissenschaftlerin), emotional auch? (Ich empfand sie als angenehm und liebenswürdig im Umgang, aber was besagt das schon, spreche ich doch als Atavist Wink )

Lange Rede kurzer Sinn, wir werden das Problem mit juristischen Regeln nicht lösen, wir erzielen maximal proprietäre Übereinkünfte die sich mit unserer exponentiellen Wissensentwicklung immer schneller überholen werden, notwendig wird also eine bisher unbekannte Flexibilität notwendig werden (gesellschaftlich, intellektuell, juristisch aber auch emotional). Das strenge Regelwerk des Leistungsports wird "imho" so nicht mehr sehr lange überleben können, es muss immer spezifischer werden, was einer  möglichst allgemeinen Vermarktungsstrategie widerspricht > Sport wird zum "reinen" Spektakel (der Fooball, Baseball + Fußball und ihre Kapriolen machen es vor).

Fazit: Es wird kein drittes Geschlecht im Sport geben - in weiterer Zukunft aber vielleicht doch, wenn sich der Sport in seinem Wesen stark verändert hat. Gut oder schecht? Wir müssen uns vor Augen halten, dass der Sport keine Überlebensnotwendigkeit mehr darstellt - wir kaufen unser Fleisch und müssen es nicht mehr jagen, guten Appetit Teufel


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - Robb - 10.11.2017

(10.11.2017, 11:00)JoelH schrieb: Im Schach gibt es keine Männer mehr. Da gibt es nur noch Open oder Frauen. Auch eine Lösung, Frauen dürfen übrigens gerne auch im Open starten.

Frauen dürfen also an allen Wettbewerben teilnehmen, Männer nicht? Ich wußte doch, dass wir das schwache Geschlecht sind. Big Grin
Ich gründe hiermit den deutschen Ableger von NO MA'AM, wer macht mit?


RE: Das DRITTE Geschlecht in der Leichtathletik.....ein riesiges Problem ? - JoelH - 10.11.2017

(10.11.2017, 11:45)Robb schrieb:
(10.11.2017, 11:00)JoelH schrieb: Im Schach gibt es keine Männer mehr. Da gibt es nur noch Open oder Frauen. Auch eine Lösung, Frauen dürfen übrigens gerne auch im Open starten.


Frauen dürfen also an allen Wettbewerben teilnehmen, Männer nicht? Ich wußte doch, dass wir das schwache Geschlecht sind. Big Grin
Ich gründe hiermit den deutschen Ableger von NO MA'AM, wer macht mit?

Das ist zu kurz gedacht.

Denn wenn dann alle Männer bei den Frauen teilnehmen würden, dann würde dort das Niveau das des Opens erreichen und dadurch bist du vom Regen in der Traufe gelandet und bekommst dafür auch noch weniger Preisgeld. Denn üblicherweise ist da die Dotierung des Turniers doch anders.