Leichtathletikforum.com
Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Thema: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? (/showthread.php?tid=1634)

Seiten: 1 2


Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - icheinfachma - 17.02.2016

Hallo!

Soeben sah ich eine Doku über Doping in der DDR. Was mich dabei zunächst wunderte, war die Tatsache, dass eine Rudererin, die einhergehend mit Anabolikakonsum mehr trainierte, als ihre Knochen verkraften konnten, schon als Mädchen massive Halswirbelsäulenschäden davon trug. Heute ist sie gezwungen, eine Halskrause zu tragen. Tatsächlich setzt der Pars ascendens (aufsteigender Teil) des M. trapezius an der Halswirbelsäule an und wird bei Zugübungen nach hinten / oben stark beansprucht.

Was mich beunruhigt: Sind solche Arthrosen der Halswirbelsäule auch beim Umsetzen, das in der Leichtathletik oft angewandt wird, sowie bei den verwandten Übungen (Bankziehen / Langhantelrudern / ...) denkbar? Gerade Standumsetzen ist ja eine Primaübung, um Nacken und hintere Schulter zu trainieren. Aus dem Gewichtheben sind solche Folgeschäden offenbar bekannt, auf einer Ärzte-Homepage fand ich die (unverifizierte) Angabe, dass über 11% der Langzeitschäden im Gewichtheben die Halswirbelsäule betreffen.

Was sagen eure Erfahrungen bzw. kennt ihr nähere Informationen? Mich würde besonders auch Gertruds Meinung zum Umsetzen bzw. zum Standumsetzen interessieren.


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - MZPTLK - 17.02.2016

Das ist richtig. Ich kenne einige, die mit dem Wettkampfsport aufhören mussten.
Es kommt auf die Ausführungsweise an.
Zum Beispiel ist das Reinfallenlassen, das Reinkontern gefährlich.
Standumsetzen soll bei Werfern hauptsächlich die Rückenstrecker kräftigen.


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - icheinfachma - 17.02.2016

Meinst du mit Reinkontern, wenn man, nachdem man die Hantel von den Schultern wieder ablässt, sie zunächst fallen lässt und dann, wenn die Arme gestreckt sind und die Hantel dadurch auf Hüfthöhe abbremst, ein heftiger Ruck durch den Oberkörper geht?


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - MZPTLK - 17.02.2016

(17.02.2016, 20:26)icheinfachma schrieb: Meinst du mit Reinkontern, wenn man, nachdem man die Hantel von den Schultern wieder ablässt, sie zunächst fallen lässt und dann, wenn die Arme gestreckt sind und die Hantel dadurch auf Hüfthöhe abbremst, ein heftiger Ruck durch den Oberkörper geht?
So etwa. Aber nicht nur bremst, sondern amortisiert, also sofort wieder hochzieht.


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - lor-olli - 18.02.2016

Dürfte ich noch anmerken, dass es aber auch sehr auf die Höhe, die Dauer und die Art der Belastung, sowie auf die Vielfalt der Übungen ankommt…
Beim Rudern selbst entsteht eine sehr einseitige Belastung, die zudem auch über einen langen Zeitraum wiederholt wird - es ist also nicht nur die Belastung während des Trainings mit den Gewichten zu berücksichtiigen! Kann es natürlich in der Leichtathletik auch geben - mit falscher Trainingsgestaltung und Übungsausführung sowie Doping kann man sehr viel kaputt machen, selbst ohne Maximalbelastung, man muss sich nur einmal die vielen Lendenwirbelschäden bei den vielen "Bürohockern" anschauen… (ca. 20% der so Berufstätigen)

Doping tut ein übriges, es geht ja nicht nur um die reine Muskel-, Sehnen- und Knochenbelastung sehr viele Dopingsubstanzen überfordern auch "einfach" den Stoffwechsel und behindern z.B. die permanente Regeneration von Knochen. Die Wirbelsäule lässt sich aber relativ einfach kontrollieren und ein CT bei Sportlern die z.B. die Wirbelsäule im Bereich des Halses belasten verschafft hier schon recht früh einen Hinweis das etwas nicht stimmt - wenn dann ein Sportler noch besonderen Ehrgeiz zeigt…

Schäden sind bei Bewegungsabläufen die lange andauernd erfolgen, sowie bei großer Belastung NIE auszuschließen. Welcher Schmied hat, oft lange vor Erreichen des Rentenalters noch gesunde Ellenbogen? Andererseits kenne ich auch Marathonläufer die zum "Hunderter-Club" gehören, zählt man die Trainingskilometer dazu, würde man diese Belastung auch nicht gesund nennen - trotzdem sind viele auch mit 70 noch "fit wie ein Turnschuh"

Bei Athrosen schreibe ich auch einen guten Teil des Problems der Ernährung zu! Ich kenne ein paar Sportler, die durch eine Ernährungsumstellung ihr "Athroseproblem" (Knie, Schulter in diesem Fall) in der Griff bekamen.

Trotzdem ist eine gewisse Gefahr bei der Ausführung und häufig wiederholten Übung mit Gewichten nicht auszuschließen - da ist eine regelmäßige und gründliche Kontrolle eigentlich Pflicht!


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - Gertrud - 18.02.2016

(17.02.2016, 19:36)icheinfachma schrieb: Hallo!

Soeben sah ich eine Doku über Doping in der DDR. Was mich dabei zunächst wunderte, war die Tatsache, dass eine Rudererin, die einhergehend mit Anabolikakonsum mehr trainierte, als ihre Knochen verkraften konnten, schon als Mädchen massive Halswirbelsäulenschäden davon trug. Heute ist sie gezwungen, eine Halskrause zu tragen. Tatsächlich setzt der Pars ascendens (aufsteigender Teil) des M. trapezius an der Halswirbelsäule an und wird bei Zugübungen nach hinten / oben stark beansprucht.

Was mich beunruhigt: Sind solche Arthrosen der Halswirbelsäule auch beim Umsetzen, das in der Leichtathletik oft angewandt wird, sowie bei den verwandten Übungen (Bankziehen / Langhantelrudern / ...) denkbar? Gerade Standumsetzen ist ja eine Primaübung, um Nacken und hintere Schulter zu trainieren. Aus dem Gewichtheben sind solche Folgeschäden offenbar bekannt, auf einer Ärzte-Homepage fand ich die (unverifizierte) Angabe, dass über 11% der Langzeitschäden im Gewichtheben die Halswirbelsäule betreffen.

Was sagen eure Erfahrungen bzw. kennt ihr nähere Informationen? Mich würde besonders auch Gertruds Meinung zum Umsetzen bzw. zum Standumsetzen interessieren.

Erst einmal ist beim Umsetzen neben pars ascendens auch pars descendens stark beteiligt quasi zum Drehen des Schulterblattes und dem Hochbringen der Schultergelenkpfanne. 

Was Training und deren Übungen erschwert:
  1. Jeder Mensch ist strukturell individuell. Beispiel: Es gibt eine Variabilität der Nerven- und Blutgefäß-Eintrittshöhen.
  2. Es gibt Disziplinanforderungen.
  3. Wir haben kein unmittelbares Feedback über Qualität der Übungen im Körper.
  4. Ich träume von einem Kamera-Portionierer, der Beanspruchungen im Körper über eine App mitteilt: „Das ist gut, das ist genug, das ist zu wenig… " Wink
  5. Der Wissensfundus der Athleten und Trainer ist sehr unterschiedlich.
  6. Es ist oft sehr schwierig, die Verletzungen und Beeinträchtigungen an einer Übung festzumachen, weil auch die Dosierung insgesamt eine sehr große Rolle spielt.
  7. Der Athlet unterliegt scheinbar Verpflichtungen. Ich sage bewusst scheinbar und nicht anscheinend. Keiner kann meine Athleten und mich zu einem Trainingslager zwingen. Zu viele Athleten fürchten finanzielle Einbußen. Sie sollten ihren Körper mit den Beanspruchungen in den Vordergrund stellen. Kreativität und Gesundheit lebt man indivduell und in gezielten Netzwerken aus. 
  8. Zudem darf man nie ein Gebiet isoliert sehen. Man muss sich in unserem Fall beim Umsetzen auch die Frage stellen, was diese Übung mit dem Schultergelenk neben der HWS macht?!
Ich selbst hatte Probleme mit einem falsch diagnostizierten KTS, was sich hinterher als Problem C6/C7 herausgestellt hat. In dem HWS-Bereich kommt es nämlich zu vielen Unterschieden im Nerven- und Gefäßverlauf. Ob da nun das Umsetzen, einer meiner damaligen Hauptübungen, eine große Schuld trägt, kann ich nicht genau festlegen. Sicherlich wäre die Übung heute nicht mehr eine Übung erster Wahl. Ganz entscheidend ist die Beibehaltung bei Übungen die HWS-S-Form. Wenn der obere Trapeziusanteil über Gebühr innerviert wird, kommt es auch zur Hyperextension der HWS, was sicherlich auf Dauer Folgen hat. Man sollte sich vor Übungsaufnahme allen Ernstes fragen, was gesund ist und welche Übungen man benötigt, um die Regionen disziplinsadäquat und gesund zu stärken. Das ist sicherlich ein Ritt auf sehr dünnem Eis. Viele Trainer und Athleten sind einfach zu verliebt in sehr hohe Gewichte und aufgrund von Wissenslücken beratungsresistent!!! Manchmal braucht man zu 100% nur wenige kp. 
 
Gertrud


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - Gertrud - 19.02.2016

Folgendes muss man auseinanderhalten. Es gibt Übungen, die von vornherein schon innerhalb kurzer Zeit schädigen. Es gibt Übungen, die nach sehr langer Zeit erst Verschleißerscheinungen zeigen - und dann ist das Ganze auch noch individuell höchst unterschiedlich. Es stellt sich also die Frage, unter welchen Gesichtspunkten das Umsetzen vielleicht nicht ungesund sein kann. Ich würde manchem Athleten diese Übung zunächst sicherlich verbieten - Usain Bolt z. B.. Er macht die Übung ja primär als Sprintzubringerübung (nehme ich an). Er verstärkt seine Skoliose bei der Ausführung enorm, was auf youtube sehr gut zu sehen ist. Zudem geht er in eine enorme Hyperlordosierung. Usain Bolt ist sehr gut in Gegenmaßnahmen geschult. Wenn man sehr gut hinschaut, bemerkt man das; aber hier stimmt die Ausgangslage nicht. Ich nenne immer das Beispiel, wenn man einem Menschen mit Schmerzen z. B. im Wirbelsäulenbereich ins Gesicht schlägt. Dann wird er im Augenblick die Gesichtsschmerzen spüren; aber seine eigentlich Schmerzen sind dadurch nicht weg, sondern nur "betäubt".

Man sollte wissen, welche Partien durch diese Übung gekräftigt werden und sicherlich ein Rundumpaket schnüren. Wenn der Atlas durch Extension bei dieser Übung beeinträchtigt wird, hat das auf Dauer natürlich Auswirkungen. Man kann vieles machen. Man sollte auf die Ausführung, die Dosierung und das gesamte Programm achten. 

Gertrud


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - MZPTLK - 26.08.2017

Pro Jahr werden mehrere Millionen Manipulationen an der WS vorgenommen.
Die Halswirbelsäule ist eine besonders gefährdete Region,
wenn es hier zu falschen Manipulationen kommt, können Gefässverengungen,
Propfenbildung, Schlaganfall oder Verletzungen oder Schlimmeres die Folge sein.

Daher sollte immer geprüft werden, ob es nicht Alternativbehandlungen gibt.
Oft wird vorschnell und zu unsensibel Hand angelegt.
Der Patient wirkt verständlicherweise oft aus Angst gegen die Manipulation,
so dass es schwer wird, diese richtig zu dosieren.


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - Gertrud - 26.08.2017

Wir DREI sollten den Anfang einer "Kreativabteilung" bilden. Wink Es gibt eine solche Abteilung z. B. bei Evonik, die nach Herzenslust, aber natürlich mit Aussicht auf Erfolg forschen kann. Es werden große Summen zur Verfügung gestellt, wobei natürlich auch mal fehlinvestiert wird, was man in Kauf nimmt.

Die HWS kompensiert vielfach auch die Fehler der beiden anderen WS-Teilstücke. Schaut euch nur mal das Standumsetzen bei Usain Bolt an! Man sollte sich immer wieder über den Nutzen der jeweiligen Kraftübungen ragen.

Gertrud


RE: Halswirbelsäule - Schäden durch Umsetzen u. Rudern?? - Gertrud - 27.08.2017

(26.08.2017, 23:27)Gertrud schrieb: Wir DREI sollten den Anfang einer "Kreativabteilung" bilden. Wink Es gibt eine solche Abteilung z. B. bei Evonik, die nach Herzenslust, aber natürlich mit Aussicht auf Erfolg forschen kann. Es werden große Summen zur Verfügung gestellt, wobei natürlich auch mal fehlinvestiert wird, was man in Kauf nimmt.

Die HWS kompensiert vielfach auch die Fehler der beiden anderen WS-Teilstücke. Schaut euch nur mal das Standumsetzen bei Usain Bolt an! Man sollte sich immer wieder über den Nutzen der jeweiligen Kraftübungen fragen.

Gertrud
Korrektur!

Natürlich ist die HWS auch stark gebeutelt, weil sie normalerwiese nicht einbezogen wird.

Gertrud