Leichtathletikforum.com
Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) (/showthread.php?tid=2629)

Seiten: 1 2 3


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Jo498 - 28.09.2017

Es ist keine Theorie, es ist nur eine Hoffnung!

Aber natürlich ein guter Hinweis, dass es nicht am Talent und auch nicht nur an der unbequemen Strecke liegen muss, sondern auch andere Gründe haben könnte. Wenn Breuer mit 22,45 klar unter 50 laufen konnte, müsste Laura Müller mit 22,64 eigentlich klar unter 51 laufen können usw.

Ich habe das nicht systematisch und schon gar nicht im Längsschnitt überprüft, aber ich habe schon den Eindruck, dass der Wechsel von 200 auf 400, dafür wie naheliegend er ist, eher selten stattfindet.

Das mag an ganz banalen Dingen liegen. Im Training aller 800m-Läufer sind längere Läufe enthalten und im Training aller 5000m-Läufer Intervalleinheiten, die schneller als das Renntempo sind, und es gibt schon lange Athleten, die zwischen Mittel- und Langstrecken wechseln, und dabei nicht immer nur auf die längere Strecke. Und diese Strecken fühlen sich halt auch selbst an der jeweiligen Leistungsgrenze nicht so krass unterschiedlich an (bzw. ist 800 eben auch viel schneller vorbei als 3000), während der Sprinter, der nicht ausreichend vorbereitet und evtl. zu schnell 400m probiert, ein Trauma erleben kann... Das kann man aber von Trainerseite behutsam angehen.
Dann höre ich Lückenkemper auf einer youtube-Plauderstunde und sie sagt, dass sie im Training praktisch nichts längeres als 200m läuft. (Das mag ja das optimale Sprinttraining sein, ich habe davon keine Ahnung, aber es ist eben wirklich anderes als Mittelstreckentraining, das immer auch Überdistanzeinheiten enthält.)


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Robb - 28.09.2017

Ginas Training dürfte sich aber bald ändern.
Ulli Kunst zur Frage, was er ihr über 200m zutraut:
Zitat:Da ist noch unendlich Potenzial. Mit 10,95 Sekunden über 100 Meter läuft man nicht 22,67 Sekunden über 200 Meter, sondern deutlich schneller. Das wird auch irgendwann passieren, vielleicht sogar schon nächstes Jahr. Generell darf 22,0 nicht die Grenze sein, irgendwann soll da eine 21 vorn stehen. Um bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen, muss man ein Niveau von unter 22 Sekunden mitbringen. Ob das machbar ist, werden die nächsten zwei, drei Jahre zeigen. Ganz klar ist der Trainingsaufwand für eine solche Zeit ein ganz anderer. Das schafft man nicht nur mit kurzen, schnellen Sprints. Aber wie gesagt: Wir sprechen da über einen längeren Zeitraum.



RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - dominikk85 - 29.09.2017

(28.09.2017, 19:06)Jo498 schrieb: Es ist keine Theorie, es ist nur eine Hoffnung!

Aber natürlich ein guter Hinweis, dass es nicht am Talent und auch nicht nur an der unbequemen Strecke liegen muss, sondern auch andere Gründe haben könnte. Wenn Breuer mit 22,45 klar unter 50 laufen konnte, müsste Laura Müller mit 22,64 eigentlich klar unter 51 laufen können usw.

Ich habe das nicht systematisch und schon gar nicht im Längsschnitt überprüft, aber ich habe schon den Eindruck, dass der Wechsel von 200 auf 400, dafür wie naheliegend er ist, eher selten stattfindet.

Das mag an ganz banalen Dingen liegen. Im Training aller 800m-Läufer sind längere Läufe enthalten und im Training aller 5000m-Läufer Intervalleinheiten, die schneller als das Renntempo sind, und es gibt schon lange Athleten, die zwischen Mittel- und Langstrecken wechseln, und dabei nicht immer nur auf die längere Strecke. Und diese Strecken fühlen sich halt auch selbst an der jeweiligen Leistungsgrenze nicht so krass unterschiedlich an (bzw. ist 800 eben auch viel schneller vorbei als 3000), während der Sprinter, der nicht ausreichend vorbereitet und evtl. zu schnell 400m probiert, ein Trauma erleben kann... Das kann man aber von Trainerseite behutsam angehen.
Dann höre ich Lückenkemper auf einer youtube-Plauderstunde und sie sagt, dass sie im Training praktisch nichts längeres als 200m läuft. (Das mag ja das optimale Sprinttraining sein, ich habe davon keine Ahnung, aber es ist eben wirklich anderes als Mittelstreckentraining, das immer auch Überdistanzeinheiten enthält.)

Man darf es aber auch nicht nur an der unterdistanz festmachen, manche sind einfach natürlicherweise eher Ausdauer talente  (der 400/800 Typ ala juantorena auch wenn der inzwischen selten ist) während andere mehr über den speed kommen. Der speed Typ muss denn entsprechend mehr Ausdauer trainieren während jemand wie juantorena oder jearl miles vor allem am speed arbeiten muss um auf den ersten 200 nicht allzu sehr abzufallen.  Das optimale 400m Training ist daher auch nicht für jeden gleich.


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - beity - 29.09.2017

(28.09.2017, 19:06)Jo498 schrieb: Es ist keine Theorie, es ist nur eine Hoffnung!

Aber natürlich ein guter Hinweis, dass es nicht am Talent und auch nicht nur an der unbequemen Strecke liegen muss, sondern auch andere Gründe haben könnte. Wenn Breuer mit 22,45 klar unter 50 laufen konnte, müsste Laura Müller mit 22,64 eigentlich klar unter 51 laufen können usw.
Ja stimmt schon, das trauen ihr ja auch nicht wenige zu.
​Allerdings tue ich mich schwer wenn Athletinnen mit Grit Breuer verglichen werden.
​Die hat schon, so meine Beobachtung aus Trainingslagern auf den Kanaren, schon sehr früh im Jahr richtig geknüppelt und...das darf man mittlerweile sicherlich ungestraft sagen, es ist nur schwer vorstellbar, das Athletinnen, die intensiv mit Thomas Springstein gearbeitet haben, nicht in irgendeiner Form von diesem mit unterstützenden Mitteln versorgt worden sind.


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Jo498 - 29.09.2017

Aber die unterstützenden Mittel dürften doch nicht unbedingt direkt für eine deutlich bessere Umsetzung der 200m-Zeit sorgen?

Vielleicht schon, unbestritten gehören die 400 und 800-Rekorde der Frauen zu den langlebigsten, zumal liefen mehrere Athletinnen in diesen Gegend, anders als der einmalige Ausreißer FloJo bei 100/200. Ich dachte aber, dass die dominierenden Mittel der 1980er Jahre in erster Linie für mehr Kraft/Grundschnelligkeit sorgten. Es sind ja nicht nur einzelne Rekorde, sondern auch "typische" Zeiten im Weltklassebereich in Langsprint und Mittelstrecke in den 1980ern bei den Frauen stärker gewesen als heute. Ich dachte daher, dass die Ursache hier wäre, dass man eben die Langsprint/Mittelstreckentalente durch Anabolika stärker/schneller gemacht hat (daher bei Frauen überproportional wirksam), nicht, dass man die Kurzsprinttalente ausdauernder gemacht hat.

Selbst wenn, dann hat jemand oben ja aktuelle Athletinnen (Polen, Litauen usw.) genannt, die deutlich schwächere 200m-Zeiten als die Deutschen, aber besser 400m-Zeiten haben. (Ich habe Breuer nur genommen, weil die bekannt war und ich leichter beide BL gefunden habe als bei anderen.)

Ich weiß nicht, ob das für 400 (800) schon so relevant ist, aber auf den Langstrecken schaffen viele Athlet/innen heute erhebliche bessere Umsetzungen der Schnelligkeit, vermutlich dank besserer Trainingsmethoden, die die Besonderheiten (unterschiedliche Ausdauertypen) der einzelnen Athleten eher berücksichtigen. Vor 30 Jahren gab es meines Wissens niemand, der mit so schwachen Unterdistanzleistungen so schnell Marathon laufen konnte wie etwa die Hahners heute (oder Reh auf den Bahndistanzen, die müsste "eigentlich" mindestens 10 sec. schneller über 1500 sein, um ihre tatsächliche 5k-Zeit zu schaffen) . Selbst bei einem Vielfachweltrekordler wie Coe sind die 1500-Leistungen eigentlich durchweg zu "schlecht" ggü. der 800m-Zeit. D.h., selbst wenn diese Erkenntnisse (die ab 1500 eindeutig Früchte zu tragen scheinen) nur teilweise für 200 -> 400 gelten sollten, müsste die Umsetzung der Schnelligkeit für den Langsprint heute besser sein, nicht schlechter. Und die relative Häufigkeit der Kurzsprint/Langsprint-Typen sollte sich in 30 Jahren kaum groß geändert haben, oder? D.h. wenn der Pool nur groß genug ist, müssen etwa genausoviele Langsprintbegabungen dabei sein. Die probieren das evtl. aber gar nicht aus (weil eklig anstrengend), wenn sie eh national die besten über 100 (oder 200) sind.


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - aj_runner - 29.09.2017

Für mich ist das eine müßige Diskussion. Wie schon im Marathon diskutiert, sagen Bestzeiten auf Über- und Unterdistanzen nur bedingt etwas aus für die Spezialstrecke. Ebenso mögliche Leistungen bei einem Streckenwechsel. Zahlenspielereien helfen da wenig. Einige schaffen es tatsächlich, viele, aus welchen Gründen auch immer, nicht. Und dann gibt es noch einige wenige, die auf mehreren Strecken ein Spitzenniveau haben. Das gilt vom Sprint auf die 400 Meter genauso wie von 800 auf 1500, von 1500 auf 5000 und von 5.000 auf 10.000 m. Was man sicherlich sagen kann ist, dass je später der Wechsel, desto höher die Wechselbarriere. Ich will aber nicht Spielverderber bei Euren Spekulationen sein. Huh


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Robb - 29.09.2017

Es ist Off-Season, müßige Diskussionen sind das einzige, was wir momentan haben. Wink


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Jo498 - 29.09.2017

Da die meisten von uns wohl eh nur/hauptsächlich Fans und Zuschauer sind (ich jedenfalls) sind alle hiesigen Diskussionen "müßig", auch die während einer WM... Wink

Nur bedingt aussagekräftig bedeutet ja nicht gar nicht aussagekräftig. Die Erfahrungs- und Über-den-Daumen-Werte passen ja nach wie vor in vielen Leistungsbereichen und bei vielen Athleten sehr gut.

Ich will auch nicht vom Sprint ablenken, aber als ich begann, LA zu verfolgen (ab ca. 1984) waren die Deutschen (und noch eine ganze Zeitlang) über 400 fast immer (oft deutlich) besser als im Sprint, sowohl Männer als auch Frauen. Die Langstaffeln waren eher Medaillenkandidaten als die Sprintstaffeln usw.

Das hat sich gründlich geändert (nur sind die Männer eben im Sprint immer noch nicht besonders gut, aber immerhin besser als über 400). Es kann damals auch nicht die hier vorgeschlagene Dynamik (der Druck auf Langsprint (400 oder 200/400) zu gehen, weil es zu viele gute 100/200-Läufer/innen gibt) die Ursache gewesen sein, denn der DLV insgesamt war ja besser über 400 als im Sprint.

Aber in einer Situation, in der 6 oder mehr gute 100/200m-Frauen und noch ein paar nachfolgende der U20 bereitstehen, wird solch ein Druck plausibel. (Weil man eben lieber mit der 4x4staffel nach Rio/Tokio/LA fahren will als gar nicht.)

Grundsätzlich sollten Trainer und Verband doch versuchen, möglichst viele Disziplinen gut zu besetzen und auch die bestmögliche Disziplin für einen Athleten zu finden, selbst ohne solchen Druck. Dazu kommt ja noch die extreme internationale Dichte beim Sprint. Die ist freilich über 400 auch nicht so viel geringer. Da müsste man schon die 400Hürden wiederbeleben, noch so eine "deutsche" Disziplin, früher mal.


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Jo498 - 30.09.2017

http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2017-sprint-maenner/

befasst sich ebenfalls mit dem Thema (Sprint, nicht sexy Bilder)


RE: Wie gehts weiter im deutschen Sprint? (100 & 200m) - Robb - 30.09.2017

Aus dem verlinkten La.de Artikel:
Zitat:Julian Reus konnte sich nach seinen zwei deutschen Meistertiteln von Erfurt auch bei der WM auf internationalem Niveau positiv darstellen.

Der Bundestrainer sieht einen sechsten Platz im Vorlauf mit 10.25 als positive Darstellung? Kein Wunder, dass die Männer nix gebacken kriegen, wenn er mit solchen Leistungen zufrieden ist.