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Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Druckversion

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RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Hellmuth K l i m m e r - 02.07.2015

(02.07.2015, 09:50)-running- schrieb: Im Sport gibt es diese Konflikte aber sehr wohl, da hier einfach sich gegenseitig ausschließende körperliche Fähigkeiten gefordert sind.
Es gibt sicher die Mehrkämpfer die vieles gut können.
Aber was mache ich mit einem sehr gutem Kugelstoßer mit mäßigen Ausdauerleistungen?
Was mache ich mit dem Langstreckler der keine Ballwurf kann?
Bei den alle zwei Jahre stattfindenden "Kinder- und Jugend-Spartakiaden" der DDR fanden (einige Jahre lang) für alle Teilnahmeberechtigten am Vortag der Einzelwettkämpfe ein Mehrkampf statt. Alle, auch die sog. Spezialisten, mussten eine (für alle gleiche) Punktzahl erbringen, um weiter teilnehmen zu können. Damit verfolgte man das Ziel, vielseitige Ausbildung zu initiieren, frühzeitige Spezialisierung zu unterbinden.

Außer bei den Gehern wurden keine Punktnachlässe gemacht. So kam es in Einzelfällen vor, dass einseitige "Spezialisten" in ihrer Einzeldisziplin nicht starten durften. 

H. Klimmer / sen.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Pollux - 03.07.2015

(02.07.2015, 12:22)MZPTLK schrieb:
(02.07.2015, 11:56)Pollux schrieb: Dass der MZ aus dem Koordinatensystem der Altachtundsechziger nicht rauskommt, ist schon lange klar. Deshalb kann er zwischen dem Realitäts- und dem Lustprinzip nur schwer unterscheiden. Geschweige denn einen Weg finden.
Für einen Altachtundsechziger bin ich 10 Jahre zu jung.

Lust hat zwei mögliche Seinsweisen:
- als Streben, dann ist sie als solche für sich Realität
- als Erfüllung, dann ist sie in der Realität angekommen

Die Realität hat auch zwei Seinsweisen:
- als Sollzustand
- als Istzustand
Ich nehm deine Definition mal beim Wort und reformier die Bundesjugendspiele: bis spätestens 2025! 

Die bestehen dann im Wesentlichen darin, mittels einer neuronalen Simulation die Komplexität des sportlichen Flow zu erkunden. Und zwar in einer Sportart eigener Wahl. Die Bundesjugendspiele beinhalten dann auch keinerlei körperliche Aktivitäten mehr. Nötig für jede Sitzung ist nämlich nur noch das Tragen eines Simu-Helms. Und Kommunikationsmedien werden auch gestattet. Der Clou dabei: die Effekte körperlicher Bewegung werden trotzdem implementiert. 

Im Hintergrund steht natürlich ein Forschungsprojekt: Lusttheoretische Realitätskonstruktionen* im 21. Jahrhundert. 

*Realität wird dabei nach deinen Vorgaben definiert: durch den Ist-Zustand neuronaler Erlebnismodalitäten. Gleichzeitig durch den Sollzustand notwendiger Ausweitungen. Die lusttheoretische Reformierung der Bundesjugendspiele wird dominiert durch die Begriffe ‚Streben’ und ‚Erfüllung’. Letzteres wird als Ankommen in der Realität des neuronalen Erlebnismaximums definiert. 

Sollte einer trotzdem darauf bestehen, seine Gliedmaßen zu bewegen, transportiert er falsche Voraussetzungen. Er geht nämlich implizit davon aus, dass man sich als natürliches Wesen auf die äußere Realität qua Widerstand einlassen muss: um überhaupt originäre Erfahrungen machen zu können. (Auch des eigenen Selbst) Ob diese Erfahrungen lustvoll sind, ist nicht garantiert. Oft genug sind sie schmerzhaft. Also Grund genug, die Welt als Simulation vorzuziehen. Sollte man trotzdem auf die Realität beharren, bleibt die Welt ein Wagnis. Der Sport sowieso. Und Leistung bringst du auch unter.  
Tongue


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - lor-olli - 03.07.2015

Ich sehe eine völlig unsimulierte Gefahr in dieser Entwicklung… Die Schule als "Wohlfühlkosmos" trifft auf eine globalisierte Welt des absoluten Leistungsprinzips (Die Schnellen werden die Langsamen bezwingen Wink) Nachdem wir durch PISA gelernt haben, das wir nicht einmal mehr knapp die Norm "Durchschnitt" erfüllen, wollen wir wenigstens im Sport dieses perverse Leistungsmessen konterkarieren. Ich simuliere mir meinen Ballweitwurf, der auf einer optimalen Flugbahn das gesamte Stadien überfliegt - am "Daddelautomaten" klappt das doch auch.

Wenn ich es in der Realtiät dann nicht schaffe, die 100m zum bereits wartenden Bus in weniger als 60 Sekunden zu bezwingen, dann muss ich nur den Fahrplan des Busses anpassen. (Eine Fluglinie in Texas hat Airbusse mit 10cm BREITEREN Sitzen bestellt, sie verloren vermutlich zu viel Zeit die eingequetschten Moppel aus den Sitzen zu zerren)

Viele Jugendliche leben bereits nicht im "JETZT", im "GESTERN" oder "MORGEN" sondern im omnidirektionalen VIELLEICHT, das Letzte was getroffen wird ist eine verbindliche Zu- oder Absage, aber ein definitives Vielleicht. Vielleicht komme ich zur Fete, (ich halte mir ja immer gleiche mehrere Optionen offen), 25% der deutschen Studenten haben psychische Probleme "wegen des Leistungsdrucks", dabei haben wir die Normen für Hochschulzugangsberchtigung und Abschlüsse schon "angepasst" und aufgeweicht. VIELLEICHT reicht ja irgendwann mal die Absicht einen Schein zu machen für das Ausstelles des Selbigen.

Analog erkläre ich, dass die Absicht am Weitsprung teilzunehmen  mir Spaß bereitet - müsste doch als Leistungsnachweis genügen, oder?


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - dominikk85 - 03.07.2015

Das halte ich mit Verlaub gesagt für Blödsinn.

Wie schon gesagt gibt es heute mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen als jemals zuvor in der deutschen geschichte.   auch der wirtschaft geht es historisch gut und der Lebensstandard ist trotz krisen und globaler Konkurrenz immer noch sehr hoch.

ich sehe diese Krise, bzw. das es früher soviel besser war einfach nicht.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - trackman - 03.07.2015

Nach dem tollen Schulsport, den ich "ausüben" durfte, brauchte es Jahre, bis ich wieder Lust auf Sport bekam. Wink


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - MZPTLK - 03.07.2015

(03.07.2015, 08:20)Pollux schrieb: ...Und Leistung bringst du auch unter.  
Tongue
Sehr amüsant! Du läufst ja wieder zur alten Hochform auf!

Mich dünkt, als wenn sich in diesem Thread alles um einen äusserst diffusen Begriff von Leistung dreht.

Ich werde mich demnächst bemühen, einiges Erhellende dazu zu schreiben.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Adonis1 - 03.07.2015

(03.07.2015, 10:33)dominikk85 schrieb: Das halte ich mit Verlaub gesagt für Blödsinn.

Wie schon gesagt gibt es heute mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen als jemals zuvor in der deutschen geschichte.   auch der wirtschaft geht es historisch gut und der Lebensstandard ist trotz krisen und globaler Konkurrenz immer noch sehr hoch.

ich sehe diese Krise, bzw. das es früher soviel besser war einfach nicht.
Oh, deine Argumentation ist aber sehr einfach. Warum gibt es denn wohl mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen? Doch vor allem deshalb, weil es politisch gewollt ist! Fast jeder Lehrer und jeder Hochschullehrer (ich habe sowohl am Gymnasium, als auch vorher an der Uni gelehrt) wird dir bestätigen, dass es seit vielen Jahren zu einer schleichenden, aber mehr als deutlichen Niveauabsenkung kommt. Darauf weisen die entsprechenden Gremien auch immer wieder hin! Die breite Masse erwirbt insgesamt zwar mehr (Schul)Bildung, die Spitze wird allerdings deutlich kleiner und schlechter (nicht festzumachen an den inflationär guten Abischnitten!!!)

Warum funktioniert unsere Wirtschaft wohl gut und warum ist unser Lebensstandard derzeit gesichert? Weil die Jahrgangskohorten der neuen Generationen (vgl. Erkenntnisse über die Generation Y) ja noch gar nicht in/an den wichtigen Schaltstellen in der Wirtschaft angekommen sind. Das derzeitige ökonomische Niveau wird schwerpunktmäßig von den 1960er Jahrgängen bestimmt, also von denjenigen, die mehrheitlich den katastrophalen "Liberalisierungen" unseres Bildungssystems weitgehend entgangen sind.

Einziger diesbezüglicher Hoffnungsschimmmer ist im Übrigen die Tatsache, dass es sich bei der Verflachung der Ansprüche/der Fähigkeiten/der Belastbarkeit/der Fähigkeit zur Demut um ein mehr oder weniger globales Phänomen handelt und es sich damit vielleicht wieder relativiert.

Im Übrigen heißt das alles nicht, dass früher alles besser war, sondern anders. Und zwar anders in dem Sinne, dass das gesellschaftliche Umfeld vor der (häufig überzogenen) Liberalisierung unserer Systeme leichtathletikaffiner (weil wettbewerbsorientierter) war. Also doch besser - eben aus Sicht eines Herzensleichtathleten.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - lor-olli - 03.07.2015

Die Leichtathletik hat im Sinne dieser "Liberalisierung" (vulgo Absenkung) der Anspruchsniveaus eine systemimmanente Causa > absolute Zahlen, die nicht im relativen Umfeld eines abnehmenden Niveaus verglichen werden…
Mit anderen Worten Opa sagt dann zum Enkel: "Wir" sind die 100m aber in 11 Sekunden gelaufen und er belegt das dann auch noch nit einer Urkunde Wink.
Viele der verantwortlichen Resignierten vermeinen ja sogar eine Absenkung des Niveaus der Promotionen zu erkennen  - und das nicht erst seit sich Guttenberg mit zwei "T" und Kopieren zum Doktor machte…


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - MZPTLK - 03.07.2015

(03.07.2015, 19:00)lor-olli schrieb: Viele der verantwortlichen Resignierten vermeinen ja sogar eine Absenkung des Niveaus der Promotionen zu erkennen  - und das nicht erst seit sich Guttenberg mit zwei "T" und Kopieren zum Doktor machte…
Das Nivea der Promotionen war zu allen Zeiten sehr unterschiedlich.

In vielen juristischen Fakultäten wurde/wird während des Studiums nicht so genau auf korrektes Zitieren geachtet.
Es kommt auf eine schlüssige Disputation an.

In den Archiven schlummern tausende Arbeiten, die kein historisches Proseminar passieren würden.
Grundsätzlich muss das der Wissenschaftlichkeit und dem Niveau keinen Abbruch tun.

Ich halte Guttenberg für locker in der Lage, eine gute Arbeit mit korrekten Quellennachweisen zu liefern.
Sein Verhalten nach Erwischtwerden ist allerdings erbärmlich.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Hellmuth K l i m m e r - 03.07.2015

F ü r  den Erhalt der Bundesjugendspiele setzt sich im DLV-Forum jetzt auch Robert Harting ein.
"Bundesjugendspiele nicht abschaffen!" - so fordert er auf seiner Seite.

Kann es sein, dass der Cottbusser früher aus seiner Kinderzeit noch die Wettbewerbe "Jugend trainiert für Olympia"  und die "Spartakiaden" in Berlin in Erinnerung hat? Huh

H. Klimmer / sen.